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Dehler-Stiftung

FDP-nahe Stiftung verleiht Toleranzpreis an Imam, der mit Israelhass und Waffen-SS-Bezügen auffiel

Trotz dokumentierter Bezüge zur Muslimbruderschaft, israelfeindlicher Ausfälle und Sympathie für einen SS-Imam ehrt die FDP-nahe Thomas-Dehler-Stiftung den Imam Benjamin Idriz – ausgerechnet mit einem Preis für Toleranz und Rechtsstaatlichkeit.

imago/Astrid Schmidhuber

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Die FDP-nahe Thomas-Dehler-Stiftung hat am Mittwoch den Penzberger Imam Benjamin Idriz mit dem Thomas-Dehler-Preis ausgezeichnet. Der Preis soll Persönlichkeiten ehren, die sich um Rechtsstaatlichkeit, die freiheitliche Ausgestaltung der inneren Einheit Deutschlands und den Einsatz gegen Vorurteile, Intoleranz und Hass verdient gemacht haben. Dass ausgerechnet Idriz diese Auszeichnung erhalten hat, sorgt für erheblichen Protest. Denn seit Jahren wird seine Person mit Netzwerken der Muslimbruderschaft und positiven Bezügen zur Waffen-SS in Verbindung gebracht, und auch seine öffentlichen Äußerungen zu Israel und Juden haben immer wieder Kontroversen ausgelöst.

Als Idriz sich am 6. Oktober 2025 zum zweiten Jahrestag des 7. Oktober äußerte, erklärte er, es falle „vielen Muslimen und Arabern schwer, dieses [jüdische] Leid offen und empathisch anzusprechen“, nicht „aus Gleichgültigkeit“, sondern wegen der als vorrangig empfundenen palästinensischen Notlage. Er schrieb außerdem, „Gaza [sei] schon lange zuvor das größte Freiluftgefängnis der Welt“ gewesen. Dass mehrere Länder nun Palästina als Staat anerkennen wollen, sieht er als einen „symbolischen, aber längst überfälligen Schritt“.

Zudem stellte er das israelische Regierungshandeln in eine Reihe mit den Verbrechen des Islamischen Staats und verglich den israelischen Einsatz in Gaza mit dem Massaker von Srebrenica und Auschwitz. So postete er am 11. Juli 2024 auf Facebook: „Srebrenica ist ein Synonym für menschliches Versagen – der Ort, an dem bosnische Muslime mitten in Europa kaltblütig ermordet und im Stich gelassen wurden, ähnlich wie die Juden während des Holocausts. Dieses menschliche Versagen, seine Mitmenschen im Stich zu lassen, wiederholt sich heute in Gaza.“

Weiter forderte Idriz, dass „innerhalb der jüdischen Gemeinden eine ebenso eindeutige und öffentliche Distanzierung von den Handlungen der israelischen Regierung“ hätte erfolgen sollen, wie er es 2015 von sich und anderen Imamen gegenüber dem Islamischen Staat behauptet hat. Eine solche Distanzierung hätte nach seiner Ansicht „vielleicht sogar Antisemitismus eingedämmt“. In sozialen Medien zeigt Idriz zudem Zustimmung zu Beiträgen, die weit über legitime Kritik hinausgehen, unter anderem unter einem Kommentar, in dem behauptet wird, „wer einen Genozid unterstützt und befeuert wie die JA und Springerpresse“ müsse „vor Gericht gestellt und zur Verantwortung gezogen werden“.

Gerade diese Haltung wirft Fragen auf, wie sie mit der Symbolik eines Preises für Toleranz und Rechtsstaatlichkeit vereinbar sein soll. Die Verbindungen von Idriz zu Strukturen der Muslimbruderschaft sind derweil breit dokumentiert: Eine der Einrichtungen, an denen er ausgebildet wurde, ist das Institut Européen des Sciences Humaines, das in Frankreich wegen seiner Nähe zur Muslimbruderschaft geschlossen wurde. In Bayern stand Idriz über Jahre hinweg im Verfassungsschutzbericht.

