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Österreich

Teils über 70 Prozent: Viele Wiener Erstklässler können kaum oder kein Deutsch

In Wien ist die Zahl der Erstklässler, die kaum oder gar kein Deutsch verstehen, rapide angestiegen. In manchen Bezirken betrifft das über 70 Prozent der Neueingeschulten.

Der Bildungsstadtrat von Wien, Christoph Wiederkehr, mit Kindern an ihrem ersten Schultag

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In Österreich verschlechtert sich das Bildungsniveau seit Jahren. Nun zeigt eine Anfrage des Standard an den Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr, wie dramatisch die Entwicklung in der österreichischen Hauptstadt ist: Anfang Oktober fehlten 44,6 Prozent der Erstklässler die notwendigen Sprachkenntnisse, um dem Unterricht folgen zu können.

Eine weitere Anfrage an den Bildungsstadtrat, dieses Mal durch den ÖVP-Gemeinderat Harald Zierfuß, brachte die Aufschlüsselung der Zahl nach Stadtbezirken an die Öffentlichkeit. So wird offensichtlich: Dort, wo der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund höher ist, ist auch die Zahl der Kinder mit Sprachproblemen höher.

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Im Stadtbezirk Margareten, wo der Anteil von Menschen mit ausländischer Herkunft 2023 bei über 52 Prozent lag, können laut Bildungsstadtrat 73,8 Prozent der Erstklässler nicht ausreichend Deutsch. Bereits seit Jahren kämpft der Bezirk gegen das Problem an. Bereits 2012 vermeldeten einige Schulen einen Anteil Schülern mit Migrationshintergrund von teilweise über 90 Prozent.

Auch in anderen Stadtbezirken mit hohem Migrantenanteil, wie Rudolfsheim-Fünfhaus (55,1 Prozent ausländischer Herkunft), Favoriten (53,5) oder Brigittenau (54,2), können überdurchschnittlich viele Schüler (jeweils über 60 Prozent) nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Am besten schneidet in der Statistik der Stadtbezirk Mariahilf ab, wo nur 18,9 Prozent der Erstklässler nur schlecht oder gar kein Deutsch verstehen können. Auch dort ist das fast jeder fünfte Neueingeschulte.

Besonders dramatisch an dieser Auswertung ist, wie schnell der Wert zuletzt anstieg. Noch vor zwei Schuljahren waren es „nur“ 36 Prozent der Erstklässler an Wiener Schulen, die nicht gut genug Deutsch sprechen konnten. Die Regierung und Opposition schieben sich unterdessen gegenseitig die Schuld für die dramatischen Zahlen zu.

Während die ÖVP ein Versagen der Förderung in den Kindergärten sieht, kritisiert die in Wien regierende SPÖ die mangelnden Bildungsausgaben der ÖVP-geführten Bundesregierung. Das Thema Migration kommt in der Debatte unterdessen kaum vor. Dabei ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund zuletzt rapide angestiegen. In Wien haben mittlerweile 49,7 Prozent aller Einwohner einen Migrationshintergrund.

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