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Geforderter Umbau

Linkes Bündnis will preußische Symbolik des Berliner Stadtschlosses „brechen“ und Spenden zweckentfremden

Ein linkes Bündnis fordert in einer Petition an den Bundestag, die Fassade des Berliner Stadtschlosses umzubauen: Dessen „preußenverklärende Erscheinung“ müsse gebrochen werden, heißt es. „Rechtslastige“ Spenden für das Stadtschloss will man für eine „antirassistische Initiative“ zweckentfremden.

Das Humboldt-Forum kommt aus den Kontroversen nicht hinaus. Nun fordert ein Bündnis die Umgestaltung der Fassade des Berliner Stadtschlosses, damit es keine Romantisierung Preußens gibt.

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Die Fassade des Berliner Humboldt-Forums soll umgebaut, Spender kontrolliert und ihre Geldspenden zweckentfremdet werden. Das fordert das linke Bündnis „Schlossaneignung“ in einer Petition an den Bundestag. Dem Bündnis gehören dreißig linke Journalisten, Architekten, Historiker und Künstler an.

Sie wollen eine „unabhängige Prüfung aller Spender der Fassaden des Berliner Schlosses“ und eine „Übertragung der Spenden rechtsradikaler, antisemitischer und anonymer Spender an eine antirassistische Initiative“. Bereits getätigte Spenden für den Wiederaufbau historischer Gebäudeteile sollen also stattdessen an eine politische Organisation fließen, weil man entsprechende Spender als „rechtslastig“ sieht.

Wer dabei schon als rechtsradikal gilt, wird schnell klar: Namentlich nennt die Initiative etwa einzelne Spender wie die DDR-Bürgerrechtlerin und Ex-CDU-Abgeordnete Vera Lengsfeld oder den Ex-SPD-Politiker und Autor Thilo Sarrazin. Die Initiatoren der Petition stören sich daran, dass der Förderverein Berliner Schloss e. V., der Spendengelder von insgesamt 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Fassaden einwarb, nicht alle Spender öffentlich macht. Es wird kritisiert, dass „rechtsradikale Spender, die aber mit ihrer Meinung nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten sind“, Gelder in unbekannter Höhe gespendet hätten.

Neben der Zweckentfremdung von Spenden für eine „antirassistische Initiative“ wollen die Initiatoren auch eine „temporäre Sichtbarmachung der mit diesen Spenden finanzierten Bauteile“. Auf der Internetseite der Initiative gibt es bereits mehrere Fotos zu sehen, auf denen rekonstruiert wurde, welche unliebsamen Personen welche einzelnen Steine der Fassade finanziert haben. Temporär soll die „Sichtbarmachung“ wohl nur deshalb sein, weil sich das Bündnis eigentlich noch viel mehr, nämlich eine größere Umgestaltung des Humboldt-Forums, wünscht.

So ist die Rede von einer Forderung nach einer „Ausschreibung eines künstlerischen Realisierungswettbewerbs zur Brechung der preußenverklärenden Erscheinung des Gebäudes“. In der Pressemitteilung des Bündnisses „Schlossaneignung“ wird kritisiert, dass das Berliner Stadtschloss in seiner jetzigen Form als „einer der zentralen Symbolbauten des wiedervereinten Deutschlands“ ein „gesellschaftliches Selbstbild“ vermittele, das „sich ungebrochen auf Preußen und das Deutsche Kaiserreich bis 1918 bezieht.“ Angesichts eines erstarkenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus sei das fatal. „Denn dieser Bau hat die Spuren und Erinnerung an die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts im Straßenraum ausradiert und durch eine idealisierte Deckerinnerung an eine imperialistische Monarchie abgelöst.

Die Petition fordert nicht nur vom Bundestag, dass die Fassaden des Humboldt-Forums umgestaltet werden sollen. Die Initiatoren haben sich schon einmal selbst Gedanken gemacht und auf ihrer Internetseite einen Kunstwettbewerb ausgerufen, der Ideen für „permanente, physische Formen“ der Umgestaltung sammelt. Auch Ideen für performative und temporäre Arbeiten konnten eingereicht werden. Insgesamt wurden 152 Arbeiten von Künstlern und Architekten aus sechzehn Ländern eingereicht. Daraus wurden 21 Finalisten ausgewählt, deren Werke am 10. Oktober in Berlin präsentiert werden sollen. Damit hat die Initiative schon einmal ihren Favoriten für die Umgestaltung ausgewählt, obwohl die Petition noch Unterschriften sammelt.

Den dreißig Initiatoren der Petition gehören einige bekannte linke Persönlichkeiten an. Zum Beispiel der für seinen Postkolonialismus bekannte Historiker Jürgen Zimmerer, der den Kolonialismus in Afrika als Ideengeber für den Holocaust sieht. Zu den Initiatoren gehört auch der Gründer des Zentrums für politische Schönheit, der Künstler Philipp Ruch. Er bezeichnete das Zentrum für politische Schönheit als „Sturmgeschütz des Humanismus“. Das Zentrum für politische Schönheit war unter anderem 2020 in die Kritik geraten, als das Künstlerkollektiv im Berliner Regierungsviertel eine Stahlsäule aufgestellt hatte, die vermeintlich die Asche von Holocaust-Opfern enthielt. Vor allem jüdische Gruppen hatten die Verletzung der Totenruhe kritisiert.

Zu den Unterzeichnern der Petition, die die Umgestaltung der Fassade des Berliner Stadtschlosses fordert, gehört auch die Architektin Elisabeth Broermann. Sie gehört der Gruppe „Architects for Future“ an. In einem Interview mit der taz sprach sich Broermann dafür aus, dass nur Neubau zur Bewältigung der Wohnungskrise nicht die Lösung sei. Da der „Bausektor Klimakiller Nummer eins“ sei, müsse weniger neu gebaut und mehr auf Wiederverwendung von Material und den Bestand von Immobilien gesetzt werden.

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