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Automobilindustrie

Standortflucht nach Fernost: Verliert Deutschland Continental an China? 

Die deutsche Automobilindustrie gerät zunehmend ins Wanken. Besonders Zulieferer, wie Continental, stecken tief in der Krise. Der Konzern plant, sich stärker am chinesischen Markt zu orientieren. Kehrt das nächste Traditionsunternehmen Deutschland den Rücken? 

In der ostchinesischen Provinz Shandong fand im April ein intensiver Austausch bei ContiTech mit chinesischen Managern statt.

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Die erzwungene Ausrichtung auf E-Mobilität im Zuge der EU-Klimaziele, kombiniert mit den belastenden Standortfaktoren in Deutschland, wird für Continental zunehmend zum Verhängnis. Hohe Energiekosten, ausufernde Bürokratie und ein erdrückendes Steuerumfeld setzen dem Unternehmen zu.

Eine vollständige Verlagerung des Konzerns aus Deutschland wird deshalb zunehmend zu einer realen Option. Besonders China lockt mit niedrigen Energiekosten, weniger Bürokratie, günstigen Arbeitskräften und weiteren Standortvorteilen, wie dem Zugang zu seltenen Erden.

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Ein Blick auf die einst bedeutende Zulieferersparte, die neben dem klassischen Reifengeschäft und ContiTech zum Kerngeschäft gehörte, zeigt deutlich, wohin die Reise geht: Aufgrund anhaltender Verluste beschloss die Konzernführung letzte Woche endgültig, die Zulieferersparte als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen „Aumovio“ an die Börse zu bringen und vom Kerngeschäft abzuspalten. Der klare Fokus dieser neuen Einheit: der chinesische Markt.

Der chinesische Automarkt ist längst der größte weltweit. Für das Jahr 2025 wird prognostiziert, dass China rund 29,7 Millionen Pkw-Neuzulassungen verzeichnen wird, was mehr als ein Drittel der globalen Fahrzeugproduktion entspricht. Auch für deutsche Autobauer ist das Reich der Mitte mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt. Am Beispiel von Volkswagen wird dies besonders deutlich: Im Jahr 2024 setzte der Konzern in China rund 2,93 Millionen Fahrzeuge ab. Das entspricht etwa 36 Prozent des gesamten weltweiten Absatzes des Wolfsburger Autobauers.

Die frühere Zuliefersparte Continentals (jetzt  „Aumovio“) beschäftigt allein in China rund 10.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2024 etwa 14 Prozent des gesamten Umsatzes. Global umfasst dieser Unternehmensbereich rund 92.000 Beschäftigte – nahezu die Hälfte der gesamten Belegschaft von Continental. Durch die Abspaltung der Zuliefersparte und die strategische Fokussierung auf den chinesischen Markt ist anzunehmen, dass das neu gegründete Unternehmen Aumovio sowohl personelle Ressourcen als auch Produktionskapazitäten aus Deutschland verlagern wird  – zu Gunsten der Volksrepublik im Fernen Osten.

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Die Aussagen der Geschäftsführung verstärken diesen Verdacht. „Unser Ziel ist es, unsere Stellung in den Zukunfts- und Wachstumsmärkten der Mobilität konsequent auszubauen“, erklärte Aumovio-CEO Philipp von Hirschheydt auf der Automesse in Shanghai. „Hier setzen wir auf unsere starke lokale Präsenz, indem wir direkt vor Ort für den chinesischen Markt entwickeln und produzieren.“

Der Umschwung auf den China-Markt ist bei Continental jedoch nichts Neues. Der Konzern hat seine Präsenz im Reich der Mitte in den letzten zwanzig Jahren konsequent ausgebaut. Auch im Kerngeschäft ist eine langsame, aber stetige Verlagerung erkennbar. 

Die Expansion nach China hat zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen: Im Juni des vergangenen Jahres eröffnete Continental in Hefei, in der Provinz Anhui, sein erstes vollständig eigenes Reifenwerk in China. Bis 2027 soll die Produktionskapazität auf 18 Millionen Reifen jährlich anwachsen.

