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Ampel-Idee

Julia Klöckner schafft Stabsstelle für Bürgerräte im Bundestag ab

Die Ampelkoalition hatte einen Bürgerrat für Ernährung eingesetzt, der Positionen der Grünen vertrat. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hält nichts von solchen Gremien. Nun hat sie die Stabsstelle für Bürgerräte gestrichen.

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Julia Klöckner lehnt die Idee der Bürgerräte grundsätzlich ab. (Imago / Political-Moments)

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Die von der Ampelkoalition eingeführten Bürgerräte spielen in dieser Legislatur bisher keine Rolle. Nun bestätigte die Bundestagsverwaltung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass die zentrale Stabsstelle für die Einrichtung derartiger Gremien abgeschafft wurde. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hatte sich zu Beginn ihrer Amtszeit bereits kritisch über diese Art der Bürgerbeteiligung geäußert.

„Der größte Bürgerrat in Deutschland ist das demokratisch gewählte Parlament“, sagte die CDU-Politikerin damals der Welt am Sonntag. Der Eindruck, dass die Bedeutung des Bundestags geschmälert wird, müsse verhindert werden.

Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD hingegen darauf verständigt, die repräsentative Demokratie zu stärken. „Dialogische Beteiligungsformate wie zivilgesellschaftliche Bürgerräte des Deutschen Bundestages“ sollen fortgesetzt werden, heißt es darin.

In der vergangenen Legislaturperiode hatte es unter der Ampel den ersten Bürgerrat zum Thema Ernährung gegeben – dessen Ergebnisse stark an Forderungen des damaligen Landwirtschaftsministers Cem Özdemir und dessen Partei, die Grünen, erinnerten. 160 Teilnehmer sollten dafür ein möglichst repräsentatives Bild erstellen, wobei schon die Auslosung der Mitglieder schleierhaft war. 20.000 Personen wurden zunächst zufällig ermittelt, von denen sich etwas mehr als zehn Prozent zur Teilnahme bereiterklärten. Anschließend kam es erneut zu einem undurchsichtigen Losverfahren, aus dem letztlich 160 Personen als Mitglieder des Bürgerrates hervorgingen.

Im Januar 2024 einigten sich die Mitglieder dann auf Empfehlungen wie transparentere Labels auf Fleischwaren, die ausführlich über Haltung und Herkunft der Ware informieren und so für ein „bewusstes Einkaufen gesünderer Lebensmittel“ sorgen sollen. Außerdem solle „gesundes“ Schulessen eingeführt und staatlich finanziert werden. Durch die Anpassung der Mehrwertsteuer – Senkung auf null „für Obst und Gemüse in Bio-Qualität sowie für Hülsenfrüchte“ und Erhöhung bei Zucker auf 19 Prozent – soll zudem das Kaufverhalten beeinflusst werden.

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Gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung war unter der Ampel-Regierung dann auch noch das „Forum gegen Fakes“ als bürgerratsähnliches Bürgerbeteiligungsprojekt ins Leben gerufen worden. Das vom damals unter der Leitung von Nancy Faeser stehende Bundesinnenministerium beaufsichtigte Forum hatte dann zu 91 Prozent empfohlen, die „Prüfung einer strafrechtlichen Verfolgung und/oder Sanktionierung der Verbreitung von Desinformation“.

Der Rat empfahl obendrein die Einführung eines „Desinformationsrankings“. Erstellt werden soll dieses Ranking von Plattformen wie Correctiv, die den vermeintlichen Wahrheitsgehalt von Aussagen politischer Akteure während Wahlkämpfen bewerten (mehr dazu hier und hier).

Der damalige Ostbeauftragte der Bundesregierung und heutige Bundesumweltminister, Carsten Schneider, hatte außerdem die Einführung eines Bürgerrates für die Einbindung Ostdeutschlands ins Spiel gebracht. Das ehemalige Staatsgebiet der DDR sei ein „eigener Erfahrungsraum“, erklärte der SPD-Politiker im Juli 2024 gegenüber Web.de.

„Ich stelle mir die Frage, ob wir eine andere Form der demokratischen Einbindung brauchen“, sagte Schneider damals. Er sei zwar ein „Verfechter der parlamentarischen Demokratie“, merkte aber an, dass „gesellschaftliche Themen stärker in Bürgerräten“ diskutiert werden müssen. Verwirklicht wurde dieser noch recht vage gehaltene Vorstoß des SPD-Politikers aber nicht.

