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Kann es sein, dass die Menschen Ampel-Politik nicht mögen? „Nein“, sagt Scholz im Interview

Scholz meint: Ich bin der einzige, der es kann - aber zu Größenwahn neige ich nicht! In einem bemerkenswerten Zeit-Interview legt der Kanzler dar, wie wenig er noch von der politischen Gesamtlage im Land spürt. Linke Medien feiern derweil das „selbstkritische“ Scholz-Interview, in dem man die tatsächliche Selbstkritik mit einer Lupe suchen muss.

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Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo scheint sowas wie der Ampel-Flüsterer zu sein: Bei ihm reden die Regierenden erstaunlich offen über ihre Gedankenwelt. Zuletzt, im vergangenen Sommer, war es Robert Habeck, der im Interview mit der Zeit bemerkenswerte Gedanken und Selbstbilder formulierte. Jetzt ist der Kanzler dran: Die Redaktionsräume der Zeit scheinen sowas wie ein „Safe Space“ für die Regierung zu sein, in der sie noch in Ruhe die Gedankenwelt darlegen kann, die immer weniger Menschen im Land verstehen. Scholz‘ Gedankenwelt bleibt bedrückend einfach: Wir tun das Richtige und Wichtige – es will nur keiner begreifen.

Die linkslastige Presse, etwa in Form von Spiegel und Tagesspiegel, feiert bereits das „selbstkritische“ Interview des Kanzlers. Doch von viel Selbstkritik merkt man im Verlauf des Interviews wenig. im Gegenteil: der stoische Norddeutsche wirkt regelrecht größenwahnsinnig, wenn er etwa sagt: „Die Entscheidungen im Kampf gegen irreguläre Migration wären wohl mit keinem anderen Kanzler möglich gewesen.“ Gott sei Dank stellt er später klar: „Zu Größenwahn neige ich nicht.“

Die Ampel ist top, meint Scholz -allen Umfragen zum Trotz

Das größte Fehlereingeständnis des Kanzlers ist ein knappes „Ja“ zu der Frage nach Fehlern und der Satz: „Als Bundeskanzler trage ich die Verantwortung für die Regierung.“ Es wäre also „abwegig“, zu sagen, er hätte nichts mit dem stetigen Regierungchaos zu tun. Da hat Scholz tatsächlich einmal vollumfänglich recht: Dem Regierungschef die Verantwortung für seine Regierung abzusprechen, wäre tatsächlich abwegig. Doch das soll’s mit Selbstkritik gewesen sein -allenfalls geht es noch um oberflächliche Bemängelung der Ampel-Kommunikation, nach dem Motto „das haben wir einfach nicht gut genug erklärt“. „Manches Störgeräusch hätte ich nicht gebraucht“, meint der Kanzler lapidar zum ewigen Koalitionskrach in der Ampel-Regierung. Aber Regierungsversagen?

Enttäuschung im Volk über die schlechte Regierungsleistung? Das scheint es in der Welt des Bundeskanzlers nicht zu geben, allen Umfragen zum Trotz. „Könnte es nicht sein, dass die Leute Ihre Politik einfach nicht gut finden?“, fragt die Zeit. Scholz antwortet: „Nein, die Politik ist richtig.“ Dass die Bürger die Ampel ablehnen, kann nicht sein – denn die Ampel ist doch gut, meint der Ampel-Kanzler. So viel zur bescheidenen Selbstkritik.

Die Menschen, so Scholz, lehnten die Ampel eigentlich nur ab, „weil sie sich nicht sicher sind, ob das alles gut ausgeht für sie – ob wir das hinkriegen mit dieser wohl größten industriellen Modernisierung seit mehr als 100 Jahren. Das ist eine Reise, deren Ende noch nicht abzusehen ist.“ Soll heißen: Der Kanzler fährt auf Sicht, und wie es endet, weiß keiner? Ach was – bestimmt wieder nur schlecht kommuniziert.

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