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VW taumelt: Neuer Finanzchef soll jetzt harte Restrukturierung durchführen

VWs Finanzprobleme spitzen sich zu - jetzt soll ein neuer Finanzvorstand eine harte Restrukturierung und Effizienzsteigerung bringen. Ob das Manöver aufgeht, ist allerdings fraglich.

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Volkswagen hat letzte Woche mit der Ankündigung von drastischen Sparmaßnahmen, betriebsbedingten Kündigungen, Preiserhöhungen und möglichen Werksschließungen das Ausmaß seiner tiefen Krise offenbart. Nun folgen schwerwiegende Konsequenzen in der Führungsetage: Mitten in der Krise tauscht der Konzern seinen Finanzchef aus. Patrik Andreas Mayer, bisheriger CFO von Volkswagen, übergibt seinen Posten an David Powels, der zuvor die Finanzen bei Seat verantwortete. Offensichtlich hatte Mayer die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. 

Es müssen dringend Taten folgen. Eine Lücke von 5 Milliarden Euro klafft im Budget – Der Automobilriese Volkswagen greift zu drastischen Maßnahmen, und die ersten Köpfe rollen bereits. Der bisherige Finanzchef Patrik Andreas Mayer muss seinen Posten in Wolfsburg räumen, um Platz für David Powels, den bisherigen Finanzvorstand der VW-Tochter Seat, zu machen, wie eine Unternehmenssprecherin gegenüber t-online bestätigte. Mayer war erst seit Oktober 2022 Finanzvorstand im Herzstück des größten Autokonzerns Europas.

Dieser Personalwechsel stellt eine klare Degradierung Mayers dar: Während Volkswagen rund siebenmal mehr Fahrzeuge verkauft als Seat, war Mayer bislang Powels‘ Vorgesetzter. David Powels mag in der Wolfsburger Zentrale noch unerfahren sein, doch er konnte sich durch seine Leistungen bei Seat hervortun, wo er einen rigorosen Restrukturierungsprozess durchsetzte. Zum Vergleich: Unter Powels erreichte Seat im zweiten Quartal eine Rendite von 5,2 %, während Volkswagen nur enttäuschende 2,3 % verbuchen konnte.

Ob Powels VW aus der Krise führen kann, erscheint eher zweifelhaft. Die Ursachen der Probleme sind weniger auf das Handeln einzelner Vorstandsmitglieder zurückzuführen, sondern vielmehr auf die kollektiven Fehlentscheidungen, die sowohl von VW als auch vom deutschen Wirtschaftsministerium in den letzten Jahren getroffen wurden. 

Ursprünglich war geplant, dass die Elektromobilität den Markt rasch erobern würde. Doch die Realität sieht anders aus: Immer mehr Automobilhersteller berichten von rückläufigen Absätzen bei E-Autos. Dies ist vor allem auf die starke Konkurrenz aus China zurückzuführen, der die meisten europäischen Hersteller preislich nicht gewachsen sind. 

Zunehmend wird deutlich, dass die schrittweise Abschaffung des Verbrennungsmotors ein gravierender Fehler war. Deutschland, einst führend in der Verbrennungsmotorentechnologie, hat diese Position aufgegeben. Die ausschließliche Fokussierung auf Elektromobilität erweist sich als schwerwiegender Irrtum, den nun auch der VW-Konzern zu spüren bekommt. Die Vernachlässigung der Diversifikation wird besonders deutlich im Vergleich zu BMW und dem weltweit größten Automobilhersteller Toyota, die beide in den letzten Jahren auf umfassendere Konzepte gesetzt haben.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Herstellern konnte BMW in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Absätze verzeichnen. Dieser Erfolg ist der Technologieoffenheit von BMW zu verdanken. CEO Oliver Zipse hat stets betont, dass kein fester Zeitpunkt für das Ende des Verbrennungsmotors festgelegt ist und dass BMW weiterhin auf bewährte Verbrennungstechnologien setzen wird, solange es einen Markt dafür gibt. Diese langfristige Flexibilität wird sich zukünftig vermutlich als wesentlicher Wettbewerbsvorteil erweisen, von dem sich auch Volkswagen eine Scheibe abschneiden könnte.

Der Konzern steht vor enormen Herausforderungen in der Software-Entwicklung für seine Elektroautos und hat in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte bei der Batterietechnologie verpasst. Um die Software-Entwicklung voranzutreiben, kündigte Volkswagen eine Investition von fünf Milliarden Dollar in das amerikanische E-Auto-Start-up Rivian an. Im Rahmen eines 50/50-Joint-Ventures sollen gemeinsam branchenführende Fahrzeugsoftware und fortschrittliche Elektronik-Architekturen entwickelt werden.

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Diese Mittel hätten alternativ dazu verwendet werden können, die finanziellen Engpässe des Konzerns zu überwinden und so Werkschließungen sowie Massenentlassungen zu verhindern. Dennoch bleibt der zwanghafte Umstieg auf Elektromobilität eine vorrangige Strategie bei Volkswagen, die allem Anschein nach über das Wachstum des Unternehmens und das Schicksal von 20.000 Mitarbeitern in Deutschland gestellt wird.

Das mit großen Erwartungen erwartete Elektrofahrzeug Trinity wird nun voraussichtlich erst 2032 auf den Markt kommen, statt wie ursprünglich geplant 2026. Auch die Produktion des ID.3 in Zwickau wurde zeitweise vollständig gestoppt. In Zukunft plant Volkswagen außerdem eine stärkere Fokussierung auf profitable Modelle und strebt eine Reduzierung der Modellvielfalt an.

Um dem allgemeinen Verkaufsrückgang entgegenzuwirken, verfolgt Volkswagen eine neuartige Strategie: Kunden sollen vermehrt dazu angeregt werden, Fahrzeuge zu leasen oder zu mieten, anstatt sie zu kaufen. Dieses Modell, das der Konzern als „Vehicle on Demand“ bezeichnet, wird durch eine neu entwickelte App unterstützt, die voraussichtlich 2025 auf den Markt kommen soll.

Die Volkswagen-Tochter Financial Services (VWFS) hat kürzlich angekündigt, im ersten Quartal 2025 eine neue Mobilitäts-App einzuführen, die die bestehende App des zur VW-Gruppe gehörenden Autovermieters Europcar ersetzen wird. Diese App steht im Zentrum eines strategischen Wandels bei VW: Statt auf den klassischen Fahrzeugverkauf zu setzen, plant das Unternehmen, verstärkt auf Miet-, Leasing- und Abonnement-Modelle umzustellen.

Auch die Marke Seat soll zunehmend in diese Richtung umgepolt werden. Der Fokus liegt dabei auf neuen Mobilitätsformen für junge Menschen, einschließlich Sharing-Konzepten, Abonnements und Mikromobilität. Ab sofort möchte man beim spanischen Automobilhersteller darüber hinaus vermehrt auf den Vertrieb von Kleinwagen und E-Rollern setzen. Ob diese Neuausrichtungen sich als wegweisende Innovationen oder als fortlaufende Fehltritte herauskristallisieren werden, bleibt abzuwarten. 

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