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Kulturstaatsminister Wolfram Weimer steht unter Druck, weil sein Verlag massenhaft Urheberrechte verletzt haben soll. Die Geschäfte des Merz-Vertrauten werfen allerdings noch ganz andere Fragen auf. Denn seine Weimer Media Group vermarktet Kontakte zur Politik.

Eine Analyse •

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Das muss man erst einmal hinbekommen: ein politisches Debattenmagazin zu erschaffen, für das Alice Weidel, Brad Pitt und der Papst schreiben. Doch derjenige, der das hinbekommen hat, will plötzlich nichts mehr damit zu tun haben. Wolfram Weimer, der gemeinsam mit seiner Frau die Weimer Media Group gegründet hat, ist bemüht, nicht mehr als Verleger von The European in Erscheinung zu treten. Das hängt zum einen damit zusammen, dass er einen neuen Job als Kulturstaatsminister im Kanzleramt hat. Zum anderen damit, dass immer mehr Autoren seines Onlinemagazins erklären, niemals einer Veröffentlichung ihrer Texte zugestimmt zu haben, wie der Journalist Alexander Wallasch recherchiert hatte. Einige, darunter AfD-Chefin Weidel, kündigten bereits rechtliche Schritte gegen Weimers Verlag an.

An Wolfram Weimer, der vor seiner Karriere als Medienunternehmer selbst als Journalist gearbeitet hat, haftet in der Branche schon länger der Ruf eines Hochstaplers. In der Fachzeitschrift Wirtschaftsjournalist:in erschien im Januar 2024 ein großes und umfassend recherchiertes Porträt des einstigen Chefredakteurs der Welt, des Focus und des von ihm gegründeten Magazins Cicero. Die Überschrift lautete: „Der Scheinriese“. Gezeichnet wird in dem Text das Bild eines Gernegroß, der die öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung sucht, dessen Verlag aber keinesfalls so erfolgreich ist, wie er es nach außen hin darzustellen versucht. Weimer wirke „wie ein Scheinriese, der nur aus der Ferne betrachtet groß erscheint“, endet der Artikel. „Je näher man ihm kommt, desto kleiner wird er.“

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Was über die urheberrechtlich fragwürdigen Praktiken bei The European nun bekannt geworden ist, schärft dieses Bild. Hier wollte sich jemand mit prominenten Autoren schmücken, um die Weimer Media Group deutlich größer und erfolgreicher erscheinen zu lassen, als sie es in Wirklichkeit ist. Zumindest, wenn man den Erfolg eines Verlags an der Relevanz und dem wirtschaftlichen Ertrag seiner Publikationen bemisst. Auf einem anderen Geschäftsfeld ist Wolfram Weimer hingegen durchaus erfolgreich: Er sucht und verkauft die Nähe zur Macht. 

Die Weimer Media Group gibt zwar ein paar Titel heraus. Neben dem nur online erscheinenden The European sind das die Wirtschaftszeitschriften Wirtschaftskurier, Markt und Mittelstand, Börse am Sonntag und Business Punk. Außerdem sicherte sich Weimers Unternehmen die Rechte am eingestellten Satiremagazin Pardon. Doch das meiste Geld verdient der Verlag mit seinen Netzwerker-Veranstaltungen. Die mit Abstand wichtigste ist der Ludwig-Erhard-Gipfel, bei dem einmal im Jahr prominente Politiker zahlungskräftige Wirtschaftsvertreter an den Tegernsee locken sollen. Das günstigste Ticket für die nächste Auflage im April 2026 kostet 935 Euro für einen Tag. Wer drei Tage mit Gipfelnacht bucht, zahlt 2.595 Euro. 

Mit dem Antritt der Merz-Regierung hat Weimers Tegernsee-Treffen sprungartig an Bedeutung gewonnen. Im April 2025 sprach und diskutierte dort Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche. Es war einer ihrer ersten öffentlichen Auftritte im neuen Amt. Friedrich Merz, der Weimer zu seinem Kulturstaatsminister machte, zählt sowieso zu den Stammgästen.

