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Wie in der Finanzkrise: Warum der Gewinn der deutschen Autobauer um 76 Prozent abstürzt

Die großen deutschen Autobauer wanken. Wegen des Umbaus hin zur Elektromobilität und der Konkurrenz aus China stehen VW, Mercedes und BMW unter Druck. Ihre Gewinne sind im dritten Quartal eingebrochen – und die Politik findet keine Antwort auf die Krise.

Angeblich die Zukunft der deutschen Autoindustrie: Stromtankstellen mit asiatischen Autos. (IMAGO/Sven Simon)

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Die Schreckensmeldungen aus der deutschen Automobilindustrie reißen nicht ab: Einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) zufolge haben Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz im dritten Quartal so wenig verdient wie zuletzt während der globalen Finanzkrise. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung: Umsatz und Neuzulassungszahlen der Hersteller blieben im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Wirft man einen Blick auf die Gewinne, wird das Ausmaß der Krise deutlich. Das EBIT der Hersteller, also ihr Gewinn vor Zinsen und Steuern, brach binnen Jahresfrist um mehr als drei Viertel (76 Prozent) auf insgesamt nur noch rund 1,7 Milliarden Euro ein. Damit wurde der niedrigste Wert seit dem dritten Quartal 2009 erreicht.

Der Premiumhersteller Porsche, der in der Statistik nicht berücksichtigt wurde, hätte das Ergebnis mit seinen Zahlen noch weiter nach unten gedrückt. Die VW-Tochter schrieb im dritten Quartal sogar rote Zahlen: In den Monaten Juli bis September entstand ein operativer Verlust von rund 966 Millionen Euro.

In anderen wichtigen Automobilmärkten fiel der Gewinneinbruch deutlich moderater aus. Hersteller in den USA und China mussten laut EY jeweils Rückgänge von rund 14 Prozent hinnehmen, während japanische Autobauer im selben Zeitraum ein Minus von etwas mehr als 29 Prozent beim operativen Ergebnis verzeichneten.

Im Durchschnitt sank der Gewinn der 19 größten Automobilkonzerne weltweit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37 Prozent. Entsprechend gerieten auch die Margen massiv unter Druck. Die durchschnittliche operative Marge der untersuchten Unternehmen sank im dritten Quartal auf 3,9 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt. Laut EY hat sich die Profitabilität der führenden Autokonzerne seit 2023 damit mehr als halbiert.

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„Die weltweite Autoindustrie steckt in einer tiefen Krise. Allerdings sind es derzeit die deutschen Autokonzerne, die besonders stark leiden“, erläuterte EY-Autoexperte Constantin Gall die Zahlen. Gründe seien unter anderem die US-Zölle sowie ungünstige Wechselkursentwicklungen. Hinzu kommen hohe Kosten für den Umbau der Konzerne hin zur Elektromobilität sowie Absatzeinbrüche bei den politisch forcierten Elektrofahrzeugen.

Gerade Letzteres gilt als die zentrale Ursache für die angespannte Lage bei Volkswagen & Co. Da die deutschen Autobauer mit ihren E-Autos derzeit nur eingeschränkt wettbewerbsfähig sind, bleiben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück. Vor allem Autobauer aus China wie SAIC, MG, BYD oder Nio bieten eine in mancherlei Hinsicht höhere Qualität – etwa durch größeren technologischen Fortschritt und leistungsfähigere Software – sowie günstigere Preise.

Ermöglicht wird dies den Herstellern aus Fernost durch umfangreiche staatliche Subventionen sowie den gesicherten Zugang zu kritischen Rohstoffen wie Seltenen Erden. China hatte bereits vor Jahren begonnen, massiv in die Elektromobilität zu investieren und diese staatlich zu fördern – zu einem Zeitpunkt, als die Technologie in Deutschland noch ein Schattendasein fristete.

Hinzu kommen vorteilhafte Rahmenbedingungen des chinesischen Standorts. Im Vergleich zu Deutschland sind Energie- und Lohnkosten niedriger, und auch die Steuerbelastung sowie der bürokratische Aufwand fallen deutlich geringer aus. Das ansprechende Preis-Leistungs-Verhältnis ermöglicht es chinesischen Autobauern, internationale Märkte zu durchdringen, während deutsche Hersteller an Dominanz verlieren.

