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Kulturstaatsminister

„Verlagsgruppe verlassen“: Hat Wolfram Weimer seine Kabinettskollegen getäuscht?

Wolfram Weimer hat öffentlich nicht darüber informiert, dass er trotz seines Wechsels in die Bundesregierung Eigentümer seines Verlagsunternehmens bleibt – auch das Kanzleramt wusste davon womöglich nichts. Da die Weimer Media Group auf die Vermarktung von Politiker-Kontakten spezialisiert ist, steckt darin große Brisanz.

IMAGO/

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Die Affäre um die Verlagsgeschäfte des Kulturstaatsministers und Merz-Vertrauten Wolfram Weimer spitzt sich weiter zu. Wie am Mittwoch durch einen Bericht der Jungen Freiheit bekannt wurde, hat Weimer die anderen Mitglieder der Bundesregierung womöglich über seine Unternehmertätigkeit getäuscht.

Die Zeitung hat eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen von August ausgegraben. Es ging darin hauptsächlich um mögliche Interessenskonflikte von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Dabei nehmen die Grünen aber auch Weimer ins Visier. „Zusätzliche offene Fragen ergeben sich aus Bundesministerin Katherina Reiches Nähe zum Ludwig-Erhard-Gipfel (LEG), einem jährlich am Tegernsee stattfindenden Forum mit wirtschaftsliberalem bis konservativem Profil, das
laut Aussagen der Mitveranstalterin Christiane Goetz-Weimer als ‚Keimzelle
der neuen Bundesregierung‘ gilt“, schreiben die Fragesteller in ihrer Vorbemerkung.

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Die Veranstaltung wird durch Sponsoren aus Wirtschaft und Finanzwelt finanziert und von der privatwirtschaftlich organisierten Weimer Media Group durchgeführt, stellen die Grünen korrekt fest. Doch dann sitzen sie einer womöglich bewussten Irreführung des von Weimer und seiner Frau gegründeten Unternehmens auf: „Die Ernennung von Wolfram Weimer zum Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erfolgte unmittelbar nach seiner langjährigen Rolle als Hauptorganisator des LEG. Wenige Tage vor seiner Berufung übertrug er formal seine Geschäftsanteile an der Weimer Media Group an seine Ehefrau, die weiterhin als Verlegerin und Veranstalterin des LEG auftritt – laut zivilgesellschaftlichen Organisationen wie LobbyControl reicht diese Maßnahme jedoch nicht aus, um Interessenkonflikte strukturell zu vermeiden“, heißt es in der als Bundestagsdrucksache veröffentlichten Kleinen Anfrage.

Das stimmt allerdings nicht. Weimer hat seine Geschäftsanteile nicht an seine Frau übertragen, sondern sich nur aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Er hält weiterhin 50 Prozent der Anteile, die anderen 50 Prozent hält seine Ehefrau. Damit gehört ihm die Weimer Media Group GmbH weiterhin zur Hälfte. Da er zudem mit der zweiten Gesellschafterin und Geschäftsführerin verheiratet ist, muss man davon ausgehen, dass er auch als Kulturstaatsminister im Kanzleramt direkten Einfluss auf das Unternehmen hat. Vor allem aber profitiert er von dessen Gewinnen.

Das Hauptgeschäft der Weimer Media Group besteht nicht im Herausgeben von Zeitschriften und Büchern, sondern im Veranstalten exklusiver Netzwerktreffen wie dem Ludwig-Erhard-Gipfel oder dem gerade stattfindenden „Frankfurt Finance and Future Summit“. Politiker treten dort als Stargäste auf. Wirtschaftsvertreter zahlen dann viel Geld, um mit ihnen in Kontakt zu kommen. Dadurch, dass Wolfram Weimer ein langjähriger Freund und Unterstützer des Bundeskanzlers und nun selbst Mitglied der Bundesregierung ist, werden die von seinem Unternehmen veranstalteten Gipfeltreffen für Manager, die einen Zugang zur Regierung suchen, natürlich attraktiver.

