In der öffentlich-medialen Wahrnehmung führt Israel vor allem einen Krieg gegen das Atomprogramm des Irans – dieses dient zumindest als konkrete Rechtfertigung für die israelischen Angriffe. Und das proklamierte Ziel ist ein lohnenswertes und wohl auch ehrliches Ziel der Israelis: aber sicher nicht das einzige.
Längst hat sich herauskristallisiert, dass Israel auch auf einen Umsturz der Islamischen Republik zu spekulieren scheint. Schläge auf die gesamte militärische Kommandostruktur, die Revolutionsgarden, Geheimdienste und die Medien der Regime-Propaganda deuten darauf hin, dass nicht nur die Behinderung oder Zerstörung des Kernwaffenprogramms das Ziel sein kann, das man in Jerusalem verfolgt.
Das iranische Atomprogramm ist ein akutes Risiko – aber wie akut ist es konkret? Seit die nuklearen Ambitionen der Mullahs 2002 bekannt wurden, ist die Verhinderung einer iranischen Bombe zur Priorität der internationalen Gemeinschaft geworden. Lange hieß es, dass der Oberste Führer das Programm damals gestoppt, oder besser gesagt, angehalten habe. Was angehalten ist, kann aber auch fortfahren – und genau das scheint zu passieren.
US-Geheimdienste sind laut eines CNN-Berichts der Ansicht, dass der Iran von der Befähigung zur nuklearen Kriegsführung nur drei Jahre entfernt sei – aber zuletzt nicht daran weiterarbeitete. „Nicht nur entwickelte der Iran nicht aktiv eine Kernwaffe, er war auch noch drei Jahre davon entfernt, eine zu bauen und sie erfolgreich ins Ziel bringen zu können“, zitiert der Sender eine Quelle aus Geheimdienstkreisen. Doch jetzt gibt der Iran Gas bei der Entwicklung von Kernbewaffnung. Einen Grund dafür können auch die israelischen Angriffe auf den Iran darstellen – nicht nur die jüngsten Schläge.
Im April etwa schaltete Israel Kommandeure der terroristischen Revolutionsgarden in der iranischen Botschaft in Damaskus aus. Im Oktober führte man erneut Angriffe in Reaktion auf die iranischen Vergeltungsschläge aus. Für die Israelis ist das Selbstverteidigung – immerhin ist es der Iran, der über die sogenannte „Achse des Widerstands“ den terroristischen Krieg gegen Israel betreibt, das Massaker vom siebten Oktober steuerte und plante und seine Proxys in der Region das Dauerfeuer auf den jüdischen Staat eröffnen ließ.
Seitdem führt Jerusalem einen erfolgreichen Krieg, in dem ein strategischer Erfolg den nächsten jagt. Seit dem siebten Oktober hat Israel die Hamas an den Rand der Vernichtung getrieben oder die Hisbollah paralysiert und dadurch auch das Teheran-nahe Assad-Regime zum Sturz gebracht. Mit messbaren Erfolgen: Die Hisbollah, einst verlässlichster und stärkster Arm des Irans in der Region, hat schon erklärt, sich dem Kampf gegen Israel im Rahmen der aktuellen Eskalation nicht anschließen zu können. Und Syrien, nun von sunnitischen Islamisten regiert, erlaubt den Israelis still die Nutzung des eigenen Luftraums im Kampf gegen die schiitischen Islamisten des Irans.
Insgesamt hat Benjamin Netanjahu mit seinem kompromisslosen Kurs die Machtstruktur des Irans in der Region weitgehend zerstört – und damit auch die nach außen gerichtete Sicherheitsarchitektur des Mullah-Regimes ins Wanken gebracht. Auch die Angriffe auf die iranische Luftabwehr im Oktober vergangenen Jahres haben die Abwehrfähigkeiten des Irans entscheidend geschwächt – die israelische Luftwaffe operiert jetzt weitgehend ungestört über dem Gebiet der Islamischen Republik, deren veraltete Luftwaffe der IDF nichts entgegenzusetzen hat.
Das bedeutet aber auch: Der Iran steht zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Die beschriebenen Entwicklungen dürften ein erheblicher Antrieb für das Mullah-Regime sein, ihre Atombombe jetzt mit vollem Einsatz weiterzuverfolgen. Eine Analyse des International Institue for Strategic Studies (IISS), eines renommierten britischen Thinktanks, hält die Veränderung der öffentlich kommunizierten Linie im vergangenen Jahr fest.