Bis zum Ende dieser Legislaturperiode wird es derartige Vorschläge vermutlich nicht mehr geben. Ohne die Stabsstelle im Bundestag wird auch die Koordinierung künftiger Bürgerräte unwahrscheinlich. Kritik kommt deshalb von der politischen Linken, etwa der SPD-Abgeordnete Helge Lindh bedauerte den Schritt.

Seit der Amtseinführung von Friedrich Merz spielte diese Art der Entscheidungsbeteiligung allerdings sowieso keine Rolle mehr, zuvor hatte beispielsweise noch der ehemalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen Bürgerrat statt eines Untersuchungsausschusses zur Aufarbeitung der Pandemie ins Spiel gebracht.

wl

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53 Kommentare

  • Übrigens, Milei hat eine Kettensäge, womöglich Benziner. Klöckner kommt mit der Nagelschere.

    • … zumal Frau Weinkönigin (für Schrumpeltrauben? 😉 ) von „das demokratisch gewählte Parlament“ schwallt. Aaaaha.
      Ist das AfD-Verbotsverfahren DEMNACH also endgültig vom Tisch, Jule?

      • Jaanee … doch nicht das GANZE Parlament … !

        1
    • Die Augenränder sprechen eine andere Sprache!

    • „Der größte Bürgerrat in Deutschland ist das demokratisch gewählte Parlament“
      … und Das hat man gut im Griff, die Bürger(räte) stören da nur.
      Wie die Gänse zu Wihnachten:
      Kopf ab und gut isses !

  • Bürgerräte (russ. Sowjets) die NUR nach der Melodie des Parteienadels spielen, haben NICHTS mit Bürgerbeteiligung zu tun.

    Die einzige und letzte Chance WAHRER Bürgerbeteiligung hatte ein Kohl nach dem Beitritt der DDR mit der (Ver)Weigerung direkter Demokratie und einer Verfassung für das dt. Volk aktiv verhindert.

  • Ehrlich, ich habe so meine Zweifel an Frau K.
    Irgendwie werde ich nicht schlau aus dieser Person.

    • Frau K. ist bekanntlich auch nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Man muss sowas immer von hinten aufdröseln (frei nach Jens Spahn).

      • Schweinischer Beitrag.
        Aber treffend…

        3
      • Zum Aufdröseln empfehle ich im Falle des fraglichen Milieus einen holzwirtschaftsüblichen Häcksler. Ob von vorne oder von hinten, ist nachrangig und kann einzelfallspezifisch gehandhabt werden.

        0
    • Machen Sie keine Sachen, Sie Fuchs, Sie… 😉

    • Die habe ich auch. Sie ist auch eine Merzhörige.

    • @Ed…
      … und mit viel zu großem Geltungsbedürfnis!
      Wenn ich schon keine Ahnung habe, muss ich wenigstens Viel reden.

    • Ich bin eher für die Abschaffung der J. K.!! Eine nutzlose Spesenreiterin mit zu hohen Kosten!@

  • Trotz bahnbrechender Durchschlagskraft noch nie etwas von gehört.

    Muss wohl ungemein mächtiges Gremium gewesen sein…

    • Versorgungspöstchen für grüne Nichtskönner.

  • Die Frau gefällt mir immer besser – gut gemacht Frau Klöckner 👍.

  • Das kann auch wirklich weg.

  • Da ich ihr wie den Kartellparteien nicht im mindesten traue:
    welche Taktik steckt dahinter ? cui bono ?

  • Respekt. Als nächstes könnte sie das gleiche mit dem Entwicklungshilfeministerium machen.

  • Wird etwas schlimmeres für den Bio Bürger danach kommen?

  • Wir sind ja auch keine Räterepublik.

  • Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Bürgerrat, einen Ethikrat, eine Expertenkommission etc. etc.

  • Der Bürger stört die Politiker. Er ist alle 4 Jahre gefragt, ansonsten soll er Steuern zahlen und ruhig sein.

