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Dealmaking und leere Empörung: Trumps Friedensplan und die entscheidende Frage, die offen bleibt

Trumps Friedens-Deal bedeutet handfeste Ergebnisse für Russland - die Ukraine zieht den Kürzeren und hat hingegen wenig in der Hand. Ihre Zukunft ist ungewiss. In Europa ergeht man sich derweil in leerer Empörung über einen Deal, dem man selbst nicht viel entgegenzusetzen hat.

Der Ukraine-Friedensplan erfüllt vor allem Trumps Ideen von „Dealmaking“ - und nicht die Hoffnungen der Europäer.

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„Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, verkündet US-Präsident Donald Trump. Nachdem es von russischer Seite jüngst noch Widerstände gegeben hatte, scheint Moskau nun dem Friedensplan aus Washington zugestimmt zu haben. Putin soll im Gespräch mit Trumps Sondergesandtem Witkoff zurückgesteckt und auf nicht realisierte Ansprüche verzichtet haben – so könnte der Krieg jetzt entlang der aktuellen Frontverläufe eingefroren werden.

Russland behielte demnach die Kontrolle über fast alle besetzten Gebiete; lediglich aus der Region Kursk sollen sich Moskaus Truppen zurückziehen. Die Region Luhansk, große Teile von Donezk und Zaporizhzhia, sowie alle Gebiete der Region Kherson, die südöstlich des Flusses Dnjepr liegen – de facto würde im Süden damit eine Grenze entlang des großen Flusses etabliert werden – sollen weiter unter russischer Kontrolle bleiben.

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Die Krim soll außerdem offiziell als russisch anerkannt werden, zumindest durch die USA, berichtet das US-Portal Axios. Zudem soll Moskau die Garantie bekommen, dass die Ukraine kein NATO-Mitglied wird. Alle Sanktionen gegen Russland, die seit 2014 bestehen, sollen aufgehoben werden; die USA versprechen zudem verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland.

Die Ukraine wiederum steht nach Trumps Plan mit ziemlich leeren Händen da. Sie soll zwar EU-Mitglied werden können und Sicherheitsgarantien bekommen – wie letztere aber aussehen würden, ist offen. Die Rede ist lediglich von „robusten Sicherheitsgarantien“, darüber hinaus bleibt das Dokument, das Russland und die USA verhandelt haben, vage. Es soll eine Gruppe von europäischen Staaten geben, die eine solche Garantie decken soll, unterstützt durch ähnlich denkende, nichteuropäische Staaten, schreibt Axios.

Von einer US-Beteiligung ist nicht die Rede: Die Aufgabe, einen Frieden beziehungsweise Waffenstillstand abzusichern, läge dann vor allem bei den Europäern. Diese sind skeptisch. Zurecht: Für die Ukraine sind die Sicherheitsgarantien der entscheidende Punkt für einen dauerhaften Frieden – hier muss Trump liefern. Bisher bleibt der Plan im Vagen. Darüber hinaus ist der bekannte Rohstoff-Deal zwischen Washington und Kiew Teil des Friedensplans. Der Wiederaufbau der Ukraine wird am Ende wohl vor allem aus europäischen Quellen bezahlt werden.

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Auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social schrieb der US-Präsident über Selenskyj: „Der kann Frieden haben, oder er kann noch weitere drei Jahre kämpfen, bevor er das ganze Land verliert“. Klar ist: Ohne die USA geht es nicht.

Exponierte Unterstützer von Hilfen für die Ukraine in Deutschland, etwa CDU-Politiker Roderich Kiesewetter oder die FDP-Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, reagierten mit Bestürzung auf die Pläne von Trump. Kiesewetter nannte die Einigung eine „Kapitulationsurkunde“. „Natürlich kann weder Europa dem zustimmen noch die Ukraine, weil unsere Sicherheit dann erst recht gefährdet wäre“, so Kiesewetter in der ARD. Strack-Zimmermann sprach von einem „Diktatfrieden“ für die Ukraine. Der Deal sei „der schriftliche Beweis: Nein, die Amerikaner sind weder unsere Freunde noch unsere Verbündeten in Zukunft“, so die FDP-Politikerin.

Generell kommt aus Europa viel Kritik an den US-Plänen: Europäische Regierungen sollen gegenüber Washington schon erklärt haben, dass etwa eine Anerkennung der Annexion der Krim ein No-Go wäre. Die Presse auf dem gesamten Kontinent, von Portugal bis Lettland, urteilt weitgehend vernichtend über Trumps Pläne und spiegelt damit zumindest die Stimmung in den Hauptstädten wider. Dort hat man sich auch unzureichend auf ein solches Szenario vorbereitet und steht jetzt etwas kopflos dar. Den US-Plänen kann man aus Europa kein überzeugendes Gegenangebot entgegenstellen, das tatsächlich tragfähig wäre.

