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Fatales Konjunktursignal: Mit der Chemiewirtschaft stirbt der Kern der deutschen Industrie

Die Chemieindustrie liegt am Boden: Das Geschäftsklima, die Auftragslage und viele weitere Indikatoren sind auf einem Langzeittief angelangt. Damit steht die Chemie stellvertretend für die meisten Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland.

IMAGO/Richard Wareham

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Ein nie dagewesener Einbruch beim Auftragsbestand in der Chemiewirtschaft deutet an, dass auch das gigantische Schuldenpaket der Bundesregierung nicht mal ein konjunkturelles Strohfeuer entzünden wird. Die Zahlen, die das ifo-Institut in der vergangenen Woche veröffentlicht hat, bestätigen den dramatischen Niedergang der deutschen Industrie.

In ihrer Erhebung meldeten die Wirtschaftsforscher für den Oktober eine deutliche Verschlechterung des Geschäftsklimas in der Branche, das nun auf einen Indexwert von -19,4 Punkten nach zuletzt -12 Punkten abgestürzt ist. Die aktuelle Lagebewertung sank von -19,8 auf -25,3 Punkte. Und auch die Erwartungen der Chemiebetriebe verschlechterten sich von -3,7 deutlich auf -13,3 Punkte. Besonders dramatisch entwickelt sich der aktuelle Auftragsbestand der Betriebe, der mit einem Indexwert von -68,9 Punkten den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten andeutet.

Die Ursachen der Krise sind bekannt. Da wäre die selbst verursachte Energiekrise, die turmhohe fiskalische Belastung im Vergleich zu anderen Standorten sowie der groteske Bürokratieblock, der die Betriebe in das ideologische Schema der Politik zwängt. Nur zur Erinnerung: In den vergangenen drei Jahren wurde die deutsche Wirtschaft dazu genötigt, 325.000 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, bloß um den neu verordneten Regulierungsaufwand zu bewältigen, der sich aus Brüssel und Berlin über die Wirtschaft legt wie ein Schleppnetz, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Die Autoren der Analyse werden bei ihrer Betrachtung der aktuellen Lage deutlich und bezeichnen diese als katastrophal. Der wachsende Wettbewerbsdruck auf dem internationalen Markt sowie mangelnde Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitig zu hohen Kosten zwingen die Betriebe nun, Investitionen zu drosseln und weiter Personal abzubauen, heißt es in der Auswertung.

Die Zahlen deuten im Übrigen darauf hin, dass sich die Fluchtbewegung der Unternehmen vom Standort Deutschland dramatisch beschleunigen wird, sollte sich an den Rahmenbedingungen im Inland nichts Entscheidendes ändern – die leeren Auftragsbücher lassen keine andere Wahl. Und niemand sollte angesichts der Politik in diesen Tagen von einem Paradigmenwechsel in Berlin oder Brüssel ausgehen.

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Einmaliger Absturz des Frühwarnindikator Chemie

Was macht die Zahlen der Chemiewirtschaft so bedeutsam? Die Chemie befindet sich im Nukleus zahlreicher Wertschöpfungsketten – vom Maschinenbau über die Automobilindustrie bis zur Bauwirtschaft. Ihre Produkte sind fundamentaler Bestandteil industrieller Produktion. Sie fungiert somit als eine Art Frühwarnsystem für das industrielle Nervensystem des gesamten ökonomischen Gebildes.

Aus diesem Grund sollten in Berlin längst sämtliche Alarmsirenen schrillen: Wenn die Betriebe der Chemiewirtschaft nur noch eine Kapazitätsauslastung von nur noch 71 Prozent melden – statt der über Jahrzehnte stabilen 80 Prozent im langfristigen Mittel – und sich die Auftragsbücher geleert haben wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr, dann steht die deutsche Industrie nicht vor einem Dämpfer, sondern mitten in einem historischen Abschwung.

Der Sektor befindet sich im regelrechten Abverkauf, was sich auch im Zahlenwerk der Global Player widerspiegelt. BASF kündigte in diesem Jahr an, rund 2.600 Stellen zu streichen – eine Reaktion auf die schwache Nachfrage und die explodierten Energie- und Rohstoffkosten, die sich selbst für den Weltmarktführer nicht mehr abfedern lassen. Auch bei Lanxess zeigt sich dasselbe Bild: Bereits vor zwei Jahren brach der Umsatz um 27 Prozent ein, seither steckt das Unternehmen in einer anhaltenden Abwärtsspirale, aus der bislang kein Entkommen in Sicht ist.