Parallel dazu entstanden über die Jahre 23 weitere Produktionsstätten sowie 28 Forschungs- und Entwicklungszentren mit rund 17.600 Beschäftigten. Außerdem flossen in den vergangenen zehn Jahren mehr als 23 Milliarden Yuan – rund 3,17 Milliarden US-Dollar – in den chinesischen Standort.

Währenddessen zeigt sich in Deutschland das gegenteilige Bild: Forschungs- und Entwicklungsstrukturen werden zurückgefahren, Stellen zusammengekürzt und Werke geschlossen. Die Schließung der Standorte Wetzlar und Schwalbach bis Ende 2025 ist bereits beschlossene Sache. Der Trend ist eindeutig – Unternehmen verlagern weg aus Deutschland.

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30 Kommentare

  • Klar, werden die gehen, was sollen die weiter in Deutschland? Die deutsche Wirtschaft hat auf unabsehbare Zeit fertig. Ist halt so!

  • Die sind dann ja nicht weg, sie sind dann nur nicht mehr in Deutschland. Würde ein bekannter jetzt arbeitsloser Genius sagen.

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  • Ein Unternhmen braucht einen stabilen Standort mit einer rationalen Energiepolitik und keinen durchgeknallten Hippe-Staat. Das hier überhaupt noch was funktioniert, wundert mich.

  • Die Energie ist, wegen den Linksgrünen, zu teuer geworden.
    Leider entsteht wieder eine Abhängigkeit mit China und der Technologietransfer wird dann Conti ganz vernichten.

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  • Vorsicht! Während die Chinesen früher ganz heiß auf „Made in Germany“ waren, ist die neue Generation dort sehr patriotisch und kauft lieber „Made in China“. Darüber kann nur lächeln, wer nicht weiß, von wem und warum „Made in Germany“ einst erfunden wurde.

    Nun sind Zulieferer nicht wirklich im Spiel um Markenbewusstsein und -Präferenz dabei, aber man sollte das Thema trotzdem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dass Continental aus dem vom Auto- zum Auto-Hasser-Land mutierten Deutschland abhauen will, kann ich hingegen gut verstehen. Die Wähler richten dieses Land zugrunde.

  • Na, dann ist ja zumindest das Klima in D gerettet

  • Gibt es schon Berechnungen, die zeigen was zehntausende Insolvenzen der letzten Jahre an CO2 einsparten?

    Denn man wollte doch für das Heizgesetz unbedingt eine festgelegte Summe von ca. 40M Tonnen einsparen so der ÖRR (im best case szenario)
    https://www.tagesschau.de/eilmeldung/bundestag-heizungsgesetz-100.html

    Also je weniger CO2 Betriebe es hier gibt, umso weniger Wärmepumpen braucht man. Auch so kann man ausgleichen-

    PS Kann Spuren von Ironie enthalten.

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  • Die Antwort auf die Überschrift ist: ja.

  • Das sind nicht die letzten die gehen werden.

  • Eine klare betriebswirtschaftliche und unternehmensstrategische Entscheidung. Im Hinblick auf die Planungszyklen der Unternehmen, die in QIII/2025 ihre Budgetplanungen verabschieden müssen, werden wir im nächsten Halbjahr noch viele Entscheidungen zu Verlagerungen sehen.

  • Nur noch die AFD kann das Land wieder auf die Füße stellen.

    @Apollo: Die Freigabe um 12 Stunden verzögern hat lediglich den Zweck den Beitrag sehr weit hinten zu veröffentlichen wo ihn sowieso 80% der Leser nicht mehr sehen. Sowas nennt man Zensur.

    4
  • Verschlimmbesserung steht wohl noch auf der Agenda der neuen Regierung!
    Links-Grün eben!

