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Hamburg

Streit um Aufnahmepraxis: BSW-Mitglieder gründen eigenen Landesverband

Wegen der exklusiven Aufnahmepraxis des Bundesvorstandes haben Hamburger BSW-Mitglieder einen eigenen Landesverband gegründet – mit möglicherweise fatalen Folgen: Tritt die Partei mit zwei Listen bei den kommenden Wahlen an, könnte sie von den Wahlzetteln gestrichen werden.

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Nach internen Uneinigkeiten bei der Regierungsfindung in Sachsen, Thüringen und Brandenburg ist im BSW der nächste Streit entbrannt. Laut t-online haben am Wochenende sieben BSW-Mitglieder einen Landesverband in Hamburg gegründet – dem einzigen Bundesland, wo die Wagenknecht-Partei noch keinen Verband installiert hat.

Die Neugründung wurde dabei jedoch ohne Abstimmung mit dem Bundesverband, allen voran Sahra Wagenknecht selbst, durchgeführt. Übernommen wurde dafür der ausgeschriebene Name der Partei: „Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit“, so soll der Verband heißen.

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Eigentlich sollte ein offizieller Landesverband am Sonntag ins Leben gerufen werden. In diesem Atemzug sollte ein Parteitag einberufen werden, um den Vorstand und die Kandidaten für die Bundes- sowie Bürgerschaftswahl zu bestimmen. Jedoch wurde der Mietvertrag für die angemieteten Räume kurzfristig gekündigt – weil nicht über den Zweck der Miete informiert worden sein soll. In der Folge nahmen die Hamburger BSW-Mitglieder die Entscheidung selbst in die Hand und meldeten bereits einen Bundestagskandidaten bei dem Landeswahlausschuss an.

Für den Bundesverband wird es nun schwierig, einen parteieigenen Verband zu gründen – der könnte jedoch für die Bundestagswahl am 23. Februar nicht unwichtig sein. Am 21. Dezember soll ein neuer Parteitag in Hamburg einberufen werden – ob ein offizieller Landesverband gegründet werden kann, hängt aber zunächst an der Kooperation des inoffiziellen Ablegers. Andernfalls muss die Partei mit zwei Landesverbänden umgehen.

Das Problem: Der Landeswahlausschuss könnte eine doppelte Listenaufstellung für die kommenden Wahlen als unrechtmäßig einstufen, die Partei könnte von den Wahlzetteln entfernt werden. So erging es der AfD bei der Bürgerschaftswahl 2023 in Bremen, wo die Partei aus internen Streitigkeiten heraus mit zwei Listen antreten wollte.

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Der Landesverband soll schon ein eigenes Schiedsgericht sowie eine neue Satzung haben. Das BSW kommt in aktuellen Umfragen in der Hansestadt mit 1,9 Millionen Einwohnern, in der die SPD die dominante Kraft ist, auf fünf bis sechs Prozent. Das würde immerhin 60.000 bis 70.000 Wählern entsprechen.

In den vergangenen Wochen kam es bereits zur Gründung eines neuen Bezirksverbandes, weil zwei Mitglieder, Norbert Weber und Dejan Lazić, mit der Aufnahmepraxis der Partei unzufrieden waren. Neue Mitglieder können nur vom Bundesvorstand des BSW aufgenommen werden – auch für die untergeordneten Regionalverbände. Dagegen richtet sich auch der neue Landesverband, sogar ein Gericht soll darüber entscheiden.

In Hamburg gehören dem BSW 28 Mitglieder an – Beitragsanträge der rund 900 Unterstützer sollen seit Monaten in der Bearbeitung sein. Die Hamburger Mitglieder vermuten Kalkül: Damit versucht der Bundesverband gezielt nur Mitglieder zuzulassen, die den Vorstellungen des Bundesvorstandes und dessen Positionen entsprechen.

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