Doch es sind nicht nur die beiden Flaggschiffe des deutschen Chemiestandorts, die unter Druck geraten sind. Seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2018 taumelt die deutsche Chemieindustrie immer neuen Tiefpunkten entgegen. Die gesamte Produktionsleistung fiel seither um rund 15 Prozent. Und Besserung ist nicht in Sicht: Angesichts der katastrophal niedrigen Kapazitätsauslastung arbeiten zahlreiche der noch in Deutschland produzierenden Unternehmen unrentabel, was zu immensem Sparzwang bei den Betrieben führt.

Gegenwärtig arbeiten noch 464.000 Menschen in der Chemiebranche, die wohl auch im laufenden Jahr um weitere fünf Prozent auf eine jährliche Wertschöpfung von 60 Milliarden Euro schrumpfen wird. In den beiden vergangenen Jahren wurden laut Branchenverband VCI 20.000 Jobs gestrichen – die Branche kämpft, in der Hoffnung auf eine wirtschaftspolitische und konjunkturelle Kehrtwende am Heimatstandort.

Flut negativer Indikatoren

Die katastrophale Lage der Chemiewirtschaft spiegelt den Zustand der gesamten deutschen Volkswirtschaft wider. Von einer „Rezession“ zu sprechen, ist dabei wohl ein Euphemismus. Nach einem Einbruch der Industrieproduktion um nahezu 23 Prozent in den vergangenen Jahren befinden sich zentrale Branchen wie der Maschinenbau, die Chemieindustrie und der Automobilsektor längst in einer ökonomischen Depression.

Auch das Beratungsunternehmen Sentix bestätigte in seiner jüngsten Analyse die desolate Stimmung unter Investoren in Deutschland. Die November-Erhebung zeigt: Der Konjunkturindex für die Gesamtwirtschaft fiel von minus 17,9 Punkten im Oktober auf nun minus 20,4 Punkte. Die Lagebewertung sackte gleichzeitig von minus 36,5 auf minus 38,3 Punkte ab.

Auffällig ist, dass die medial befeuerte Hoffnung auf ein konjunkturelles Strohfeuer durch den Schuldenhammer der Bundesregierung längst verpufft ist. Laut der Sentix-Analyse sind auch die Erwartungen der Investoren von plus 2,8 Punkten im Oktober auf minus 0,5 gefallen – und damit ebenfalls in den rezessiven Bereich abgerutscht.

In seinem Statement erklärte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy, Anleger warteten vergeblich auf positiven Newsflow aus der deutschen Wirtschaft. Von der Politik kämen kaum Impulse, und auch die Notenbanken hielten sich mit weiteren Stimuli für den Kreditmarkt zurück.

Auch die Lage im Euroraum verschlechtert sich weiter. Für die Gesamtwirtschaft sank der Sentix-Index im November auf minus 7,4 (Oktober: minus 5,4) Punkte, mit einer schlechteren Lagebeurteilung und ebenfalls gesunkenen Erwartungen. Die deutsche Krise lastet offensichtlich wie Blei auf der Entwicklung der Eurozonen-Ökonomie.

Doppelte Falle: Strukturelle Kosten und keynesianische Illusionen

Hussys Einschätzung bestätigt, was Ökonomen seit Monaten befürchten: Die deutsche Wirtschaft steckt in einer doppelten Falle – einer strukturellen Kostenfalle mit Blick auf Energiepreise und Regulierungsaufwand und einer keynesianischen Zinsfalle, in der man hofft, durch künstliche Impulse die leeren Auftragsbücher noch einmal zu füllen, was nach den ersten Monaten des Schuldenimpulses der Bundesregierung wohl als Fehlversuch zu verbuchen ist.

Was sich in der Chemiewirtschaft abspielt, ist der wahre Konjunkturindikator: Die Industrienachfrage in Deutschland kollabiert in einem Tempo, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ohne Beispiel ist. Die Schaufensterpolitik der Bundesregierung wird nicht ausreichen, um jene strukturellen Probleme zu lösen, die sie selbst geschaffen hat. Der steuerliche Abschreibungsvorteil, der für dieses Jahr gilt, entlastet die Mittelschicht kaum und ist angesichts des schwachen Investitionsvolumens der deutschen Wirtschaft zu vernachlässigen.

Und dass die Regierung im kommenden Jahr mit dem Industriestrompreis einige tausend energieintensive Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler subventionieren will, folgt dem altbekannten Muster: ein Hütchenspielertrick, der die deutsche Politik noch tiefer in die Interventionsspirale hineinziehen und die Schuldenspirale beschleunigen wird.