  • In Berlin gibt es viele Bürgerräte. Allerdings wurden die weder mit Namen noch Mailadresse der Presse vorgestellt. Es scheint sich um „Übungsgremien“ der Selbstermächtigung der Ämter zu handeln, die neben der nach Landesverfassung und Gesetzgebung verfassten Demokratie eingerichtet wurden!

    • Es wird dabei ein Verhältnis von Verwaltung – Bürger hergestellt, bei dem ein informeller Dialog ohne öffentliche Kontrolle entsteht und in dem der eingeladene Bürger der Übermacht der informierten, planenden und betreuenden Verwaltungs als Subjekt und Objekt gegenüber steht! Dazu muss man wissen: die Soziale Planungskoordination verfügt über eine vollständige Datensicht – und das Sozialgeheimnis wird kurzgeschlossen! Verfassungswidrig!

  • Bürgerräte sind Augenwischerei. Schein-Direkte-Demokratie analog zur „Demokratie“ in der DDR. So ein Anscheinskrams passt gut zu SPD und Grünen.

    • „Vertrauliche Gespräche“ mit den Bürgern zum Auszuspionieren und Aushorchen.

      • Ausspionieren (Korrektur)

        1
  • Eine erforderliche und kluge Entscheidung der ehem.
    Weinkönigin !

  • Bürgerräte gehören grundsätzlich abgeschafft.

  • Die Weinkönigin überrascht diesmal positiv….

    • Positiv waere es gewesen die Buergerraete ganz offen zu kritisieren und deren offizielle Abschaffung fordern!

      • Oder eine intensivere und zielstrebigere Arbeit anmahnen.
        Ups … Das müsste dann ja auch für die Koalitionssitzungen gelten … ? 😮 😮 😮

        (tschulligung, kann weg, blöde Idee!)

        0
  • Frau Klöckner überrascht mich immer wieder durch ihre pragmatische Herangehensweisen. Die Weinkönigin, was ein schönes Amt ist, scheint, geprägt durch Region und Elternhaus, noch nicht die Bodenhaftung in Berlin verloren zu haben. Mal sehen was als nächstes kommt, als Nächstes könnte sie Merz beerben, was nicht das schlechteste wäre. Vielleicht würde die CDU dann endlich von den Grün Linken befreit.

  • Nur zur Info: Sowjet=Rat und Bürgerräte sind nirgendwo in Grundgesetz vorgesehen…logisch,denn die Allierten wollten keine Sowjets in Deutschland.

  • Eine gute Aktion von Fr. Klöckner.

    Wozu brauchen wir dubios und intransparent ausgewählte Bürgerräte.

    Die Politik muss einzig und allein vom Parlament gemacht werden. Da sitzen Leute die von uns gewählt und von uns bezahlt werden.

    Bürgerräte, die kein Bürger je gewählt hat…………. ist ja ähnlich wie mit Fr. v.d. Leyen.

    Mit Demokratie hat das nichts zu tun.

    Kann doch nicht angehen, dass Leute über uns bestimmen wollen, die noch nicht einmal in freien und geheimen Wahlen von Bürgern bestimmt wurden.

  • Ich halte ja wirklich nicht besonders viel von Julia Klöckner, auch wenn sie sich schon von ihren früheren Kollegen abhebt. Die Abschaffung der im Sozialismus entstandenen Pseudodemokratie namens Bürgerrat (= Sowjet) wäre aber ein tatsächlich lobenswerter Schritt, wenn es denn eine ist.

  • Was keine Untertanen-Sowjets mehr? Das überrascht, aber vermutlich Rechtsabweichler von der Reinen Leere.

  • Räte als Regierungsorgane, wenn ich nur drauf käme, woran mich das erinnert… Frage an diejenigen mit Allgemeinbildung: Was heißt nochmal „Rat“ auf russisch?
    Ich frage für den Hundeosteopathen meiner Schwippschwägerin.
    Edit: Ich sehe gerade, ein dissenter Freigeist ist mir zuvorgekommen. Darauf einen Dujardin.

  • Wie undemokratisch ist das denn? Einfach eine Grüne NGO beerdigen! Wo bleibt „unsere Demokratie“?

  • Jetzt muss die gute Frau nur noch 630 Abgeordnete abschaffen dann können wir zur
    Demokratie zurückkehren.Sagt der Freund meines Tankwarts.

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