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Irans „Oberster Führer“

Neffe über Khamenei: „Stellen Sie sich vor, Hitler wäre Ihr Onkel. Sie würden ihn töten wollen“

Mahmud Moradkhani ist der Neffe von Ali Khamenei und fordert einen Regimesturz. Jetzt erklärt er: „Stellen Sie sich vor, Hitler wäre Ihr Onkel. Sie würden ihn töten wollen, oder?“. Dahingehend setzt er seine Hoffnung in die israelische Militäroperation.

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Ali Khamenei ist seit 1989 der „Oberste Führer“ des Irans.

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„Stellen Sie sich vor, Hitler wäre Ihr Onkel. Sie würden ihn töten wollen, oder? Ich würde das auch dann tun, wenn er mein Vater wäre.“ Mit diesen Worten spricht der Neffe des iranischen Ayatollahs und „Obersten Führers“, Ali Khamenei, über dessen möglichen Tod infolge eines Regimesturzes im Iran. Es sind drastische und deutliche Worte, die Mahmud Moradkhani im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung für seinen einstigen „Lieblingsonkel“ findet, der seit nunmehr einer Woche immer wieder Raketen auf Israel abfeuern lässt.

Israel hatte am 13. Juni die Militäroperation „Rising Lion“ eingeleitet und damit die nuklearen Forschungszentren des Iran ins Visier genommen. Die Befürchtung: Der Iran könnte sich auf die Herstellung einer Atombombe vorbereiten. Die islamische Republik hatte in den Verhandlungen mit den USA zuvor eine 60-tägige Frist verstreichen lassen, in der Donald Trump ein klares Bekenntnis des Irans zu einem Atomabkommen erwartet hatte – der Iran ließ sich nicht in die Karten schauen, Israel griff daraufhin am 61. Tag an.

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Für Moradkhani waren diese Militärschläge trotz deren Ziel, die Urananreicherungsanlagen des Irans zu zerstören, eine Niederlage. Eine Niederlage, weil eine demokratische Revolution gegen das Mullah-Regime auch nach 45 Jahren noch nicht gelungen war und sich Israel letztlich dazu gezwungen sah, in einer Spezialoperation gegen die mögliche nukleare Gefahr durch den Iran vorzugehen.

Moradkhani lebt im Pariser Exil – seine Mutter, die Schwester Khameneis, ist im Iran geblieben. Beide organisieren den Widerstand gegen das Mullah-Regime, mit dem Ziel, die islamische Republik eines Tages zu stürzen. Dem iranischen Volk war das bislang nicht gelungen, jetzt setzt Moradkhani auf die Durchschlagskraft der israelischen Operation – bedauert jedoch auch deren Ausmaß.

Israel habe „völlig überraschend“ angegriffen und die Bevölkerung erst später aufgerufen, bestimmte Gebiete zu evakuieren. „Aber man kann nicht gleichzeitig vor Bomben fliehen und einen Aufstand gegen das Regime durchführen“, hält Moradkhani fest, hofft gleichzeitig aber auch, „dass die Israeli die Sache nun bis zum Letzten durchziehen. Das Regime muss gestürzt werden, die Islamische Republik verschwinden.“

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Moradkhani weiß auch: „Sollte das Regime diese Angriffe auf irgendeine Weise überstehen, wird Ali Khamenei auf gnadenlose Weise Rache nehmen. Die Vergeltung gegen das Volk wird brutal sein. Wir haben das schon einmal erlebt.“ Aufstände wurden in den vergangenen 45 Jahren, seit der islamischen Revolution, oftmals blutig niedergeschlagen, Systemkritik und oppositionelle Meinungen nicht toleriert.

Moradkhani verweist insbesondere auf das Ende des Ersten Golfkriegs zwischen dem Iran und Irak 1988, in dessen Folge der Iran vermutlich tausende politische Gefangene ohne Urteil über mehrere Monate hinrichten ließ. „Ich befürchte, dass wieder dasselbe passiert, sollte das Regime überleben“, moniert er. „Man wird den Leuten vorwerfen, sie hätten dieses oder jenes Video verbreitet, sie seien auf die Straße gegangen und hätten irgendwelche Parolen von sich gegeben.“

Ein Einlenken des Mullah-Regimes, das geht aus seinen Worten hervor, hält Moradkhani nicht für möglich. Gefragt, was Khamenei jetzt, da sein Land stark unter Beschuss steht, denken würde, antwortet er: „Dasselbe wie bei allen Diktatoren in ihren letzten Tagen, bei Nicolae Ceaușescu, Saddam Hussein oder Adolf Hitler.“

Das erklärt er folgendermaßen: „Sie glauben weiterhin ihren eigenen Lügen und sind fest überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Ihr Gehirn ist völlig deformiert, sie können ihre Meinung nicht mehr ändern. Das ist wie in einer Sekte. Diese Menschen können nicht mehr anders denken.“ Eine Kapitulation, wie sie Trump vor Kurzem noch gefordert hat, schließt Moradkhani deshalb aus. „Schon der Gedanke daran ist unmöglich. Alles bei diesen Potentaten ist völlig festgefahren. Es kam in der Geschichte auch noch nie vor, dass sich ein Diktator entschuldigt hat. Psychopathen haben keine Gefühle.“

Ein derart hartes Urteil fällt Moradkhani ausgerechnet über den Mann, der vor der islamischen Revolution 1979 sein „Lieblingsonkel“ war. Aber „wenn du ununterbrochen lügst, so macht das etwas mit dir“, erklärt Moradkhani die Entwicklung Khameneis. „Hitler glaubte nicht an eine Niederlage, auch dann nicht, als die Lage für die Deutschen längst hoffnungslos war.“ Gefragt, ob ihn nicht der mögliche Tod Khameneis infolge eines Regimesturzes belasten würde, findet Moradkhani dann die eingangs zitierten Worte – die kaum deutlicher sein könnten.

