Werbung

Trumps Kabinett formt sich – und ist alles andere als „Putin-freundlich“

In den Medien wurde immer davor gewarnt, Trumps neue Regierung würde Putin-nah ausfallen. Seine Auswahl für entscheidende außenpolitische Kabinettsposten zeigt nun das Gegenteil.

Trump und sein designierter Außenminister Marco Rubio

Werbung

Wenn Donald Trump am 20. Januar 2025 seinen Amtseid vor dem Kapitol ablegt, werden tausende Posten in der US-Regierung neu besetzt. Der designierte Präsident hat also knapp zwei Monate Zeit, eine neue Regierung zusammenzustellen. Entsprechend ging es in Mar-a-Lago, Trumps Wohnsitz, in den letzten Tagen hoch her. Zahlreiche Kandidaten sprachen für eine potenzielle Berufung in die Regierung vor. Die meisten Posten sind noch offen, Trump hat aber seine ersten Kandidaten für Kabinettsposten festgelegt – insbesondere für außenpolitische Positionen.

Konkret hat Trump sich bereits für einen neuen nationalen Sicherheitsberater, Außenminister, Verteidigungsminister, Heimatschutzminister, Grenzbeauftragten und CIA-Chef entschieden. Dabei sorgte vor allem die Benennungen des Außenministers und des nationalen Sicherheitsberaters für Aufsehen, denn sie passen so gar nicht in das Bild, das Demokraten und Trump-Gegner schon vorab zeichnen wollen – das Bild einer vermeintlich Putin-freundlichen Trump-Regierung.

...
...

Außenminister soll der US-Senator aus dem Bundesstaat Florida, Marco Rubio, werden. Bereits seit 2000 ist er, nur mit kurzer Unterbrechung, republikanischer Abgeordneter in verschiedenen Parlamenten. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine setzte er sich im Senat für weitreichende Sanktionen gegen Russland und die dortige politische Elite ein. Lange Zeit war er außerdem einer der führenden Befürworter für Waffenlieferungen an die Ukraine. Russlandnähe kann man ihm unter keinen Umständen vorwerfen.

Für die wichtige Position des Beraters für nationale Sicherheit hat Trump den Abgeordneten Mike Waltz ausgewählt. Waltz, der ebenso wie Rubio aus Florida kommt, sitzt seit 2019 im US-Abgeordnetenhaus. Er ist Kriegsveteran und arbeitete einige Zeit im Verteidigungsministerium unter der Führung von Donald Rumsfeld. Er galt zu Beginn des Ukraine-Krieges als einer der größten Unterstützer des angegriffenen Landes. Zwar verfolgt er mittlerweile eine etwas defensivere Position, dennoch kann auch er nicht als Russland-nah eingeschätzt werden.

Beide gelten als scharfe Kritiker Chinas, einer der entscheidenden geopolitischen Kursentscheidungen der Regierung. Gleiches gilt für den von Trump neu ausgewählten Verteidigungsminister Pete Hegseth. Er wird in deutschen Medien gerade gerne belächelt, weil er aktuell TV-Moderator bei Fox News ist. Dabei hat Hegseth, auch wenn er ein Newcomer in der Führungsriege des Pentagons ist, tatsächlich militärische Erfahrung. Er diente unter anderem als Offizier in der US-Nationalgarde und war im Einsatz im Irak-Krieg und auf dem US-Stützpunkt Guantánamo.

Lesen Sie auch:

Für den auf Migration fokussierten Posten des Heimatschutzministers hat Trump North Dakotas Gouverneurin Kristi Noem ausgewählt, für den Posten des Grenzbeauftragten (bisher von Bidens Vize Kamala Harris besetzt) hat er den Migrations-Hardliner Tom Homan ausgewählt. Dieser war in der Vergangenheit bereits Direktor von ICE, der US-Behörde für Abschiebungen, und ist etwa berüchtigt dafür, dass er auf die Frage, ob bei Abschiebungen nicht Familien getrennt werden, antwortete: „Familien können zusammen abgeschoben werden.“

Als CIA-Chef designierte Trump dabei seinen früheren Direktor für nationale Nachrichtendienste, John Ratcliffe. Der machte in der Vergangenheit unter anderem damit Schlagzeilen, dass er einer der ersten US-Regierungsbeamten war, der sich öffentlich zur „Lab Leak“-Theorie als Ursprung des Coronavirus bekannte.