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Auch seine Teilnahme an Konferenzen in Katar und Kooperationen mit Organisationen wie Islamic Relief, der die Bundesregierung signifikante personelle Bezüge zur Muslimbruderschaft bescheinigt, werfen Fragen auf. Dass Idriz selbst dies stets abstreitet und sich gegenüber deutschen Politikern als Musterfigur des religiösen Dialogs inszeniert, passt in die bekannte Doppelstrategie der Muslimbruderschaft: moderat auftreten, während im Hintergrund weiterhin radikalislamische Netzwerke bedient werden.

Höhepunkt seiner Skandal-Aussagen dürfte aber wohl seine Würdigung des bosnischen SS-Imams Hussein Djozo sein, den er laut Focus als „Pionier islamischer Reformen“ und „Vorreiter für ein konsequentes Reformschema“ pries – obwohl Djozo als Militärimam der „Handschar-Division“ der Waffen-SS in enger Verbindung zu Heinrich Himmler und dem Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, stand.

Himmler sah in der islamischen Welt einen ideologischen Verbündeten gegen den Westen, während al-Husseini als fanatischer Antisemit mit Hitler kooperierte, Rekruten für die SS warb und den Holocaust öffentlich rechtfertigte. Djozo selbst beteiligte sich an der nationalsozialistischen Propaganda, die eine „neue Ordnung Europas“ unter deutscher und islamischer Führung propagierte. Auf Nachfrage erklärte Idriz später, er habe sich nur auf Djozos theologische Schriften der 1960er-Jahre bezogen; seine NS-Vergangenheit sei ihm nicht bekannt gewesen.

Thomas Dehler, nach dem der Preis benannt ist, war ein liberaler Jurist, der sich im nationalsozialistischen Deutschland offen gegen die Gleichschaltung der Justiz stellte und wegen seiner Ehe mit einer Jüdin aus dem Staatsdienst entlassen wurde. Sein Wirken stand für persönlichen Mut, Widerstand gegen totalitäre Ideologien und die Verteidigung individueller Freiheit. Umso widersprüchlicher wirkt es, dass heute unter seinem Namen ein Imam geehrt wird, der einen ehemaligen SS-Funktionär und Mitstreiter Himmlers als Vorbild bezeichnete.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab Idriz und seiner Penzberger Gemeinde in der Vergangenheit Anerkennung. So lobte er die Moschee und äußerte, er wünsche sich eine „Verbreitung des Modells dieser Moschee“ für Deutschland. Bemerkenswert ist, dass die Laudatio ausgerechnet von der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gehalten wurde, die sich jahrelang als Antisemitismusbeauftragte in Nordrhein-Westfalen engagierte und öffentlich die Solidarität mit Israel betonte.

Im Jahr 2011, als die Penzberger Gemeinde des Imams weiterhin im bayerischen Verfassungsschutzbericht geführt wurde, kritisierte die damalige Bundesjustizministerin und FDP-Landesvorsitzende die Nennung als „überflüssig“. Sie forderte, Schulen sollten die Gemeinde besuchen dürfen, und kündigte laut Süddeutscher Zeitung an, „weiter für die Islamische Gemeinde Penzberg zu kämpfen“. Während Verfassungsschutz und Kultusministerium damals noch auf Beobachtung und Abstand setzten, stellte sich Leutheusser-Schnarrenberger demonstrativ auf die Seite von Idriz. Ihre Haltung folgte einer Linie, die den Imam früh als vermeintlich liberalen Dialogpartner sah – trotz fortbestehender Hinweise auf seine Nähe zu Organisationen, die wegen islamischem Extremismus unter Beobachtung standen.

Die Thomas-Dehler-Stiftung reklamiert für sich Solidarität mit Israel. Dass sie nun jemanden ehrt, dessen tatsächliche Positionen und Verbindungen in eklatantem Widerspruch zu dieser angeblichen Grundhaltung stehen, sorgt für Unverständnis und Entsetzen.

