Die Bundespolitik in der Depressionsspirale
Die Bundespolitik mauert sich ein - gelungene Politik ist für sie erfolgreiche Konfliktvermeidung. Mit ihrem Stillstand lähmen sie das Land und auch ihre Beobachter. Doch es gibt Grund zur Hoffnung.

Gefallen sich die Deutschen in ihrer Depression? Im Stillstand, wie ein Wahlkampfmanager sagen würde? Seit der Bundestagswahl stelle ich mir diese Frage immer wieder. Und falls Sie jetzt höflich schmunzelnd den Finger heben und anmerken, allein diese Zeitbeschäftigung sei doch für eine junge Frau ein dröger Zeitvertreib, kann ich nur die Wimpern niederschlagend entgegnen, dass ich so jung nun auch nicht mehr bin – und zudem meine medizinische Ausbildung womöglich meine Neigung bestärkt hat, die Menschen außerhalb meines Freundes- und Familienkreises gelegentlich wie durch ein Terrarium zu beobachten, durchaus zugewandt, mitunter, doch stets mit Abstand, analytisch. Was hat er denn, der, der da so sitzt?
Was hat er denn, der Deutsche, der von allem so unberührt wirkt? Der sich gibt, als hielte er wie Atlas die Welt und doch nur aussieht wie ein Mann, der nackt im Schneesturm steht – zu festgefroren, um ins Warme zu fliehen.
Er hat den versprochenen Politikwechsel nicht bekommen und fragt sich nun beim zweiten Kaffee, ob dies womöglich ein Anlass wäre, wütend zu werden. Aber was ist schon Wut. Kommt das nicht aus Amerika? Es sieht so hässlich aus, wenn die Amerikaner wütend sind. Und wenn Alice Weidel über Windmühlen schimpft.
Sollte man besser traurig sein? Weltschmerz ist ein Wort, das die Deutschen erfunden haben. Sie finden es edel, weil es die eigene Sensibilität gegenüber der komplexen Weltlage demonstrieren soll. Ja, traurig darf man sein in Deutschland. Und wenn es Überhand nimmt, kann man vom Hausarzt ja ein paar Lächelpillen bekommen. Was wählt ein Trauriger? Wirklich die Veränderung?
Werbung
In meiner Ausbildung im Krankenhaus habe ich einige klinisch Depressive gesehen, auch mit ihnen gesprochen. Was sie eint, ist ihr Starrsinn. Was man ihnen auch vorträgt, an tröstenden, aufpäppelnden Worten, an Handlungsoptionen und Perspektiven – es wird abgeschmettert. Es geht alles nicht, das dafür Notwendige könne nicht geleistet werden. Das vermeintliche Jammertal ist in Wahrheit eine Mauer, die von den Kranken selbst hochgehalten wird – mit einer Kraft, die sie beteuern nicht zu besitzen. Bei schweren Fällen helfen nur Elektroschocks.
Lesen Sie auch:
Großbritannien
Erste schwarze Frau mit Hijab und Einwanderer aus Bangladesch: Migranten triumphieren bei Bürgermeisterwahlen
Im Vereinigten Königreich werden immer wieder Bürgermeister mit Migrationshintergrund gewählt. Jetzt wurde beispielsweise die erste schwarze Frau mit Hijab in Sheffield in das Amt erhoben. Auch andernorts kam es zu ähnlichen Wahlen.Was ist ein Leben noch wert?
Die Gewalt in Deutschland ist inzwischen so normal, dass sie kaum noch jemanden berührt. Politik und Medien schweigen, während Messerangreifer nach Stunden wieder auf die Allgemeinheit losgelassen werden. Schuld ist, wenn überhaupt noch, die Polizei.Braucht Deutschland den Elektroschock? Nun, ich möchte den metaphorischen Bogen nicht überspannen. Die Ungeniertheit und die ungebrochene Kontinuität, mit der in Deutschland alles Kontroverse, Streitbare, eben Lebendige niedergedrückt wird, ist jedenfalls beängstigend. Regierungskritische Witzbildchen werden mit Haftstrafen geahndet. Schwarz-Rot schreibt sich den Kampf gegen die „Desinformation“ in den Koalitionsvertrag. Was so mancher CDU-Wähler wohl für Habecks persönliche Orwell-Perversion hielt, wird jetzt von der neuen Regierung komplett ohne sein Zutun weitergeführt.
Währenddessen wird jedes größere gesellschaftliche Problem – Migration, Wirtschaftskrise, Inflation – stets vertagt, aber nie gelöst. Wähler sein in diesen Tagen fühlt sich an wie eine ewige Feedbackrunde einer pädagogischen Lehrveranstaltung. „Ich sehe deinen Schmerz“ – Toll, und was machen Sie dagegen? – „Ich sehe, du bist ungeduldig“. Ein modernes Fegefeuer.