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33 Kommentare

  • So etwas liest die Regierung nicht. Sie fliegen in der Weltgeschichte herum und verteilen Geld das in Wirklichkeit schon Schulden sind.

    • Eine nicht ganz ernstgemeinte Antwort. Wenn man Schulden verteilen könnte
      wäre es gut. Dann hätten wir das s.g. Sondervermögen und die anderen unsere Schulden. Man kann bei der Politik die in Deutschland von bekannten Versagern
      gemacht wird, nicht mehr anders als mit Sarkasmus und Ablehnung reagieren

      • Man kann Schulden verteilen:
        die meisten der EU-Staaten stehen bei Deutschland in der Kreide. Und damit meine ich nicht die EU, sondern dezidiert die einzelnen Staaten.
        Wenn wir z.B. Italien zur Rückzahlung auffordern, kann Italien mit dem Rest nicht mal die Überweisungsgebühren bezahlen.

        Das kommt davon, wenn man Außenpolitik mit dem Scheckheft macht!

        0
  • Merz und Reiche machen gerade da weiter, wo Scholz und Habeck aufgehört haben. Diese Regierung muss weg weg weg! Deutschland kann es sich nicht leisten, von diesen Hasardeuren noch ein weiteres ein Jahr gegen die Wand gefahren zu werden.

    • und die naechste regierung muss imstande sein, sich der EU-regierung zu widersetzen.
      denn die de-growth ideologie ist ein auswuchs der agenda 2030, zu der in allererster linie, verglichen mit dem rest der welt, die EU sich verpflichtet hat.
      deren richtlinien und gesetze gilt es schlichtweg abzuweisen.
      fuer billige energie sorgen, wiederaufbau betreiben.
      was verloren ging an insutrie, ist nicht mehr zurueckzuholen. der neuanfang wird schwer.

      • „de-growth“
        Bezieht sich Das auf die Buchstaben?

        1
    • Nicht immer so übertreiben.
      Immerhin können wir in ein paar Jahren noch Fladenbrot backen und auf dem Markt verkaufen.
      Sooo schlimm ist das jetzt auch wieder nicht .. 😉

      • Zum „Backen“ braucht man aber Energie?

        1
    • Das war schon die Aussage zur Ampel und nichts ist besser geworden, sondern es wurde zusätzlich die Büchse der Schulden geöffnet.

  • Diese linke Regierung ist fertig.
    Die AfD braucht 52%.

    • Schon wieder eine Rauchwolke ohne Feuer ….

  • „Ihr werdet nichts besitzen und glücklich sein“

    Hat er doch gesagt, der nette Klausi vom WEF

    • Die KOMPLETTE deutsche Chemieindustrie,war und ist auf russisches Erdgas ausgelegt!
      Alles andere,funktioniert nicht!
      3 Jahre nach Sprengung,fällt Euch auf,die Chemieindustrie funktioniert nicht mehr?
      Schildbürger!

      • Starken Indizien nach erfolgte die Sprengung MIT Wissen und Wollen der dt. Regierung !

        10
      • @Nachtigall:
        Zumindest hat die Regierung tatenlos daneben gestanden wie eine Legehenne, der der Bauer die Eier wegnimmt!

        1
    • so isses.
      gesagt und gemeint.
      und die EU-claqueure nickten es ab.
      degrowth-experten bekamen eine buehne, um volk und politik in die richtige richtung zu lenken.
      kein aufschrei weit und breit.
      selbst jetzt noch nicht.
      lieber weihnachtsgeschenke shoppen.
      350 euro gibt jeder oesterreicherdieses jahr aus. mehr als voriges jahr.
      wird in dland nicht anders sein.
      also jammert nicht.

    • worin ist dieser Klausi vom WEF nett wenn du den Schmarrn glaubst
      der von dieser Tulpe geteilt wird. Warum hast du ein Hirn im Kopf. Damit du
      über dein Leben einfach mal nachdenken solltest und nicht immer den Scheiß von anderen teilen

  • Da muss bestimmt erst ein Chemie-Gipfel her.

  • Wen wundert so etwas bei diesen Energiepreisen? Vom Lohnniveau ganz zu schweigen.

