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Heidi Reichinnek und die große Revolution bis zur Migräne

Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

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Außerhalb der linken TikTok-Bubble kannte sie bis zwei Wochen vor der Bundestagswahl niemand, bis plötzlich sämtliche große Zeitungen sie von heute auf morgen zur großen Retterin der Linken hochschrieben. Seit die Linke dann tatsächlich wieder in den Bundestag eingezogen ist, gilt sie als Politik-Ikone: Heidi Reichinnek. 

Sie wissen schon, die mit dem vollen Pony, den politischen Tattoos und dem knallroten Lippenstift, der die auf die vierzig zugehende Nachwuchshoffnung der Linken noch mal zehn Jahre älter macht. Auf ihrem linken Arm hat sie sich ein Porträt von Rosa Luxemburg tätowieren lassen, das passt sehr schön zu der Tiffany & Co. Kette, die sie so gerne trägt. 

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Ihre „Auf die Barrikaden“-Rede in Antwort auf den Brandmauer-Bruch-Coup von Friedrich Merz – der ja wirklich ganz toll funktioniert hat – machte sie endgültig bekannt. Später wird sie bei Anne Will im Podcast sitzen und das neue Tattoo zeigen, das sie sich zur Feier des linken Wiedereinzugs in den Bundestag stechen lassen hat: Ein Herz mit roten Nelken und darunter der schnörkelige Schriftzug „Angry Woman“.

Das sei ihr sehr wichtig gewesen, denn nach ihrer Barrikaden-Rede sei sie angefeindet worden, weil sie in ihrer Rede so wütend war. Das habe zu Diskussionen geführt, ob Frauen überhaupt wütend sein dürfen. Ihre Antwort darauf ist: Sie ist eine wütende Frau und steht dazu. 

Es ist doch wirklich interessant, wie gut organisiert das Patriarchat ist. Das liegt bestimmt daran, dass die Mitglieder der Verschwörung ihre geheimen Ratssitzungen nicht mit konkurrierenden Friseurterminen koordinieren müssen. Nicht nur, weil es alles Männer sind, sondern auch, weil man ihre Haare unter den tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen ihrer Kutten eh nicht sieht. 

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Da sitzen sie in einem Klosterkeller in einer Runde und diskutieren im Kerzenschein, ob Heidi – und überhaupt Frauen – wütend sein dürfen, oder ob sie ihnen das nicht doch lieber verbieten wollen. Das Patriarchat hat für so etwas die Kompetenzen, sie können auch die Pay Gap in ihrem jährlichen Jahresbilanztreffen festlegen, aber Heidi im Bundestag können sie nicht verhindern.

Nicht mal die Verschwörung ist vor Kompetenzstreitigkeiten sicher. Da müsste vielleicht doch mal eine Frau Ordnung reinbringen. Im rechten Lager ist sie dann doch eher wegen einer anderen Szene „viral gegangen“, wenn man das so ausdrücken will. Es ist ein Ausschnitt aus ihrem Auftritt bei Markus Lanz am Dienstag. Das Thema ist ihr Lieblingsthema: die horrenden Mieten und der furchtbare Wohnungsmarkt. 

Nur Sozialismus und Planwirtschaft können uns jetzt noch retten, als wäre das nicht genau das, was uns in diese Krise gestürzt hat. Wie viele vermietete Wohnungen es in Deutschland gibt, will Lanz von Heidi wissen. Die Zahl hat sie nicht parat. Lanz hakt noch mal nach: „Sie reden sehr viel über Mietendeckel, Sie wissen nicht, wie viele Mietwohnungen es gibt?“

„Sag ich Ihnen auch ganz ehrlich, weil ich nicht jede Zahl parat hab und ich heute unter Migräne leide und es mir sehr leid tut, wenn ich jetzt diese Schulabfrage nicht beantworten kann“, antwortet sie in ihrem üblichen aggressiven Ton. Das war dann ausnahmsweise doch keine Glanzstunde unserer feministischen Lieblingsrevolutionärin. 

Auch wenn sie möglicherweise die erste Frau ist, die gegenüber Markus Lanz die „Heute nicht, ich hab Migräne“-Ausrede gebracht hat. Diese Szene macht stutzig, nicht weil man ihr Schmerzen gönnt oder wünscht. Es ist mehr der Ausreden-Overkill. Die Hausaufgaben hab ich nicht, denn mein Hund hat sie gefressen und außerdem finde ich, dass Hausaufgaben den Klassenunterschied verstärken und ich bin auch gar nicht dazu gekommen, weil meine Oma gestorben ist.