  • Wie immer, sowohl in der EU, in Deutschland überall stoische Gleichgültigkeit. Vielleicht regen sich ein paar Mitarbeiter bei Continental etwas auf, aber nur wenn sie definitiv entlassen sind. Dann hocken sie mit ihren roten Gewerkschaftsfanen wieder vor dem Werkstor und verlangen Weiterbeschäftigung und satte Lohnerhöhungen und schreien nach sozialer Gerechtigkeit und Umverteilung

  • Ich frage mich welche Qualifikation man braucht um bei Conti im Vorstand zu arbeiten? Ein Bachelor in Dingsbums scheint offenbar auszureichen, Geostrategisch ist man da ehr unterbesetzt.

    Es ist abzusehen, dass China Taiwan angreifen wird. Das wird eine große Sanktionsspirale in Aktion setzten, bis hin zum Boykott chinesischer Waren. Die USA werden dafür sorgen, wer dann weiter mit China Geschäfte macht wird vom US Markt ausgeschlossen sein.

    Conti sollte sich daher besser in Indien umschauen.

    2
  • Will mir ja keiner glauben, daß Umwelthilfe und Co. von China bezahlt werden.

    Man muß an der Stelle aber auch sehen, daß niemand mehr Dreck haben wollte und rauchende Kamine. Und wer seine Kinder freitags demonstrieren läßt, braucht sich eh nicht wundern, wenn er montags keine Arbeit mehr hat. Zumal wenn ich als Deutscher lieber Hyundai fahre oder Kia mit Hankook Reifen.

  • Unter der Wirtschftspolitik von Deutschland dahin vegitieren oder an einen Standort mit momentaner Zukunftaussicht wechseln. Übrigens, von meinem Exarbeitgeber ziehen auch einige komplette Familien mit.

  • Die Pleitefirma Conti ehemals VDO hat sich mehrmal verhoben und wurde gerettet und wird vermutlich auch in Asien scheitern.

  • Bitte geht nach China,hier ist für Industriebetriebe keine Zukunft mehr.Die arbeitslosen werden sich bedanken.

  • „günstigen Arbeitskräfte“ = rechtlose Knechte, die man wegen geringster Vergehen ohne Zugang zu Rechtsmittel in den Knast werfen kann. Wenn all unsere Produktion nach China wandert, werden wir dieselbe Situation haben wie die USA, ein enormes Handelsdefizit, also Kapitalexport.
    übrigens war das schon zu Zeiten des British Empire die Ursache der Opiumkriege. England war auf den Export des indischen Opiums angewiesen um sein Handelsdefizit mit China auszugleichen, dass sich englischen Manufakturwaren verschloss. Als China auch das Opium verbieten wollte ließ England Kanonen donnern.
    Letztlich will China von Welthandel profitieren ohne was abzugeben, dass kann nur in Krieg oder unserer Verarmung münden.
    Was soll es sein?

  • oh der deutschen Wirtschaft geht es gut nur die Zahlen sind schlecht

  • Tja, die Chinesen: vor 25 Jahren haben sie auf Messen noch unsere Produkte abfotografiert und haben abgekupfert was das Zeug hielt. Damals hat der produzierte Müll nichts getaugt – heute kommt alles aus China. Und funktioniert.
    Unser Transrapid – eine Totgeburt in Deutschland – verbindet in China große Entfernungen pünktlich und erfolgreich. Und wir erfinden neue Lastenfahrräder.
    Und wählen immer wieder die gleiche Regierung, nur die Namen wechseln. Vielleicht haben wir es genau so verdient.

  • (Chinesiche )E-Autos brauchen keine Reifen?

    E-Mobilität kann also nicht der Grund für deren Abwanderung sein.

    Auch Continental wird mittelfristig als chinesischer Bettvorleger landen, so wie die gierige deutsche Autoindustrie, die deutsches Knowhow seit Jahrzehnten ins kommunistische China auslagert (schon zu Zeiten, als die deutschen Rahmenbedingungen noch stimmten) und sich dann wundert, dass nach Kopieren Selbermachen kommt. Die Chinesen brauchen schon lange nicht mehr nur abkupfern.

    -1

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