Das wird jetzt auch aus FDP-Reihen kritisiert: Saba Farzan, Autorin und FDP-Mitglied, wirft Idriz in der Jüdischen Allgemeinen vor, antisemitische Argumentationsmuster zu bedienen. Sie spricht von einem „Schlag ins Gesicht für Liberale und säkular gesinnte Menschen“. Der ehemalige bayerische FDP-Landtagskandidat und Leiter des Landesarbeitskreises Diversität der Jungen Liberalen, David Huber, bezeichnete die Ehrung als „schockierend“. Wer Israel derart delegitimiere, stehe gegen elementare Grundprinzipien des Liberalismus. Thomas Hacker, der Vorsitzende der Thomas-Dehler-Stiftung, solle sich bei solchen persönlichen Einschätzungen „ein neues Umfeld suchen“, empfiehlt Huber.

Auch FDP-Landeschef Michael Ruoff distanziert sich und kritisiert Gleichsetzungen von Holocaust, Srebrenica und Gaza als untragbar für eine Auszeichnung, die für Verantwortung und den Einsatz gegen Judenhass stehen soll. Marko Miholic, das 28-jährige Mitglied des Bundesvorstandes der FDP, macht in diesem Zusammenhang der Thomas-Dehler-Stiftung und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf X Vorwürfe: „Es zeugt nicht von gutem Stil, aus dem politischen Ruhestand heraus der neuen Generation in die Beine zu grätschen, während sie die Partei wieder aufbauen will.“ Trotz der Kritik an seiner Person wurde der Thomas-Dehler-Preis Mittwochabend im Münchner Haus der Kunst feierlich an Benjamin Idriz überreicht.

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58 Kommentare

  • Islam im Nationalsozialismus….
    Für Führer und Prophet: Hitler konnte das Christentum nicht ausstehen. Dem Islam konnte er etwas abgewinnen. Das NS-Regime ließ Hunderttausende muslimische Rekruten für Deutschland kämpfen.

    • Ob er dem Islam wirklich etwas abgewinnen konnte, kann ich nicht sagen. Die Muslime waren aber eindeutig für ihn ein Mittel, um seine Großmachtsideen umzusetzen. Vielleicht träumen da ja auch heute noch einige Politiker davon.

    • Wo sind die ganzen „es sind ja nicht alle so“-Schwurbler die hier sonst immer rumsülzen?

  • Eine Erklärung, warum die FDP in Umfragen bei 3 % liegt.

    • Wieso die schon wieder 3 % erreichen ist mir auch schleierhaft; 1 % Max!

    • Die FDP ist komplett lost und geht in den Orcus der Geschichte ein.

  • Wenn ich dürfte, würde ich allen politischen Stiftungen die Staatsknete streichen. Es sind Machtmittel der Parteibonzen, um ihren Einfluss zu sichern gegen den Souverän (das Wahlvolk).

  • FDP, gibt es die noch?

    • Leider

  • Etwas namens FDP kenne ich nicht.

  • Man fühlt sich daran erinnert, als Arafat den Friedensnobelpreis bekommen hat – ein zynischer „Witz“ der Geschichte.

  • Preise und Ehrungen unter deren Gleichen sind nichts mehr wert.
    Jegliche Bedeutung haben die Preise und Ehrungen verloren.
    Selbst der Friedensnobelpreis hat der Wert eines Schießbuden-Gewinns!
    Nur meine Meinung!

    • ..,dieser Preis wenigstens undotiert. Es
      gibt nur warme Worte. Schlimm genug.

  • Die Verkommenheit des politischen Systems in Deutschland erreicht täglich neue Höhen.

  • Was hat denn der Liberalismus mit dem Islam zu tun?!?

  • Infiltriert, bestochen, bedroht oder beschränkt.

    „Wisst ihr meine Getreuen, warum ich so sehr geweint habe? Nicht das fürchte ich, daß diese Nichtse und Nullen mir etwas schaden könnten, sondern ich bin sehr betrübt darüber, daß sie es zu meinen Lebzeiten gewagt haben, diese Küste zu betreten, und es quält mich ein großer Schmerz, weil ich voraussehe, welche Leiden sie über meine Nachfahren und deren Untertanen bringen werden.“
    ― Notkeri Gesta Karoli II, 14.

