SPD-Politiker Castelluci
Innenausschuss-Chef stellt sich im ZDF vor Faeser – und untergräbt ihre Argumente
Der Vorsitzende des Innenausschuss des Bundestages, Lars Castelluci, ist an Aufklärung in der Schönbohm-Affäre offenbar nicht so wirklich interessiert. Die Ministerin, die seinen eigenen Ausschuss so gedemütigt hatte, verteidigt er in einem Interview mit dem ZDF. Versehentlich untergräbt er sie dabei.

Eigentlich soll der Innenausschuss des Bundestages sich mit der Causa Faeser befassen und zur Aufklärung beitragen. Sein Vorsitzender Lars Castelluci ist jedoch SPD-Mitglied und hängt damit im schwierigen Spagat zwischen Amtsaufgaben und Parteitreue zu seiner Genossin Faeser – und der gelingt ihm nicht wirklich, das bewies er bei einem Interview im ZDF.
Castelluci behauptete in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview er führe den Innenausschuss „unparteiisch“. Die „freie Entscheidung“ Faesers, nicht im Ausschuss aufzutreten, verteidigte er aber – die Regierung dürfe schicken, wen sie wolle. Auch, wenn Faeser damit seinen Ausschuss demütigte, stellt er sich hinter sie: Immerhin ginge es der Union „nicht um Aufklärung in der Sache, sondern es geht um Wahlkampf.“ „Ganz unparteiisch klingen sie da dann jetzt aber nicht“, bemerkt die ZDF-Moderatorin Slomka da süffisant.
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Doch Castelluci lässt sich davon nicht beirren – er attackiert weiter die Union. Weil diese die Ministerin und die geheimdienstlichen Methoden, die diese gegen Schönbohm anwandte, kritisiert, wirft er ihr Delegitimierung der Sicherheitsbehörden und einen Pakt mit der AfD vor. „Na gut, aber man wird ja jetzt nicht aufhören eine Ministerin kritisch zu beäugen, nur weil das der AfD gefallen könnte“, entgegnet Slomka.
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Castelluci räumt ein: Der Böhmermann-Bericht, aufgrund dessen Schönbohm entlassen wurde, war falsch. „Wir alle können Opfer von Falschanschuldigungen werden“, meint er. „Moment, sagen Sie jetzt, das seien Falschantschuldigungen gewesen in dem Bericht?“, fragt Moderatorin Slomka. Für die ZDF-Frontfrau ist der ZDF-Bericht offenbar fehlerfrei – die Redaktion weise an ihm „nichts zurück“, wirft sie schützend ein. Der SPD-Mann strauchelt direkt, druckst herum und zieht sich von Kritik an der Sendung zurück. „Es ist schon in der Öffentlichkeit eine starke Resonanz gewesen“, meint Castelluci. Deswegen hätte man Schönbohm entlassen müssen. Das allein ist bemerkenswert: Erst am Freitag hatte Ministerin Faeser ausgedrückt, dass man Schönbohm ausdrücklich nicht aufgrund des Berichtes entlassen hatte.
Kritik an Faeser? Fehlanzeige. Dass der SPD-Politiker seine Ministerin nicht offen im Fernsehen attackiert, mag man ihm nachsehen. Dass er als Vorsitzender des prüfenden Innenausschusses das Verhalten der Ministerin jedoch so dreist schönredet, lässt Zweifel an seiner Amtsführung aufkommen: Parlamentarisch-souverän geht jedenfalls anders.
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Der Lars hatte wohl noch eine Rechnung offen. Das kann man durch sich dumm stellen sehr gut abfedern.
Fehlt nur noch, dass er sich als Quotenidiot outet.