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Bericht

Magdeburg: Veranstalter wies Polizei Wochen vor Anschlag auf Sicherheitslücken hin

Fünf Tote, über 200 Verletzte – der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hinterlässt viele Fragen. Hätte die Tragödie verhindert werden können? Am 29. November informierte der Veranstalter des Weihnachtsmarktes die Polizei per E-Mail über chaotische Zustände im Sicherheitskonzept.

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Am 20. Dezember erschütterte ein verheerender Anschlag den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Fünf Menschen kamen ums Leben und mehr als 200 wurden verletzt. Die Sicherheitsbehörden stehen seitdem massiv in der Kritik. Laut einem Bericht waren Sicherheitslücken, die der Täter nutzte, um mit einem Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt zu fahren, bereits Wochen vor der Tat bekannt. Wie die Volksstimme berichtet, war eine der Zufahrten, die für Rettungswege freigehalten werden sollte, letztlich ungesichert und wurde vom Täter genutzt.

Laut der Zeitung soll der Veranstalter des Weihnachtsmarktes die Polizeibehörden bereits am 29. November in einer E-Mail auf konkrete Schwachstellen hingewiesen haben. „Im Bereich der Hartstraße stehen die Fahrzeuge teilweise immer wieder an der falschen Position“, heißt es in der E-Mail, die der Zeitung vorliegt. Polizisten vor Ort sollen daraufhin erklärt haben, sie hätten „keine Informationen zum Einsatz“.

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Die Sicherheitslücken waren offenbar der entscheidende Faktor, der dem Täter den Weg auf den Weihnachtsmarkt ermöglichte. Eine strategische Positionierung von Polizeifahrzeugen, wie sie im Rasterplan der Polizei vorgesehen war, wurde nicht eingehalten. Ein Polizeiwagen stand Berichten zufolge in einer 15 Meter entfernten Taxi-Haltebucht.

Die Polizei weist die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher betonte gegenüber der Bild-Zeitung, dass die Hauptverantwortung für die Sicherheit des Weihnachtsmarktes beim Veranstalter liege. Zwar seien Polizeifahrzeuge strategisch positioniert gewesen, jedoch nicht als permanente Straßensperren, sondern um im Notfall schnell reagieren zu können.

Allerdings dokumentiert die Volksstimme, dass die Polizei einen Rasterplan übermittelt hatte, der sogenannte „mobile Polizeisperren und Eingreifkräfte“ an vier neuralgischen Punkten vorsah. Eine dieser Zufahrten, die eigentlich gesichert werden sollte, nutzte der Täter, um sein Fahrzeug in die Menschenmenge zu lenken.

Das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt wurde am 21. November genehmigt, jedoch nicht vollständig umgesetzt. Laut dem Innenministerium waren wichtige Barrieren und mobile Sperren nicht vorhanden oder nicht korrekt positioniert. Statt einer vorgesehenen vier Meter breiten Zufahrt blieben Zugänge von bis zu sechs Metern offen. Zudem sollten dicke Stahlketten diese Zugänge sichern, was jedoch offenbar versäumt wurde.

Der Bundestags-Innenausschuss will sich am Montag mit der Frage befassen, ob es weitere Versäumnisse bei der Sicherung des Weihnachtsmarktes gab. Neben Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) werden auch BKA-Präsident Holger Münch, der Vizechef des Verfassungsschutzes, Sinan Selen, sowie Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris erwartet.

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