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„Kettensäge anwerfen“

Mit Milei-Rhetorik attackiert Habeck auf einmal die Lieferkettengesetze – das steckt wirklich dahinter

Mit Kettensägenrhetorik kommt von Habeck Kritik an der Bürokratie der Lieferkettengesetze. Obwohl Habeck mit seiner Rhetorik selbst in der eigenen Partei für Kritik sorgt, will er tatsächlich den Kern der Lieferkettenvorschriften nicht antasten.

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Wirtschaftsminister Robert Habeck möchte bei den Berichtspflichten der Lieferkettengesetze entgegensteuern.

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„Kettensäge anwerfen und das ganze Ding wegbolzen.“ Was sich anhört wie der libertäre argentinische Präsident Javier Milei, sind Worte des grünen deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck über die Lieferkettengesetze. Insgesamt gibt es drei relevante wichtige Lieferkettengesetze für deutsche Firmen: das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das europäische Lieferkettengesetz und die entwaldungsfreien Lieferketten. Die beiden letztgenannten treten ab 2025 in Kraft. Alle Lieferkettengesetze bedeuten für die Unternehmen einen erhöhten bürokratischen Aufwand, da es zu Berichtspflichten kommt.

Jährlich müssen Unternehmen, die unter die Gesetze fallen, einen Bericht veröffentlichen. Im Beispiel des europäischen Lieferkettengesetzes müssen für den Bericht die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken identifiziert werden, welche Maßnahmen gegen die Risiken unternommen wurden, wie die Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit bewertet werden, und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Diese Berichte binden sowohl in den Unternehmen als auch in der zuständigen Behörde Arbeitskräfte.

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Habecks Kritik und Kettensägen-Rhetorik gegenüber den Lieferkettengesetzen kam bei den Grünen nicht gut an. Prompt kam Kritik von der grünen Europaabgeordneten Anna Cavazzini. Diese sprach Habeck ab, im Namen der Grünen Partei zu sprechen. Dabei ist wohl kaum durchgedrungen, dass Habeck sich nicht gegen die Lieferkettengesetze per se aussprach.

Habeck sprach auf dem Unternehmertag des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, wo er über die Lieferkettengesetze sprach, lediglich gegen die bürokratischen Berichtspflichten. Er plädierte stattdessen dafür, dass die Gesetze weiter gelten sollen und bei einem Verstoß dagegen die Unternehmen bestraft werden sollen.

Auch wenn der Vorschlag von Habeck zunächst für die Unternehmen etwas weniger Bürokratie bedeutet, weil ein Bericht wegfällt, so müssen sich die Unternehmen dennoch mit der Lieferkette auseinandersetzen und im Falle von Vorwürfen bezüglich einer Nichtbeachtung der Gesetze Nachweise liefern. Die Bürokratie würde damit aller Voraussicht nach bleiben, damit sich Unternehmen im Fall der Fälle wehren können. Ein deutscher Javier Milei ist Habeck damit noch lange nicht.

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Lieferkettengesetze bleiben trotzdem Bürokratiemonster

Mit dem europäischen Lieferkettengesetz werden europäische Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen entlang ihrer Lieferkette, wie zum Beispiel den Einsatz von Kinderarbeit in einer Cobalt-Mine in Afrika, haftbar gemacht. Unternehmen, die gegen das europäische Lieferkettengesetz verstoßen, müssen bis zu 5 Prozent ihres globalen Nettoumsatzes als Strafe bezahlen. Zunächst gilt das Gesetz nur für Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und mehr als 1,5 Milliarden Euro weltweitem Nettoumsatz. Später wird das Gesetz auch auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und über 450 Millionen Euro weltweitem Nettoumsatz ausgeweitet.

Doch auch für kleine Unternehmen hat das Lieferkettengesetz Folgen, sofern sie Unternehmen beliefern, die unter das europäische Lieferkettengesetz fallen. Denn auch dann müssen diese für eine politisch korrekte Lieferkette sorgen, um ihre Kunden nicht in Schwierigkeiten zu bringen und weiter Lieferant bleiben zu können.

Bei den entwaldungsfreien Lieferketten muss bei Produkten, die mit der Abholzung von Wäldern im Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel Soja, Holz oder Rindfleisch, nachgewiesen werden, von welcher Fläche dieses Produkt kommt und dass die Fläche nicht nach dem Dezember 2020 entwaldet wurde. Sollte die Fläche nach diesem Datum entwaldet worden sein, wäre eine Einfuhr nach Europa verboten.

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