  • Die FDP hat ihre 3 % mehr als verdient.

  • man hätte auch eine Seyran Ates oder Necla Kelek auszeichnen können. Das wäre eine hervorragende Wahl gewesen, mit Fingerzeig in die richtige Richtung.
    Aber man gibt es langsam auf, daran zu glauben, dass Menschen in der Lage sind, ihren Verstand zu bemühen. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt.

  • die FDP braucht dringend eine neue Wählerschaft. Da wird man wahrscheinlich für die noch wenigen weiblichen Mitglieder bald auch noch eine Kopftuch Empfehlung abgeben

    • Bravo!

    • Ich glaube inzwischen auch, dass die Partei mit dem treffenden Kürzel (F(ast)-D(rei)-P(rozent)) mal in wieder in der ‚Wandelhalle‘ unterwegs ist auf der Suche nach neuen Wählergruppen…
      Schon vor Jahrzehnten spießte ein bekanntes Satire-Magazin die Anbiederei der Liberalen bei den merkwürdigsten ethnischen und sonstigen Minderheiten auf – wenn ich die hier allerdings namhaft mache, kommt der Kommentar nicht durch.
      Mir geht dabei allerdings auch die erschreckend hohe Quote von (sagen wir mal) ‚Alt-Nasenbären‘ durch den Kopf, die sich lt. wikidingens nach 1945 für viele Jahrzehnte justament bei der FDP tummelten und damit alle anderen Parteien mit Abstand überflügelten…

  • FDP … FDP. Was war das nochmal ? Bitte helfen Sie mir mal auf die Sprünge !

  • Wäre dieser Typ ein Mann für Flaki?

    • Für Graf Dracula?

  • Die FDP ist genau dort wo sie hingehört bei 3%
    Und Lindner ist ja nicht weg ,der ist jetzt nur wo anders.

  • Ja, die sogenannten demokratischen Parteien sind die besten Freunde von Israelhassern, Nazi-Anhängern und Antidemokraten.
    Aber die AfD ist eine Gefahr.
    Was für ein Scheiß.

    • Streichen sie mal „Freunde von“. Dann passts.

  • An alle Wähler:
    Merken, FDP beweist selber deren Uneählbarkeit!

  • Die FDP und ihre Stiftung zeigt erneut, dass ihr Rauswurf aus dem Bundestag kein Verlust ist.

  • Alle politiknahen Stiftungen schließen und keine Förderung mehr zahlen

  • Die FDP braucht wohl paar Stimmen um nicht unter 0,5% zu fallen…

  • Diese Vorkommnisse zeigen sehr deutlich warum Deutschland so ist wie es ist und immer wieder tauchen die gleichen Politiker auf, welche das zu verantworten haben. Gerne mit dabei Leuthäuser-Schnarrenberger die Sauberfrau der FDP, welche auch bei der Amadeus Antonio Stiftung mitwirkt. Nicht anders Frank-Walther Steinmeier, der offenbar mittlerweile so weit vom wahren leben abgekoppelt ist, dass er wie ein Pferd im Porzellanladen agiert.
    Die Verleihung ein Skandal, aber noch viel schlimmer, dass das Islamisten in unserem Land noch ermutigt.

    • Mr. ‚Belle-Wüh‘ als Pferd? Doch eher wohl als Elefant im landestypischen ‚lippischen Kleinformat‘ auf Pickert-Entzug…

    • Wahre Worte!

  • Meine persönliche Meinung: hier ist Geld geflossen.

  • Das ist wieder einmal typisch für die FDP ebenso wie ansonsten auch für die übrigen Kartellparteien.
    Es wurden – und jeder kann es nachlesen und wissen – alles andere als vorteilhafte Details im Dutzend zu diesem Herrn zusammengetragen, von denen ihn jedes einzelne für sich allein preisunwürdig macht. Die FDP würde mutmaßlich auch den IS-Chef ehren, wenn sich die Gelegenheit böte.

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