  • Ein oftmals vergessener Indikator ist der Krankenstand in den Betrieben. Wenn man bedenkt, dass sowohl die Stärke als auch die Inhalte der Ausschläge des psychischen Apparats ökonomisch bedingt sind und wegen der engen Verkoppelung von Leib und Seele ein dadurch nicht-funktionaler Charakter der Psyche die biologische Funktionalität zerstören kann, erklärt sich die hierzulande mehr als doppelt so hohe Erkrankungsrate im Vergleich zu anderen Produktionsstandorten weltweit bei ansonsten gleichen Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Werken aus den sich zunehmend verschlechternden Wirtschaftsbedingungen. Insofern es in der Frage des Schicksals des Einzelnen damit stets ums Ganze geht, müsste zuvörderst dort für Abhilfe gesorgt werden. Stattdessen sich als Staat in Billionenhöhe zu verschulden, lässt bloß das Leiden vollends eskalieren und könnte somit in der Tat kontraindizierter nicht sein und bedeutet, als Belegschaftsangehöriger letztlich einen bitteren Tod sterben zu müssen.

  • die Chemie Industrie ist selber schuld
    90 Prozent der Produkte die für die Fertigung benötigt wird kommt vom Ausland
    dann die teuren Energiekosten in Deutschland
    die teuren Produktionskosten in Deutschland
    die vielen Fehltage der Mitarbeiter seit dem Februar 2020

    die Chemie Industrie macht sich selber kaputt
    die CEO S in keinem Unternehmen denkt über die Zukunft nach
    es wird gewirtschaftet ohne einen plausiblen Plan. Also ist
    die Fertigung von Produkten für die Endkunden in Deutschland nicht
    mehr interessant, weil die Kosten zu hoch sind zur Produktion

  • So viel an dieser Stelle auch nochmal zur „Wirtschaftskompetenz“ der deutschen Christdemagogie.

  • Es ist seit 30 Jahren klar, daß Deutschland den Weg Großbritanniens gehen wird – nur ohne die Börse und die Banken.

  • Die bekannten Konjunkturzyklen sind auch nicht mehr das, was sie einst waren: Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung, Tiefpunkt und alles wieder von vorn. Demnach wäre der Kapitalismus nunmehr bei seinem „faulenden parasitären“ Stadium angelangt (laut Karl Marx). Bleibt die Frage: Was kommt danach?

    • Was danach kommt? NICHTS mehr; ein Vakuum. Davon erholt sich keine Wirtschaft; nicht einmal die Deutsche. Das Fundament eines Staates sind die Ingenieure; und die packen ihre Koffer. Die guten werden nie mehr wiederkommen.

  • BASF ist die Hoffnung. Wenn die komplett zusperren, wird Deutschland ganz schnell klimaneutral. CO² macht nachweislich automatisch an der Grenze halt. Kein Hauch davon dringt in den deutsche Luftraum ein.

  • Der alte Fritz hält das bisschen Industrie noch mit Subventionen am Leben um den Schein vom Aufschwung zu wahren, oder bis sie Putin zum Gegenschlag provoziert haben.
    Wir sind das einzige Land auf der Erde das sich selber vernichtet in dem sie es zugelassen haben die wichtigste Energie Zufuhr nämlich Nordstream 2 zu sprengen.
    Das war ein Terrorangriff und die Täter laufen immer noch frei rum.
    Das war der Startschuss zum Untergang Deutschlands.. Und es gibt Politiker die das noch beklascht haben.
    Unfassbar.

  • Unser Industrie war ausgelegt auf günstigen Strom aus AKWs , und zuverlässigem und billigen Gas aus der Sowjetunion. Nun so lange noch hunderte Menschen bei der Sprengung von Volksvermögen
    auf Grund des Nerobefehls von Mutti und den Grünen feste Applaudieren ist die Wirtschaftliche Situation bei einigen noch nicht angekommen aber das wird sie.
    Sagt der Freund meines Tankwarts.

    • „Sowjetunion“
      DAS ist aber laaaange her … 😉

  • So kommt der Morgenthau-Plan doch noch.

  • Wann wird endlich der wirtschaftfeindliche Einfluß der EU und seines sinnlosen Kropf von ca 66000 Bürostuhlsitzern und der Abrißmadame unterbunden . Seit dem dieser Moloch existiert sucht er sich mit jedem vergehenden Tag neue Schikanen aus um seine eigene Macht zu festigen und die Souveränität der Länder abzubauen . Siehe nur die neuesten Auswüchse wie diese Madame ihre Macht festigen will indem sie einen Überwachungsapparat für die gesamte EU aufbauen will.
    Während sich der größte Teil Länder dieser Erde von diesem schwachsinnigen GREENDEAL trennt fährt die EU mit Dummdeutschland an der Spitze diesen Kurs weiter .

  • War mein Kommentar zu realitätsnah geschrieben?

    • Hatte ich heute auch schon 3 Mal.

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