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Deutscher Fernsehpreis

Fragwürdige Preisverleihung: Böhmermann und Bosetti gewinnen, Moderator fordert staatliche Regelungen für Medien

Auf dem Deutschen Fernsehpreis dekorierten sich die öffentlich-rechtlichen Sender selbst: Jan Böhmermann und Sarah Bosetti erhielten jeweils einen Preis für ihre Unterhaltungsshows. Ein Moderator fiel mit merkwürdigen Forderungen nach staatlichen Rahmenbedingungen für Medien auf.

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Christopher Wittich moderierte die Preisverleihung in der Kategorie „Beste Information“ (Quelle: ARD).

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„Wir sind wieder da, wir sind richtig heiß“ – mit diesen Worten leitete die Moderatorin Barbara Schöneberger die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am Mittwochabend ein. Der von der ARD präsentierte Preis sollte in der Folge zur Selbstbeweihräucherung werden: in 19 von 29 Kategorien wurde eine Sendung oder ein Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks prämiert, unter anderem Sarah Bosetti in der „Kategorie Beste Comedy / Late Night“ und Jan Böhmermann in der Kategorie „Beste Unterhaltung Show“ (Apollo News berichtete).

Als es dann zu der Auszeichnung in der Kategorie „Beste Information“ kam, betrat der RTL-Moderator Christopher Wittich die Bühne, um die Entscheidung zwischen den ARD-Formaten Hart aber fair und Maischberger sowie dem heute Journal vom ZDF zu verkünden. In seiner vorausgehenden Rede hielt Wittich erst einmal fest: „Die Demokratie gerät unter Druck“. Im Laufe des Vortrags wurde klar: Der Moderator schiebt das auf unliebsame Stimmen – ohne sie dabei namentlich zu nennen. Er betont die Dringlichkeit, im Netz vor Desinformation zu schützen – auch mit Faktenchecks – und forderte dafür sogar staatliche „Rahmenbedingungen“.

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Dass „Werte, wie die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit infrage gestellt werden“ sei ausschlaggebend für die derzeitige Gefahr für unsere Demokratie, erklärt der Moderator zunächst. Immer mehr Menschen informieren sich über soziale Medien und „das ist gefährlich“, weil dort keine redaktionelle Einordnung oder „Faktenchecks“ vorhanden seien, erklärt Wittich.

In sozialen Medien würden Fake News „unkontrolliert verbreitet“, außerdem Verschwörungstheorien und Desinformation initiiert und geteilt. Der Moderator resümiert: „Wenn man sich nur in der eigenen Filterblase aufhält, wenn man nur das gezeigt bekommt, was man eh schon kennt, dann wird die Welt ganz klein.“ Obwohl Wittich später in seiner Rede daran erinnert, dass auch diejenigen, „die sich nicht gehört fühlen“ von den Medien eine Stimme erhalten sollten und andere Meinungen ausgehalten werden müssten, nutzt Wittich diesen Punkt, um vor der Einflussnahme von etwa Russland oder China auf die Medien zu warnen.

Internetplattformen seien „Einfallstore“ für „staatlich gelenkte Desinformation“, meint der Moderator. Selbstkritik oder generelle Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es nicht. Im Gegenteil: Eine „ausgewogene Berichterstattung“ sowie Redaktionen, die „Fakten und Hintergründe“ recherchieren und zur Verfügung stellen – gemeint sind vermutlich sämtliche Formate der öffentlich-rechtlichen Sender – seien daher für die Demokratie, aber auch „für die Meinungsbilder“ von entscheidender Bedeutung.

Wittich dreht das Ganze so weit, dass er sogar fordert, die Politik solle deshalb „Rahmenbedingungen schaffen, damit öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser ihre Aufgaben erfüllen können“. Wie diese Rahmenbedingungen aussehen könnten, welchen Einfluss sie auf die Pressefreiheit hätten und wie damit gegen Desinformation – deren nebulöse Definition nach wie vor fragwürdig ist – vorgegangen werden sollte, lässt Wittich außen vor.

Sicher ist: Das alles hat der Moderator nicht ohne Grund gesagt. Denn im Anschluss an sein Plädoyer wird der Preis der Kategorie „Beste Information“ an Sandra Maischberger verliehen. Eine Sendung, die seit mittlerweile 21 Jahren zweimal wöchentlich mit immer ähnlichen Gästen in der ARD ausgestrahlt wird. Ähnlich wie auch zahlreiche weitere Formate der öffentlich-rechtlichen Sender wurde auch Maischberger oft dafür kritisiert, Vertreter der AfD oder Akteure, die rechts der CDU stehen, seltener oder gar nicht erst einzuladen.

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