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Rallyes in Virginia und New Mexico – im Endspurt spielt Trump plötzlich auf den Erdrutschsieg

Donald Trump macht in den letzten Tagen Wahlkampf in zwei ungewohnten Staaten: New Mexico und Virginia. Der Republikaner und sein Team hoffen anscheinend auf einen Sieg in diesen eigentlich von den Demokraten dominierten Bundesstaaten.

Möchte den Bundesstaat gewinnen: Donald Trump bei seiner Wahlkampfrallye in New Mexico.

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Die Präsidentschaftswahl in Amerika steht kurz bevor. Bereits am Mittwochvormittag deutscher Zeit könnte feststehen, wer der nächste Präsident der mächtigsten Nation der Welt sein wird. Möglicherweise bereits früher, wenn, anders als bisher erwartet, die Wahl doch nicht knapp ausgehen sollte. Die öffentlichen Umfragen sagen in allen Swing States ein besonders knappes Rennen voraus. Doch intern scheint es in Trumps Wahlkampfteam anders auszusehen. Denn der ehemalige Präsident hat seinen Wahlkampf in den eigentlich entscheidenden Tagen vor der Wahl in scheinbar unbedeutende Bundesstaaten ausgelagert.

Virginia und New Mexico waren früher verlässlich republikanische Bundesstaaten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit zwanzig Jahren konnte kein republikanischer Präsidentschaftskandidat mehr die Staaten für sich entscheiden. Trump verlor vor vier Jahren in den Staaten gegen Joe Biden mit zehn bzw. elf Prozentpunkten Rückstand. Doch jetzt scheint Trump dort auf einen Sieg zu hoffen. Am vergangenen Donnerstag, weniger als eine Woche vor der Wahl, hielt Trump eine seiner drei Rallyes nicht in einem klassischen Swing State wie Michigan oder Georgia ab, sondern in Albuquerque, New Mexico. Im Wüstenstaat, der, wie der Name bereits verrät, von Latino-Wählern geprägt ist, glaubt Trump anscheinend, gewinnen zu können.

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Am Samstag flog der ehemalige Präsident dann nach Virginia, um im kleinen Städtchen Salem eine große Rallye mit mehreren tausend Teilnehmern abzuhalten. Hier sagte er der Menge, wie schon in New Mexico siegessicher, dass er bei der anstehenden Wahl den Bundesstaat für sich entscheiden würde.

Oberflächlich betrachtet scheinen die zwei Besuche keine größere Bedeutung zu besitzen. Doch solche Rallyes, insbesondere in den letzten Tagen vor der Wahl, werden traditionell nur in den Swing States veranstaltet. 2020 wurden in der Zeit der offiziellen Wahlkampagne nur in dreizehn verschiedenen Staaten überhaupt offizielle Wahlveranstaltungen der beiden Präsidentschaftskandidaten und ihrer Vizekandidaten durchgeführt. 33 Bundesstaaten gingen dagegen vollkommen leer aus, New Mexico gehörte damals dazu. In Virginia wurde nur eine einzige Veranstaltung abgehalten. Zum Kontrast: In Pennsylvania bemühten sich die Kandidaten in 47 Veranstaltungen um die Gunst der Wähler.

Diese extreme Fokussierung auf die Swing States liegt am amerikanischen Wahlrecht, bei dem die wenigen engen Staaten den Ausgang im Wahlmännerkollegium beeinflussen. Die restlichen Staaten gelten für den jeweiligen Kandidaten als nicht zu gewinnen. Dort Wahlkampf zu machen, gilt weithin als Zeitverschwendung; vornehmlich in den letzten Tagen vor der Wahl, wo es darum geht, seine Anhänger in den besonders knappen Staaten zu mobilisieren.

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Dass Trump also genau zu einem solchen Zeitpunkt manche seiner Rallyes nicht in Milwaukee, Wisconsin oder Detroit, Michigan abhält, sondern in Albuquerque, New Mexico oder Salem, Virginia, zeigt, dass er Gründe hat, auf einen Sieg in den Staaten zu hoffen. Zumindest die öffentlichen Umfragen können das schon mal nicht sein.

Zwar steht Trump dort auch in den beiden Bundesstaaten deutlich besser da als noch 2020 oder 2016, doch auf einen Sieg hoffen, kann er den Umfragen zufolge auch nicht. In New Mexico beträgt der Rückstand zu Harris etwa sechs Prozentpunkte. Die Umfragen in Virginia geben unterdessen ein sehr gespaltenes Bild ab. In einer Umfrage der Christopher Newport University lag der Republikaner beispielsweise elf Punkte hinter Harris, bei der University of Mary Washington beträgt der Rückstand dagegen nur zwei Prozentpunkte.

Doch der Republikaner könnte etwas wissen, was wir nicht wissen. Denn jeder Kandidat führt auch interne Umfragen durch, um über seine Position bei den Wahlen Bescheid zu wissen. Es ist durchaus denkbar, dass Trumps interne Umfrageergebnisse eine ganz andere Sprache sprechen als die öffentlichen Umfragen. Diese These wird auch durch das Verhalten der Harris-Wahlkampagne gestützt. Die Demokratin hat Ende Oktober Werbegelder in Höhe von zwei Millionen US-Dollar aus dem Swing State North Carolina abgezogen. Republikanische Strategen spekulieren jetzt öffentlich, dass diese Gelder stattdessen nach Virginia fließen sollen.

Auch wenn die öffentlichen Umfragen also ein äußerst knappes Rennen zwischen Trump und Harris vorhersagen, könnte es am Ende doch gar nicht so knapp enden. Wenn Trumps Wahlkampfteam tatsächlich an einen möglichen Sieg in New Mexico und Virginia glaubt, müssen sie sich unterdessen sicher bei den deutlich knapperen Swing States sein. Denn wenn Trump die beiden normalerweise demokratisch dominierten Bundesstaaten für sich entscheiden kann, sollte es in den umstrittenen Swing States nochmals deutlich einfacher für ihn sein.

Freilich könnten die überraschenden Besuche auch nur Übermut darstellen. Trump glaubte auch schon 2020 an einen Erdrutschsieg. Solche Veranstaltungen werden aber meist vom Wahlkampfteam organisiert, weshalb hier wohl eine ernsthafte Wahlkampfstrategie dahintersteht. Freilich könnten die Besuche auch darauf abzielen, Trump-Wähler auch außerhalb der Swing States zu mobilisieren und so die eigentlich unbedeutende Mehrheit bei den Wählern auf nationaler Ebene zu holen.

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