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Hart aber fair

Lauterbach: Beschimpfung von Ungeimpften diente ihrem eigenen Schutz

Bei Hart aber fair sagte Lauterbach, dass die Beschimpfung von Ungeimpfte ihrem eigenen Schutz gedient habe – bei sich selbst sieht er keine inhaltlichen Fehler. Dass es nicht zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie gekommen sei, liege allein an der FDP.

Karl Lauterbach zeigte sich nicht bereit für eine tatsächliche Aufarbeitung.

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„Ich bin nach wie vor überzeugt: Wir sind damals besser durch die Pandemie gekommen als viele andere europäische Länder mit einer ähnlichen Altersstruktur“, sagt Karl Lauterbach am Montagabend bei hart aber fair. In der Sendung ging es um die Corona-Aufarbeitung. Doch der Gesundheitsminister war daran offensichtlich nicht besonders interessiert – seine Haltung scheint sich, wenn überhaupt, nur minimal verändert zu haben.

Das zeigen Aussagen wie diese: „Wären wir weniger vorsichtig gewesen, wären noch mehr Menschen gestorben und es hätten noch mehr Menschen Long-Covid, und das ist aus meiner Sicht unverantwortlich”. Trotz der vielen Studien zu Impfschäden, trotz der RKI-Files und Untersuchungen, die gezeigt haben, dass die Corona-Maßnahmen nichts gebracht oder sogar Schaden angerichtet haben, sagt Lauterbach: „Wir haben vieles auch richtig gemacht.”

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Gleichzeitig behauptet Lauterbach, dass er sich „sehr intensiv” für eine Aufarbeitung eingesetzt habe. „Aber wir haben es einfach nicht hinbekommen“, so der Gesundheitsminister weiter. Der Grund oder besser gesagt der Schuldige, den man „klar“ benennen müsse: die FDP. Sie sei „einfach nicht kompromissbereit”. Lauterbach, der sich offenbar der Verantwortung entziehen möchte, fordert: „Wir müssen die Gesellschaft wieder zusammenführen”.

Angesprochen auf den politischen Druck, der auf Ungeimpfte ausgeübt worden sei – konfrontiert mit einem Videoausschnitt einer seiner Reden, in der von einer „Geiselhaft“ durch die Ungeimpften sprach – sagte Lauterbach lediglich, dass er „diesen Ton nicht optimal finde”, „nicht richtig”. In dem Videoeinspieler war auch Jens Spahns Zitat von einer „Pandemie der Ungeimpften” und Frank Montgomerys Äußerung über eine „Tyrannei der Ungeimpften” zu hören.

Das rechtfertigte Lauterbach damit, dass es in Bundestagsdebatten „hitzig” zugehe. Er wiederholte, dass zu jener Zeit mehr Ungeimpfte schwer erkrankt seien als Geimpfte. „Wenn wir so etwas gesagt haben, dann haben wir es auch gesagt, um die Ungeimpften vor ihrem eigenen Unheil zu schützen. Also es ist immer mitgelaufen, dass wir auch helfen wollten. Und das ist auch Aufgabe der Politik.”

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Zur allgemeinen Impfpflicht sagte er: „Ich finde, im Nachhinein wäre die Impfpflicht nicht nötig gewesen.” Es sei „die richtige Entscheidung” gewesen, dass die Impfpflicht abgelehnt wurde. Der Jurist und SZ-Kolumnist Heribert Prantl wandte ein, dass bei der Debatte um die Impfpflicht unberücksichtigt geblieben sei, dass viele derjenigen, die gegen eine Impfpflicht gewesen seien, nicht prinzipiell gegen die Impfung gewesen seien. „Das habe ich auch nie so gesehen”, sagte Lauterbach. Wer gegen eine Impfpflicht gewesen sei, sei „oft für eine freiwillige Impfung” gewesen.

Allerdings sagte er im Januar 2022 in einer Bundestagsrede: „Wer sich dem Impfangebot verweigert, verletzt sogar das moralische Gebot des kategorischen Imperativs im Sinne von Immanuel Kant. Eine solche Verweigerung könnte nie die Maxime des Handelns für uns alle sein. Wenn wir uns alle weigern würden, die gut erforschte und nebenwirkungsarme Impfung zu nutzen, um uns selbst und andere vor Tod und schwerer Krankheit zu schützen, würden wir die Pandemie wahrscheinlich nie beenden können.” Dass Menschen aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ihren Arbeitsplatz verloren haben, erwähnte Lauterbach nicht.

Über die Einschränkungen von Kindern durch Schulschließungen sagte er: „Wir haben die Kinder relativ hart herangenommen. Wir haben die Kinder weitestgehend isoliert.” Die langen Schulschließungen seien nicht richtig gewesen. Man gehe mit Kindern „grundsätzlich nicht so toll um”, was sich unter anderem daran zeige, dass es keine Bedarfsermittlung für Psychotherapieplätze für Kinder gebe. Aber an der Bedarfsermittlung werde gearbeitet.

Karl Lauterbach sagte: „Vielleicht ist diese Pandemie der Moment, wo wir sagen: Wir müssen mit unseren Kindern anders umgehen, wir müssen mehr investieren.” Im Januar 2022 hatte er allerdings bestritten, dass die vermehrten Suizidversuche bei Kindern auf den Lockdown zurückzuführen seien. Er meinte, die Pandemiezeit sei allgemein psychisch belastend für Kinder.

Klammroth fragte Lauterbach, ob er noch einmal mit Christian Lindner koalieren würde, nachdem die Ampelkoalition auseinandergebrochen sei. Der Gesundheitsminister verneinte dies. Er sprach von einem „beispiellosen Verrat” durch die FDP. „Wir haben im Prinzip, die Grünen und auch die SPD, gekämpft, um das Problem zu reparieren, und wir wussten nicht, dass es gleichzeitig schon von der FDP seit langer Zeit sabotiert wurde. Ein so beispielloser Verrat, wie ich keinen in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik kenne.”

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