Auch mit Blick auf die EY-Erhebung wird die Erfolgssträhne der chinesischen Hersteller deutlich erkennbar. Demnach belegten die großen chinesischen Fahrzeughersteller BYD, Geely und Great Wall Motors im dritten Quartal im Umsatzranking die Plätze 11, 15 und 17. In ihrer Geschäftsentwicklung hoben sie sich jedoch deutlich von einem Großteil der internationalen Konkurrenz ab. Geely und Great Wall Motors konnten ihre Erlöse um 26 beziehungsweise 21 Prozent steigern.

Besonders die Verwerfungen auf dem chinesischen Markt treffen die deutschen Autobauer hart. Die Volksrepublik droht für Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW als wichtigster Absatzmarkt nach und nach wegzubrechen. Aktuell entfallen laut EY nur noch 29 Prozent des Pkw-Absatzes der deutschen Autokonzerne auf China – im Jahr 2020 lag der China-Anteil noch bei 39 Prozent.

Die deutschen Autobauer sind jedoch nicht die einzigen Unternehmen, die unter dem Konkurrenzkampf im Bereich der E-Mobilität leiden. Besonders stark betroffen sind auch die heimischen Zulieferer, die unmittelbar von der Profitabilität der Hersteller abhängig sind. Brechen bei Volkswagen & Co. die Absatzzahlen ein, bekommen dies die Zulieferbetriebe direkt in Form rückläufiger Aufträge zu spüren und müssen entsprechend ebenfalls sinkende Gewinne hinnehmen. Immer mehr Unternehmen trifft die Krise der Automobilbranche so stark, dass ihnen letztlich keine andere Möglichkeit bleibt, als den Weg vor das Insolvenzgericht zu gehen.

Ein Blick auf aktuelle Zahlen der Unternehmensberatung Falkensteg zeigt alarmierende Ergebnisse: Die Zulieferbranche verzeichnete im ersten Halbjahr 30 Prozent mehr Insolvenzen als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024. Insgesamt kam es zu 18 Großinsolvenzen im ersten und 11 im zweiten Quartal. Damit war die Branche Spitzenreiter bei den Großinsolvenzen.

Auch das Ausmaß der Stellenstreichungen ist zuletzt sichtbar aus dem Ruder gelaufen. Laut dem Statistischen Bundesamt gingen in der deutschen Automobilindustrie innerhalb eines Jahres bis zum Ende des dritten Quartals 2025 rund 48.700 Arbeitsplätze verloren. Das entspricht einem Rückgang von 6,3 Prozent und stellt damit den stärksten Beschäftigungsabbau unter den großen Industriebranchen dar. Und damit nicht genug: Das Ausmaß der Stellenstreichungen dürfte sich sowohl bei den Autobauern als auch bei den Zulieferern auch in Zukunft weiter verschärfen.

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer könnte die Beschäftigtenzahl in den hiesigen Fahrzeugwerken im kommenden Jahr von aktuell rund 720.000 auf unter 700.000 sinken. Für das Jahr 2027 erwartet der Leiter des privaten Center Automotive Research (CAR) in Bochum sogar nur noch etwa 650.000 Arbeitsplätze. Nicht nur für Dudenhöffer ist klar: Im weltweiten Vergleich verlieren Deutschland und Europa zunehmend an Gewicht – ohne dass ein ernsthaftes Gegensteuern von Politik und Konzernlenkern in Sicht wäre.

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35 Kommentare

  • „Wegen des Umbaus hin zur Elektromobilität und der Konkurrenz aus China“ Damit ist alles zum Gewinnabsturz gesagt. Mit der „großen Transformation“ der EU, ist in Deutschland kein Gewinn zu machen. Adieu Wirtschaftsstandort Deutschland

    • Die Politik will keien Antwort finden. Denn die Zerstörung der deutschen und europäischen Autoindustrie ist Vorsatz.
      Es ist eiskalte Sabotage der deutschen Kernindustrie zugunsten anderer Kontinente. Deutschland und Europa sollen als Konkurrenten auf dem Technologie-Weltmarkt vernichtet werden. Man will die europäische Industrie maximal schädigen.
      Von der Leyen und Merz und die Altparteien handeln vorsätzlich. Sie könnten jederzeit das Ruder zur Rettung der Industrie herumreißen. Aber sie wollen nicht. Sie haben einen anderen Auftrag. Es ist SABOTAGE.