Ich muss sagen, dass ich es ehrlich gesagt auch unnötig finde, die Zahl der vermieteten Wohnungen aus dem Kopf zu kennen, da man daraus alleine keine Schlüsse ziehen kann. Und Markus Lanz hat die Frage doch, wenn wir ehrlich sind, auch nur gestellt, damit sie sie nicht beantworten kann. Das heißt, wenn sie einfach dabei geblieben wäre, dass sie die Antwort nicht weiß, weil sie das nicht wissen muss, hätte diese Situation nicht so peinlich für sie werden müssen. 

Doch das könnte sie nicht, weil diese Reaktion typisch für Heidi und überhaupt junge, meist weibliche Shootingstars in der linken Politik ist. Heidi ist schnell aufgestiegen. So wie vor ihr Jette Nietzard oder Ricarda Lang, gewissermaßen auch Annalena Baerbock. 2015 trat sie in die Linke ein, schon 2021 wurde sie in den Bundestag gewählt, 2022 kandidiert sie bereits für den Parteivorsitz – übrigens auch gestützt von Sahra Wagenknecht. 

Sie ist in der zerstrittenen Partei allgemein beliebt. Was man ihr zugutehält, ist gerade, dass sie noch so neu ist. Denn so war sie bei den ganzen Streitigkeiten noch nicht dabei und ist für kein Lager vorbelastet. Verständlich für eine Partei wie die Linke. Als Chris Gueffroy als letzter Mauertoter in Ost-Berlin ermordet wurde, war Heidi gerade knapp ein Jahr alt.

Sie ist jung, engagiert und unbelastet. Zusätzlich kann sie vor der Kamera ganz toll Texte aufsagen. Ehe sie es sich versieht, handelt man sie in ihrer Partei als Star, sie sitzt ganz vorne und darf auch zu wichtigen Themen Reden halten. Man muss fast Mitleid mit ihr haben, denn für sie kam dieser Erfolg viel zu schnell. 

Sie glaubt das Bild, das ihre Anhänger von ihr haben, dass sie eine Powerfrau ist, die die Rechten zum Zittern bringt, wirklich. Doch eine Angry Power Woman, sitzt nicht bei Markus Lanz und jammert wegen Migräne, wenn er mal eine gemeine Frage stellt. Auch nicht, wenn sie das wütend sagt und ohne zu erröten.

Die taz hat Anfang April über den Wahlkampf der Linken geschrieben, dass das Spitzenteam aus Heidi und Jan van Aken eine klare Aufgabenteilung hatte: Er geht in die Talkshows, sie macht Social Media. Jan van Aken hat in den Talkshows eine selten unsympathische Figur gemacht, doch man versteht, wie diese Aufteilung zustande gekommen ist. 

Sie mag sich noch so taff darstellen, mit ihren Tattoos und ihren vorbereiteten, vermeintlich schlagfertigen Sprüchen gegen die AfD wie „Halten Sie Ihren rechten Rand“, doch die Frau, als die sie sich so gerne darstellen will, ist sie einfach nicht. 

Doch man muss auch Verständnis für die Linke haben. Für sie ist die aktuelle politische Lage gerade ziemlich hart. Es gibt wohl kaum eine linke Forderung, die ihnen nicht schon von den Grünen oder der SPD geklaut wurde und jetzt mit der CDU durchgesetzt wird. Ohne die SED-Vergangenheit wären sie gar nichts Besonderes mehr. 

Die Antwort der Linken ist, das Gleiche zu fordern, aber in wütend, geradezu cholerisch. Vielleicht auch deshalb die Abkehr von der gepflegten und rausgeputzten Sahra Wagenknecht hin zu van Aken im abgewetzten Pullover und Reichinnek mit den Tattoos. Heidi kann sich ganz toll wütend stellen. Sie macht dann so abrupte, steife Kopfbewegungen, während ihr Blick starr wird und sie vehement blinzelt, was ihren Pony zucken lässt und den ganzen Effekt nochmal verstärkt.

