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Gescheiterte Sanierung

„Neue Hürden“ und „stark gestiegene Energiekosten“: Weltmarktführer Feldmühle ist insolvent

Der Papier-Weltmarktführer Feldmühle steht vor dem Aus. Ein Sanierungsverfahren ist unerwartet gescheitert, die Beschäftigten stehen vor der Entlassung. Vor allem die hohen Energiekosten hatten das Traditionsunternehmen zuletzt stark belastet.

Unter der Marke Feldmühle wurde in der Zwischenkriegszeit auch Toilettenpapier verkauft. (imago images/Jürgen Schwarz)

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Die Zahl der Insolvenzverfahren in der Bundesrepublik steigt zum Jahresende weiter an. Und: Immer häufiger scheitern die Sanierungsverfahren. Auch die Papierfabrik Feldmühle GmbH aus Uetersen in Schleswig-Holstein muss sich nun diesem Schicksal fügen. Nachdem der deutsche Weltmarktführer in der Herstellung nassfester Etiketten- und Verpackungspapiere im August Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hatte, ist das Aus nun endgültig besiegelt. 218 Beschäftigte werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Für das Traditionsunternehmen ist dies ein schwerer Schlag. Denn eigentlich hatte man mit einem positiven Ausgang der Restrukturierung gerechnet. Geplante Umbaumaßnahmen wurden umgesetzt, die Produktion angepasst und das Vertriebsteam sogar verstärkt. „Wir waren sicher, den Turnaround zu schaffen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

In Uetersen, wo sich der einzige Produktionsstandort des Unternehmens befand, wurden pro Jahr rund 80.000 Tonnen Spezialpapier gefertigt. Die Anfänge der Fabrik reichen bis ins Jahr 1904 zurück. In späteren Jahren übernahm der internationale Konzern Stora das Geschäft. Ab 2015 trat der Standort in Uetersen wieder eigenständig am Papiermarkt auf und knüpfte dabei an den traditionsreichen Namen Feldmühle an, der einst zu den zehn größten Unternehmen Deutschlands zählte.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Traditionsbetrieb in die Insolvenz rutscht. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre musste die Papierfabrik gleich dreimal den Gang vor das Insolvenzgericht antreten. Zwei Verfahren gab es im Jahr 2018, ein weiteres wurde im Januar 2020 erfolgreich abgeschlossen.

Als Gründe für die aktuelle wirtschaftliche Krise nannte das Unternehmen vor allem die stark gestiegenen Energiekosten sowie die hohe bürokratische Belastung, die in Deutschland vorherrscht. „Leider mussten wir aufgrund ungeplanter Marktereignisse, der ergebnislos ausgehenden Industriestrompreis-Diskussion und immer weiterer, neuer bürokratischer Hürden zusammenfassend feststellen, dass wir auf Dauer nicht mehr in der Lage sind, ausreichend wettbewerbsfähig die Produktion an unserem Standort in Uetersen fortzuführen – eine wirtschaftlich sinnvolle Aufrechterhaltung des Betriebes ist nicht möglich“, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. 

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Die Bürokratie ist einer der größten Belastungsfaktoren für die deutsche Wirtschaft. Eine Vielzahl an Dokumentations- und Sorgfaltspflichten durch Vorschriften auf EU-Ebene, aber auch durch den Bund, machen heimischen Unternehmen das Leben schwer und binden sowohl personelle als auch finanzielle Ressourcen. Die Stimmung unter den Unternehmen ist diesbezüglich schlecht, und viele Manager bemängeln, dass die Politik nichts unternimmt beziehungsweise keine Reformen auf den Weg bringt, um die bürokratische Last endlich abzubauen. Auch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, hatte sich vor Kurzem eingeschaltet und auf die katastrophale Situation aufmerksam gemacht (mehr dazu hier).

Auch die Verwerfungen in der Branche haben dazu beigetragen, dass die Papierfabrik Feldmühle in den vergangenen Jahren mehrfach wirtschaftlich abgestürzt ist und nun endgültig vor dem Aus steht. Vor allem die rasanten Preisanstiege bei den Rohstoffen haben das Unternehmen jüngst stark unter Druck gesetzt. Altpapier oder Zellstoff, die für die Papierherstellung notwendig sind, verteuerten sich seit der Corona-Krise massiv, unter anderem infolge gestörter Lieferketten. Laut Statistischem Bundesamt stieg der Preis für Zellstoff von Januar bis September 2021 um rund 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Altpapierpreise im Großhandel lagen sogar 222 Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch nach der Pandemie hielten die Preissprünge weiter an – bis ins Frühjahr dieses Jahres.

Zudem ist die Nachfrage nach Papierprodukten seit Jahren rückläufig, bedingt primär durch die fortschreitende Digitalisierung. Der Absatz von grafischem Papier ist laut dem Onlinemagazin Blackout News zuletzt dramatisch eingebrochen – von 8,6 Millionen Tonnen im Jahr 2015 auf nur noch 4,1 Millionen Tonnen im Jahr 2024. Auch die Beschäftigtenzahlen gingen zuletzt deutlich zurück: Wie aus einem brancheninternen Leistungsbericht hervorgeht, waren 2025 noch rund 46.000 Personen in der Papier- und Zellstoffindustrie tätig. In früheren Jahren waren es laut Bericht noch mehr als 49.000 Beschäftigte.

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26 Kommentare

  • Merz – Weltmarktführer pflastern seinen Weg…

    …er rettet die Wirtschaft so hart, lang & ausgiebig, bis sie nie wieder Hilfe braucht…

    • Bald werden wir wohl hören, das man Klopapier auch von beiden Seiten benutzen kann.