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Ganz offensichtlich vermischen sich am Tegernsee, wo sich auch der Wohn- und Unternehmenssitz der Weimers befindet, wirtschaftliche und politische Interessen. Zumal Wolfram Weimer anlässlich seines Wechsels ins Kanzleramt zwar seinen Geschäftsführer-Posten aufgegeben hat, aber weiterhin 50 Prozent der Gesellschaftsanteile der Weimer Media Group hält. Die andere Hälfte gehört seiner Frau Christiane Goetz-Weimer, die derzeit als alleinige Geschäftsführerin firmiert. Der jüngste veröffentlichte Jahresabschluss ist der für 2023. Damals erwirtschaftete die Weimer Media Group einen Überschuss von 409.339 Euro, fast doppelt so viel wie im Vorjahr.

Seine Nähe zu Unionspolitikern zahlt sich für Wolfram Weimer nicht nur dadurch aus, dass er sie als Stargäste seines Gipfeltreffens vermarkten kann. Er profitiert auch von Geldflüssen aus der bayerischen Staatskasse. Das wurde bekannt, weil AfD-Politiker sauer waren, dass sie beim Ludwig-Erhard-Gipfel nicht willkommen sind, und deshalb im Landtag begonnen haben, kritische Fragen zu stellen.

Die landeseigene Förderagentur „Bayern Innovativ“ hat sich am Ludwig-Erhard-Gipfel 2025 „im Umfang von 165.000 Euro engagiert“, teilte das Bayerische Wirtschaftsministerium daraufhin mit. Im selben Jahr hat die ebenfalls landeseigene LfA Förderbank Bayern, alleinige Gesellschafterin von „Bayern Innovativ“, eine Kooperationsvereinbarung mit der Weimer Media Group geschlossen und dafür 44.625 Euro gezahlt – um „ihre Arbeit als Förderbank mit einem Schwerpunkt auf Start-up-Förderung einem breiten Publikum vorzustellen“.

Auch das Bayerische Staatsministerium für Digitales (StMD) hat einen Kooperationsvertrag mit der Weimer Media Group geschlossen. Er umfasst der Regierungsantwort zufolge: „Kuratieren eines Panels mit Schwerpunkt Digitales, Präsentation des StMD-Logos auf Werbemitteln, Logo-Wänden und der Website, Masterclass mit ausgewählten Teilnehmern.“ Beim jüngsten Ludwig-Erhard-Gipfel kostete das den Steuerzahler 30.000 Euro, im Jahr davor 15.000 Euro. Und damit nicht genug. Die von Markus Söder geführte Landesregierung richtete zum Ludwig-Erhard-Gipfel auch noch einen Staatsempfang aus.

So wenig Erfolg er als Medienunternehmer hatte, so geschickt scheint Wolfram Weimer darin zu sein, seine Kontakte zur Politik zu versilbern. Sein Talent, größer zu wirken, als er es tatsächlich ist, hat ihm dabei geholfen. Doch je nachdem, wie sich die Urheberrechts-Affäre um seine The European-Autoren entwickelt, könnte ihn genau dieses Talent auch wieder zu Fall bringen. Denn der ohnehin angeschlagene Bundeskanzler kann sich nicht ewig den Vorwurf gefallen lassen, auf einen Hochstapler hereingefallen zu sein, als er Weimer zum Nachfolger von Claudia Roth ausgewählt hat.

Diese Entscheidung könnte am Tegernsee gefallen sein. Denn Merz hat dort ein Ferienhaus in der Gemeinde Gmund. Ein privater Rückzugsort, der eine wichtige Rolle für Merz spielt, schreibt sein Biograf Volker Resing. Er habe sich dort regelmäßig mit Freunden und Weggefährten getroffen, die ihn zur Rückkehr in die Politik überredeten. „Man traf sich zum Grillen im Garten oder auch auf dem nächstgelegenen Golfplatz, immer wieder kam das Gespräch auf das Thema“, so Resing in „Friedrich Merz: Sein Weg zur Macht“. Ob auch Wolfram Weimer zu den Grill- und Golffreunden des Kanzlers zählte, bleibt in dem Buch offen. 