„Es ist doch völlig egal, dass er mein Onkel ist. Stellen Sie sich vor, Hitler wäre Ihr Onkel. Sie würden ihn töten wollen, oder? Ich würde das auch dann tun, wenn er mein Vater wäre. Da sind keinerlei Gefühle involviert“, erzählt Moradkhani, auf dem Papier klingt diese Erklärung fast schon wie eine Selbstverständlichkeit. „Das wäre wohl anders, wenn ich sein Gedankengut teilte. Ich bin aber nicht so wie er, deshalb bin ich auch nicht traurig, wenn er stirbt. Im Gegenteil. Das ist doch normal.“

Es sind heftige Worte, an die Moradkhani große Hoffnungen bindet. Denn für den Fall, dass das Regime gestürzt und eine Demokratisierung einsetzt, hat der Neffe des Ayatollahs bereits einige Szenarien entworfen. „Es könnte zu anarchischen Zuständen kommen, zu einem Krieg zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen oder den politischen Lagern“, erklärt er zunächst.

„Das beste Szenario wäre, wenn die Oppositionellen, die im Gefängnis sitzen, freikämen und direkt die Macht übernehmen könnten. Wir haben genügend Leute in den Gefängnissen, die die politische Legitimität hätten. Das wäre viel besser, als wenn Leute von außen kämen, die lange im Exil waren“, findet Moradkhani außerdem. Die Anzahl der inhaftierten Politiker lässt sich nur abschätzen, klar ist aber, dass immer wieder auch die Todesstrafe durchgesetzt wird.

Das weiß auch Moradkhani: „Es besteht allerdings die Gefahr, dass das Regime vor dem Untergang die politischen Gefangenen noch umbringt. Die Gefängnistüren müssten sich schnell öffnen“, fordert er. Wann das passiert und wann ein Sturz des Mullah-Regimes möglich wird, möchte Moradkhani abschließend nicht beantworten: „Ich bin kein Analyst, sondern nur Beobachter. Und auch bei den Analysten hat sich gezeigt, dass sie mit ihren Voraussagen oft falsch liegen.“

wl

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15 Kommentare

  • Totalitäre Regime werden selten alt. Das Tausendjährige Reich gerade mal 12 Jahre, die DDR 40. Mit 46 Jahren ist der Mullah-Iran überfällig.

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  • Viel zu selten geben wir iranischen Oppositionellen eine Stimme. Das Regime darf nicht die Möglichkeit bekommen, sich zu erholen. Leider sieht es nicht danach aus, dass Trump jetzt voll durchzieht und den Mullahs den Rest gibt. Damit wäre eine historische Chance vertan.

  • Dieser Vergleich wird den ‚wahren Demokraten‘ aber nicht gefallen.
    Sind sie doch immer voll des Lobes für diese Regierung gewesen.

    3
  • Überzeugungen sind an die Bezugsgruppe gebunden. Nach der Pubertät folgt die Konformität.
    Quelle: Ich-Entwicklung

    In der Konformität bestimmt das Gefühl Zugehörigkeit den Selbstwert. Dazu wird kontinuierlich die in- und out-group als ‚wir‘ und ‚die Anderen‘ definiert.

    Seit Jahrtausenden wird definiert, wer wen der out-group ‚die Anderen‘ töten möchte, um die eigene in-group ‚wir‘ aufzuwerten und unterscheiden sich daher nicht voneinander.

    Die Epoche Aufklärung kann Konformität nicht abbauen, denn der Verstand führt nicht zur Vernunft – Myside Bias.

  • Ein toller und wichtiger Beitrag! DANKE Apollo!!
    SO ein Regime unterstützte Merkel, Steinmeier &Co und die EU also Jahrzehnte lang!
    Die GrünLinken ohnehin…
    Ich bin maximal angewidert.

  • Ach, lass doch endlich mal den Hitler aus dem Spiel! Was für ein platter Vergleich. Nur der Westen soll darauf anspringen…

    2
  • Ohne das Ende des fundamentalislamischen Regimes kein Ende des Nahost- Dramas. Die Steinzeit- Islamisten wollen Israel von der Landkarte tilgen, die Juden ins Meer treiben. Sie wollen den Steinzeit- Islam rund um die Erde verbreiten. Der Koran legimitiert sie dazu. Fruchtbaren Boden findet der Steinzeit- Islam in der EU. Mit Narren hat man eben ein leichtes Spiel.

  • AN, ich bin total ergriffen, wie ihr es immer wieder schafft, selbst unter den angebl. schlimmsten Feinden noch einige zu finden, die sich bedingungslos an die Seite Israels stellen……….
    Brauche ein Taschentuch, schnief……….

  • Wie wäre ein persisches Kaiserreich?

  • Oh, das Bübchen wurde wohl von den USA gekauft und erhofft sich, wenn es den überhaupt klappt, einen goldenen Stuhl, ohne je was geleistet zu haben, außer Verrat.

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