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Afghanistan

Visa-Affäre weitet sich aus – hat das Auswärtige Amt gelogen?

Die Affäre rund um das von Baerbock geleitete Auswärtige Amt hat neue Dimensionen angenommen: In tausenden Fällen wird geprüft, ob Behördenmitarbeiter falsche Dokumente ausgegeben haben und so Afghanen illegal die Einreise ermöglichten.

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Annalena Baerbocks Behörde hat sich in einen handfesten Skandal verstrickt: tausende Afghanen könnten trotz fehlender Identitätsnachweise eingereist sein – auf Drängen des Auswärtigen Amts.

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Tausende Afghanen könnten dank mutwilliger Rechtsbeugung deutscher Behörden in den letzten Jahren illegal eingereist sein. Das geht aus den internen Vorgängen im Visa-Skandal um das Auswärtige Amt hervor, das sogenannte „Proxy-Pässe“ mutmaßlich mit Visa-Stempeln versehen ließ – obwohl das nicht erlaubt ist. Denn diese Proxy-Pässe – oft vor allem von arabischen und afrikanischen Staaten ausgegeben – sehen den Originalpässen zwar sehr ähnlich, sind aber minderwertig.

Denn für Proxy-Pässe müssen Antragsteller nicht persönlich auf dem Amt erscheinen – sie können von Dritten beantragt und abgeholt werden. Derartig ausgestellte Pässe sind aber in Deutschland nicht gültig. Deswegen gibt es in den deutschen Konsulaten speziell geschultes Personal, das Proxy-Pässe erkennen kann.

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Sollte das Personal feststellen, dass es sich bei dem Dokument um einen Proxy-Pass handelt, muss der Antrag auf Einreise abgelehnt oder ein Reisepass für Ausländer ausgestellt werden, in welchen ein Visum eingetragen werden darf. Doch beides könnte vom Auswärtigen Amt sehr unvorsichtig gehandhabt worden sein.

Afghanen mit Proxy-Pässen bekamen Visa

Um nach Deutschland zu reisen, müssen Afghanen unter Vorlage eines Identitätsnachweises ein Visum bei der deutschen Botschaft im pakistanischen Islamabad beantragen. Daraufhin durchleuchten Beamte des Verfassungsschutzes und Bundeskriminalamtes die Hintergründe der Antragsteller und teilen der Botschaft ihren Befund über die Sicherheitseinschätzung der jeweiligen Person mit. Die Botschaftsmitarbeiter entscheiden aufgrund dieser Einschätzung, ob der Antrag abgelehnt oder ein Visum beziehungsweise ein Reisepass für Ausländer ausgestellt wird – an dieser Stelle kann jedoch das Auswärtige Amt intervenieren und die anderen Behörden überstimmen.

Das Außenministerium besteht zwar darauf, dass bei den zahlreichen Aufnahmen aus Afghanistan, etwa über das umstrittene Bundesaufnahmeprogramm, alles korrekt gelaufen sei. Alle Personen seien geprüft worden, die eingereisten Afghanen hätten „alle Einreisevoraussetzungen erfüllt“, sagte ein Sprecher gegenüber Welt am Sonntag.

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Doch das stimmt nach Angaben der Zeitung nicht: In einigen Fällen sollen auch Antragsteller mit Proxy-Pass ein Visum erhalten haben – was eigentlich verboten ist. Deswegen leiteten die Staatsanwaltschaften in Cottbus und Berlin zunächst Ermittlungen in 20 Fällen ein – darunter auch gegen hochrangige Mitarbeiter des Außenministeriums, die Antragstellern in zahlreichen Fällen zu illegalen Einreise verholfen haben sollen (Apollo News berichtete).

Gegenüber der Welt mauern das Auswärtige Amt und Bundesinnenministerium, wollen dazu keine Antworten geben: Wie viele Afghanen aus Sicherheitsbedenken abgelehnt worden seien, dazu führe man keine Statistik. Wie oft das Auswärtige Amt die Botschaft in Pakistan überging, um die Einreise von Afghanen auf Biegen und Brechen durchzusetzen? Ebenfalls keine Antwort.

Schweigen bei der Polizei und dem Auswärtigen Amt

Recherchen der Welt zeigen jetzt: eine hohe vierstellige Zahl an Verdachtsfällen wird derzeit kriminalpolizeilich untersucht und behördenintern geprüft. Diese aus Sicherheitskreisen stammende Einordnung konkretisiert noch einmal die ersten Schätzungen, wonach „tausende“ Afghanen seit dem Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan 2021 illegalerweise das Land betreten haben könnten. Ende Juni hatte das Auswärtige Amt noch mitgeteilt, bei den mit Proxy-Pässen nach Deutschland gelassenen Afghanen handele es sich nur um ein Kontingent von zwei Charterflügen, deren Identitäten zweifelsfrei festgestellt wurden.

Ganz so zweifelsfrei war die Feststellung dann aber doch nicht. Welt berichtet von zahlreichen Fällen, in denen Bundespolizisten bereits ausgestellte Visa für Afghanen wegen fehlender Dokumente an deutschen Flughäfen annullierten oder bereits in Islamabad die Botschaft baten, die Pässe zurückzunehmen. Dabei spielten oft auch Sicherheitsbedenken eine Rolle (Apollo News berichtete). In wie vielen Fällen derartige Sicherheitseinwände aufkamen, ist nicht bekannt: Die Bundespolizei schweigt sich – wie auch Außen- und Innenministerium – gegenüber der Zeitung aus. Klar ist nur: Tausende Verdachtsfälle übersteigen das Kontingent von zwei Charterflügen locker. Hat das Auswärtige Amt also gelogen?

Ausschlaggebend für den Visa-Skandal war ein Medienbericht Ende Juni. Mit Verweis auf einen internen E-Mail-Verkehr hatte der Focus berichtet, dass innerhalb des Auswärtigen Amtes Bedenken bezüglich der Dokumentenechtheit von einem Behördenmitarbeiter beiseitegeschoben wurden. In der hervorgehobenen Mail sollen Beamte geschrieben haben „falscher Pass hin oder her“ und damit die Sicherheitsbedenken bei Antragstellern komplett ausgeblendet haben.

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