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66 Kommentare

  • Und noch immer kein Wort dazu iim Mainstream

  • Korruption ist das wohl, denke ich.

    • Die CDU/CSU ist bis ins Mark verdorben. Lügen, Betrug, Sauereien und völliger Werteverfall wohin man in dieser Partei schaut.
      Was sind das für Leute, die diese Partei noch wählen?

      • „Was sind das für Leute, die diese Partei noch wählen? Bildzeitungsleser und ÖRR Hörer / Gucker

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      • Diejenigen, welche zur Zeit an der Macht sind, sind untragbar. Die Anständigen haben nichts zu sagen und schütteln nicht weniger mit dem Kopf.

        5
      • Dieselben !

        8
      • Und auch noch diese versiffte Partei wählen.

        2
  • In einer wirklich funktionierenden Demokratie müsste so jemand natürlich zurücktreten.

    Was einem – finde ich – wirklich einen finsteren Schauer einjagt, ist dieses ganze klebrige Netzwerk aus Sponsoren aus der Wirtschaft für seine „Kongresse“ am Tegernsee und anderswo. Wo man sich für knapp 3.000 Euro ein Ticket für 3 Tage mit diesen langweiligen Menschen kaufen soll, und offenbar machen das sogar tatsächlich viele Leute aus der Szene (anstatt umgekehrt Geld dafür zu fordern, sich auf diese Art das Wochenende um die Ohren zu schlagen). Man muss davon ausgehen, dass die sich dort wirklich für richtig wichtig und den provinziellen Tegernsee für einen mondänen Ort für so ein Treffen halten. So das Prinzip Sparkassen-Direktoren, die sich gegenseitig in ihrer Weltläufigkeit bestätigen, und das Foto, wo sie Merz die Hand schütteln, bei sich auf dem Schreibtisch aufstellen.

    Da weht einen schon so ein Hauch von Nihilismus und verschwendeter Lebenszeit an.

    • Scharping musste noch zurücktreten, weil er mit seiner Gräfin im Pool planschte als deutsche Soldaten im Kosovo die Mülltrennung einführten.

  • Meine Güte was für ein charakterloser Selbstdarsteller.

    • Das ist nun wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal auf der Regierungsbank.

      • Nicht nur auf der Regierungsbank. Liebe Mitkommentatoren, was dreht Ihr denn alle den lieben langen Tag im Kleinen? Wie’s Gscherr, so der Herr?

        4
    • Weimer hat so oft im Presseclub und bei Anne Will gesessen … die Sessel sind abgewetzt und immer noch warm.

      • Der hat da, wie Lauterbach, eine eigene Inventarnummer.

        18
  • „Unsere Korruption“

  • Herzlichen Dank, Herr Gräber, für den stark recherchierten Artikel! Beste journalistische Arbeit!

  • Um einen Twitter-Nutzer sinngemäß zu zitieren: „Ich kenne Wolfram Weimer seit langem und habe ihn stets bewundert. Mit seinen Medienimperium muss er sehr erfolgreich und sagenhaft reich geworden sein, denn er schmeißt am Tegernsee regelmäßig eine große Party für die Mächtigen dieses Landes, die sehr, sehr teuer sein muss. Nun habe ich letztens geschockt erfahren müssen, wer diese Party in Wirklichkeit bezahlt: ICH, der Steuerzahler! Sauer bin ich vor allem deshalb, weil ich nie eingeladen war.“

  • Weshalb erweckt das bei mir den Eindruck massiver Korruption?

    • Sie selber nennen es beschönigend netzwerken.

      • Die ganze Bande gehört in ein Gulag am Polarkreis! Offener Rechtsbruch ist in D heute die Tagesordnung! Und dann den Mut, von Schurkenstaaten zu sprechen! Ekelhaft!

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  • Nun … eins muss man den hochrangigen Politiker durchaus attestieren: Sie verstehen es Strukturen und Netzwerke aufzubauen, um öffentliche und private Gelder anzuhäufen, Interessen und Macht zu bündeln. Würde sie dies zum Wohl und zum Wohlstand des Volkes nutzen wäre dies durchaus positiv anzuerkennen. Der Pferdefuss: sie tun dies nur um die demokratischen Strukturen zu unterminieren, das Volk und dessen Wohlstand zu plündern, ihre eigene Macht zu festigen und zu autoritären Strukturen umzubauen und nicht zuletzt sich auf Kosten des Volkes zu bereichern. Punkt.

