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Auch in Hamburg

So viele Stadtfeste sind wegen Solinger-Attentat abgesagt worden

Nach dem islamistischen Attentat in Solingen verschärfen Städte und Gemeinden die Sicherheitsvorkehrungen bei ihren Festlichkeiten. Eine ganze Reihe sieht sich sogar gezwungen, ihre Feste abzusagen.

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Solingen trauert um die Opfer des Attentats.

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Ihr 650-jähriges Bestehen wollte die Stadt Solingen am Freitag mit seinen Bürgern bei einem „Festival der Vielfalt“ feiern. Doch aus dem Fest wurde ein Alptraum: Der 26-jährige Syrer Issa Al H. tötete drei Menschen und verletzte viele weitere.

Während in Solingen beinahe alle Feierlichkeiten abgesagt oder verschoben wurden, hat man auch in anderen Städten und Gemeinden Angst vor einem Nachahmungstäter oder ähnlichen Anschlag. Mindestens fünf Feste wurden deshalb seit Freitag abgesagt, praktisch alle größeren Veranstaltungen verschärfen ihre Sicherheitskontrollen.

Direkt nach dem Terroranschlag reagierten zunächst die umliegenden Städte und Gemeinden – der Attentäter war zu diesem Zeitpunkt noch auf freiem Fuß. Hilden, eine mittelgroße Stadt mit etwa 55.000 Einwohnern, direkt neben Solingen gelegen, sagte als Erstes das geplante und mit Freude erwartete „Fest der Kulturen“ ab.

Hildens Bürgermeister Claus Pommer erklärte kurz vor dem Fest, das am Samstag beginnen sollte, man habe sich vor allem aus Mitgefühl für die Menschen in der Nachbarstadt, aber auch aufgrund der Sicherheitslage zu der Entscheidung durchgerungen, das Fest abzusagen.

In Haan, ebenfalls Nachbarstadt von Solingen, in der ungefähr 30.000 Einwohner leben, wurde ebenfalls ein geplantes Weinfest abgesagt. „Wir können nicht feiern, wenn wenige Kilometer von uns entfernt unsere Nachbarstadt trauert“, so die Bürgermeisterin Bettina Warnecke nach dem Anschlag in Solingen.

Auch sie verwies neben der Trauer auf die Sicherheitslage als Grund für die Absage der Veranstaltung sei. Daneben wurden auch die Ritterspiele auf Schloss Burg, die in einem Außenbezirk der Stadt Solingen stattfinden, aus Vorsicht abgesagt. In Wülfrath fiel ein Aktionstag, aus denselben Gründen, aus.

Nun hat auch der Veranstalter des Hamburger Grindelfests das Straßenfest in Hamburgs abgesagt. „Wir sind leider zu dem Entschluss gekommen, dass wir trotz Security und Unterstützung der Polizei, keine Sicherheit garantieren können. Genau wie in Solingen wollten wir die Vielfalt feiern – das erhöht das Risiko von Nachahmern sehr“, erklärt Jimmy Blum dem Hamburger Abendblatt. Er ist Vorsitzender des Vereins Grindel, der seit 2004 das Straßenfest in der Hartungstraße veranstaltet.

Dieses Jahr sollte die jüdische Lebenskultur im Fokus der Veranstaltung stehen. Es sollte also ein Kulturaustausch werden, gemeinsam organisiert mit der jüdischen Gemeinde und anderen Kulturträgern – jetzt fällt das ganze Straßenfest aus.

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Wohl auch weil neben der allgemeinen Sicherheitsgefahr die Befürchtung herrscht, gerade ein Fest mit jüdischer Beteiligung könnte Ziel eines islamistischen Angriffes werden. So gab etwa die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die die Tat in Solingen für sich reklamierte, an, der Angreifer habe die Attacke aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt.

Die Absage fällt den Hamburger Veranstaltern schwer: „Seit letzten Freitag, mit dem schrecklichen Attentat in Solingen mit drei Toten und zahlreichen Schwerverletzten, hat der Vorstand vom Grindel e.V. durchgehend Gespräche geführt, wie die Sicherheit der Teilnehmer auf dem Fest Mitte September gewährleistet werden kann“, heißt es in der Mitteilung. Das Fazit: Die Sicherheit ist nicht zu gewährleisten.

Viele Städte wollen der Angst trotzen und lassen ihre Feste dennoch stattfinden – alle eint allerdings, dass sie ihre Sicherheitsmaßnahmen stark verschärfen. So sind etwa verstärkte Taschenkontrollen, höhere Polizeipräsenz und die immer wiederkehrende Formulierung „das Stattfinden steht auf der Kippe“ nach Solingen Standard.

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