Werbung

...
...

49.000 Euro

Spendengelder für gestohlene Stolpersteine sollen zweckentfremdet verwendet werden

Spendengelder, die in Zeitz eigentlich für gestohlene Stolpersteine und ein jüdisches Zentrum gesammelt wurden, sollen nun stattdessen zweckentfremdet werden. Der Landkreis will eine Jury berufen, die über die Verwendung der überschüssigen Spenden neu entscheidet.

Zum zweiten Mal wurden in Sachsen-Anhalt Stolpersteine gestohlen. Die Polizei prüft einen Zusammenhang. (Symbolbild Imago)

Werbung

Wie die Jüdische Allgemeine berichtet, sollen 49.000 Euro, die an Spenden für die gestohlenen Stolpersteine in Zeitz zusammengekommen sind, einem anderen als dem geplanten Zweck zugeführt werden. Der Spendenaufruf wurde am 11. Oktober gestartet. In Zeitz waren vor dem 7. Oktober alle zehn Stolpersteine gestohlen worden (Apollo News berichtete). Im Spendenaufruf des Landrats Götz Ulrich (CDU) hieß es, dass nicht benötigte Spenden an das Simon-Rau-Zentrum in Weißenfels gehen sollten. Bisher sind 50.000 Euro zusammengekommen. Die neuen Stolpersteine kosten insgesamt 1.200 Euro.

Das restliche Geld sollte also eigentlich dem Simon-Rau-Zentrum zugutekommen. Das Zentrum engagiert sich gegen Antisemitismus und saniert die Synagoge in Weißenfels, die im Jahr 1911 erbaut wurde. Doch nun sollen die ungefähr 49.000 Euro anderweitig verwendet werden und scheinbar nicht mehr dem Simon-Rau-Zentrum zur Verfügung gestellt werden.

...
...

Laut der Mitteldeutschen Zeitung soll eine Jury eingerichtet werden, die über die Freigabe der Spenden für andere Projekte entscheiden soll, die sich mit dem jüdischen Leben in Zeitz beschäftigen. Die Pressestelle des Burgenlandkreises teilt laut der Jüdischen Allgemeinen mit: „Über die Besetzung der Jury befinden sich der Burgenlandkreis und die Stadt Zeitz aktuell im Austausch – geplant ist, dass auch ein Vertreter des Simon-Rau-Zentrums der Jury angehören wird.“ Wem das Geld zur Verfügung gestellt werden könnte, ist noch offen. Auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen nennt der Burgenlandkreis als potenzielle Empfänger die Initiative Stolpersteine Zeitz und die Gedenkstätte Rehmsdorf. In Rehmsdorf befand sich eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald.

Der Vorstandsvorsitzende des Simon-Rau-Zentrums, Enrico Kabisch, hatte sein Einverständnis dafür gegeben, dass nicht benötigte Spenden dem Zentrum überstellt werden. „Der Landkreis wollte mit unserem guten Namen Werbung machen. Und dort dachte man, dass das allenfalls ein paar hundert Euro wären, die wir dann erhalten würden“, sagt Kabisch.

Da es sich laut dem Spendenaufruf um eine zweckgebundene Spende handelte, könnten die Spender ihr Geld zurückverlangen. So erklärt es der Rechtsanwalt Alexander Vielwerth in der Jüdischen Allgemeinen. Der Landkreis mache sich allerdings nicht strafbar, da es nach „aktueller Kenntnislage“ abwegig sei, dass schon beim Spendenaufruf die Absicht bestanden habe, die Gelder anderweitig zu verwenden, sagte der Rechtsanwalt.

Zeitz ist nicht der einzige Ort, an dem Stolpersteine gestohlen wurden. In Halle an der Saale sind kurz vor dem 9. Oktober fünf Stolpersteine gestohlen worden. Das berichtete die Mitteldeutsche Zeitung am Dienstag. Der genaue Tatzeitpunkt könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht identifiziert werden, teilt die Polizei in Halle/Saale Apollo News mit. Es ist sowohl ein Bezug zum 7. Oktober als auch zum 9. Oktober möglich.

Es könnte möglich sein, dass die Stolpersteine im Zusammenhang mit dem Jahrestags des Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten am 07. Oktober 2023 entfernt wurden. Bei dem Massaker waren 1.200 israelische Zivilisten getötet worden und circa 250 Geiseln in dne Gaza-Streifen entführt worden. Nach über einem Jahr sind immer noch 101 Geiseln im Gazastreifen gefangen. Am 9. Oktober hingegen war der fünfte Jahrestag des Terroranschlags in Halle, bei dem ein Rechtsextremist versuchte, Juden bei einem Gottesdienst an Jom Kippur in einer Synagoge zu töten. Die verriegelte Tür der Synagoge hielt den Schüssen und selbstgebastelten Sprengsätzen des Mannes stand. Daraufhin tötete er zwei Menschen in einem Dönerladen und verletzte zwei weitere Menschen.

Auf Anfrage von Apollo News schreibt die Polizei Halle/Saale, die „Ermittlungen werden in alle Richtungen geführt“. Der Staatsschutz ermittelt, weil laut der Mitteldeutschen Zeitung möglicherweise ein antisemitischer Hintergrund der Straftat besteht. Wie die Polizei gegenüber Apollo News mitteilte, „werden Zusammenhänge mit den Straftaten in Zeitz geprüft“. Am 8. Oktober hatte der Zeit-Geschichtsverein den Diebstahl bei der Polizei angezeigt. Laut der Polizei „wurde auf Wunsch des Zeitgeschichtsvereins“ der Diebstahl der Stolpersteine „nicht als Pressemeldung“ veröffentlicht, wie Apollo News geschrieben wurde.

Werbung