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Und was jetzt?

Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

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Ja, dieser Wahlkampf war ein Wahlkampf der Tabubrüche. Aber nicht wegen der einen Abstimmung von der CDU. Die Rhetorik ist weiter eskaliert. Der Zweck heiligt schließlich alle Mittel im Kampf gegen Rechts. Die Kampagnen-Organisation Campact, die sich ja wirklich immer noch nicht erklären kann, wie sie bloß ihre Gemeinnützigkeit verlieren konnte, verglich den Protest für die Brandmauer mit der Weißen Rose und erklärte 2025 zum neuen 1933. Holocaust-Verharmlosung ist in Ordnung, wenn man links ist.

In einem Werbespot der PARTEI wird dargestellt, wie Friedrich Merz beinahe Opfer einer Massenvergewaltigung durch Frauen auf der Straße wird und dann zu Hause von seiner Ehefrau vergewaltigt wird. Man hört ihn um Hilfe rufen und vor Schmerz schreien, während er versucht, sich zu wehren. Lachend spricht eine Frau den Wahlspruch darüber. Es ist eine Verdrehung, dass Friedrich Merz jemals die Vergewaltigung in der Ehe befürwortet hätte. Aber Vergewaltigungswitze sind witzig, wenn man links ist. 

Die Satire-Zeitung Titanic brachte in ihrer Januar-Ausgabe aufs Titelbild ein Foto von Christian Lindner mit seiner Frau, darüber ein Ultraschall-Bild eines Babys mit absteigendem Kurs, dazu die Aufschrift „Baby-Glück im Eimer“, Schlagzeile: „Es wird ein Low Performer! Lindner stellt Eilantrag zur Abschaffung von § 218“. Die Kinder von Politikern anzugreifen und über ihren Tod zu spaßen, ist in Ordnung, wenn man links ist. 

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Lars Klingbeil, die 47-jährige Nachwuchshoffnung der SPD, beschuldigte Merz bei seiner Karneval-Rede, er hätte durch sein Einreißen der Brandmauer gemeinsame Sache mit den „Nazis“ gemacht. „Nazis, die im Bundestag feiern im Jahr 2025 und das übrigens ausgerechnet in der Woche und an dem Tag, an dem wir 80 Jahre der Befreiung von Auschwitz gedacht haben“. Jetzt sollen er und Merz eine Koalition aushandeln, als wenn nichts wäre. Nazi-Vergleiche sind harmlos, wenn man links ist. 

Was war es damals für ein Skandal, als Friedrich Merz von den „kleinen Paschas“ gesprochen hat? Es ist einer der größten Skandale, den Friedrich Merz je hatte. Was war es für ein Skandal, als in einer Satire-Kolumne des Tichys Einblick Magazins ein Witz über den G-Punkt von Sawsan Chebli gemacht wurde? Doch die immer weiter vorangetriebene Eskalation in der Rhetorik der Linken findet keine Beachtung mehr. Die Zeitungen berichten höchstens noch aus Chronistenpflicht, doch Skandale werden nicht daraus. 

Den ganzen Tag wird über den Kampf gegen Hass und Hetze gesprochen. Die immer härteren Mittel, die hier ergriffen werden, rechtfertigt man immer mit der gleichen Argumentation: Auf Worte werden Taten folgen, wenn man die Worte nicht aufhält. Deshalb hat dann bei jedem politisch rechts motiviertem Attentat zumindest mal die AfD mit geschossen, wenn nicht auch noch die CDU und die FDP. 

Der Kampf gegen Rechts ist Staatsraison. Er wird als größte Bedrohung der Demokratie gehandelt. Der Kampf gegen linke Radikalität existiert nicht, Linksextremismus, selbst wenn er in Hammerbanden und Terrororganisationen endet, wird immer noch halb romantisiert und verharmlost. Das hinterlässt Spuren. Wir haben keine Ahnung, wie viele Menschen sich durch diese Rhetorik in einem Dauerangriffszustand wähnen.

Sie glauben wirklich, dass die Demokratie enden könnte. Sie glauben wirklich, dass morgen die Nazis wieder die Macht ergreifen. Sie glauben wirklich, dass das eine unmittelbar drohende Gefahr ist und sie die letzte Chance sind, das wieder aufzuhalten. Wenn auf Worte Taten folgen müssen, dann wird das nicht lange gut gehen. Dann leben wir gerade wirklich in einem Klima, das eine neue RAF hervorbringen könnte. 

Im Ergebnis haben wir jetzt Wahlsieger, die nicht miteinander sprechen. Die FDP ist rausgeflogen und alle jubeln, die Mauerschützenpartei hat zugelegt und alle jubeln. Die CDU muss sich mit Parteien arrangieren, die sie vor einer Woche noch als Nazis beschimpft haben und immer noch nicht in ihrer Rhetorik runterfahren. Deutschland hat gewählt und gezeigt, dass eine Neuwahl dringend notwendig war. Und was jetzt?

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