Werbung
Zugegeben ist das alles nicht ganz ohne Komik. Die „bewusste Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen“ sei nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt, formulieren SPD und Union im Koalitionsvertrag. Klingt eigentlich wie eine Aussage eines unbeholfenen Juristen-Papas, der dem Sohnemann klarmachen will, dass er böse wird, wenn der Kleine ihm Lügengeschichten auftischt. Und vielleicht ist es langfristig für die Gesundheit der Seele am klügsten, über solche Dinge zu lachen. Heimlich im Privaten freilich oder mit dem Bademantel in Bereitschaft. Aber an manchen Tagen wünscht man sich dann doch lieber einen Politikwechsel als einen neuen Grund, eine Satire niederzuschreiben.
Gefällt sich der Deutsche in seiner Depression? Ich glaube, immer weniger. Unter der Decke der Ungerührtheit brodelt es, von links wie rechts. Allein Friedrich Merz und die Führungsriege der Union scheinen das nicht zu sehen. Sie sind die fleischgewordene Leistungsverweigerung, Getriebene ihres Umfelds – gelungene Politik ist für sie erfolgreiche Konfliktvermeidung. Deswegen halten sie wohl einen Koalitionsvertrag, der sich liest als wäre er der Feder eines Grünen entsprungen, auch für einen Sieg.
Auf den Wähler könnte das heilend abstoßend wirken. Und so könnte es am Ende vielleicht doch Friedrich Merz sein, der die Deutschen dazu verleitet, sich aus der selbstgewählten Apathie heraus zu kämpfen. Manchmal ist das beste Antidepressivum ein Blick in den Spiegel.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Merz, nach all den Lügen, noch als Kanzler von unserem Parlament am 6. Mai gewählt wird.
Ich appelliere an die Selbstachtung und die eigene Ehre der Parlamentarier.
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Und wenn man im unklimatisierten Auto in den 90ern auf dem Weg in den Italienurlaub nicht quengelte, bekam man ein Eis. Später, wenn einem das Leben übel mitspielte, gaben Freunde und Familie wohlmeinende Ratschläge, wie man „es“ doch hätte verhindern können, was nichts anderes bedeutete, als: Selber schuld. „Mund abputzen, weitermachen!“ ist auch so ein deutscher Satz und jemand, den wir in Deutschland den Titan nennen, ist berühmt für seinen Kampfschrei „Weiter, weiter, immer weiter!“
Der Deutsche ist Weltmeister im Aushalten. Und verdammt stolz darauf. Eine kleine Kaste von Hochstaplern hat sich darauf spezialisiert, das gnadenlos auszunutzen.
Schließlich die Zusammenarbeit auf politischer Ebene, ein Grundsatzpapier SED-SPD, „Streit der Ideologien und die Gemeinsame Sicherheit“. Von Seiten der CDU/CSU waren vor allem Wirtschaftliche Aspekte (Milliarden Kredit aus Bayern für Honecker) relevant.
Und als nach den Massendemonstrationen in der DDR klar wurde, dass es zu Ende ging, war unter anderem auch viel Information unter Kontrolle zu halten, um es mal vorsichtig zu formulieren. Das hat leider insgesamt und langfristig einen großen Beitrag zur gegenwärtigen Situation beigetragen, wenn es heute schon fast zum Guten Ton gehört, dass bestimmte hohe Mitarbeiter in Meldestellen des KGE-Typs ehemalige IM sind, die in geläuterten Zustand nahtlos weitermachen wie früher.
Bärbel Bohley hat es vorausgesehen.
Hochachtung und ein großes Lob an das Apollo Team für die Arbeit an den Feiertagen. Vielen Dank!
Sehr gute Analyse. Besonders der Punkt „Konfliktvermeidung“ hat es in sich. Ein echter Genuss am frühen Ostermontag.
Die gesamten, kriminellen, Stammtisch Politiker müssen weggesperrt und enteignet werden, dann hat es wieder sehr viel Platz im Glaspalast für vernünftige AFD- Politik. Mit Menschen, die auch Wissen, wie sich arbeiten anfühlt und was machbar ist und was nicht. Aber das muss man sich erarbeiten und ist nicht durch betreutes denken erlernbar.
Merz & Co werden sich diesen von Ihnen so herrlich sarkastisch vorgetragen symbolischen Spiegel ohnehin nicht vorhalten. Zu groß ist die eigene Eitelkeit narzisstischer Menschen oder -wie Sie es so gut auf den Punkt bringen, der Starrsinn bis zum bitteren Ende!
