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US-Wahlkampf

Obama und Pelosi unterstützen Harris nicht – gibt es doch noch ein offenes Rennen?

Drei Stunden nach Bidens Verzichtserklärung reißt Kamala Harris die Wahlkampagne an sich. Innerhalb von Stunden nimmt sie 47 Millionen Dollar ein und inszeniert sich als Kopf der Kampagne – obwohl sie keine Unterstützung von prominenten Demokraten wie Obama und Pelosi erfährt.

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Führende Demokraten haben Kamala Harris ihre Unterstützung zugesagt – andere enthalten sich. Dennoch reißt die Vizepräsidentin die Wahlkampagne in Gänze an sich.

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Obwohl Joe Biden seine Parteigenossen mit dem Rückzug der Präsidentschaftskandidatur am Sonntag überraschte (Apollo News berichtete), ließ Kamala Harris keine Minute ungenutzt verstreichen, um die Wahlkampagne voll und ganz auf ihren Namen umzumünzen. Dabei ist die 59-Jährige formal betrachtet noch nicht die Kandidatin der Demokraten, denn dafür bedarf es der Mehrheit der etwa 4.700 Delegierten.

Diese sollen Anfang August eine Entscheidung fällen, die dann auf dem Parteitag, der Democratic National Convention, am 22. August bestätigt werden muss. Harris gilt auch aufgrund der Unterstützung Bidens und anderer prominenter Demokraten als klare Favoritin. Das nutzte die Vize-Präsidentin, um sich in Position zu bringen. Keine drei Stunden nach Bidens Verzichtserklärung erklärte Harris auf X, sie wolle die Kandidatur „verdienen und gewinnen“.

Nach dem Rückzug Bidens hatten Klein-Spender rund 47 Millionen Dollar innerhalb weniger Stunden an die jetzt von Harris geführte und bereits in Teilen umgestaltete Wahlkampagne gespendet – in den Wochen zuvor hatten immer mehr Unterstützer aufgrund Bidens fraglichen Gesundheitszustandes ihre Spenden eingestellt. Trotz dieses jetzt wieder wohlwollend ausfallenden Zuspruchs muss sich die aktuelle Vize-Präsidentin dennoch ein paar Gegenstimmen gefallen lassen.

Barack Obama ist eine von ihnen. Ebenso wie die Parlamentssprecherin Nancy Pelosi fordert der ehemalige US-Präsident einen „offenen“ Entscheidungsprozess. Statt eine vorgefertigte Entscheidung zu treffen, sollten die Demokraten also über den Tellerrand schauen: „In den kommenden Tagen werden wir uns in unbekannten Gewässern bewegen“, sagte der 62-Jährige.

Joe Biden, der unter Obama als Vize-Präsident tätig war, genießt bei einigen ranghohen Demokraten immer noch hohes Ansehen. Pelosi attestierte dem 81-Jährigen, ein „patriotischer Amerikaner“ zu sein. Die Ablehnung einer öffentlichen Unterstützung durch derartig populäre Politiker könnte derweil die mögliche Präsidentschaftskandidatur von Kamala Harris beschädigen – die Politikerin ist bereits alles anders als beliebt (Apollo News berichtete).

Wen Obama oder Pelosi stattdessen ins Rennen schicken würden, legten die Demokraten-Ikonen nicht dar. Gerüchteweise tauchten bereits in der Vergangenheit die Namen Michelle Obama und Hillary Clinton auf. Obama, die keinerlei Politikerfahrung nachweisen kann – bis auf ihre Zeit als First Lady – gilt als abwegige Kandidatin. In Umfragen galt sie zwar als einzige Persönlichkeit, die Donald Trump bei der Wahl im November gefährlich werden könnte, wirkliche Indizien für eine Kandidatur existieren aber nicht.

Auch Hillary Clinton, die 2016 gegen Trump in den Wahlkampf zog, wäre keine echte Alternativkandidatin. Die 76-Jährige sprach sich gemeinsam mit ihrem Mann, dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, für eine Kandidatur von Harris aus. „Wir werden alles in unser Machtstehende tun, um sie zu unterstützen“, schrieb Bill Clinton auf X.

Zahlreiche aktive Demokraten folgten ihrem Beispiel und damit auch den Aussagen Bidens, der in seiner Verzichtserklärung Harris als geeignete Nachfolgerin seiner Präsidentschaftskandidatur nannte. Auch prominente Senatoren und Abgeordnete sprachen sich in der Folge für die 59-Jährige aus. So beispielsweise die Senatorin Elizabeth Warren, die sich 2020 selbst noch um die Präsidentschaftskandidatur beworben hatte.

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Dem schloss sich, vielleicht etwas überraschend, ebenfalls der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom an, der nach wie vor als ein Alternativkandidat oder Anwärter auf das Amt des Vize-Präsidenten gilt. „Niemand ist besser geeignet, um den Kampf gegen Donald Trumps dunkle Vision zu bestehen und unser Land in eine gesündere Richtung zu führen, als Kamala Harris“, teilte der 56-Jährige auf X mit. Sollte Newsom bei den diesjährigen Wahlen noch keine entscheidende Rolle spielen, so gilt er dennoch als ein möglicher Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2028.

Ein anderer möglicher Kandidat, Jay Robert Pritzker, Gouverneur von Illinois, wiederum ließ eine Unterstützungserklärung aus. Stattdessen möchte er „jeden Tag dafür arbeiten, dass Trump im November nicht gewinnt“. Auch andere Senatoren und Abgeordnete schlossen sich diesen Ansichten oder den Forderungen von Obama und Pelosi, für einen ergebnisoffenen Entscheidungsprozess, an.

Ob diese, eher kritischen Stimmen, Harris Nominierung schaden oder ob sich die Demokraten überraschend doch noch umentscheiden – was derzeit nicht in Aussicht steht – wird sich zeigen. Klar ist schon heute: Harris liegt in den meisten Umfragen hinter Trump. Beliebtheit hat sie in den vergangenen vier Jahren als Vize-Präsidentin auch nicht erlangen können – im Gegenteil. Dass 11 Millionen illegale Migranten das Land erreichten, wird oft auch ihrer fehlenden Kompetenz zugeschrieben.

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