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Nach Teileinsturz

Millionen-Kosten: Dresdner Carolabrücke muss doch vollständig abgerissen werden

Die Dresdener Carolabrücke muss jetzt doch komplett abgerissen werden – für zusätzliche Millionen-Beträge. Am 11. September war der Abschnitt C der Brücke über die Elbe eingestürzt, Minuten vorher fuhr noch eine Straßenbahn über die Brücke.

Abrissarbeiten an der Carolabrücke in Dresden.

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Informationen der Dresdner Neuen Nachrichten zufolge muss die Carolabrücke in Dresden nun doch vollständig abgerissen und neu gebaut werden. Ein Teilabriss einzelner Brückenabschnitte, wie die Dresdner Stadtverwaltung bisher geplant hatte, kommt offenbar aufgrund fehlender Standfestigkeit der gesamten Brücke nicht infrage. Der Plan war es eigentlich, wenigstens den Brückenabschnitt A für den Verkehr wieder freigeben zu können.

Am 11. September war der Brückenabschnitt C der 400 Meter langen Dresdner Brücke, die über die Elbe führt, eingestürzt – nur wenige Minuten vorher war noch eine Straßenbahn über den betroffenen Teilabschnitt gefahren. Zum Glück wurde bei dem Einsturz, der schnell zum Symbol politischer Missplanung und Fehlwirtschaft wurde, niemand verletzt. Hatte die Stadtverwaltung bisher gehofft, nur diesen eingestürzten Teilabschnitt der Brücke erneuern zu müssen, ist jetzt jedoch klar, dass auch die Brückenzüge A und B so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet ist.

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Zusätzlich dazu gibt es massive Zweifel an der Tragfähigkeit der Stahlkonstruktion, die ebenfalls von Rostschäden wie schon der eingestürzte Brückenteil C schwer beeinträchtigt ist. Die Stadtverwaltung kündigte jetzt an, am Mittwoch bei einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Liegenschaften und Verkehr mehr Auskunft über Untersuchungsergebnisse zur Einsturzursache und zur Zukunft der Brücke zu geben. Bisher sind noch nicht einmal die Abrissarbeiten der Brücke fertiggestellt worden – auch weil der Wasserstand der Elbe das derzeit verhindert. Der eigentliche Plan der Stadt war es, den Abriss des Teils C innerhalb von elf Wochen zu beenden.

Als ein Teil der Carolabrücke im September unverhofft eingestürzt war, kam schnell Unverständnis gegenüber den stadtplanerischen Vorgängen rund um die Instandhaltung auf. Denn schon jahrelang wurde über den maroden Zustand der Brücke in der Dresdner Innenstadt diskutiert. Statt zu handeln, hatte die Stadtverwaltung die drohende Gefahr heruntergespielt und warnende Stimmen lächerlich gemacht.

Die Politik ignorierte die Schäden

So hatte der Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften und ehemalige grüne Bundestagsabgeordneter Stephan Kühn noch im August 2023 als Reaktion auf die Kritik am Zustand der Dresdner Brücken auf X geschrieben: Die Kritik, „wir würden die Brücken versammeln [vermutlich gemeint: vergammeln] lassen, entbehrt jeder sachlichen Grundlage! Die Brücken waren und sind Investitionsschwerpunkt: Sanierung Albertbrücke & Augustusbrücke fertig, Carolabrücke und Blaues Wunder Sanierung läuft, bspw. auch Prießnitzbrücke“.

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Bereits im September 2023 hatte die Stadtratsfraktion der Freien Wähler und Freien Bürger in Dresden den FDP-Oberbürgermeister Dirk Hilbert in einem Antrag aufgefordert, die Fraktion über den Zustand aller Brücken in Dresden zu informieren. Der Stadtrat lehnte Mitte Juni 2024 den Antrag der Freien Wähler und Freien Bürger ab. Auch Warnungen über den Zustand der Carolabrücke wurden offensichtlich ignoriert.

Aus einer Anfrage zum Zustand der Brücken in Dresden aus 2021, die Bild vorliegt, war der Zustand der Carolabrücke als „nicht ausreichend“ bewertet worden. Der externe Sachverständige attestierte 2021 bei der Hauptüberprüfung zudem „maßgebende Schäden“ – vor allem bei dem Brückenteil, der am 11. September kollabierte. Sofortige politische Konsequenzen hatte die Warnung nicht, die Brücke wurde bis zum Einsturz am Mittwoch nicht saniert oder gesperrt.

Derweil ist auch die Frage, wer einen Neubau der Brücke finanzieren wird, offen. Laut der Sächsischen Zeitung hieß es im September, dass zurzeit weder die sächsischen Kommunen noch der Freistaat über die notwendigen Finanzmittel verfügen, um alle Problemprojekte zügig abzuarbeiten. Für den Wiederaufbau der Brücke fehlte also das Geld.

Mit der Notwendigkeit eines Komplettabrisses statt eines Teilabrisses kommen nochmals neue Kosten in Millionenhöhe hinzu. Der Abriss von Brückenzug C war bisher auf sieben Millionen Euro berechnet worden. Der Abriss der Brückenteile A und B könnte jeweils ähnlich viel kosten. 14 Millionen Euro könnten zusätzlich aufgebracht werden müssen. Ein Neubau der dringend für den Verkehr benötigten Brücke könnte das Land bis zu 140 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die Sachsens angespannter Haushalt bisher kaum stemmen können wird.

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