Die schlechten Nachrichten vom deutschen Wirtschaftsstandort wollen einfach nicht abreißen. Nach den Katastrophenzahlen der Automobilhersteller steht nun ThyssenKrupp vor der Zerschlagung. Nach alarmierenden Zahlen für das zweite Quartal seines Geschäftsjahres 2024/2025 scheint das Ende einer deutschen Industriegeschichte nicht mehr aufzuhalten zu sein. Was Vorstandschef Miguel López als einen radikalen Umbau beschreibt, ist in Wahrheit das Ende eines historischen Symbolträgers der deutschen Industrie. ThyssenKrupp soll in eine Holding umgebaut werden. Mit einer drastisch verschlankten Zentrale (von 500 auf 100 Mitarbeiter) und weiteren Kürzungen in der Verwaltung (ca. 1000 Beschäftigte) wird der Weg für den Verkauf weiterer Unternehmenssparten bereitet.
Die Stahlsparte soll an den tschechischen Oligarchen Daniel Křetínský verkauft werden. Křetínský steigt mit seiner Holding EPCG bei Thyssenkrupp Steel Europe ein. Zunächst ist eine Übernahme von 20 Prozent geplant, über eine Aufstockung auf 50 Prozent wird verhandelt. Allerdings steht die Transaktion noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Behörden und des Aufsichtsrats. Die Marinewerft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) soll ausgegliedert und an die Börse gebracht werden, und der Stahlhandel mit 16.000 Mitarbeitern und 12,1 Milliarden Euro Umsatz ebenfalls abgestoßen werden. Auch Teile der Autozulieferersparte sollen geschlossen oder verkauft werden. Übrig bleibt das Geschäftsfeld „Grüne Technologien“, das zu klein sein dürfte, um eigenständig betriebsfähig zu sein.
Im neuen Segment „Decarbon Technologies“ bündelt Thyssenkrupp seine grüne Zukunftsvision – von Wasserstoff über Windenergie bis zur Zementproduktion. Elektrolyseanlagen der Tochter Nucera sollen fossile Energieträger verdrängen, während Uhde und Polysius auf CO₂-ärmere Produktionsverfahren bei Chemikalien und Zement setzen. Rund 15.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im vergangenen Geschäftsjahr 3,44 Milliarden Euro Umsatz, bei einem Vorsteuergewinn von 29 Millionen Euro. Nach Steuern und Abschreibungen stand ein Minus von 54 Millionen Euro zu Buche.
Insgesamt fallen so etwa 70 Prozent des Umsatzes (35 Mrd. Euro) und mehr als die Hälfte der 98.000 Arbeitsplätze weg. Während Mitarbeiter um ihre Jobs bangen, soll López’ Vertrag verlängert werden, unterstützt von Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm, gegen den Widerstand der IG Metall.
López bemühte sich bereits vor zwei Wochen in einem Pressestatement um Zuversicht. Man komme „beim Portfolio gut voran“, die Ausgliederung des Marinegeschäfts laufe „auf Hochtouren“, und auch bei Steel Europe arbeite man „entschlossen an der geplanten Neuaufstellung“. Die Maßnahmen des Performancesteigerungsprogramms APEX würden „konsequent“ umgesetzt. Doch scheitert der Versuch des CEO, die tiefe Krise des Konzerns in eine wohlklingende Prosa des Wandels zu kleiden, an der Realität der Zahlen. Diese beschreiben einen Konzern im Abstieg, der sich gegen strukturelle Marktveränderungen kaum zu behaupten weiß.
Die zweite Hälfte des Geschäftsjahres soll laut López „ein stabileres Marktumfeld“ bringen. Das klingt nach Durchhalteparole und nicht nach einem optimistischen Ausblick. ThyssenKrupp ringt mit der Weltlage, mit der Konjunktur und mehr denn je: mit der Zerstörungsmaschine des „Green Deal“. Doch trotz des massiven Gegenwinds verteidigt ThyssenKrupp seine Jahresprognose und setzt auf einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen von 600 Millionen bis eine Milliarde Euro.
Dabei dürfte sich die Lage nicht entspannen. Die deutsche Industrie befindet sich in einem Spannungsfeld komplexer Herausforderungen: hohe Energiekosten treffen auf einen regulierungswütigen Staat und dessen Bürokratie. Das bleibt nicht folgenlos: Im sogenannten Energiewende-Barometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gaben im vergangenen Jahr 45 Prozent der befragten Unternehmen an, ihre Produktion wegen hoher Energiekosten zurückzufahren oder ins Ausland zu verlagern.