Am zweiten Oktober forderte beispielsweise eine den Revolutionsgarden nahestehende Zeitung eine Neubewertung der iranischen Nukleardoktrin angesichts des Einsatzes „verheerender Militärtechnologie zur Errichtung einer neuen Ordnung“ durch Israel. Eine Woche später forderten 39 iranische Parlamentarier in einem Schreiben an den Obersten Nationalen Sicherheitsrat dasselbe. Staatliche Nachrichtenagenturen veröffentlichte derweil Umfragen, in denen zwei Drittel oder mehr der Befragten die Option der Entwicklung von Atomwaffen befürworteten. Ihre Validität kann nicht überprüft werden.
Das Regime will die Bombe. Gleichzeitig meldeten US-Geheimdienste noch vor kurzem, dass der Oberste Führer des Irans „keine Entscheidung getroffen hat, das Nuklearprogramm von 2003 wieder aufzunehmen“. Nichtsdestotrotz ist die übermäßige Uran-Anreicherung, die der Iran durchführt, ein Risiko. Der Iran hat sein Uran mittlerweile auf mindestens 60 Prozent angereichert – derartiges Uran hat mit ziviler Nutzung nichts mehr zu tun und ist deutlich näher an der für die Waffenfähigkeit entscheidenden 90-Prozent-Marke, als der Blick auf beide Zahlen vermuten lässt. „Von 60 Prozent auf 90 Prozent geht es dann sehr rasch. Das ist förmlich nur noch ein Katzensprung“, erklärt der Nuklearexperte Georg Steinhauser im Interview mit der Tagesschau. Er ist Professor für angewandte Radiochemie an der Technischen Universität Wien.
Das drohende Szenario könnte man also „Schrödingers Bombe“ nennen – eine Atombombe, die quasi gleichzeitig besteht und nicht besteht. Das bedeutet: Unabhängig von den tatsächlichen Vorhaben Teherans steht die Welt kurz vor einer iranischen Bombe. Die Raketentechnologie des Regimes ist ebenfalls weit fortgeschritten. Und der Wille des Irans, sich nuklear zu bewaffnen, besteht fort – jetzt neu angefeuert. Kernbewaffnung würde den Iran geopolitisch stärken, vor Angriffen aus den USA oder Israel schützen, und zu einer unanfechtbaren Großmacht in der Region machen. Israel muss die Option auf Kernbewaffnung für den Iran jetzt vernichten – sonst greift er zu.
Ein Umsturz des radikal-islamischen Regimes wäre dann kaum möglich. Auch deswegen setzt Netanjahu jetzt offenbar alles auf eine Karte – militärisch und auch mit Blick auf die iranische Bevölkerung. Israels Ministerpräsident hat sich mehrmals an das iranische Volk gewandt und ihnen die Freundschaft und Unterstützung Israels zugesichert – verbunden mit dem Aufruf, sich gegen das Mullah-Regime zu erheben. „Unser Kampf gilt der brutalen Diktatur, das euch 46 Jahre unterdrückt hat. Ich glaube, der Tag euer Befreiung ist nahe“, sagte er an die Adresse der Iraner gerichtet.
Das Volk im Iran gilt gemeinhin als deutlich pro-westlicher und auch pro-israelischer als viele andere in der Region. Antisemitismus, der in vielen arabischen Ländern weit verbreitet ist, ist zwar Staatsräson der Islamischen Republik Iran, aber nicht Glaubensgrundsatz der Perser. In der Zeit des Schahs waren Iran und Israel auch enge Verbündete. Befragungen der amerikanisch-jüdischen „Anti Defamation League“ zeigen, dass die iranischen Befragten die niedrigsten Werte (56 Prozent) in Bezug auf negative Ansichten über Juden aufweisen, während in anderen Ländern der Region die Werte deutlich höher sind – von 69 Prozent in der Türkei bis 93 Prozent in den palästinensischen Gebieten.
Gleichzeitig sind die Iraner nicht von ihrem Regime begeistert – wenn auch die Behauptung, dass der allergrößte Teil der Menschen in der Islamischen Republik gegen die Herrschaft der Mullahs sei, kaum zu belegen ist. Erhebungen des renommierten Umfrageinstituts Gallup im Februar 2024 hielten fest, dass eine knappe Mehrheit von 52 Prozent unzufrieden mit der Arbeit der Regierung ist.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Knapp die Hälfte des iranischen Volks steht demnach hinter der Regierung. Pro-Regime-Demonstrationen in Teheran und anderswo zeigen, dass die Mullahs sich noch immer auf treue Anhänger verlassen können. Zusätzlich hat das Regime in 46 Jahren seiner Herrschaft einen nicht zu unterschätzenden inneren Sicherheitsapparat aufgebaut, der das Regime vor allem vor dem eigenen Volk schützen soll.