So sieht kein Arbeiter aus, wenn er sich über seine Mieterhöhung aufregt. Doch die alten linken Wähler freuen sich, dass sie ein fetziges, junges Mädel dabei haben, und die jungen Fans sind so an hunderte TikTok-Videos pro Tag gewöhnt, dass sie Schauspiel gewohnt sind.

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43 Kommentare

  • Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, was für Politiker sich der Michel da zusammen wählt?
    Mit solchen traurigen und dummen Gestalten, kann es doch niemals mehr vorwärts gehen. Diese Gestalten sind nur darauf bedacht, ihr leistungsloses Leben so weiter zu führen! denn ordentliche Arbeit kennen sie nicht!

    80
  • Der letzter Absatz trifft es auf den Punkt! Sie liefert eine Schnellsprechshow mit wilder Mimik ab, die vollständig auf die Amygdala zielt, was dafür sorgt, daß das Großhirn umgangen wird, man also den Inhalt für nebensächlich hält. Das ist eine Performance, die offenbar von Manchem geschätzt wird, um entspannt das Hirn abzuschalten und sich angeregt der emotionalen Synchronisation hinzugeben.

    46
  • Dank für die präzise Analyse aus Frauensicht und, insbesondere, die modischen Details, die mir, dem Mann, selbstredend niemals auffallen.

  • Der gute Henryk M.Broder sagte kürzlich,das man sich Interviews der holden Maid mit dem Problempony mal ohne Ton ansehen soll. Diese Mimik und Gestik schreie ja nach einem Therapeuten! Und da muss ich ihm absolut Recht geben!

    36
  • Jeder und jede kann Volksvertreter werden. Das ist das positive an der Demokratie. Intelligenz ist allerdings keine Voraussetzung, Volksvertreter zu werden. Einzig der Wähler entscheidet, wer ihn vertreten soll. Und manchen Wählern scheint es egal zu sein, von wem sie vertreten werden wollen. Aber so ist nun mal Demokratie, wäre da nicht der Alleinanspruch der linken Parteien auf Volksvertretung. Das ist undemokratisch.

  • Ach Elisa,
    Du und Dein
    babylonischer Wein… .
    Wach‘ doch mal auf!
    😉

    18
  • Hihi, habe sehr gelacht, besonders über die Patriarchats-Versammlungen 😂 Und die zum Tatoo passende Tiffany&Co- Kette. Herrlich. Frau Reichinnek allerdings löst bei mir eher Migräne als Mitleid aus…

  • Allein ihre VITA zeigt doch Interesse am dt. Volke hat sie nur monatlich wenn die Diäten fließen.

    Es ist lobenswert wenn man sich um Menschen kümmert. Jedoch galt es vermehrt all jener die außerhalb des Staatsgebietes jene aufwuchsen und dann „waren sie plötzlich da“.

    Auch in ihrem Wahlkreis mit VW Werkschließung wird man sicherlich nicht auf ihre Expertise und Mitgefühl rechnen, denn 1. „reicher Konzern“ was für Linke ein „rotes Tuch“ ist und 2. mit ihrem Studium von Politik und Wirtschaft im Nahen und Mittleren Osten in Deutschland nicht viel anzufangen ist.

    Opportun hat sie aber eine Lücke gefüllt nach der Trennung Wagenknechts mit der Linken und ihr Auftreten entspricht eben eher der Partei als eine gut und teuer gestylte Sahra.

    Inhaltlich aber gab es mehr als 3 Jahre Schweigen im Bundestag für ihre Wählerschaft und es wird sich zeigen ob der Tik Tok Hype um ihre Person ein 1-Hit-Wonder ist oder bei den Wahlpublikum auf Dauer Anklang findet.

  • Reichhinnek? Weichhinweg!

    15
  • Spielt doch gar keine Rolle wer vermietet. Entweder die Mieten sind ok, oder hier passiert immer mehr Mietwucher.
    Und wer meint, dass die Wuchermieteinnahmen für die kleinsparenden Altersvorsorger wichtig sind, der hat wohl die vergessen, die aufgrund hoher Mieten weniger Altervorsorge betreiben können. Das Geld ist also nicht weg, sondern nur anderswo.

    Zur Ehrenrettung. Weder Lanz noch Reichinnek haben den eigentlichen Hauptgrund für Wohnraumverkappung genannt.