Die Energiewende ist ein zentraler Treiber der Krise. Deutschland hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt, doch die Umsetzung ist teuer und chaotisch. Der Ausbau erneuerbarer Energien führte allein 2024 zu einem Anstieg der Netzentgelte um 26,7 Prozent, da die Infrastruktur für Wind- und Solaranlagen Unsummen verschlingt. Die Bundesnetzagentur schätzt die Kosten für den Netzausbau bis 2045 auf mindestens 150 Milliarden Euro. Hinzu kommen Steuern und die CO2-Abgabe, die den Industriestrompreis in Deutschland auf etwa 20 Cent pro Kilowattstunde getrieben haben. Damit liegen die Energiekosten für deutsche Betriebe bis zu fünfmal höher als in den USA oder China. Diese Kosten setzen energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie international ins Abseits.
Die Stahlindustrie steht vor besonderen Herausforderungen. Sie ist nicht nur energieintensiver Bestandteil unserer Grundstoffindustrie – sie steht auch im globalen Wettbewerb mit Ländern wie China, die ihre Betriebe nicht im Alleingang mit extremen Umweltauflagen belasten. Auch ein Ausweichen auf neue Segmente scheint keine Lösung zu bringen. ThyssenKrupp investiert in „grünen Stahl“, etwa durch Wasserstofftechnologie. Doch die Nachfrage bleibt schwach, und die Kosten sind zu hoch, um wirtschaftlich produzieren zu können. Der Konzern erhielt zwei Milliarden Euro an Subventionen für die Transformation, doch selbst das scheint nicht zu genügen, um sich auf dem globalen Markt behaupten zu können.
Kein Mut zur ehrlichen Diagnose
Die Politik begegnet der sich zuspitzenden Industriekrise, die längst zu einem Massenexodus produktiver Betriebe geführt hat, mit einer Rhetorik aus wohlvertrauten Floskeln. Als vermeintliches Allheilmittel wird ein sogenannter Industriestrompreis ins Spiel gebracht – ein subventionierter Vorteil für energieintensive Unternehmen –, der jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach von Brüssel als unzulässige Beihilfe kassiert werden dürfte.
Mit der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Subvention würde der Industriestrompreis auf etwa 5 Cent pro Kilowattstunde zurückfallen – ein weiterer Eingriff des Staates, der einem ganzen Bündel von Interventionen folgte. Die Politik befindet sich längst in einer Interventionsspirale, aus der sie ohne strukturelle Reformen nicht mehr herausfinden kann. Mit jedem weiteren Rezessionsjahr wird eine schrittweise Rückabwicklung des Großprojekts „Green Deal“ wahrscheinlicher. In diese Phase treten wir im Moment der ökonomischen Desintegration der Eurozone ein. Dann werden politische Rettungsarbeiten schlicht nicht mehr finanzierbar sein oder in eine extreme Inflation münden.
Die neue Bundesregierung in Person der Wirtschaftsministerin Katherina Reiche bemüht sich um hektische Betriebsamkeit. Im Wirtschaftsministerium spricht man vom „Investitionsbooster und einer Steuerreform“, um die Unternehmen zu entlasten. Dies alles ist bekannte Politprosa, die jeder Wirtschaftsminister bei Amtsantritt parat haben muss.
Wirklich Zählbares wird bei den zaghaften Reformversuchen nicht herauskommen. Denn auch im dritten Jahr der wirtschaftlichen Flaute fehlt es am politischen Mut, eine ehrliche Diagnose zu stellen. Der Grund für die Deindustrialisierung Deutschlands ist das sture Festhalten am Kurs der grünen Transformation. Die zentral gesteuerte, herbeisubventionierte Energiewende ist gescheitert. Der Niedergang deutscher Traditionsunternehmen wie ThyssenKrupp ist symptomatisch für diese Politik. Und so wird es eine Zeit lang weitergehen, solange Subventionstöpfe aus Brüssel und Berlin diese Illusion des grünen Weges auf Kosten des Steuerzahlers am Leben halten.
Genießt einfach, was ihr gewählt habt.
Habeck leistet ganze Arbeit!
Die Steuereinnahmen sind so hoch wie nie, die Summe der über Steuern und Sozialversicherungen verteilten Gelder auch. Alles im Lack also.
Die Reduktion von Eisenerz mittels Wasserstoff mag möglich und auch verfahrenstechnisch interessant sein, ansonsten ist sie schlicht bekloppt.
Stahl ist eine Legierung aus Eisen und Eisencarbid Fe3C, daher ist die Verhüttung mvon Eisenerz mittels Koks schlicht sinnvoll,
man reduziert das Eisen und reichert das Roheisen gleichzeitig mit dem NOTWENDIGEM Kohlenstoff an.
Ganz anders sieht es beim Wasserstoff aus,
Wasserstoff für zur Versprödung und hat deshalb im Stahl nichts zu suchen.
Grüner Stahl ist nicht nur wirtschaftlich eine Katastrophe, er ist auch metallurgisch völliger Schwachsinn.