Leider ist dieser Zustand der Apathie ja nicht nur im politischen Umfeld zu finden, sondern in der gesamten -und zum Teil gespaltenen, Gesellschaft, die sich verloren und entmutigend oft nur noch als Wahlschaf betrachtet.
Ich habe glücklicherweise noch Zeiten kennengelernt, als das Volk rief: „Es reicht“ und sich wehrend zum Wohle aller erhob.
Jedoch denke und hoffe ich auch, dass der linke Mainstream endlich zusammenbricht, der von vielen dummerweise noch Besitz ergreifend- zu hart zuschlägt. Viele erkennen das Gift der meinungsmachenden Medien noch nicht oder wollen es auch nicht erkennen >>>in ihrer bequemen(?) Noch-Wohlfühlzone?!
Die Darstellungen in Wikipedia und auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung unterscheiden sich da erheblich von Aussagen mir bekannter Zeitzeugen aus den 1990’iger Jahren.
Auch die Fertigung von Damen-Strumpfhosen im Strafvollzug Bautzen, Frauengefängnis gehört dazu, alles aufzuzählen sprengt den Rahmen.
Und nicht zu vergessen die Abwicklung des KoKom-Bereiches der DDR, der Ostteil wurde natürlich zerschlagen, der West-Bereich? In den Grenzen von Kompetenz und Fähigkeiten des BND aufgeklärt, ansonsten durften diese Unternehmen weiter machen, es war ja schade um die Arbeitsplätze. Was glaubte man eigentlich im Westen, wo die Mitarbeiter der „zerschlagenen“ Ost-Bereiche unterkommen würden?
Und fast alle Parteien der Bundesrepublik (1990) haben sich mit SED-Kadern geradezu vollgesaugt, es aber mehr oder weniger gar nicht gewusst. Zum Teil aber ganz genau, auch darüber sind mir Einzelfälle genauestens bekannt.
Schließlich die Zusammenarbeit auf politischer Ebene Stopp
Ich sehe vor allem einen Hang zum Masochismus und zur Schizophrenie. Beim letzten ZDF Politbarometer bezweifelt jeder zweite Befragte, dass Schwarz-Rot einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland leisten wird. Und 48 Prozent der Befragten (!) sind mit der Demokratie in Deutschland (eher) nicht zufrieden (50% eher ja). Das ist ein geballtes Maß an Frust und Enttäuschung und Unzufriedenheit. Trotzdem schließen vermutlich viele Bürger die Augen und hoffen auf ein Wunder. Oder begeben sich in die innere Emigration.
Ihr Zweckoptimismus in Ehren, liebe Larissa. Ihre Analyse ist auf den Punkt. Besteht nicht die Gefahr der selektiv-negativen Wahrnehmung im Volke? Denn, ist jemand überhaupt noch bereit, bei dieser schlechten Stimmung, jemand anderen mitzuziehen? Wo sind die Vorbilder in der Politik, ich meine jene, die sich noch nicht mit „Verlogenheit“ verdient gemacht haben? Gibt es die überhaupt noch?
Das Untertanenvolk wird wohl auch weiterhin in seiner Duldungsstarre verharren. Der Mehrheit im Land ist einfach nicht mehr zu helfen. Sie wollen eine andere Politik und werden auch in Zukunft das Weiter-so wählen. Ich weiß, das klingt depressiv, ist aber leider auch realistisch.
Nicht nur Deutschland, große Teile Westeuropas sind von dieser Krankheit befallen. Spricht man mit den Leuten, offenbart sich hinter Ohnmacht und Depression eine rasende Wut. Letzteres macht Hoffnung.
Deutschland ist gelähmt. Wer keinen Bock mehr drauf hat, muss gehen.
So war das zu Kaisers Zeiten, so war es im Dritten Reich, so war es bei Stalin Honecker und Mielke und so ist es auch heut.
Wir haben kein zweites Leben in Reserve. Wir können uns nicht ewig mit einer Politik aufhalten, die uns ausplündert und lähmt.
Es gibt mindestens ein Dutzend Länder dieser Erde, die dich weder ausplündern noch lähmen. Da gehe hin.
Deutschland wird von Hochstaplern regiert, die dem deutschen Volk maximalen Schaden stiften.
Das wird auch so bleiben, weil sie das Volk mit Hilfe des tiefen Staates dauerhaft entmachtet entrechtet und enteignet haben.
Keine Kanzlerschaft für Merz
Ich muss nicht depressiv sein um zu erkennen, dass ein Weg auf den Abgrund zuläuft. Merz ist eine tragische Gestalt der ich zutraue, dass er uns in den nächsten Krieg führen könnte. Und wie einfach so etwas ist, lässt sich aus den Pandemiemaßnahmen ableiten. Zum Kriegseintritt bedarf es einzig der einfachen Mehrheit der anwesenden Parlamentarier. Genau so wurden die GG Änderungen hin zu lockdowns und Ausgangssperren ermöglicht. Das Land steht auf des Messers Schneide.