Trumps Dealmaking findet in einer Phase der langen Stagnation des Krieges statt: Die Front ist festgefahren. Das Momentum liegt zwar aufseiten der Russen – die erkämpfen minimale Gewinne jedoch immer wieder mit maximalen Verlusten. Einen strategischen Durchbruch gibt es seit vielen Monaten nicht, für keine Seite. Seit der weitgehend gescheiterten ukrainischen Gegenoffensive im Jahr 2023 ist der Krieg festgefahren. Im März beendeten die ukrainischen Streitkräfte ihre strategische Offensive auf russischem Gebiet und zogen sich aus der Region Kursk zurück. Die Operation ging mit schweren Verlusten für die ukrainische Seite einher.

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47 Kommentare

  • Militärische Realitäten anzuerkennen ist vielleicht einfach zu viel verlangt von Gesellschaften, in denen noch nicht mal klar ist, was „Mann“ und „Frau“ genau bedeutet. Wenn unsere Politiker plärren „Putin darf nicht gewinnen!“ glauben sie scheinbar, dass allein der Ausspruch dieser Forderung wie ein Zauberspruch wirkt. Schwätzer-Mindset im Endstadium!

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  • Für einen Frieden hat die „EU“ ja mal rein gar nichts getan. Im Gegenteil, man liefert Waffen! Klar, dass das spezielle Klientel sich darüber aufregt. Schliesslich könnten die Rheinmetallaktien ja wieder fallen und entsprechende Lobbyarbeit wäre ja umsonst gewesen.
    Und über Roderich und die Dame mit dem Doppelnamen wurde schon zu viel geschrieben, man ist es langsam leid.

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  • Meiner Meinung nach geht es gar nicht anders, um endlich Frieden in der Ukraine zu bekommen und nicht immer noch mehr Menschen abgeschlachtet werden. Falls Selenskyj wirklich an seinem Volk interessiert ist (was ich nicht glaube), dann geht er auf diesen Deal ein. Neuwahlen wären in der Ukraine auch endlich einmal angesagt und vielleicht wäre der neue Präsident auch mehr an Frieden interessiert und reist nicht nur in der Weltgeschichte umher, um noch mehr Waffen und Geld für seinen Krieg zu fordern!

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  • Ist die Front in der Ukraine wirklich festgefahren? Mir scheint dass die Ukraine da auf breiter Front auf dem – noch relativ geordneten – Rückzug. Zumindest wenn man die diversen Berichte verschiedener Kriegs-Blogger sich anschaut.

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  • Machen wir uns doch nichts vor – ohne die Militärhilfen aus dem Westen, wäre die Ukraine längst gefallen. Natürlich ist es ein schwieriger Kompromiss für die Ukraine aber sich nun hinzustellen und zu fordern, könnte die Hilfsbereitschaft früher oder später überstrapazieren.

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  • Die Ukraine hat sich nicht aus der Region Kursk zurückgezogen, sie wurde zurückgedrängt und nun schafft sich Russland in diesem Gebiet eine Pufferzone damit ein Kursk 2.0 nicht wieder vorkommt. Also von freiwilligen Rückzug kann keine Rede sein.

  • Bisher kann die Ukraine dem russischen Druck an der Frontlinie noch standhalten. Woher jedoch die Hoffnung kommt, man könne bis hin zur Krim alles zurückerhalten, was die Russen besetzt haben, ist mir schleierhaft. Dazu müßte Russland besiegt werden. Das ist ohne nukleares Inferno nicht vorstellbar. Trump geht den einzig denkbaren Weg. Der Versuch, die gesamte Ukraine an die Seite des Westens zu ziehen und dafür sogar einen Putsch gegen den gewählten Präsidenten durchzuziehen, war ein schwerer strategischer Fehler.

  • Ok, danke..:-)

    Strack-Zimmermann sprach von einem „Diktatfrieden“ für die Ukraine. Der Deal sei „der schriftliche Beweis: Nein, die Amerikaner sind weder unsere Freunde noch unsere Verbündeten in Zukunft“, so die FDP-Politikerin.

    Ami Go Home..:-)

    Deutsche Nato-Truppe Bundeswehr rückte mit Besenstielen ins Manöver
    Die Waffenrohre an ihren Fahrzeugen fehlten – da malten Bundeswehr-Soldaten Besenstiele schwarz an und zogen mit der Attrappe in ein Nato-Manöver. So berichten es zwei ARD-Magazine, die Bundeswehr wiegelt ab.
    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-soldaten-ziehen-mit-besenstielen-ins-manoever-a-1019001.html

    Wird irgendwie Witzig..:-)

    Europa allein zu Haus..

