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Schulden, Gleichstellung & mehr

Wo sich Schwarz-Rot nicht einigte, sollen jetzt 14 neue Kommissionen die Lösung finden

Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag oft konkrete Einigungen erspart und möchten stattdessen 14 neue Kommissionen mit der Lösungsfindung für diverse Vorhaben beauftragen. So zum Beispiel für die Reform der Schuldenbremse, für Gleichstellung oder für die Stabilisierung der angeschlagenen Krankenkassen.

Friedrich Merz und Lars Klingbeil sparen sich an vielen Stellen im Koalitionsvertrag konkrete Vorhaben.

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Auch im fertigen Koalitionsvertrag von Union und SPD finden sich viele Stellen wo man sich am Ende nicht einigen konnte. Stattdessen werden ganze Themenbereiche zur „Prüfung“ oder aber eine neue Kommission abgegeben, die später eine Antwort erarbeiten sollen. Fast 90 solcher Prüfaufträge werden im Koalitionsvertrag angekündigt, während sich die Verhandler durch das Einführen von mehr als einem dutzend Kommissionen konkrete Versprechen im Papier sparen und so die Lösungen an andere auslagern. Ergebnis: völlig offen.

Das bisher wahrscheinlich bekannteste Vorhaben ist dabei die Expertenkommission, die „unter Beteiligung des Deutschen Bundestages und der Länder“ einen „Vorschlag für eine Modernisierung der Schuldenbremse“ entwickeln und so „zusätzliche Investitionen in die Stärkung unseres Landes“ ermöglichen soll. Bis Ende 2025 soll hier bereits ein Ergebnis vorliegen.

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Und auch bei der Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherungen, die in den vergangenen Monaten massiv ins Defizit gerutscht sind, nimmt der Koalitionsvertrag eine Kommission in die Pflicht, statt eigene Stabilisierungsanstöße zu liefern. Experten sollen stattdessen bis 2027 Vorschläge zur Stabilisierung der Beiträge und der Kassenfinanzierung machen. Tatsächlich soll auch die „Corona-Pandemie umfassend im Rahmen einer Enquete-Kommission“ aufgearbeitet werden, allerdings „insbesondere um daraus Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse abzuleiten“.

Auch bei der Reform des Sozialsystems berufen sich Union und SPD auf eine Kommission. Die designierten Regierungspartner versprechen zwar, dass die Leistungen zusammengefasst und „besser aufeinander“ abgestimmt werden sollen. Zudem sollen „immer Anreize bestehen, ein höheres Erwerbseinkommen zu erzielen“ – wie genau, wird aber nur vage angeschnitten.

Stattdessen wird eine Kommission „zur Sozialstaatsreform gemeinsam mit Ländern und Kommunen mit dem Auftrag zur Modernisierung und Entbürokratisierung“ angeführt, die noch im vierten Quartal dieses Jahres die Vergabe der Sozialleistungen überprüfen und ein Ergebnis präsentieren soll – ein zeitkritisches Vorhaben.

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Das SPD-Vorhaben, das Rentenniveau bis 2031 auf 48 Prozent zu halten, ist als Versprechen enthalten, wie das aber umgesetzt wird, soll die Rentenkommission erarbeiten. Das einzige dahingehend Konkrete im Koalitionsvertrag bezüglich des Rentenniveaus lautet: „Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus“ – um den Rest soll sich die Kommission bis zur Mitte der Legislatur kümmern und „eine neue Kenngröße für ein Gesamtversorgungsniveau über alle drei Rentensäulen prüfen“ – gemeint sind die betriebliche, die öffentlich-rechtliche und die private Altersvorsorge.

Unter dem Aspekt der Gleichstellung erklären es Union und SPD außerdem zum Ziel, „eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt und respektvoll miteinander leben – im Beruf, in der Familie und in der Politik“ zu schaffen. „Wir werden eine Kommission einsetzen, die bis Ende 2025 dazu Vorschläge macht“, heißt es im Koalitionsvertrag.