Ein iranischer Journalist erklärte gegenüber dem US-Sender CNN außerdem, dass viele im Iran den Konflikt zwar als Chance für einen möglichen Regimewechsel sehen, aber ihre Zukunft selbst gestalten wollen. Andere seien der Meinung, dass die israelischen Angriffe nicht die richtige Grundlage für einen politischen Wandel sind. Das Regime werde im eigenen Land als nicht schwach wahrgenommen. Dazu würden die Menschen wohl kaum protestieren, während ihre Städte bombardiert würden.
„Das iranische Volk kämpft seit Jahren gegen die Islamische Republik und strebt nach Demokratie und Freiheit“, sagte der Journalist aus Teheran dem US-Sender. „Aber ich glaube, dass in der gegenwärtigen Situation diejenigen, die unter Raketen und Explosionen verängstigt sind und versuchen, ihre Kinder und Angehörigen zu schützen, weder psychologisch noch praktisch in der Lage sind, auf die Straße zu gehen. Die Straßen, die ständig unter Beschuss stehen, sind jetzt leerer denn je“.
Schafft es Israel, den iranischen Staatsapparat so zu schwächen, dass sich die Perser erheben können?Und eine Invasion des Irans, wie etwa Afghanistans oder des Iraks? Ein unmögliches Unterfangen, das nicht nur im Desaster enden würde. Der Irak etwa war aufgrund seiner flachen geografischen Struktur ein Traum für Militärstrategen – der Iran ist das komplette Gegenteil. Massive Gebirgsketten an den Grenzen in Nord, Ost und West, wie etwa das Zāgros-Gebirge, machen das Land fast zu einer Festung. Im Osten des Irans kommen unwirtliche Wüsten dazu, in denen treibsandähnliche Becken ganze Panzerkolonnen verschlucken könnten. Und auch das nicht besonders bergige Gebiet im Südwesten des Irans, das schon Iraks Diktator Saddam Hussein für seine Invasion 1980 nutzte, ist als Sumpflandschaft auch gut zu verteidigen, wie der blutige Abnutzungskrieg zwischen den beiden Ländern demonstrierte.
Natürlich kann der Umsturz durch die Iraner klappen. Der Schah hatte damals auch eine gut organisierte Geheimpolizei eingerichtet und war jahrzehntelang im Amt.
Konnte ihn aber nicht vor dem Sturz retten.
Auf eine Befreiung à la Syrien, und Libanon können die Iraner gerne verzichten. Und auch wir sollten nicht dafür sein. Hier es um Macht, um Geld und verrückte religiöse Fanatiker.
Wieder ein toller Artikel! BRAVO!
Die Weiterführung der Islamisten Regime darf nicht erlaubt werden!
Weder im Iran, noch sonst wo!
100% und unerschütterliche Unterstützung von Israel! 🇮🇱
Apropos Regime…:
„Zusätzlich hat das Regime in 46 Jahren seiner Herrschaft einen nicht zu unterschätzenden inneren Sicherheitsapparat aufgebaut, der das Regime vor allem vor dem eigenen Volk schützen soll.“
Genau DAS macht die EU samt ihrer Krakenarme in Ländern wie Deutschland, Österreich usw….
Die gemässigten Iraner bräuchten vor allem erstmal eine Aussicht auf eine neue bessere Führung für das danach. Schließlich muss man wissen, für was man sich mit der anderen Hälfte der Bevölkerung anlegt. So ohne Aussicht auf gar nichts, dürfte es schwierig werden diese Masse zu mobilisieren. Dort muss jetzt am Horizont sowas wie ein neuer „Schah“ erscheinen. Von „unseren“ Iranern weiß ich, dass der Schah immer noch sehr verehrt wird. Welche Gallionsfigur könnte das sein ?
Man muss keinen Regimewechsel herbeibomben.
Wozu westliche Einmischung dort schon mal geführt hat, ist bekannt.
Ich gehöre zu der überwiegenden Mehrheit, die mit der Bundesregierung nicht einverstanden sind.
Deswegen würde ich die mir aber trotzdem nicht vom Muslimen wegbomben lassen.
Wichtig ist der Schutz des Staates Israel und seiner Bewohner und die konsequente Umsetzung der Ein-Staat-Lösung.
