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Europa

EU-Fördergelder für NGOs: Lobbyismus mit vorgegebenen Zielen

Die EU-Kommission finanzierte Lobbyarbeit gegen sich selbst. NGOs erhielten Geld, um gezielt gegen das Mercosur-Abkommen und andere Projekte zu lobbyieren – teils mit vorgegebenen Zielen und Aktivitäten.

Von

Die EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen

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Im vergangenen Mandat der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen wurde die NGO „European Environmental Bureau“ (EEB) durch die Generaldirektion Umwelt mit EU-Mitteln unterstützt, um aktiv gegen das Freihandelsabkommen Mercosur zu lobbyieren. Wie aus einem Vertrag zwischen der Umweltdirektion und dem EEB hervorgeht, war die NGO explizit aufgefordert, EU-Institutionen und Mitgliedstaaten zu beeinflussen, um die Ratifizierung des Abkommens zu verhindern. Dies umfasste unter anderem Treffen mit EU-Abgeordneten und die Erstellung von Lobbyschreiben. Die NGO erhielt dafür jährlich 700.000 Euro aus dem Life-Programm. Das Ziel, laut Vertrag, den Table.Media einsehen konnte: „Die Ratifizierung des Abkommens in seiner aktuellen Version zu stoppen.“

Neben dem EEB sind auch andere NGOs Teil des Skandals. Die Organisation Carbon Market Watch erhielt 205.000 Euro jährlich, um EU-Abgeordnete in Umweltfragen zu lobbyieren. HEAL (Health and Environment Alliance) und Client Earth wurden ebenfalls mit EU-Geldern unterstützt, um spezifische politische Ziele durchzusetzen, darunter das Verbot von Glyphosat und PFAS sowie den Kohleausstieg in Deutschland. Diese NGOs mussten im Gegenzug Treffen mit hochrangigen EU-Vertretern nachweisen und juristische Klagen einreichen.

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Beispielhaft ist der Vertrag mit Client Earth: Für 350.000 Euro jährlich verpflichtete sich die Organisation, Klagen gegen Kohlekraftwerke und landwirtschaftliche Betriebe in Schutzgebieten einzureichen. Ziel war es unter anderem, eine Beweislastumkehr einzuführen, sodass Landwirte nachweisen müssen, dass ihre Tätigkeiten keine Umweltschäden verursachen.

Ein Whistleblower hatte 2023 erstmals auf diese Praktiken aufmerksam gemacht. Seitdem untersucht der Haushaltskontrollausschuss systematisch die Verträge zwischen der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) und den NGOs. Rund 30 Verträge wurden bereits unter strengster Geheimhaltung eingesehen.

In den schriftlichen Antworten an das Europaparlament räumt die Kommission ein, dass die Koppelung von Zuschüssen an spezifische Lobbyaktivitäten ein „Reputationsrisiko“ darstelle. Dennoch hält sie daran fest, dass die NGOs „allein für ihre Auffassung verantwortlich bleiben“ und damit formal unabhängig agierten.

Operativ abgewickelt wurden die strittigen Verträge von der CINEA, die 2021 gegründet wurde, um Teile des Green Deals umzusetzen. Unter der Leitung von Paloma Alba Garrote war sie verantwortlich für die Umsetzung der Life-Programme, die wiederum von den Generaldirektionen ENV und CLIMA überwacht werden. Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius und Frans Timmermans, der Vizepräsident für den Green Deal, trugen die politische Verantwortung.

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