Geplant ist zudem das Fortbestehen der Mindestlohnkommission, weil der Mindestlohn weiter steigen soll. Eingeführt werden sollen auch Kommissionen für „Kinder und Jugendschutz in der digitalen Welt“, zur Ausgestaltung des Medizinstudiums und eine Nord-Süd-Kommission, um die Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden zu verbessern – dessen Länder das Entwicklungsministerium jährlich bereits mit Milliardenbeträgen unterstützt, etwa im Kampf gegen den Klimawandel.

Zu jenen Entwicklungsländern zählt auch immer noch China – auch wenn Deutschland hierhin kein Geld mehr überweist. Das Land ist mittlerweile großflächig technologisiert und hat sich „zu einem systemischen Rivalen entwickelt“, hieß es noch in der Arbeitsgruppe Außen. Doch diese Formulierung wurde leicht abgeschwächt: „Wir müssen feststellen, dass die Elemente systemischer Rivalität durch Chinas Handlungen mittlerweile in den Vordergrund gerückt sind. Vor diesem Hintergrund werden wir einseitige Abhängigkeiten abbauen“, heißt es jetzt im Koalitionsvertrag. Auch dahingehend soll aber eine Expertenkommission im Bundestag einberufen werden.

Ebenfalls geplant ist eine Expertenkommission für „Wettbewerb und Künstliche Intelligenz“, die beim dann voraussichtlich CDU-geführten Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt werden soll. Ebenso soll eine Kommission von Bund und Ländern zur Entbürokratisierung eingerichtet werden – wobei im Koalitionsvertrag auch hier mit weiteren Details gespart wird. Wie bereits angekündigt soll eine Wahlrechtskommission überdies „die Wahlrechtsreform 2023 evaluieren und im Jahr 2025 Vorschläge unterbreiten“, wie dieses System fortgeführt oder abgeändert werden könnte.

In anderen Fällen möchten die designierten Koalitionäre die Empfehlungen bereits bestehender Kommissionen umsetzen, etwa beim Strukturwandel, dem auch der Kohleausstieg bis 2038 angehört oder der „Modernisierung der Zivilprozessordnung“. Auch die Strafprozessordnung soll reformiert und dahingehend eine Kommission eingesetzt werden.

Aus dem Koalitionsvertrag ergeben sich also mindestens 14 neue Kommissionen und die Weiterführung bereits bestehender Gremien. Während das Versprechen der Einführung von Kommissionen den Verhandlern konkrete Textversprechen ersparte, beinhalten manche Kommissionsvorschläge brisante Vorhaben.

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33 Kommentare

  • Ich hätte dazu noch eine Frage. Wer sitzt in den Kommissionen. Gewählte Politiker, NGO´s, parteinahe Verbände oder sogar hoch bezahlte Beratungsfirmen wie Blackrock, Mc Kinsey etc., damit Politiker keine Arbeit haben?

    16
  • Und wenn ich nicht mehr weiter weiss, dann gründe ich eien Arbeitskreis.

  • Erst mal einen Stuhlkreis……..

  • Diese Kommissionen beschäftigen dann noch ein Heer von Experten und externen Beraterfirmen, die alle leben wollen – und vielleicht noch bei dem einen oder anderen Regierungsmitglied Trauzeuge waren oder mit der Schwester verheiratet sind, oder? Es wäre nichts Neues.

    Und dafür geben wir Bürger unser sauer verdientes Steuergeld hin – damit sich der Staat immer mehr blähen und blähen kann.

    11
  • Ich wäre für eine „schöner Blödsinn reden Kommission“ und „Das Leben genießen Kommission“ dazu passend „Keine Politischen Talkshows mehr Kommission „

  • Ich kann diese Phrasen und Worthülsen einfach nicht mehr hören – bloß nichts verbindliches, einfach nur reden und das Land weiter den Bach runtergehen lassen.
    Wofür stecken die sich eigentlich derart üppige Diäten ein ?

    17
  • Man mag den ganzen Mist schon gar nicht mehr lesen.