Dadurch, dass das steuernde Prinzip niemals positiv bestimmt werden kann, muss jeder Versuch von vornherein scheitern, die Sache dennoch in den Griff zu bekommen. Gesellschaftlich schlagen die Verhältnisse dann unerbittlich zurück. Der Historiker Michael Wolffsohn reklamiert insofern nicht von ungefähr eine „Selbstzerstörung“ (Schwäbische Zeitung v. 13.7.2024). In Wirklichkeit vernichtet damit vor allem der beschönigend so bezeichnete „Green Deal“ bloß die Substanz unwiederbringlich. Exemplarisch zeigt sich der zunehmend rascher in der völlig verkehrten Richtung fortschreitende Prozess derzeit an der ThyssenKrupp AG. Zwar ist der Vorgang prinzipiell reversibel. Aber dazu fehlt es der hiesigen Bevölkerung weit überwiegend am politischen Willen.
Ja wie? Ich dachte mit dem umweltfreundlichen, grünen Stahl hat man DEN Renner im Repertoire?!
Wenn kein Stahl produziert wird, dann wird auch kein CO2 ausgestoßen. Seht her, die Energiewende funktioniert.
Lasst es pleite gehen.
Die verkaufen das Tafelsilber und wir sollen den Schrott mit „Grünspan“ behalten, der sich nur dank Steuersubventionen am Leben hält.
Bei der Bahn AG (100% Staatsbetrieb) hat man die einzige gewinnbringende Sparte auch verkauft und wir bleiben auf die verlustreichen Sparten hängen
https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/Deutsche-Bahn-schliesst-Verkauf-von-Logistiktochter-DB-Schenker-an-DSV-ab-13370924
https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/Deutsche-Bahn-auf-Sanierungskurs-Verluste-2024-deutlich-verringert-13325320
Jeder Unternehmer würde aus dem Unternehmen rausgeprügelt werden, wenn er so agiert, würden manche erwähnen.
Die Bombenkampagnen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg haben nicht so viel so nachhaltig vernichtet wie der schöne Robert. Insofern ist seine Leistung durchaus übermenschlich gewesen.
Stellt die Verbrecher vor ein Gericht.
Nicht die Energiewende ist das Übel sondern unfähige Vorstände welche die Verantwortung gerne an Consultingunternehmen übertragen wenns eng wird. Consulter die weltweit agieren und möglicherweise auch oder geradezu kalkuliert für die Konkurrenz arbeiten. So wird der Feind im eigenen Haus finanziert mit Missmanagement Missgunst und Restrukturierung bis zum bitteren Ende mit Zerschlagung und Verkauf. So beobachte ich das seit Jahrzehnten nach dem immer gleichen Muster.
Alle diese gesamten Negativentwicklungen er letzten Jahre, bestätigen klar die Tatsache, dass die „Neue Welt Ordnung“ einer winzigen Herrscherclique, nun definitiv – und leider extrem rascher als vermutet – „Fuss gefasst“ hat. Diese hält ganz ungeniert an der „völligen Zerstörung der Industrie“ und einer äussest markanten erschreckenden Reduktion der Weltbevölkerung fest. Bitte liest entspr. schockierende aufklärende Literatur, die auch hier namentlich wohl nicht genannt werden darf. Bloss im Zusammenhang mit der Jahreszahl „1984“ könnte damit ein HInweis gegeben sein. Soweit sind wir nun bezeichnenderweise auch schon. „12 Uhr“ ist vorbei.
Die grüne Zerstörung.
Wer an grünen Wasserstoff glaubt oder sich dahin ohne Widerspruch hat treiben lassen, hat wohl nichts anderes als den Untergang verdient.
Es werden noch sehr viele große und kleine Unternehmen folgen; alles so gewollt.
Auch wenn Herr Kolbe am Thema vorbeischlingt („[…]hohe Energiekosten treffen auf einen regulierungswütigen Staat[…]“) am Ende sagt er es aber doch nicht: Russland war ein zuverlässiger Lieferant billiger Energie. Deutschland kann nirgendwo anders so zuverlässig und günstig Erdgas kaufen. Mit Nord Stream 1 und 2 hatte man direkte Leitung, ohne Polen und Ukrainer dazwischen. Keine Durchleitungsgebühren, keine Gasdiebe, keine Erpressung. Aber: Putin=Diktator, Scheich≠Diktator (weswegen Bückling Habeck Mitte 2022 nach Katar reiste). Russen- ferner Slawenhass und wissenschafts- und wirtschaftsfeindliche Ideologie – perfektes Rezept für Deindustrialisierung.
Danke Grüne Ihr Volksverräter.
Habeck und Wirtschaft und grüner Stahl passt wie Papst im Bordell.