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Dass Weimer weiterhin Miteigentümer der Weimer Media Group ist, hätte er zumindest transparent machen müssen. Genau das, so legt es die Antwort der Bundesregierung auf die Grünen-Anfrage nahe, ist womöglich nicht geschehen. Denn die Regierung schreibt darin: „Herr Staatsminister Dr. Weimer hat die Geschäftsführung der Weimer Media Group mit seinem ersten Amtstag als Staatsminister niedergelegt und die Verlagsgruppe verlassen.“

Mit viel Fantasie mag diese Formulierung formaljuristisch gerade noch korrekt sein. Denn die Geschäftsführung hat er ja tatsächlich niedergelegt und offiziell ist er für die Verlagsgruppe nicht mehr tätig. Aber die Information, dass ihm diese Verlagsgruppe weiterhin zur Hälfte gehört, fehlt komplett. Die Bundesregierung hat dies entweder bewusst unterschlagen – oder sie wusste davon selbst nichts.

Diese zweite Variante ist nicht ganz unwahrscheinlich. Denn die Weimer Media Group hat diesen Fakt auch in ihrer öffentlichen Kommunikation verheimlicht. In einer auf den Internetseiten der eigenen Zeitschriften veröffentlichten Mitteilung informierte das Verlagsunternehmen im April 2025: „Designierter Staatsminister für Kultur und Medien Wolfram Weimer wechselt in die Politik und verlässt mit sofortiger Wirkung die Verlagsgruppe. Verlegerin Christiane Goetz-Weimer setzt den Qualitätskurs des Hauses fort.“

Dass der Staatsminister 50-Prozent-Gesellschafter des Verlags bleibt, wird in dieser Mitteilung mit keiner Silbe erwähnt. So sollte vermutlich auch ein falscher Eindruck erweckt werden. Was ja zumindest bei der Grünen-Fraktion im Bundestag auch gelungen und was von Seiten der Bundesregierung unwidersprochen geblieben ist.

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53 Kommentare

  • Regeln gelten in dieser Bundesregierung offensichtlich immer nur für andere….

    • Nun … nicht nur in dieser Bundesregierung….

  • Die CDU wird offenbar immer mehr zum Sammelbecken von fragwürdigen Personen ohne jeglichen Moral und Anstand.

  • Weimer sollte eine Pressekonferenz einberufen und sagen:

    „Über diese Ihnen gleich vorzulegenden Eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“

    • Und danach einen Fallschirmsprung machen…

      • Nein, das war ein Anderer. Der hier hat danach ein Bad genommen.

        8
    • Barschel hat einfach zu früh aufgegeben, der Mann würde heutzutage gar nicht mehr auffallen.

  • Genau das ist der Job von Weimer für den ihn Merz geholt hat.Da wurde niemand getäuscht.

  • Ein amtierender Minister als gesicherter Straftäter…

    • „Ein amtierender Minister als gesicherter Straftäter“ Da fehlen aber gesichert noch EINIGE aus der Ampel ,die sich aber vorsichtshalber schon mal weit weg in „Sicherheit “ gebracht haben…

      • Ich habe die EINIGINNEN vergessen..

        11
  • Ein aktiver Bundesminister vermittelt gewerbsmäßig – also gegen Cash – Kontakte in die (inter-)nationale Polit-Blase und damit auch zur Bundesregierung via Weimer Media Group, an welcher er einen 50 %-Anteil hält, der ihm jederzeit unmittelbaren Einfluss garantiert.
    Ob er dort die GF hat oder nicht spielt keine Rolle, denn als hälftiger Miteigentümer kann er jederzeit Einfluss auf die GF nehmen, zumal selbige jetzt von seiner Frau Gemahlin übernommen wurde.

