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Von Wikipedia abgeschrieben: Plagiatsvorwürfe gegen Thüringer CDU-Chef Mario Voigt

Der CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt soll in seiner Doktorarbeit von Wikipedia abgeschrieben haben. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Plagiatsgutachten, das Apollo News vorliegt. Die CDU weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück, ein anderer Prüfer sieht die „Erheblichkeitschwelle“ nicht überschritten.

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CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt soll stellenweise für seine Promotion aus der Wikipedia abgeschrieben haben.

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Der Plagiatsprüfer Stefan Weber erhebt Vorwürfe gegen den Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt in Bezug auf Plagiate in dessen Doktorarbeit. Apollo News liegt ein entsprechendes Schreiben an die TU Chemnitz vor. Weber schreibt darin von 46 Plagiaten. Voigt hat im Jahr 2008 zum Thema „Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry“ an der TU Chemnitz promoviert.

Der Vorwurf von Weber gegen Voigt ist hart: „Es ist interessant, dass ich an der Universität Salzburg im Jahr 1989 (!) das Ad-Fontes-Prinzip gelernt habe: Es dürfen in der Wissenschaft nur jene Quellen zitiert werden, die man im Original aufgesucht und rezipiert hat. Nur nicht erhältliche Quellen dürfen mit ‘zitiert nach:‘ belegt werden. Gegen diese wichtige wissenschaftliche Regel hat Herr Voigt an zahlreichen Stellen seiner Dissertation verstoßen.“

Apollo News liegt das Plagiatsgutachten sowie die Promotion von Voigt vollständig vor. Wir konnten die insgesamt 16 Stellen, die Voigt aus Wikipedia übernommen haben soll, unabhängig überprüfen. Teilweise fanden sich ganze Sätze aus der Promotion von Voigt vorher auf Wikipedia, das ist auf Basis des Wikipedia-Versionsverlaufs rekonstruierbar. Es geht dabei teilweise um wörtlich kopierte Sätze und teilweise um Absätze, die nur minimal geändert wurden. Voigt ist mittlerweile Professor für „Digitale Transformation und Politik“ an der Quadriga Hochschule Berlin.

Auf Anfrage von Apollo News erklärte Generalsekretär Christian Herrgott für die CDU Thüringen, Voigt habe seine Promotion „nach bestem Wissen und Gewissen“ erstellt. Herrgott verwies darauf, dass eine frühere Prüfung der Doktorarbeit über US-Präsidentschaftswahlkämpfe keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis gefunden habe. Er sprach von Verleumdung. Die Arbeit sei früher in diesem Jahr vom Plagiatsprüfer Jochen Zenthöfer geprüft worden, dieser sei zu dem Schluss gekommen: „Es gibt keine Hinweise auf Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis in seiner Dissertation.“

Zenthöfer bestätigte diese Einschätzung gegenüber Apollo News. Er bestätigte allerdings, drei Sätze aus Wikipedia in der Arbeit gefunden zu haben, die problematisch und zu überprüfen seien. Insgesamt seien die Fälle aber unterhalb der Erheblichkeitsschwelle, er sehe keinen „Plagiatsvorsatz“.

Apollo News dokumentiert die zentralen Fälle:

Hier findet sich das gesamte Gutachten von Stefan Weber.

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