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Recherche

Neuer Correctiv-Bericht: Abgeordnete wollen bei AfD-Verbotsantrag Tempo machen

Nach der Recherche von Correctiv zu einem Treffen von zwei AfD-Abgeordneten in der Schweiz werden die Stimmen nach einem schnelleren AfD-Verbot lauter. Dabei gibt es durch die Recherche keine neuen Erkenntnisse.

Von

Im Mittelpunkt der Correctiv-Recherche: Bundestagsabgeordneter Roger Beckamp

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Ein Bericht von Correctiv über ein Treffen der zwei AfD-Abgeordneten Lena Kotre und Roger Beckamp mit der rechtsextremen schweizerischen Jungen Tat hat hohe Wellen geschlagen. Ein Reporter der Rechercheplattform nahm an dem Treffen teil, das an einem geheim gehaltenen Ort stattfand. Er berichtete unter anderem, dass Kotre den Entzug der Staatsbürgerschaft und die Remigration auch von deutschen Staatsbürgern fordere, sofern diese sich nicht an Recht und Gesetz hielten. Außerdem sprach sie von der Idee einer sogenannten „Abschiebeindustrie“.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Kassem Saleh forderte aufgrund der Recherche von Correctiv auf X nun die Einleitung eines AfD-Verbotsverfahrens. Man dürfe nicht länger warten, schrieb er: „Es reicht!“. Auch die Linken-Abgeordnete Martina Renner macht sich nach den erneuten Veröffentlichungen für eine schnelle Einleitung eines Verbotsverfahrens stark.

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Einige der von Correctiv als skandalös dargestellten Aussagen sind jedoch nicht neu. Bereits in der Vergangenheit verkündeten AfD-Politiker solche Ziele öffentlich. Die Staatsbürgerschaft deutschen Staatsbürgern zu entziehen, ist nicht einmal eine Forderung, die nur von AfD-Politikern gestellt wird. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte im Hinblick auf die islamistischen Demonstrationen in Hamburg, bei denen die Errichtung eines Kalifats gefordert wurde, dass man denjenigen, die ein Kalifat fordern, die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen sollte.

Im Gegensatz zu dem berüchtigten Geheimtreffen der AfD in Potsdam war das Zusammentreffen von Kotre, Beckamp und der „Jungen Tat“ nicht grundsätzlich geheim. Es war öffentlich beworben worden; lediglich der genaue Veranstaltungsort blieb aus Sicherheitsgründen unter Verschluss. Der Vortrag von Roger Beckamp wurde inzwischen auf YouTube veröffentlicht und ist somit für jedermann zugänglich. Dennoch fordern, analog zu dem Geheimtreffen in Potsdam, Politiker nun Konsequenzen und die schnelle Einleitung eines Verbotsverfahrens.

Aktuell gibt es einen überfraktionellen Gruppenantrag zur Einleitung eines AfD-Verbotsverfahrens. Dieser Antrag ist offiziell schon in den deutschen Bundestag eingereicht worden. Wann er zur Abstimmung gestellt wird, ist jedoch ebenso unklar wie die Aussichten auf einen Erfolg sowohl bei der Abstimmung im Bundestag als letztendlich auch bei dem Urteil der Verfassungsrichter in Karlsruhe.

Sollte der Antrag nicht vor der Neuwahl des deutschen Bundestags beschlossen werden, stehen die Chancen, dass es für den Antrag eine Mehrheit gibt, sehr schlecht. Glühende Verfechter eines AfD-Verbots wie der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz treten nicht mehr an. Hinzu kommt, dass aktuellen Umfragen zufolge SPD, Grüne und Linke zu den Verlierern der nächsten Bundestagswahl gehören werden, während mit Union, BSW und auch der AfD selbst Parteien, die ein Verbotsverfahren kritisch sehen, stark in der Wählergunst zulegen.

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