    Das geht gar nicht (würde die Unaussprechliche aus der Uckermark sagen)
    Das ist unter Integritätsgesichtspunkten ein absolutes No-Go-Szenario.

    • „Das ist unter Integritätsgesichtspunkten ein absolutes No-Go-Szenario.“ Aber in diesen Klubs nicht unüblich…

  • Wie macht man Geld, wenn man nichts ist, nicht genug hat und nichts kann? Diese Frage treibt viele um. Dafür sollte man doch Verständnis haben.

  • interessant ist doch auch, dass man die Schriften von Alice Weidel im Portfolio hat. Das belegt doch auch das die Reden von Frau Weidel sehr relevant sind, sonst würde man sich ja nicht vereinnahmen.

    • Sonderbar auch, dass er – wenn auch nur im Wege des Urheberrechtsklaus – einfach ohne jeden Aufschrei von irgendwem die „Brandmauer“ überschreiten darf.

      Da scheint das dann plötzlich irgendwie kein Tabu mehr zu sein. Je nach Situation ist man offenbar geistig flexibel.

  • Wenn ich mir Website und YouTube Kanal anschaue habe ich den Eindruck sie dienen nur als Alibi für seine Veranstaltung.
    Beim lesen des Artikels kam mir ein deutscher Roman in den Sinn, „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, weiß nicht warum.

  • Ich bin gespannt, was demnächst vorrangiges Thema ist? Die Causa Weimer oder das „Stadtbild“ von dem Herrn Friedrich Merz.

  • Compliance-Regeln der BReg – § 5 des BMinG:

    § 5
    (1) Die Mitglieder der Bundesregierung dürfen neben ihrem Amt kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe
    und keinen Beruf ausüben. Sie dürfen während ihrer Amtszeit auch nicht dem Vorstand, Aufsichtsrat oder
    Verwaltungsrat eines auf Erwerb gerichteten Unternehmens angehören oder gegen Entgelt als Schiedsrichter
    tätig sein oder außergerichtliche Gutachten abgeben. Der Bundestag kann Ausnahmen von dem Verbot der
    Zugehörigkeit zu einem Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat zulassen.
    (2) Die Mitglieder der Bundesregierung sollen während ihrer Amtszeit kein öffentliches Ehrenamt bekleiden. Die
    Bundesregierung kann hiervon Ausnahmen zulassen.
    (3) Die Mitglieder und ehemaligen Mitglieder der Bundesregierung haben dieser über Geschenke Mitteilung
    zu machen, die sie in Bezug auf ihr Amt erhalten. Die Bundesregierung entscheidet über die Verwendung der Geschenke.

    Sehr dürftig das ganze.

    • Klar ist geschäftführend tätig sein geht nicht, auch nicht durch Ausnahme.
      Rücktritt sofort.

      • Er ist ja eben nicht mehr GESCHÄFTSFÜHREND tätig, hat er ja abgegeben. Ihm gehört diese Lobby-Bude ja „nur“ zu 50%.
        Entscheidend an all diesen Geschichten ist doch, dass die „4. Gewalt“ inzwischen identisch mit der 1. ist, sprich institutionsdurchmarschiert.
        Und der deutsche Michel konsumiert eben leider immer noch nicht mehrheitlich AN, NIUS und andere WIRKLICH kontrollierende kritische Medien. Die Mehrheit glotzt offenbar immer noch die Caren oder den schönen Markus.

        0
  • Jeder kleine Beamte könnte gehen.

  • Nun mal ehrlich. Wollen wir in D wirklich nur Politiker und Minister die keine eigene Firma haben. So können wir nur Leute bekommen die nichts anderes gemacht haben ausser Politik, wenn ich meine Firma verkaufen muss weil ich in die Bundesregierung einziehe, was ja auch nur zeitlich begrenzt ist. Man mag zu Herrn W. stehen wie man will, aber das ist mMn Unsinn.