Das islamisch-staatsterroristische Mullah-Regime hat eine große und fanatische Minderheit der Bevölkerung auf seiner Seite sowie die Waffen und die ausgebildeten Kämpfer (insbesondere Revolutionsgarden und Basidsch-Milizen) um die Mehrheit in Schach zu halten. Vielleicht verliert es die Kontrolle über die Randgebiete mit den nationalen Minderheiten. Die sunnitischen Kurden und Balutschen wollen eigene Staaten und auch die schiitischen Aseris und Araber fühlen sich diskriminiert. Im persischen Kerngebiet müssten schon viele glückliche Umstände zusammentreffen, damit die Mullahs ihre Macht verlieren. Eine Beseitigung der zivilen und religiösen Führung aus Regierungskabinett, Wächterrat und obersten Führer sowie eine Dezimierung der Personalstärke (nicht bloß der Führungsebene) von Revolutionsgarden und Basidsch-Milizen wären eine Grundvoraussetzung.
Selbst wenn es fällt, wer füllt das Vakuum? Denkt jemand wirklich Israel und USA werden als Befreier angesehen?
Weder USA noch Israel können IRAN besetzen, dafür fehlen schlicht die Bodentruppen, sie können nur aus der Luft Tod und Zerstörung bringen und weiter den Hass auf sich ziehen. Israel sollte sich lieber fragen was sie gegen ein Millioneheer anrichten könnten das aus allen Richtungen einmarschiert?
Hochmut kommt vor dem Fall und Hightechwaffen ersetzen keine Politik.
Der Iran finanziert seit Jahrzehnten den Terror gegen Israel und die westliche Welt. Sogar junge Iraner feiern die israelischen Angriffe. Vielleicht fällt das Regime ja.
„…Quelle aus Geheimdienstkreisen…“ warum so geheimnisvoll? Ende März 2025 hat Tulsi G. das im US Fernsehen gesagt.
Wenn der Regimechance nicht kommt, wird es für die kleinere Nation Israel sehr schwierig den Abnützungskrieg zu gewinnen, oder gar als Staat zu überleben.
Ich glaube eher, Israel ist am zusammenbrechen !!
Wenn ich Israel wäre und zunehmend nicht mehr in der Lage bin die Situation zu kontrollieren, dann würde ich mich auch defensiv verteidigen. Allerdings erkennen kluge Menschen dies sehr schnell, es ist eine Show. Und Frieden gibt es nur gemeinsam und nicht dass einseitig abgerüstet wird. Wenn der Iran alles einstampft an Atombomben gilt dies auch für Israel und die USA. Dass Israel immer in die Opferrolle schlüpft,
ist einfach nur noch grotesk.
Es gibt keine Beweise dass der Iran Atomwaffen anstrebt.
Israel hat eklatante Fehler gemacht, aus Arroganz und Überheblichkeit.
Gerade der der Ueberfall auf Gaza wird mittelfristig die Gegner noch stärker machen, weil diese komplett anders denken. Ein Mörder wird eines Tages selbst ermordet, nur sieht das niemand.
Das Netanjahu und das Regime immer noch existiert zeigt die ganze Geisteshaltung des Volkes Israel.
Es hat Parallelen zu Deutschland.
Es wird nicht mehr lange dauern, und der Kam-eh-nie, oder wie der heißt, steht seinem Chef gegenüber. Der heißt Satan oder Luzifer. Aber: Der Umsturz muss von innen kommen. Vielleicht hilft auch Allah nach, wenn er es gut meint mit den Iranern. Der Ajatollah ist schon 86. Da kann es jeden Moment zu Ende sein.
wenn schon im Subtext einfach die vorgeschobene Begründung eines illegalen Angriffskrieges verwendet wird, sind alle jornalistischen Standards verletzt.
Apollo News prominent platzierter Werbepartner lässt Daniele Ganser davon schwurbeln, dass „eine kleine Minderheit“ den Weltfrieden stört: https://www.youtube.com/watch?v=aIE9VD3VCT4
Wann Werbung für Kufias auf Apollo News?
„Schrödingers Bombe“
Es wird wirklich immer dümmer mit euch.
Keiner hat mehr Bock auf Israel. Die demografische Entwicklung ist überall dieselbe. Junge Leute wollen vom Nahen Osten nichts mehr wissen, egal ob islamisch erzogen oder nicht. Deswegen muss Israel jetzt seinen Krieg führen, denn in 10 Jahren ist es zu spät.
Man soll die ganze Region besser der Türkei überlassen.
Die Türkei soll die gesamte Region übernehmen.