      • An Unfähigkeit der „Elite“ zu glauben ist weniger schmerzhaft als an böse Absicht. Die meisten Untertanen halten die Herrscher noch für unfähig. Wenn sie das grob sagen, werden sie dafür vom Regime verfolgt, obwohl es die bessere Meinung ist.

      • Ernsthafte und belastbare Belege für diesen Dünnpfiff?

        -47
        • Welche besseren Belege als die Realität, als den realen Niedergang der Autoindustrie und das reale tägliche Handeln dieser Politiker brauchen Leute wie Sie?

          „Man ist frei, die Realität zu ignorieren. Man ist frei, seinen Verstand von jedem Fokus zu befreien und jeden Weg blind hinabzustolpern, den man möchte. Aber man ist nicht frei, den Abgrund zu vermeiden, den zu sehen man sich weigert.“
          Ayn Rand, 1905-1982, Schriftstellerin und Philosophin

          11
        • Ich frage mich warum Beleidigungen von Atlas/Waldschrat immer durchkommen, aber weltberühmte Zitate von AN gesperrt werden.

          13
        • „Sie könnten jederzeit das Ruder zur Rettung der Industrie herumreißen. Aber sie wollen nicht.“
          Noch mehr Beweise?

          „Ernsthafte und belastbare Belege für diesen Dünnpfiff?“
          Manchmal ist es eben das offensichtlichste, was die Leute nicht sehen können oder wollen. Schön für Sie, dass Sie es noch so sehen können.

          8
        • @Lächerlich
          Behauptungen eines Mitkommentators und was der deutsche Michel auf AN als „offensichtlich“ ansieht, sind keine Belege. Schön, dass Ihre Ansprüche an Erkenntnis so gering sind.

          -15
    • Mit Verbrennern ist in China aber auch kein Gewinn mehr zu machen. Dazu fährt die chinesische Regierung eine Kampagne gegen westliche Luxusmarken, was ein weiterer Grund ist, weshalb die deutschen Autobauer und besonders Porsche in China kein Bein mehr auf den Boden bekommen werden. Bedankt euch dafür bei Baerbock, die den Wirtschaftskrieg gegen China ausgerufen hat.

      • Baerbock und Habeck haben uns das „grüne Wirtschaftswunder“ beschert. Man kann sich wirklich nur wundern.

        • Dieses „Wirtschaftswunder“ findet derzeit bestimmt in jenen 100 000 Kilometern entfernten Orten statt. Dort fließt Milch und Honig, aber nur Auserwählte kennen den Weg dorthin …..

          8
        • Die CDU war mit von der Partei; nicht vergessen!

          4
  • Die Autobauer machen noch viel zu wenig Miese!
    Die Bosse haben den Regierungen immer zugejubelt, es gab dafür Milliarden € an an Fördermittel vom Steuerzahler bezahlt. Auch von Steuerzahlern die sich noch nicht einmal ein neues Auto kaufen konnten!

    • Die IGM-Mitarbeiter haben von den Subventionen und den ergaunerten Gewinnen durch den Dieselbetrug aber auch kräftig profitiert. Deshalb muss man mit denen auch kein Mitleid haben, wenn ihr Gehalt jetzt zurecht gestutzt und ihre Boni gestrichen werden.

  • „Elite.“

  • Solange die Automobilfirmen sich nicht klar gegenüber der Politik äußern, geht das Thema weiter. Wenn Sie weiter den Weg gehen, planwirtschaftliche Vorgaben der Politik umzusetzen, werden sie vom Markt verschwinden. Das ist aber der Kern der „Sozialen Marktwirtschaft“. Ich möchte an die Ausführungen von Ludwig Erhard bezügliche der Anforderung an Unternehmer erinnern.

  • Nicht nur die Politik, auch die Autobauer finden keine Antwort auf die Krise. Im Artikel der FAZ „Autoindustrie am Boden“ beschwören die Autobauer trotz des Niedergangs förmlich die Unausweichlichkeit der Energiewende. Kein einziger Hersteller, kein einziger Zulieferer hat den Mut, zu sagen, daß wir komplette Technologieoffenheit brauchen. Kein einziger.

    • Das ist genau der Punkt, Karl. Die CEOs der Autokonzerne sind der Politik in den A….gekrochen und haben förmlich gebettelt darum, daß ihr Geschäftsmodell zerstört wird. Statt in Brüssel und Berlin Front gegen den Irrsinn zu machen. Die Gewerkschaften übrigens auch. Denen war der Zusamnenschluss aller Sozialisten um das goldene Kalb „Klima“ wichtiger als die Arbeitsplätze derer, die zu vertreten sie vorgaben.

