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Österreich

Millionen vom Staat für ein linkes Medium, das niemand liest: Der Absturz der Wiener Zeitung

11,5 Millionen Euro Steuergeld fließen jedes Jahr in die digitale „Wiener Zeitung“ – ein Projekt, das kaum jemand liest. Sie zeigt, was passiert, wenn Journalismus nicht mehr vom Publikum getragen wird.

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So sah die Wiener Zeitung vor der Einstellung ihrer Printausgabe 2023 aus. (IMAGO/CHROMORANGE)

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„Ich hasse Obst, du weißt“, sagt eine Frau im Podcast „Was los?“. In einer Rubrik namens „Speeddating“ sprechen die Teilnehmer dort über ihre größten „Icks“ – also Dinge, die sie an anderen abstoßen. Eigentlich soll es um den Krieg im Sudan gehen, darüber wird auch gesprochen – stellenweise mit wenig Ahnung. Der Ton: jung, hip, betont locker. Es ist eines jener Formate, mit denen sich die österreichische Wiener Zeitung seit dem Ende ihrer Printausgabe neu erfindet: als staatlich finanziertes, linksliberales Digitalprojekt, das kaum jemand nutzt.

Die Wiener Zeitung, gegründet 1703, war einst die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Seit Juli 2023 erscheint sie ausschließlich online. Das Parlament beschloss, die gedruckte Ausgabe einzustellen und den Verlag neu zu strukturieren. Die Zeitung stand bereits zuvor im Eigentum des Bundes, wurde aber durch das WZEVI-Gesetz in eine staatlich finanzierte GmbH mit öffentlich-rechtlichem Auftrag umgewandelt.

Im Gesetz heißt es, die Gesellschaft habe „unter Bedachtnahme auf einen hohen journalistischen Qualitätsstandard“ die Wiener Zeitung als Online-Medium herauszugeben. Seither steht sie vollständig im Eigentum der Republik Österreich. Im Redaktionsstatut bezeichnet sie sich als „öffentlich-rechtliches journalistisches Qualitätsmedium“. Inhaltlich positioniert sich die Redaktion linksliberal. Sie umfasst etwa 20 bis 30 Journalisten.

In den Jahren 2023 und 2024 flossen jährlich bis zu 16,5 Millionen Euro aus dem Bundesbudget: 7,5 Millionen Euro für das Online-Medium WZ.at, 6 Millionen Euro für eine Journalistenausbildung (Media Hub Austria) und 3 Millionen Euro für eine Plattform für amtliche Veröffentlichungen. Seit 2025 sind noch rund 11,5 Millionen Euro vorgesehen.

In Österreich baut fast jedes größere Medienhaus Personal ab. Die Bundesregierung kürzte ihre eigenen Werbe- und Inseratenausgaben im ersten Halbjahr 2025 auf 3,2 Millionen Euro – ein Rückgang um mehr als 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr (18,7 Mio €). Auch Länder und Gemeinden schalten deutlich weniger Werbung. Viele Redaktionen kämpfen dadurch mit massiven Einnahmeverlusten. Die Wiener Zeitung dagegen wird direkt aus dem Staatshaushalt finanziert – und sorgt damit für Unmut in der Branche.

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Für ein Projekt mit zweistelliger Millionenförderung ist die Reichweite jedoch verschwindend gering. Laut dem Analyseportal Similarweb kam wienerzeitung.at im Oktober 2025 auf rund 189.000 Seitenaufrufe. Diese Werte gelten als relativ verlässlicher Indikator. Zum Vergleich: derStandard.at erreichte laut Similarweb rund 23 Millionen Seitenaufrufe – nur für die Hauptdomain. Die Österreichische Webanalyse (ÖWA) weist für das gesamte Dachangebot des Standard über 35 Millionen Pageviews aus. Ein echter Konkurrent ist die Wiener Zeitung damit nicht. Auf Instagram folgen dem Medium rund 40.000 Nutzer, die meisten Beiträge erzielen unter 1.000 Likes.

