„Unsere Demokratie“ und die staatstragende Bedeutungslosigkeit
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

Und da steht Steinmeier wieder, im großen hellen Saal von Schloss Bellevue und verteilt Mappen wie zur Zeugnisübergabe. Die Flagge des Bundespräsidenten, mit dem Adler und den leeren weißen Augen, ist das einzige, das auf den Fotos nicht schwarz, weiß, gold oder pastellfarben ist.
Die vielen schwarzen und dunkelblauen Anzüge mit weißen Hemden und blau-grauen Krawatten, die rosa Krawatte des neuen Außenministers Johann Wadephul und der rosa Hosenanzug der neuen Forschungsministerin Doro Bär bilden ein stimmiges Farbbild, das dem blau-violett-lastigen Gemälde von Gotthard Graubner schmeichelt.
Kühle Pastelltöne, warmes Sonnenlicht – Bärbel Bas und Karin Prien stechen mit ihren seltsamen blauen Outfits als Seealgen-Allianz hervor, doch niemand stört so sehr wie die Flagge des Bundespräsidenten. Das grelle Gelb und das starke Rot beißen sich mit dem seichten Pastell. Die Europaflagge hätte farblich wohl besser gepasst.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die lästigen Grundprinzipien des Deutschen Staates, mit seinen Traditionen und Konstitutionen – das Republik-Deutschland sich mit dem seichten Bürokratie-Deutschland der Merz-Regierung beißt und es wird wohl nicht das letzte Mal in den nächsten vier Jahren sein.
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In einer Zeit, in der für den Erhalt der „Demokratie“ eine Grundgesetzänderung durch ein abgewähltes Parlament durchgedrückt wird, noch vor Regierungsantritt jedes Wahlversprechen gebrochen wird, eine Regierungsbildung um jeden Preis erzwungen wird, Abgeordnete mit freiem Mandat dazu gedrängt werden, „diszipliniert“ etwas oder jemanden gegen ihre Überzeugung zu wählen, da stört Schwarz-Rot-Gold.
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So etwa, wenn man unter „Demokratie“ wieder eine Herrschaftsform nach dem Willen des Volkes versteht – und keinen Freifahrtschein für alles, was einen an die Regierung bringt. Und doch standen wir am Dienstag da, mit dem ersten Kanzlerkandidaten der Bundesrepublik Deutschland, der nicht im ersten Wahlgang gewählt wurde. Was irritierte, war aber nicht dieser Umstand allein.
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Es war doch von Anfang an klar, dass CDU und SPD keine wirklichen Partner sind. Merz hat sich ausnehmen lassen wie eine Weihnachtsgans und Klingbeil hat das ausgenutzt und immer und immer mehr genommen. Irgendwann war das Einzige, das von den Forderungen der CDU noch übrig war: Merz wird Kanzler. Und davor soll die SPD jetzt plötzlich haltmachen?
Irritierender waren die Reaktionen der Opposition. „Kein guter Tag für das Land“, kommentierte es Cem Özdemir bestürzt. Felix Banaszak bezeichnete das negative Ergebnis als schlechte „Zäsur“. Weder wolle er Friedrich Merz als Kanzler, noch würde er ihn wählen wollen, doch jetzt wäre die Priorität eine handlungsfähige Regierung zu haben, immerhin brauche Deutschland jetzt Stabilität. Katrin Göring-Eckardt äußerte sich ähnlich: „Das ist nicht gut. Auch wenn ich diesen Kanzler nicht will oder unterstütze.“ Sie mahnte, sich nicht über Chaos zu freuen.
Erst war noch ganz klar: Am Dienstag wird es erstmal keine zweite Wahl mehr geben. Doch nach wenigen Stunden des Schocks und der Weimar-Vergleiche zauberte die CDU mit SPD, Grünen und Linken plötzlich einen gemeinsamen Antrag hervor, mit dem sie einen zweiten Wahlgang noch am gleichen Tag erwirkten.
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Dass es in der SPD offenbar 18 Abgeordnete gab, die eine Wahl von Friedrich Merz zum neuen Kanzler nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten, müsste für die grüne Opposition doch eigentlich verständlich sein. Doch Inhalte sind ihr egal, Inhalte sind allen egal, seit Merz mit der SPD an einen Verhandlungstisch getreten ist. Es geht nur um Verwaltung – dass da überhaupt jemand sitzt und dass er nicht von einer speziellen Partei ist.
Man muss Respekt vor den 18 Abweichlern haben, denn sie sind die Einzigen, die noch ein Störgefühl haben, wenn eine vermeintlich konservative Partei und eine linke Partei sich zu einer gemeinsamen Politik zusammentun wollen. Sie sind die Einzigen, die ein Störgefühl haben, wenn so grundverschiedene Parteien so austauschbar sind.