Die Auswahl zeichnet damit ein anderes Bild als das, was deutsche Medien gerne vermitteln – von einem vermeintlich Russland-nahen und Ukraine-feindlichen Donald Trump. Dass das nicht stimmt, lässt sich auch an der Reaktion des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ablesen. Er gratulierte als einer der ersten Staats- und Regierungschefs öffentlich zu Trumps Wahlsieg über Kamala Harris – nannte ihn „beeindruckend“.

Außerdem lobte er den außenpolitischen Ansatz des Republikaners: „Ich schätze Präsident Trumps Engagement für den Ansatz ‚Frieden durch Stärke‘ [Peace through Strength] in der Weltpolitik“, schrieb der Staatspräsident auf X (vormals Twitter). Weiter hieß es: „Das ist genau das Prinzip, das einen gerechten Frieden in der Ukraine praktisch näher bringen kann.“

Freilich ist Selenskyj aufgrund der ukrainischen Abhängigkeit von amerikanischen und europäischen Hilfen auf den guten Willen vonseiten des neuen amerikanischen Präsidenten angewiesen. Dennoch kommt ein solches überbordendes Lob überraschend. Bereits vor der Wahl hatte Selenskyj sich bei seiner USA-Reise Ende September mit dem damaligen Präsidentschaftskandidaten getroffen. Nach Trumps Amtseinführung möchte die Ukraine zudem ein baldiges Treffen der beiden Staatschefs in Kiew arrangieren.

Die US-Zeitschrift The Economist berichtet unterdessen davon, dass zahlreiche ukrainische Regierungsbeamte sogar insgeheim einen Sieg Trumps bei den Präsidentschaftswahlen befürwortet hätten. Viele seien frustriert vom aktuellen außenpolitischen Kurs der Biden/Harris-Regierung. Dieser ließe das angegriffene Land zunehmend in Unsicherheit zurück. Einen konkreten Plan, wie Frieden in der Ukraine zustande kommen soll, hat Biden nämlich nicht. Diese fehlende Perspektive könnte Trump nun liefern. Bereits jetzt, lange vor seiner Amtseinführung, kursieren verschiedene Friedensvorschläge des designierten Präsidenten in der Öffentlichkeit.

In der Ukraine herrscht zunehmend Kriegsmüdigkeit, wie zahlreiche Medien mittlerweile berichten. Freilich wäre ein Verlust der aktuell von Russland besetzten Gebiete äußerst bitter. Eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive wird aber zunehmend unwahrscheinlich. Somit wäre ein klarer Friedenskurs vielen in der Ukraine mittlerweile deutlich lieber als die symbolischen Durchhalteparolen der Biden-Regierung.

Klar ist: Trump will ein baldiges Ende des Krieges. Einen russischen Diktatfrieden wird er aber kaum akzeptieren. Immer wieder bezieht er sich in seiner außenpolitischen Ausrichtung auf Ronald Reagans „Frieden durch Stärke“. Er will zwar Frieden, ist aber auch bereit, diesen durch scharfe außenpolitische Aktionen zu sichern. Das bewies er schon in seiner ersten Amtszeit. Immer wieder zeigte er Amerikas Gegnern, sei es mit der Tötung des iranischen Terrorgenerals Qassem Soleimani oder mit dem Handelskrieg gegen China, dass Amerika selbstbewusst eigene Interessen vertritt. Sein nun zusammengestelltes Team deutet darauf hin, dass er genau das in seiner zweiten Amtszeit fortsetzt.

Werbung