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  • Die beste Sicherheitsgarantie wäre, wenn die EU und Nato sich zukünftig aus den bilateralen Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine heraushalten würden. Denn der Konflikt fing an, nachdem man der Ukraine die Nato Wurst vor die Nase gehalten hatte. Es ging dabei nie um eine Stärkung der Ukraine, sondern um die Schwächung Russlands.

    18
  • Naiver Journalismus?

    Zitat aus dem Artikel: „Die Presse auf dem gesamten Kontinent, von Portugal bis Lettland, urteilt weitgehend vernichtend über Trumps Pläne und spiegelt damit zumindest die Stimmung in den Hauptstädten wider“.

    Vielleicht meint der Autor „spiegelt die Stimmung der kartellierten Medien, die sich allesamt in wenigen Händen befinden, wider“…

    Die öffentliche Stimmung ist für ein Ende (!) dieses wahnsinnigen und UNS wirtschaftlich ruinierenden Krieges! (Bairbrocks Umkehrung)

  • kein verdammtes Nato-Land wird sich für Deutschland die Finger verbrennen, kein Starmer, kein Macron, und schon gar kein Trump, wenn Russland das Kanzleramt einäschert. Das wissen sogar Stracki und K-Wetter. Bei Merz kann man sich da nicht so sicher sein…

  • Das hätte man auch zwei Jahre früher mit hundertausenden weniger Toten haben können. Dazu ohne eine Ruin in Europa ohne die russischen Rohstoffe und der Zeche für die Integration der korrupten, maroden Ukraine in der EU.

  • Die Front scheint festgefahren, solange es Russland will. Putin wartet erstmal ab, wie der Vorschlag von Trump konkret aussieht. Sollte das nachteilig für Russland sein, geht es weiter.
    Die Oreschnik Rakten hat nur einmal eingesetzt. Wenn Russland will, sind die Gebiete, die es beansprucht sehr schnell eingenommen.

  • Sorry, wer einen Krieg verliert hat zumeist nichts zu verlangen, the winner takes ist all…

  • Trump ist gut für uns. Gut für die EU und Europa. In unserem gewaltigen, grünen Wolkenkuckucksheim hatten wir es uns gemütlich gemacht. Mit Blabla und viel Geld (hauptsächlich beschafft durch eine horrende Verschuldung) hielten und halten wir dieses korrupte und dysfunktionale System am Leben. Die Realität verloren wir über Jahrzehnte aus den Augen bzw. verleugneten sie. Um uns herum drehte sich die Welt aber weiter. Und die Menschen taten das,was sie seit ihrer Existenz tun: Dinge fordern und erobern. Gewalt hat zur Durchsetzung aller Ziele immer dazugehört. Und dann kam Trump und weckte uns sehr unsanft aus unserem Traumschlaf. Setzte uns quasi vor die Türe und lässt uns die unerbittliche Kälte der Realität spüren. Nun kann Europa zeigen,ob es verstanden hat.
    Nur so können wir überleben. Wer nicht untergehen will, muss stark sein. Wer den Krieg verhindern will,muss für den Krieg bereit sein.

  • Frieden ist inzwischen gesichert Rechtsextrem, ich bin ja so rechts.

  • Trump muss garnicht liefern, langsam kann ich es nicht mehr hören. Ukraine hier, Ukraine da.

  • „…aus der Region Kursk sollen sich Moskaus Truppen zurückziehen“…
    Hallo? Oblast Kursk mit Großstadt Kursk als Verwaltungszentrum gehört zur Russischen Föderation. Im Zweifel mal eine Landkarte bemühen! Ukrainische Truppen hatten dorthin eine Offensive gestartet.

  • Was das Großmaul „Trump“ da als die große Friedenslösung anbietet ist ein Offenbarungseid, er kriecht „Putin“ förmlich in den Arsch! Es zeigt wieder einmal, das Aggressivität und Brutalität auch noch belohnt wird!

  • Wenn die Ukraine diese Kapitulation akzeptiert, weiß Putin das es keinen Gegner mehr fürchten muss. Sobald sich die Russen erholt haben geht es an die totale Vernichtung der Ukraine.

    -10
  • Zuerst mal müsste jeder Analyst begreifen, dass Deutschland und jedes EU-Land in Abstimmung/Weisung mit/durch Biden, später dann mit/durch Trump agiert hat.
    Von den Amis ausgetrixt würde ich mal sagen, oder doch hintergangen von einem „Freund“?
    Fakt ist, dass wir die Gürtel künftig enger schnallen müssen. Auch Trump- und Putin-Blinde werden es zu spüren bekommen, können es dann aber, wie immer, alleine auf Habeck und Co schieben.

    -18
  • Wenn wir Europäer den Frieden sichern müssen, dann sollten wir massiv aufrüsten. Und zwar sofort. Inkl. nuklearer Aufrüstung. Andernfalls wird Russland wieder angreifen und nicht nur in der Ukraine.

    -31

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