Nachdem man Friedrich Merz dann doch noch mit Macht auf den Kanzlerposten gehievt hat – so wie er seine Karriere lang schon immer überall hin gehievt werden musste, saß Grünen-Chefin Franziska Brandner bei Lanz und beschwerte sich mit gebrochenem Herzen, wie gemein doch die Union die ganze Zeit zu ihnen ist, wie gemein sie im Wahlkampf zu ihnen war, was für gemeine Dinge man über sie gesagt hat und dass man sich dafür immer noch nicht entschuldigt hat, obwohl doch die Grünen die Union nun schon zwei Mal gerettet haben.
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Oje. Zwischenzeitlich hatten sich die Grünen schon erfolgreich als knallharte Verhandler inszenieren können. Katharina Dröge erklärte im Spiegel, wie sie es schaffe, dass alte Männer nach ihrer Pfeife tanzen und dass Merz ja sogar über ihre Witze gelacht hat. Doch eigentlich machen die Grünen nur das Gleiche mit der Union, was die Union für die SPD macht.
Man ist noch nicht bereit, sich wieder als freche Oppositionspartei mit Jeans in den Bundestag zu setzen. Regierungspartei hat sich gut angefühlt – wichtig, staatstragend. Jetzt betätigen sie sich als Undercover-Koalitionspartei, weil es einfach so wohltuend fürs Ego ist, „Stabilität für Deutschland und für Europa“ zu fordern und das Beste für das Land zu tun.
Dieses Parlament ist mit einem Grad an Politikverdrossenheit in die Legislaturperiode gestartet, wie man ihn erst nach Jahren im Elfenbeinturm erwartet hätte. Alles existiert zum Selbstzweck, keiner von ihnen hat bisher einmal reflektiert, welchen Sinn das Amt hat, das er ausführt. Alles existiert zum grauen Selbstzweck. Und grau beißt sich mit Schwarz-Rot-Gold.
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Wenn linke das Wort „Demokratie“ in den Mund nehmen, dann sollten die Alarmglocken schrillen. Ihre einstige Vorzeigedemokratie, die kommunistische DDR, führte sogar das Wort Demokratische in der Nationenbezeichnung und ihre Repräsentanten sahen sich selbst als Demokraten. Eine Demokratie, die mit Stacheldraht, Mauer, Schießbefehl und Mauertoten ihre Bürger davor bewahrten, in den undemokratischen Westen zu flüchten.
Jeder wirklich neutrale und für das dt. Volk handelnde Bundespräsident, hätte NIEMANDEN vereidigt.
Denn der „ausgehandelte“ KO-Vertrag ist inhaltlich ein KO für das Volk würden manche anmerken.
Gem. Art56GG:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Steuererhöhungen = Schaden
ID Zwang = Art2GG Verletzung
Brandmauer = Art3 und 5GG Verletzung
Netzüberwachung Art5GG Verletzung
usw.
Das antidemokratische Kartell setzt das antidemokratische Spiel fort oder?
– Koalitionsverträge sind Verträge zu Lasten Dritter – des Steuerzahlers oder?
– Kartelle zu bilden ist außerhalb der Machtblase per Gesetz verboten oder?
„Unsere Demokratie“ … das Wording wurde wahrscheinlich von der selben Marketingagentur erfunden, die sich einst „Deutsche Demokratische Republik“ ausdachte. Dieses“Unsere Demokratie“, das heute von geneigten Stellen ständig im Munde geführt wird, ist der Markenname für eine handfeste Mogelpackung. Als würde man Apfelkuchen kaufen und die „Äpfel“ darin wären aus gepresstem Zellstoff, der in chemisches Apfel-Aroma E279 getränkt ist.
Die neue Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser aus Gera kommt von der SPD; sehr gerne hätte die CDU hier einen der ihren inthronisiert gesehen.
Es ist aus den Ost-Landesverbänden jedoch auch zu hören: „Warum brauchen wir überhaupt noch einen Beauftragten für den Osten?
Der Westen benötigt auch keinen staatlichen Begutachter.“
Was politisch gut gemeint war und ist, muss vor Ort nicht unbedingt gut ankommen.
In Schwerin liegt die AfD weit vorne, die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mit Abstand dahinter und die CDU kommt derzeit auf kümmerliche 17 Prozent. Einst wurde das stolze Bundesland an der Ostsee von der CDU regiert, aber das liegt mit 27 Jahren schon so weit zurück, dass sich vor Ort kein Unions-Politiker gern daran erinnern will.
aus: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/friedrich-merz-hat-ein-problem-in-ostdeutschland-rumort-es-in-der-cdu-li.2323624
Hinter dieser Floskel „Unsere Demokratie“ steckt nichts anderes als die neuen Werte der etablierten Regime Politiker, und zwar Lügen, Betrügen und Abkassieren!