  • Innovation ist der alleinige Wettbewerbsvorteil den rohstoffarme und lohnkostenhohe Länder in der Globalisierung haben. Des Weiteren müssen sie noch die Macht haben, ihre Eigentumsrechte an den Innovationen durchzusetzen. Alles bietet die BRD nicht.

  • Der Artikel ist informativ, aber zum Schluss dann ausgerechnet „Autoexperte“ Dudenhöfer zu zitieren, um die Zukunft der Branche zu prognostizieren nimmt ihn dann doch die Kompetenz. Ferdinand Dudenhöfer ist der Karl Lauterbach der Autoindustrie: Propagiert seit zwanzig Jahren genau das was die verpeilte politische Klasse hören wollte: Elektro, Elektro, Elektro. Nicht schnell und nicht viel genug. Er war und ist das Sprachrohr woker linker Ideologie. Die Konzernchefs, die auf ihnvgehörtbhaben, sitzen jetzt – wie der Artikel es zutreffend beschreibt – in der Patsche. Ich persönlich halte ihn – wie auch Lauterbach- für einen Scharlatan. Es wird Zeit, daß auch Journalisten das endlich merken.

  • „Im weltweiten Vergleich verlieren Deutschland und Europa zunehmend an Gewicht – ohne dass ein ernsthaftes Gegensteuern von Politik und Konzernlenkern in Sicht wäre.“

    Fast alle der für den Niedergang von Deutschland`s Schlüsselindustrie richtigerweise genannten Gründe sind hausgemacht.
    Es handelt sich um wirtschaftlichen Selbstmord, was wir hier alle sehen können.

    Das einzige was noch verwundern kann – obwohl das bei den Deutschen leider auch nicht verwunderlich ist – ist die Tatsache, dass es noch immer keinen Bürgeraufstand gegen diesen Wahnsinn gibt.

    • Bürgeraufstand? In Deutschland?

      Die Mehrheit der Bürger traut sich ja nicht einmal, ANONYM die AFD zu wählen.

      • Die Propaganda wirkt.
        Viele meiner Arbeitskollegen sind so drauf. Politisch uninteressiert, uninformiert und in Angsstarre vor der AfD.

  • Sozialistisches Siechtum und der gesellschaftliche Verfall mit völlig unfähigen Politikern ist schlimmer als die Finanzkrise.

    • Überall 2030 Spezialisten an den Entscheiderstellen.Schlecht.

  • Faules Fundament kracht jetzt zusammen. Feierabend.

  • Was für ein Auto sollte man kaufen?
    Ich weiß es nicht.

  • „Wegen des Umbaus hin zur Elektromobilität und der Konkurrenz aus China stehen VW, Mercedes und BMW unter Druck.“

    Der Text könnte aus der SPD-Werbeabteilung sein.

  • Absturz mit Ansage! In der Politik passiert nichts, was auch nicht so gewollt war.

  • Verbot russischer Energieträger, CO2-Luftsteuer, „grüne Transformation“,
    horrende Abgaben, Steuern und sinnfreie Gesetze und Vorschriften der EU.
    Falsche Entscheidungen fanatisch in Richtung „Elektromobilität“.
    Dazu Kernkraftwerke sprengen, Gaskraftwerke verbieten.
    Sicher habe ich einiges vergessen….

  • Wie sollen denn Studienabbrecher und Geschwätzwissenschaftler Antworten auf wirtschaftliche Probleme geben können. Kevin versucht sich ja jetzt auch in Finanzen als Comeback.

  • Idiotie E-Auto!
    PS: Als was werden Hunderte Milliarden Steuergeldes verbucht, mit denen die „Regierung“ die Kraftfahrzeugindustrie seit Jahren / Jahrzehnten schmiert?

  • Absolut Null Mitleid! Und ganz wichtig auch im Untergang, HALTUNG bewahren, Bunt bleiben und Gendern!

  • Die Vorstände und Betriebsräte als auch diese Verbandsmeier würde ich rücksichtslos feuern und für immer wegsperren. Das Politiker, korrigiere Experten, nichts können ist bekannt und gewollt. Da hätte man beizeiten Gegensteuer geben müssen, anstelle bei Champagner-Empfängen herumzusülzen.

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