    11
  • „…weil der Mindestlohn weiter steigen soll.“ Und je mehr der Mindestlohn steigt, desto mehr steigt auch alles andere! Oder glaubt jemand ernsthaft, daß die Arbeitgeber diese stetig steigenden Personalkosten nicht weitergeben werden an die Kunden!? Die Erzieher haben erfoglreich gestreikt, für die Eltern heißt das höhere Kosten, ganz einfach! Mal ganz abgesehen von dem Irrsinn, daß eine Mutter arbeiten geht um die Frau bezahlen zu können, die IHR kleines Kind währenddessen betreut!

    3
  • In einer Demokratie müssen die Volksverteter das tun was das Volk will- hier ist nur ein Parteienkartell an der Macht und tut was es will- dieBürger stören nur

  • Leute, nur noch ein paar Jahre durchhalten, dann übernehmen uns die Chinesen ;)!

    2
  • Man lieferte 146 Seiten, die verheerend sind, wo man aber sich nicht sicher ist, wie man diese Katastrophen steuern will (nicht verhindern!).

    Und die CDU musste nun etwas schnell abliefern, egal ob fertig ist oder nicht.

    Denn es drohte der Sturz der Parteiführung, weil man eine Mitgliederbefragung unbedingt verhindern musste.

    Es wird auch in den nächsten Wochen nicht viel passieren, denn bald ist Sommerpause.
    Also Pause nach dem 6. November 2024 bis Ende Januar 2025 mit kurzer Unterbrechung am 16.12., dann eine Fake Abstimmung Migration für Wählerfang machen dann wieder Pause bis 23.02. zur Wahl und dann Pause bis 18.03, für Abstimmung GG Schuldenbremse.

  • Wer kontrolliert das alles eigentlich,was die da ausgeheckt haben und werden!!!
    Kann mir doch keiner erzählen daß das alles mit rechten Dingen zugeht!!!

    3
  • Wieso werden diese „Kommissionen“ nicht gleich Räte genannt?
    Dann wäre es allen klar, wohin Deutschland driftet.

    Es ist nur weiterer Sand in die Augen derjenigen, welche ohnehin bereits tief und fest schlafen, die Scheu des Lügenkanzlers mit seiner Schuldenunion ist völlig unbegründet.

  • Wie lange werden die Kommissionen für die Bearbeitung der Themen brauchen?
    4 Jahre ?
    Wer wird in den Kommissionen sitzen?
    Rot-grüne NGO-Mitglieder?
    Wieviel Geld wird für die Kommissionen bezahlt?
    Braucht es dafür ein Extra-Sondervermögen?
    Werden die Bürger verzweifeln bzgl. dieser Politik, werden sie bzgl. zufriedenstellender Ergebnisse oder evtl. „Fake-Ergebnisse“ erst „schwarz“ sehen — und hinterher dann „rot“?

  • Bestehen die Kommissionen dann auch wieder ausschließlich aus Politologen, Soziologen, sonstigen Geschwätzwissenschaftlern und Pfaffen?

    3
  • „Wir werden eine Kommission einsetzen, die bis Ende 2025 Vorschläge macht, welche weiteren Kommissionen angesichts der Herausforderungen für Unseredemokratie noch eingesetzt werden sollten.“

  • Wenn Du nicht mehr weiter weisst
    gründe einen Arbeitskreis !

  • Top-Down-Politik geht nur mit Kommissionen! Die Corona-Krise hat gezeigt, wie produktiv Top-Down-Politik ist! Top-Down-Government funktioniert nicht!

  • Und wenn de halt nicht weiterweist bildeste nen Arbeitskreis

  • Eine Enquete-Kommission zur C-Zeit „…insbesondere um daraus Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse abzuleiten.“
    Höre nicht auf Drosten? Grundrechte sind wichtig? Die Geldmenge zu verdoppeln führt zu Inflation? Kriegen wir unser Geld von Pfizer wieder?

  • Hauptsache man täuscht „Einigkeit“ vor um eine starke „Mitte“ zu simmulieren, die längst bei der AfD verortet und nicht mehr aufzuhalten ist.

  • Wusste gar nicht das soviel Dummheit auf ein Bild passt.

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