    • @ Aporetix: Er ist heißer Anwärter auf den nächsten „Verdienst“-Orden von Frank dem Spalter.

  • Dietrich Hessling hat im „Untertan“ von Heinrich Mann das neuwertige abrollbare Kloopapier bedruckt mit Zitaten des Kaisers erfunden. Wäre das nichts für die Feldmühle? Zitate von Merz, Habeck, Baerbock oder Merkel. Gibt auch gleich Subventionen aus dem Kultur-Haushalt von Weimer.

    • apropos Kloorolle … in c’T gab es vor 20 Jahren schon die Karrikatur eines ’neben Rollen-Halter aufsitzenden CEO‘, dem die dicke Zigarre grad aus dem Mund fällt, während er schreit: „Das Projekt-Team papierloses Büro SOFORT zu mir!“

      • Das geht mit der Klopapier-App heute fortschrittlicher. Damit kann man sich mit dem Handy den Mors abwischen.

      • Vor Jahren gab es eine Marke „Merci Merde“ für Toilettenpapier, Anmeldedatum 01. April. Mit einem Hinweisschild und einer Rolle Klopapier, wurde gebeten, sich um die Hinterlassenschaft des vierbeinigen Lieblings auf dem Gehweg zu kümmern. Das fand eine Berliner Schokofirma wegen ihrer berühmten Marke „Merci“ nicht so toll. Fast wäre es zum Rechtsstreit gekommen.

  • Alles wie gewünscht. Hohe Energiekosten, der Wähler will es. Viel Bürokratisierung, der Wähler will es. Der Wähler stimmt für seinen eigen Arbeitsplatzverlust und gleichzeitig dafür, dass es beim Harzen nicht zu schwer wird. Mal sehn wann die Kohle ausgeht.

    • Nun, gemessen an den vielen ‚Sondervermögen‘, ist die Kohle doch schon längst weg.

  • Ich bin sicher, dass die Firmenleitung und die Mitarbeiter das mehrheitlich so gewollt und gewählt haben- mit Erfolg. So schaffen wir die Klimaziele.

  • kein Papier – keine Wahlen

    • Mit Merz kann man sich jederzeit den Hintern wischen.
      Wählen sollte man ihn besser nicht. Servus Kanzler.

  • … Alles schon geschafft, was wir uns vorgenommen! (sinngemäß, Alexander Hoffmann, CSU)

  • Ludwig von Mises schrieb vor über 80 Jahren „das die Bürokratie den Sozialismus erst möglich macht“! Jetzt wisst ihr auch warum die Regierungen seit Helmut Kohl so an dieser Bürokratie festhalten. Warum sich nichts ändert.

  • Naja, 4 Insolvenzen in 6 Jahren sprechen nicht gerade für den Vorstand.
    2018 (2 Insolvenzen) hatten wir niedrige Energiekosten und Corona war auch noch weit weg.

    Das hört sich für mich dann doch eher nach Unfähigkeit an.

    Was natürlich nicht heißt, dass die Politik einfach nur schlecht ist.

  • Und jeden Tag klopft sich Merz auf die Schulter und lobt seine gute Arbeit, während um ihn herum alles zusammenbricht.

  • soll das ein Witz sein?
    Servus gab’s vor 70 Jahren.
    Servus,mach’s gut.

  • Haben wohl „schlecht gewirtschaftet“, these funny guys ?;-)

  • Einst hat Merkel die Firmen kleiner Leute abgeschafft und den großen neue Gewinne verschafft, jetzt gehts weiter! Viele Firmen gehen ins Ausland und bauen dort auf, damit EU-Bürger ihre Raffgierigen Steuern an Brüssel zahlen! Wie viele Firmen müssen es noch werden, bist Deutsche endlich ihre Wahl der Parteien überdenkt?

  • Die grüne Transformation wirkt und würgt unsere Industrie ab. Degrowth und so…

  • „Eterna“ auch insolvent ….

  • Der Bürokratiewahn ist ja nicht erst jetzt virulent. Hätten die Unternehmer – und ihre NGOs – mal 10 Jahre früher mit dem deutlichen Meckern begonnen statt sich geschlossen hinter Merkel und gegen die AfD zu stellen.

    BDI-Leiberich warnt nun, sehr verspätet, vor der EU-Bürokratie und dem Klima-contra-Energiewahn, seine geistes“wissenschaftliche“ Schwester hingegen sieht das Feindbild weiterhin in „blau“ … so wird das nichts (mehr).

  • Lernt vom Islam, die verwenden die Finger dafür.

  • … die EU ist restriktiv und ihre politischen Schergen und den Nationen sind die willigen Vollstrecker …mir wurde noch gelehrt, mich gegen solche Zustände zu widerseu …

  • Wer die Kartellparteien wählt , wird ganz einfach arbeitslos !! Kein Mitleid … wenn ich diese idiotischen Klatschnasen bei Welcke sehe , dann geht das alles in die richtige Richtung !! Wartet noch ein Weilchen , dann kommt die Armut auch zu Dir , die CO2- Steuer klaute Euer Geld und die Industrie wird an der Verteuerung zerbrechen !!

  • Das wäre doch was für Robert, er könnte den Betroffenen das doch mal persönlich erklären. Wenn der Feigling sich das trauen würde. Sitzt fett mit Staatsgeld in DK und macht sich ein sorgenfreies Leben.

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