    • Das ist das große Geheimnis: wie züchtet man sich eine Elite heran, die sich meinethalben die eigenen Taschen vollstopft, aber dabei zugleich auch ein Interesse am Wohl des Landes hat.

      Wahrscheinlich funktioniert es dort am besten, wo diese Eliten selbst so eine Art von sentimentaler, patriotischer Anhänglichkeit an ihr Land haben. Dessen Kultur wirklich für bewahrenswert und bedeutend halten.

    • Das selbe habe ich auch immer von den DDR-Bonzen gesagt: würden sie ihre ganze Kraft und und Wissen in die Wirtschaft bringen, dieser Staat würde heute noch existieren.

      • „dieser Staat würde heute noch existieren.“ Aber auch nur ,wenn nicht die „Brüder und Schwestern aus der Westzone“ ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen hätten. Typische Wessi Meinung

        1
  • Das kritische Ausland sieht es teilweise so:

    Es herrscht nackte Willkür, Verachtung der Rechte des Bürgers als Wähler, damit Verachtung bis hin zur Beugung des GG.

    Das in allen drei Gewalten.

    Eine ‚klassische‘ Ineptokratie oder?

    Obacht – NICHT meine Meinung – Zitat ausländischer Meinung – SIC

  • Weimer und Merz sind Freunde seit ca. 25 Jahren, habe ich gelesen?! So könnte man sie „Freunde im Geiste“ nennen.

  • Name-Dropping fett aufgetragen. Statt Butterbrot, ein Bad im Fettnäpfchen.

  • jetzt kommen auch bei den Konservativen die politischen Erbsenzähler hoch und verbreiten ihre Kleinlichkeiten. Egal ob links, rechts, oben oder unten: Politik verdirbt den Charakter.

  • Der Autor dieses Artikels möchte, dass „man den Erfolg eines Verlags an der Relevanz und dem wirtschaftlichen Ertrag seiner Publikationen bemisst“. Dazu muss ich sagen, dass „Cicero“ in meinen Augen eine der relevantesten Publikationen in der Bundesrepublik ist. Die Gründung von „Cicero“ wird als Weimers bleibendes Verdienst in die Pressegeschichte eingehen – ungeachtet seiner sonstigen Fragwürdigkeiten.

  • Wie erfindungsreich immer die Bezeichnungen sind um Steuergeld abzugreifen.

  • HOCHMUT KOMMT VOR DEM FALL!

  • Genauso schamlos wie ihre roten und grünen Partner bedient sich diese Kaste an sauer verdienten Steuergeldern!

    Stoppt die Selbstbedienung!

  • Das scheint der Hochstapler „Felix Krull“ vom Tegernsee zu sein. Mal sehen, ob es tatsächlich zivil- und strafrechtliche Maßnahmen geben wird.

    • Hoffentlich! Die Franzosen machen es uns mit ihrem Ex-Präsidenten gerade vor.

  • Der Deutsche Demokratische Rundfunk schweigt…

  • Was mir auf Fotos von dem immer wieder auffällt, sind seine riesigen Ohren. Mit derartigen Riesenlöffeln kann man vermutlich sogar das Gras wachsen hören. Charles dürfte da nicht mithalten können,

    • ohne Majestätsbeleidigung – aber der hört es auch sehr gut wachsen.

  • Angeblicher Medienunternehmer der sich mit fremden und dazu gestohlenen Federn schmückt ,zu 100% vom Steuerzahler alimentiert durch die Amigos in der Politik.

  • Dieser Mann passt doch perfekt ins Bild dieser ohnehin desaströsen Politik.

    • ich würde sagen des gesamten desaströsen Staatsgebildes.

  • Ich finde es gut, dass die immer in blau auftreten. Vermutlich sind die Beiden doch AfD Freunde.

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