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Marburg

Wegen Sellner-Lesung: Stadt inszeniert Gegendemonstration wegen angeblicher „Deportations“-Forderungen

Weil Martin Sellner eine Lesung im hessischen Marburg plant, reagierte die Stadt: Am Montag sollen 3.000 Personen gegen „Remigration“ und „Deportation“ demonstrieren, erklärte Bürgermeister Thomas Spies und berief sich damit indirekt auf die angefochtene „Geheimplan“-Recherche von Correctiv.

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Spätestens seit seiner Teilnehmer an einem Treffen rechter Akteure im vergangenen November ist Martin Sellner in den medialen Fokus gerückt. Regelmäßig finden Kundgebungen gegen den Österreicher statt – auch am Montag in Marburg.

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Weil der rechtsradikale Autor und ehemalige Sprecher der Identitären Bewegung, Martin Sellner, eine private Lesung in Marburg halten möchte, plant der Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Spies, eine Gegendemonstration. Denn laut dem SPD-Politiker propagiere Sellner „Deportation von Mitbürger*innen mit Migrationsgeschichte, auch Deutsche“, erklärte Spies auf X. Damit bedient er sich der nach der Geheimplan-Recherche von Correctiv aufgekommenen Falschbehauptung, rechte Akteure würden die massenhafte Abschiebung – auch von deutschen Staatsbürgern – planen (Apollo News berichtete).

Das Wort „Deportation“ war nach der Correctiv-Recherche, mit der die Faktenchecker-Organisation im Januar meinte, ein „Geheimtreffen“ aufgedeckt zu haben, inflationär genutzt worden. Tatsächlich ging es auf dem vermeintlichen „Geheimtreffen“ um Remigration – Sellner erklärte neben anderen Teilnehmern jedoch, dass man sich dabei auf ausreisepflichtige Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft bezogen habe.

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Auch über ein halbes Jahr nach Veröffentlichung wirkt die Recherche dennoch nach: unter dem Motto „Keine Propaganda für Remigration“ erwartet Spies gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus bis zu 3.000 Demonstranten, die am kommenden Montagabend – wenn Sellners Lesung stattfindet – gegen dessen „menschenfeindlichen Thesen“ demonstrieren.

Die Stadtverwaltung hatte zuvor angekündigt, die Lesung sei in bislang nicht bekannten und zudem privaten Räumlichkeiten angedacht – dennoch tritt die Stadt an die Öffentlichkeit: „Die Universitätsstadt Marburg ist eine vielfältige, tolerante und weltoffene Stadt in der es keinen Platz gibt für Rechtsextremismus, Hass, Hetze und jede andere Form von Menschenfeindlichkeit“, erklärte Spies in einer Mitteilung.

Und weiter: „Wir missbilligen deutlich und mit allem Nachdruck, dass Martin Sellner in Marburg Thesen zur Vertreibung eines Teils unserer Einwohner*innen propagieren will“. Dieser Kritik folgte die Stadtversammlung: fast einstimmig soll die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat, die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeister Spies und weitere Akteure, angewiesen haben, eine Gegenkundgebung zu initiieren.

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In der Mitteilung schreibt die Stadt zudem, das „weltoffene“ Marburg „versteht sich als eine Stadt des guten Zusammenlebens aller Marburger*innen unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Abstammung und fördert aktiv das Eintreten für Demokratie und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung“.

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