Nach einem Antrag auf Informationsfreigabe wurden die Verträge zwischen Republik und Wiener Zeitung GmbH offengelegt. Wie der Falter berichtete, sind die Vereinbarungen großzügig dotiert, aber kaum überprüfbar: Nur etwa die Hälfte der Fördergelder fließt in redaktionelle Arbeit. 4,08 Millionen Euro entfallen auf Redaktion und Personal, 3,42 Millionen Euro auf Sachkosten wie Miete, Werbung und Buchhaltung. Seit Juli 2023 investierte die GmbH laut Falter 348.000 Euro in Werbung auf Instagram sowie weitere 100.000 Euro auf TikTok, YouTube und Twitch.

Die NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter fordert, die Rücklagen der WZ GmbH in eine „Journalismus-Arbeitsstiftung“ zu überführen, um entlassene Journalisten zu unterstützen und Weiterbildungen zu finanzieren. Sie kritisiert: Die Wiener Zeitung erhalte „jedes Jahr sehr viel Geld, das in keinem Verhältnis zum Output steht“. Der Rechnungshof prüft derzeit die Gesellschaft wegen fehlerhafter Gehaltsabrechnungen und unklarer Mittelverwendung.

Zwei neue Instrumente plant die Regierung ab 2026: eine Zustellförderung in Höhe von 25 Millionen Euro jährlich und das „Meine-Zeitung“-Abo für junge Leser mit 30 Millionen Euro Förderung pro Jahr. Zusammen mit bestehenden Programmen steigt die öffentliche Medienförderung damit auf über 130 Millionen Euro jährlich. Der ORF bleibt durch eine gesetzliche Beitragsobergrenze von 710 Millionen Euro gedeckelt und wird über verpflichtende Haushaltsabgaben finanziert.

Das Konstrukt zeigt, wie sich Journalismus verändert, wenn er vollständig von öffentlicher Finanzierung abhängig wird. Ein Medium, das ohne staatliche Gelder nicht existieren könnte, hat sich vom Markt abgekoppelt – und vom Publikum gleich mit. Journalismus muss sich am Publikum bewähren. Leser entscheiden über Relevanz, nicht Förderbescheide. Wer nur dank Budgetposten besteht, betreibt keinen Journalismus, sondern Verwaltungskommunikation mit Redaktionstitel. Guter Journalismus trägt sich selbst.

cm

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16 Kommentare

  • „Sie können einige Menschen die ganze Zeit täuschen, und alle Menschen für eine gewisse Zeit, aber Sie können nicht alle Menschen die ganze Zeit täuschen.“
    ― Abraham Lincoln

  • Siehe ÖRR. Das gleiche Prinzip. Ein Milliardengrab für Steuergelder und niemand braucht es.

    • Wie in der Politik, so auch die Medien. Nur linke, grüne Ideologie und der Klimawandel. Diese Mär spare ich mir. Unabhängige wie NIUS LIVE oder TICHYS EINBLICK sind jetzt meine Orientierung im Weltgeschehen.

  • „Seit Juli 2023 investierte die GmbH laut Falter 348.000 Euro in Werbung auf Instagram sowie weitere 100.000 Euro auf TikTok, YouTube und Twitch.“

    Normalerweise genieren Zeitschriften durch Werbung Einnahmen und nicht Ausgaben, lol.

  • In Österreich,wurde vor kurzem,die Scharia zur Rechtsprechung anerkannt,
    Wenn beide Parteien,dem zustimmen.
    Ihr habt ganz ANDERE Probleme!

  • Wenn eine Regierung die Presse übernimmt oder unterstützt, dann ist eh alle verloren.

    • Na dann lieber wie bei uns, wo die Presse die Regierung unterstützt 😂

  • Das schöne an „Jung und Hip“-formaten ist ja, dass Unwissenheit Programm ist.
    Man heuert ein paar Naivlinge an, speist die billig ab, und die Aufgeplusterten denken, die könnten Journalismus. ……Wäre mir beinahe egal.
    Aber sowas mit steuermitteln aufzutischen grenzt schon an Bürgerverachtung.