  • Bin ja kein Fachmann, aber diese Problem-Pony-Heidi scheint unter einer schweren Aufmerksamkeits-Psychose zu leiden. Eben genau so, wie es bei allen dieser jungen, weiblichen „Politikerinnen/Aktivistinnen für oder gegen irgendwas“ zu beobachten ist. Sehr viel Meinung plus absolutem Unwissen zum jeweiligen Thema. Komplett fehlendes Allgemeinwissen, keinerlei Berufs- und Lebenserfahrung. Das alles gepaart mit übergroßem Sendungsbewußtsein. Schnell und überschnappend sprechen damit das Gegenüber keine Chance hat, einzureden. Das alles garniert mit einer fundierten Ausstattung an Zickigkeit und fertig ist die linksgrüne Politikerin/Aktivistin.

  • Migräne-Heidi wird so schnell verschwinden, wie sie aus ihrem Loch hervor kam. Dennoch sollte man die Linke bei dem Bildungsrückstand in unserem Land, besser im Auge behalten.

  • Mir ist aufgefallen, dass viele Feminist*innen die sich vom Patriarchat befreit haben, auffällig häufig von Vater Staat alimentieren lassen. 🤣
    Starke und völlig unabhängige Frauen kommen häufiger auch im öffentlichen Dienst und sozialen Bereichen unter, sind gerne Teil eines Teams.

    Kann mich aber auch täuschen.

  • Abgesehen von ihren Inhalten….

    Heidi R. ist permanent DRÜBER.

    Mimik, Gestik, Art der Sprache….

    Dafür kann es verschiedene Gründe geben, ich werde aber Keinen nennen,
    wegen UnsereDemokratie/Bademantel,
    verstehste?? 😉

    Ein Bekannter von mir meinte,
    er könne H R überhaupt Nicht ernst nehmen, im Gegenteil.

  • Der ganze Politapparat besteht nur aus den abgedrehtesten Gestalten die man sich vorstellen kann. Entweder total karrieregeile Egoisten oder aus irgendeiner absurden radikalen Ideologie entsprungen. Normale Leute aus der Mitte der Gesellschaft weit und breit Fehlanzeige. Niedergang mit Ansage

  • Diese Dame sollte einmal den Psychologischen Dienst des Bundestages aufsuchen ,irgend etwas stimmt bei der nicht .

  • Ein bekannter Publizist älteren Semesters hat unlängst geraten sich einen Auftritt dieser Frau R. ohne Ton anzuschauen. Allein deren vielfältigen Körperbewegungen reichten aus um zu wissen wo die Frau R. tatsächlich hingehen sollte.

    7
  • Die durch den Problempony entstandene Gesichtsfeldeinengung und die dräuende Realität führen zu kognitiver Dissonanz, die sich in Form von Kopfschmerzen bemerkbar macht.
    Ich hingegen bekomme Kopfschmerzen von Heidi Reichineck.
    Auch weil ich nicht verstehe, wie man sich als angeblich intelligente, wütende Frau aufgrund von falsch verstandener Revoluzzer-Tradition für eine Frise entscheiden kann, die einen optisch mindestens 10 IQ-Punkte kostet.

    7
  • Wir müssen eine total kaputte Gesellschaft sein, wenn man Leuten, die so aussehen und reden 10% zubilligt.

  • Die Linke, egal wer sie representiert ist, SED, STASI, Mauerschuetzenpartei, Schiessbefehl und Sozialismus.
    Da stellt sich die Frage ob wir des Wahnsinns sind? Es sieht so aus.

  • Baerbock ohne WEF, dafür mit Gendern bis der Arzt kommt.

  • Ich habe diese Frau kürzlich erst im Fernseher gesehen und sprechen hören. Die ist sogar noch nerviger als meine Frau.

    5
  • „Sie glaubt das Bild, das ihre Anhänger von ihr haben, dass sie eine Powerfrau ist, die die Rechten zum Zittern bringt, wirklich. Doch eine Angry Power Woman, sitzt nicht bei Markus Lanz und jammert wegen Migräne, wenn er mal eine gemeine Frage stellt. Auch nicht, wenn sie das wütend sagt und ohne zu erröten.“

    Haha! Für Tattoos gilt wahrscheinlich genau das selbe, wie für diejenigen, die auf Social Media Bilder von fetzig gelayouteten Lebensweisheiten posten: Es werden genau die Aspekte propagiert, die den Betreffenden in Wirklichkeit zu 100% fehlen.

  • Muss man die kennen?

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