  • Der Stecken scheint ziemlich dreckig zu sein🤔

  • Tja,
    als normaler Firmeninhaber, wuerde das niemals passieren koennen, nachdem vor wenigen jahren das transparenzgesetz kam.
    Wenn man da nicht rechtzeig m,eldet, kuendigen die banken die konten.

  • NGOs, Involvierung in Privatunternehmen. Was noch ? … und das ganz ungeniert.
    Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik gab es schon immer und muß es auch geben. Daran ist m.E. auch nichts Anrüchiges. Aber Mitglied oder gar beteiligt, mehr noch GF Aufgaben eines Politikers in der Wirtschaft – da wird es schon bissi brisant, finde ich.
    Die Politik muss und soll sich aus dem privaten/privat wirtschaftlichen Leben heraus halten. Je mehr Freiheit für den Bürger, somit auch die Wirtschaft/Industrie (natürlich im Rahmen der arbeitsrechtlichen Gegebenheiten) desto mehr Wachstum und Vielfalt.
    D war einmal eine soziale Marktwirtschaft und entwickelt sich über einen Pseudokapitalismus hin zu einer Planwirtschaft. Super, Sozialismus und Kommunismus, seid gegrüßt.

  • Dadurch, dass die Frage schon immer lautete, wie das, was triftig gedacht worden ist, fruchten kann angesichts den unzähligen Praktiken, es „auszurotten“ (in: Die Zeit Nr. 7/1965), hätte in der Tat zunächst eine Antwort darauf formuliert werden müssen; längst bevor davon die Rede sein kann, dass der Ludwig-Erhard-Gipfel heutzutage angeblich die „Keimzelle der neuen Bundesregierung“ sei. Insofern die Sache weiterhin nicht abschließend geklärt ist, ließ sich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag infolge dessen ganz offensichtlich in die Irre führen. Mithin sollte daher die Kritik erlaubt sein, dass sich exemplarisch in Gestalt von Staatsminister Weimer die inzwischen kaum mehr sagbare Perversion der gesellschaftlichen Verhältnisse mehr als augenfällig zeigt.

  • Das Ganze hebt ja mein Vertrauen in die Politik ungemein, ungefähr so von null Prozent auf Null Prozent.
    Wieso werden Leute in solchen Positionen nicht genau durchleuchtet, welchem Herrn sie eigentlich dienen?

    • „Wieso werden Leute in solchen Positionen nicht genau durchleuchtet, welchem Herrn sie eigentlich dienen?“ Das ist doch gar nicht nötig ,weil die sich doch alle bereits gut kennen. Fremdeinsteiger sind eher unerwünscht…Wie bei der Mafia…

  • Wenn das ein AFDler gemacht hätte.

    • DAS wäre natürlich dann was GANZ ANDERES….

      interessant ist auch, daß dieser Skandal in den ör Medien faktisch nicht stattfindet…
      dafür wird übermäßig viel über Wohlstandsverwöhnte Hühner berichtet, die irgendwas mit Merz und Stadtbild fabulieren…🤔

  • Unsere Politischen, angeblich demokratischen Systeme, ähnelt eher einem organisiertem Verbrechen!
    Glaubwürdigkeit 0,0!

  • Da lobe ich mir die Puffs auf St Pauli: dort wird wenigstens mit ehrlicher Arbeit das Geld verdient.

    • Das bezweifle ich.

      • Scheißzensur!

        0
  • Wurde der noch immer nicht von Merz vor die Tür gesetzt?

  • Legt den Sumpf trocken!

  • Die links-grüne politische System von Politikern, Behörden und Wirtschaftsführern wird fest zusammenhalten. Deshalb wird hier gar nichts passieren. Die Sache wird sich totlaufen.

  • Der Posten ist offenbar eine reine Gefälligkeit von Merz für seinen Amigo Weimer. Und er scheint in seiner Tätigkeit Carte Blanche zu haben. Er kann ungehindert treiben, was er will.

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