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MDR löscht Dokumentation nach Gerichtsanordnung: „Unwahre, ehrabträgliche Äußerung“

Der MDR lauerte Michael W. vor dessen Haustür auf und konfrontierte ihn mit einem kritischen Kommentar zu einem Klimalobbyisten. Dabei wurde er völlig irrtümlicherweise mit Gewaltforderungen in Verbindung gebracht. Der MDR musste nun das Video auf YouTube löschen. Ein Gericht hatte eine einstweilige Verfügung erlassen.

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Im September berichtete Apollo News über die fragwürdigen Hintergründe einer MDR-Dokumentation, die sich mit Hass im Netz auseinandersetzte. Weil die Privatperson Michael W. in einem Kommentar unter einem Facebook-Beitrag den Klimalobbyisten Jürgen Resch als „Klimadiktator“ bezeichnet hatte, lauerte der MDR ihm vor seiner Haustür mit einem Kamerateam auf und stellte ihn zur Rede. Nach einer Erlaubnis zu filmen, wurde nicht gefragt. Mittlerweile musste der MDR reagieren und die entsprechende Dokumentation auf YouTube löschen, da eine einstweilige Verfügung dem Sender die Verbreitung mehrerer Aussagen verbietet.

Da sein Kommentar unter einem anderen Post angezeigt wurde, den der MDR als Morddrohung interpretierte, warf der Reporter Michael W. vor, mit diesem Kommentar in Verbindung zu stehen – allerdings war das reiner Zufall, die beiden Kommentare bezogen sich nicht aufeinander. Dennoch konnten tausende Menschen in einer Dokumentation verfolgen, wie Michael W. (vom MDR mit Klarnamen genannt) in das Licht einer Gewaltverherrlichers gerückt wurde. Aussagen von W. vor der Kamera wurden aus dem Zusammenhang gerissen. Nach dem Bericht von Apollo News war W. gegen die Dokumentation rechtlich vorgegangen, dabei wurde er durch den Berliner Medienanwalt Walther Wegner vertreten.

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Das Landgericht Berlin II hat nun zu seinen Gunsten entschieden und am Freitag eine einstweilige Verfügung gegen den MDR erlassen. Mehrere Aussagen, die der MDR über W. verbreitet hatte, dürfen nicht mehr weiter gesendet werden. Ansonsten droht ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro oder sogar Ordnungshaft. Der MDR muss die Kosten des Verfahrens tragen; der Verfahrenswert beläuft sich auf 6.666 Euro. Die Entscheidung wurde aufgrund ihrer Dringlichkeit ohne mündliche Verhandlung getroffen.

Screenshot aus der MDR-Dokumentation auf Youtube; Zu sehen sind das „Patronenbild“ und der „Klimadiktator“-Kommentar

Konkret wurden durch W. mehrere Aussagen des MDR bezüglich seines Kommentars angefochten. Mehrmals wird in der Dokumentation impliziert, dass W. seinen Kommentar unter ein bedrohliches Bild mit dem Titel „Geht ins Ohr, bleibt im Kopf – Heckler & Koch“, in der Doku als „Patronenbild“ bezeichnet, gesetzt habe. Doch das ist eine „unwahre, ehrabträgliche Äußerung“, stellt nun das Gericht fest

Dadurch sei der Eindruck entstanden, W. würde das „Patronenbild“ befürworten. Die Reihenfolge, in der Kommentare unter einem Post auf Facebook angezeigt werden, wird bei jedem Nutzer individuell durch einen Algorithmus bestimmt. In welcher Reihenfolge die Kommentare bei dem MDR-Reporter angezeigt werden, kann W. damit offensichtlich nicht beeinflussen. W. bezog sich nicht auf den „Patronenbild“-Post. Mittlerweile ist dieser gelöscht worden.

Wegen seines „Klimadiktator“-Kommentars hatten die Journalisten des MDR den Wohnort von W. aufgespürt. Sie fuhren zu ihm nach Hause und warteten vor dessen Haus, um W., wie der Moderator der Dokumentation sagte, „mit seinem Verhalten“ zu konfrontieren. Die gesamte Szene ist mit bedrohlicher Klaviermusik unterlegt, der Zuschauer soll offenbar den Eindruck gewinnen, W. sei ein gefährlicher Mann. In der am Ende auf YouTube veröffentlichten Dokumentation wurde W. nicht verpixelt und mit vollem Namen kenntlich gemacht.

Apollo News sprach mit Michael W. Er erklärt, dass er vom MDR-Team nicht gefragt wurde, ob das Video mit ihm ausgestrahlt werden dürfte. Seine Aussagen seien zusätzlich verzerrend zusammengeschnitten worden. Der MDR hatte sich in der Dokumentation mit vermeintlichem Hass gegen Klima-Aktivisten beschäftigt. Dabei konfrontierte man Menschen, die vermeintliche Hass-Botschaften im Internet verbreitet hatten. So geriet auch W. ins Visier der Journalisten.

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