Nicht zu vergessen: alle haben gegrinst und gefeiert, als seien sie selbst gerade gewählt worden.
Hauptsache die AFD konnte keinen Vorteil erzielen.
Es würde mich nicht wundern, wenn Merz mit Stimmen der Grünen und Linken gewählt wurde, während bei der SPD ein paar um Esken weiter dagegen gestimmt haben…
Ich will die im Artikel beschriebenen Personen alle nicht in Amt und Würden sehen!
.
Vorstellung:
Meine Wirtschaftsministerin in der Zukunft. 🙂
.
Jung, Migrationshintergrund & AfD-Politikerin: Wie passt das zusammen? // Anna Nguyen
ca 55 min.
https://www.youtube.com/watch?v=T7ivYr3YAEs
Unser Grundgesetz und das Parteiengesetz bilden zusammen ein Fundament der Demokratie. Parteien sollen demnach „mitwirken“ und die politische Willensbildung organisieren (nicht bestimmen!). §7 Parteiengesetz hat dabei eine essentielle Bedeutung: die örtliche Parteigliederung ist demnach die Quelle demokratischer Willensbildung IN DEN PARTEIEN! — Die geerdete „lokale Basisdemokratie“ konnte aber nur im Zusammenwirken mit einer lokalen Öffentlichkeit funktionieren, die für Bewährungsaufstieg, Reputation und Diskursöffentlichkeit sorgte. Inzwischen sorgt die Digitalisierung für immer mehr unsichtbare, uneinsehbare und unverstehbare Fakten & Zusammenhänge, die nur noch von Eliten und Oben in den Parteizentralen eingesehen und auch missverstanden und falsch regiert werden! SocialMedia sorgen für die evolutionären informellen Vorteile von Absprachen, Lobbies und Verschwörungen, die „Top-Down-Demokratie“ und Steuerung von Oben hoffähig machen – jeden Tag! Trumpismus anywhere!
Danke für den Espresso. Den Artikel und ein paar Kommentare habe ich für meine Nachwelt, Neffen, Nichten, Enkelkinder gespeichert. In paar Jahren ist wichtig zu verstehen was im Bundestag passiert ist.
Das Verkünden einer Demokratie ist nicht automatisch eine Demokratie.
Die Fähigkeit zum Interessenausgleich – Grundlage einer Demokratie – entwickelt sich erst beim Ketzer einer Gesellschaft.
Zitat: „Erst ab dem vierten Stadium sind Menschen in der Lage, andere Interessen und Lebenswelten zu erkennen und sie gedanklich im Sinne eines Interessenausgleichs zu bearbeiten“
Quelle: Moralentwicklung
In Konformitätsexperimenten erreicht nur ein Drittel die Fähigkeit. Daher sind die 18 Abweichler keine Ausnahme.
Die Epoche Aufklärung kann die Fähigkeit nicht entwickeln, denn der Verstand führt nicht zur Vernunft – Myside Bias.
Repräsentative Demokratie – der „Bürger“ darf die „Ernannten“ bestätigen. Fachkompetenz / Qualifikation steht ganz hinten vor der Ideologie. Subjektiv Meinung – Lebenserhaltungssysteme abschalten.
Im aktuellen TE-Gespräch spricht Roland Tichy mit Hansjörg Stützle, Geldumgangstrainer und Gründer der Initiative Bargelderhalt EU, über eines der brisantesten Themen unserer Zeit: das mögliche Ende des Bargelds.
In einer zunehmend digitalisierten Welt wird Bargeld mehr und mehr aus dem Alltag verdrängt – nicht nur durch die Bequemlichkeit neuer Bezahlsysteme, sondern auch durch gezielte Interessen von Finanzindustrie, Großkonzernen und staatlichen Akteuren.
Stützle beschreibt eindrucksvoll, wie Bargeld nicht nur ein Zahlungsmittel ist, sondern ein Symbol individueller Freiheit, Privatsphäre und gesellschaftlicher Teilhabe.
-Wie lange bleibt das Bargeld?
https://www.youtube.com/watch?v=Kdyt_4wZUN8
Die rosalilapastell-Riege in voller Pracht gibt es
https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/merz-kabinett-politikwende/
Wer ist eigentlich das bebrillte Grinsemännchen ganz hinten?
Ansonsten, wie immer, Kompliment.
Dafür, wie hier, mit Frauenblick, Kartellparteienpolitik durch Farbwerte erklärt wird.
Auf der nach oben offenen Regenbog*innenskala ginge noch ein bisschen mehr.
Mut zum Rosa, meine Herren. Oder sind Sie etwa nicht für LGBT……….. ?
Sehr wohltuender Text über unsere politische Klasse, denen genau das fehlt: Klasse. Auch die AfD bildet da leider keine Ausnahme.