Sehr schöner, kluger Artikel! So etwas findet man in dieser Qualität vor allem hier auf Apollo-News. Danke dafür! Besonders der Starrsinn der Depression hat es mir angetan – so eine Art passiver Trotz gegenüber jeder Veränderung, infantile, hilf- und mutlose Angstvermeidung. Da braucht es schon kräftige, mitreißende Persönlichkeiten wie Trump, Meloni oder Milei… Wer wird es bei uns sein? Bin gespannt.
Sich selbst aus der Depression zu befreien ist möglich, wenn so etwas wie DDR 1989 ohne anschließende Fehler in ganz Deutschland passieren würde. Man konnte damals nicht in der Klarheit wie aus heutiger Sicht rückblickend die Entwicklung absehen, obwohl Tatsachen bekannt waren, die hätten warnen müssen. Die meisten dieser Tatsachen sind heute vergessen und dies verhindert ein eAnalyse, wir eine Wiederholung ausgeschlossen werden kann.
Da ist zunächst einmal die einträgliche Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft „West“ und den DDR-Oberen. Beispiele: Zwangsarbeit von politischen Häftlingen in der DDR für den Westen wie Leuna (vom PVC-Granulat über Nitrate, Ammoniak etc., Sanierung von Leuna nach einem schweren Unfall durch den Westen, Bezahlung durch die DDR in Chemieprodukten) oder Beroflex AG (Fototechnik), deren Geschichte ich persönlich nach der Wende sozusagen „vor Ort“ und im Gespräch mit einem ehemaligen Gesellschafter Kenntnis erhielt. 1000 Zeichen Stopp, der nächste K
Es ist die kognitive Dissonanz, die den guten Deutschen fertig macht.
Was seit 20 Jahren gut war, kann doch nicht auf einmal schlecht sein.
Es kann doch nicht sein, dass die Rechten recht hatten.
Und wenn die Rechten recht hatten, kann es doch nicht sein, dass die gute CDU es sieht, wie im 5 Punkte-Plan gezeigt, und trotzdem das Gegenteil vorantreibt. Sollte es sein, dass wir belogen werden? Sollte es sein, dass das Vertuschen des vergangenen und aktuellen Versagens die einzige, systematisch angegangene Maxime ist? Sollte es sein, dass die Sarrazinsche Abschaffung vorangetrieben wird, nur weil man nicht zugeben will, dass sie existiert und unsere Gesellschaft gefährdet…
Ja, diese Erkenntnis lähmt die CDU-Wähler, die AfD-Wähler werden davon gelähmt, dass sie das Ganze seit Jahren sehen, aber den vorangetriebenen Verfall nicht aufhalten können…
Euphorisch ist allein die instrumentalisierte „Zivilgesellschaft“ mit ihrem rechten Feind, da weiß man, was man hat, Pawlow halt.
Einen wichtigen Ansatz in der Volkswirtschaft heißt: „Feel-Good-Factor“. Wenn der Bürger sich gut fühlt, gibt er/sie Geld aus und investiert mit Optimismus in die Zukunft. Zur Zeit tut diese Regierung (und die Vorherigen) alles dafür damit ein „Feel-Good-Factor“ in Deutschland nicht existiert.
Da ist nichts mehr zu retten (na gut, die Ideologie am Leben erhalten). Schuld an Allem sind immer Andere und leider die Menschen, welche das Spiel brav mitmachen.
bitte nicht den Quatsch mit den „Elektroschocks“, was zurecht mehr mit Folter als mit Therapie assoziiert wird. Es ist eine Elektrokrampftherapie unter Kurznarkose, die einen elektrischen reboot des Gehirns bewirkt. Und sie wird sehr sparsam – Kluge sagen, zu sparsam – eingesetzt, u.a. wg. des schlechten Image!
FM und LK sollen ruhig machen. Das endet in einem Desaster. Und nach der nächsten Wahl wenn das dreht und die AfD die Mehrheit der Sitze hat, dann werden diese Demokratiesuperverteidiger Demokratie schreien. Denn dann wird und kann die AfD genau das machen, was jetzt ständig gegen die AfD angewandt wird. Der Unterschied wird sein, das das BTPräsidium nur aus blauen bestehen wird, ebenso Regierung und die Ausschußvorsitzenden. Und das wird kommen. Deutschland zuerst war schon immer mein Motto über Jahrzehnte.
Wenn man diese drei Profile sieht, wird es einem speiübel.
Liebe Larissa, Sie sind genial, am liebsten sehe ich Ihre Videos. Herzliche Grüße