    • Das ist die Folge spätrömischer Dekadenz,wo auserwählte Theaterkinder,
      vom Gymnasium kommen,als Analphebeten,ohne jegliche Prüfung(das legen Elternteil 1 und Elternteil 2,selber fest),
      zur Uni gehen,und dann mit geklauten Prüfungen,ein Medizinstudium bestehen.
      Doktorarbeit? Wird kopiert mit ChatGTP.
      Und oh Wunder, 1/4 aller Patienten stirbt durch Falschbehandlung.
      Wer,hätte damit Rechnen können? Macht ja nix!
      Das geht schon seit 20 Jahren so.
      Alle spielen für Money,Realität. Keiner,kann noch Irgendwas.Aber Alle sind Experten.
      Meisterprüfung mit 20. What? What the hell is going on here?
      IQ=Raumtemperatur.
      Wer zu doof ist zum Bescheißen,landet im Landratsamt,oder im Plenarsaal.
      Das ist das totale Waterloo für Deutschland,und das Ende.
      Endlich Ruhe im Kanton.
      Hellelujah,in den Untergang.

  • Glauben Sie das wirklich?
    Die 11,5 Mio. wandern weiter in schwarze Taschen.

  • Es fällt immer deutlicher auf, dass dieses Online-Magazin von der Öffentlichkeit und breiten Masse kaum noch ernst genommen werden kann. Kaum ein Artikel kommt ohne die ständige Erwähnung von „links“ oder „rechts“ aus, wodurch der ohnehin schon lästige und spaltende Politikkampf regelrecht vorangetrieben wird. Mittlerweile ist dieses Muster sogar in den Überschriften klar erkennbar – der Fokus liegt nicht mehr auf Inhalt oder differenzierter Analyse, sondern auf Provokation und Polarisierung.

    Auch die Kommentare unter den Artikeln spiegeln diese Entwicklung wider: Es scheint nur noch darum zu gehen, auf die „Linken“ einzuschlagen, häufig mit „Argumenten“, die an der Grenze zur Lächerlichkeit kratzen. So wird eine konstruktive Diskussion völlig untergraben, und das Magazin wirkt eher wie ein billiges Boulevardblatt, das auf Konflikt statt auf Information setzt. Solche Methoden schaden der Glaubwürdigkeit und machen es schwer, die Inhalte noch ernst zu nehmen.

    • @Atlas
      Hast dich mit der Seite vertan, Du bist hier bei Apollo, nicht auf Indymedia.
      Nichts zu Danken, gern geschehen 😉

      • Das ist doch seine Aufgabe hier, sich als Oberchecker auszugeben, andere Meinungen herabzusetzen und alles, was Realität ist, zu relativieren und umzudeuten.
        Warum er bei der miesen Qualität von Apollo und seinen dummen Usern überhaupt hier ist und seinen Kram verbreitet, konnte er uns noch nicht mitteilen.
        Ich freue mich immer, wenn er etwas schreibt – ist irgendwie auch immer wieder lustig in den tristen Zeiten.

        0
  • Wier Deutsche sollten erst mal vor ihrer eigenen Haustüre kehren.
    Bislang finden sich große Bereiche der ehrenwerten Gesellschaft, etwa Schutzgelderpressung und Betonproduktion, unter den Fittichen des Unseredemokratie-Kartells und damit auch im Einflussbereich der SPD, um vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk gar nicht zu reden und auch zu Schweigen von der Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft GmbH (ddvg), die sich im Vollbesitz der SPD befindet. Über verschlungene Beteiligungen werden vom sogenannten Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) 60 Tageszeitungen mit Mitteilungen aus dem Hauptquartier versorgt, gemäß der Lebensweisheit von Don Vito der Corleone: „Ein Sizilianer darf am Hochzeitstag seiner Tochter keinem eine Bitte abschlagen.“
    M.G.

  • Man kann es auch Staatliche Korruption nennen, wieviel Abgehalfterte Politiker von ÖVP und SPÖ sind dort untergekommen? Wenn von Seiten der Regierung soviel Steuergeld gesteckt wird verlangt diese Regierung auch eine Gegenleistung! Genau deshalb gibt es keine unabhängigen und Neutrale Journalisten bei diesen Zeitungen mehr!!

  • Egal ob Europa, Kanada oder Australien. Überall, wo die „liberale Demokratie“ herrscht, der linke Sumpf. Lediglich die USA sind ein Leuchtfeuer des Westens.

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