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Nach Shitstorm

Singen bei Messer-Angriff? Berliner Polizei rudert zurück

In einem Ratgeber forderte die Berliner Polizei angegriffene Personen unter anderem dazu auf, Gewalttäter durch Singen oder das Vortäuschen von Übelkeit abzuwehren. Weil es im Zuge des Solingen-Attentats scharfe Kritik an diesen Empfehlungen gab, ist die Polizei jetzt öffentlich zurückgerudert.

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Die Polizei Berlin hat einen Ratgeber zur Prävention von Gewalt auf der eigenen Webseite überarbeitet.

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Um einen Gewalttäter während eines Angriffs abzuwehren, sollten Betroffene singen oder Übelkeit vortäuschen, hieß es noch vor kurzem in auf der Webseite der Polizei Berlin – und dafür hagelte es insbesondere nach dem brutalen Messer-Anschlag auf dem Solinger Stadtfest, bei dem drei Menschen getötet wurden, scharfe Kritik. Jetzt ist die Polizei zurückgerudert.

Am vergangenen Freitag veröffentlichte die Behörde eine Stellungnahme auf X, in der die geschilderten Maßnahmen als bereits überarbeitet dargestellt wurden. In der Broschüre zum „Verhalten bei Gewalt und Aggression in der Öffentlichkeit“ seien die Empfehlungen bereits ausgetauscht worden. Nun habe man auch den Begleittext auf der Webseite geändert.

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Das hielt die Polizei jedoch nicht davon ab, auf die dennoch positive Wirkung von Maßnahmen wie dem lauten Singen oder dem Vortäuschen von Übelkeit oder einer Krankheit zu verweisen. Abgesehen von „terroristischen Anschlägen, Amoktaten und bewaffneten Angriffen – auch mit Messern –, wo Gesundheit und Leben zu schützen oberstes Gebot ist, kann beim Aufeinandertreffen mit aggressiven und pöbelnden Menschen, irritierendes Verhalten den Tatplan des Angreifenden durchaus durchbrechen“, heißt es auf X.

https://twitter.com/polizeiberlin/status/1829533689325195486

Das würden unter anderem die Berufsverbände für Psychiatrie bestätigen. „Dennoch entspricht dieser Hinweis nicht unseren polizeilichen Erfahrungswerten“, schließt die Polizei, weshalb etwaige Empfehlungen jetzt auch nicht mehr Teil des Ratgebers gegen Gewalt sind. Der zuvor recht ausführlich gefasst Begleittext wurde gänzlich von der Webseite der Polizei entfernt. Hier findet sich neben einer kurzen Einleitung nun nur noch die vollständige Broschüre als Datei.

Ursprünglich waren auf der Seite verschieden Empfehlungen – mal einleuchtender, mal weniger einleuchtend – aufgelistet. Unter der Zwischenüberschrift „Tun Sie etwas Unerwartetes“ forderte die Polizei angegriffene Personen unter anderem dazu auf, den „Täter mit überraschenden Aktionen“ zu „verblüffen“. Denn: „Täter erwarten von Ihrem Opfer meist ein bestimmtes Verhalten. Versuchen Sie, sich möglichst selbstbewusst zu geben und keine Angst zu zeigen“.

Neben dem bereits erwähnten Vortäuschen einer Krankheit oder Übelkeit und dem lauten Singen, könnten Betroffene auch Telefonate simulieren, um den Angreifer zu verwirren (Apollo News berichtete). Kurz gekommen war in diesem Ratgeber der Hinweis, im Falle einer akuten Bedrohung schnellstmöglich zu fliehen.

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