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ThyssenKrupp

Nationaler Stahlgipfel mit Habeck: Zehntausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Der nationale Stahlgipfel soll eigentlich Optimismus ausstrahlen, und zur Lösungsfindung in der grünen Stahltransformation dienen. Doch die grüne Transformation der Stahlindustrie hat die Veranstaltung in einen Krisengipfel verwandelt.

Proteste gegen den ThyssenKrupp Vorstandsvorsitzenden Miguel López am Donnerstag in Essen

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In Duisburg findet am Montag der nationale Stahlgipfel statt. Unter den etwa 350 geladenen Teilnehmern befinden sich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Auf dem Gipfel sollen Lösungen für die Krise der deutschen Stahlindustrie gesucht werden. Habeck soll dort ein nationaler Aktionsplan Stahl überreicht werden, der Vorschläge für den grünen Umbau der Stahlindustrie enthält. Die grüne Wirtschaftsministerin von NRW, Mona Neubaur, zeigte sich angesichts des Gipfels zuversichtlich: „Gemeinsam wollen wir die klimaneutrale Transformation der Stahlindustrie zum Erfolg führen“.

Der Gipfel soll Optimismus ausstrahlen. Trotzdem kamen am Montag etwa 1500 Beschäftigte der Stahlindustrie in der Duisburger Innenstadt zusammen, um gegen einen von ihnen befürchteten Stellenabbau zu demonstrieren. Sie fordern stattdessen schnelle Maßnahmen von der Politik. Der Vorsitzende des Konzern-Betriebsrats sagte den Demonstranten, dass die Belegschaften bereit für die grüne Transformation seien, nun aber mäkelten Politik und Unternehmer herum.

Bundestagspräsidentin und SPD-Politikerin Bärbel Bas warnte unterdessen im Vorfeld des nationalen Stahlgipfels vor einem Ende der deutschen Stahlproduktion. „Die Pläne, die jetzt zur Reduzierung anstehen, bedeuten, dass mehrere Standorte geschlossen werden müssen, nicht nur in Duisburg“, warnte Bas. Konkret geht es im Plan des Vorstandsvorsitzenden von ThyssenKrupp, Miguel López, um 10.000 Arbeitsplätze. Bas stellte sogar ein Ende der Stahlproduktion in Deutschland in den Raum, sollten die Vorhaben von López umgesetzt werden.

Seit Jahren steckt die Stahlsparte von ThyssenKrupp in der Krise. Ein Abbau der Kapazitäten im großen Stil fand bisher allerdings nicht statt. Der Plan von Miguel López könnte mittlerweile alternativlos sein. Wenn die Nachfrage nach deutschem Stahl tatsächlich nicht vorhanden ist, kann man die Stahlindustrie wohl kaum zukünftig künstlich am Leben erhalten. Bereits jetzt möchte sich ThyssenKrupp von seiner Stahlsparte trennen. Miguel López plant dabei mit massiven Einsparungen. Eindeutig steht ein Überleben der Stahlsparte nicht mehr im Vordergrund.

Fraglich ist gleichzeitig, inwiefern die von Politik und Arbeitnehmerverbänden geforderte grüne Wende der Stahlindustrie umsetzbar ist. Die Stahlproduktion ist energieintensiv und besitzt hohe Treibhausgasemissionen. Mithilfe von „grünem Stahl“ soll dieses Problem gelöst werden. Doch die Wende ist zu teuer, als dass das Unternehmen sie allein schaffen könnte. Bereits für den Umbau eines Duisburger Hochofens musste der Staat mit zwei Milliarden Euro unter die Arme greifen. Eine großflächige Transformation ist also nur mit massiven staatlichen Subventionen möglich. Schon die bisher gezahlten Gelder reichen, so Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, wahrscheinlich nicht aus.

Doch eine andere grüne Transformation bedroht die deutsche Stahlindustrie in ihrer Gesamtheit. Die Energiewende macht deutschen Strom teuer und unattraktiv. Die energieintensive Stahlindustrie leidet darunter; sie kann ihre Produkte nicht mehr zu einem international wettbewerbsfähigen Preis anbieten. Das senkt die Nachfrage deutlich. Viele Standorte in Deutschland arbeiten bei weitem nicht mit optimaler Auslastung. Die sinkende Nachfrage ist auch mit der Krise der deutschen Automobilindustrie, dem wichtigsten Abnehmer für Stahl, zu begründen.

Der heutige Stahlgipfel ist nur oberflächlich eine optimistische Zukunftsveranstaltung für grünen Stahl. Stattdessen steht auf dem Gipfel, dank der grünen Transformation von Energieversorgung und Wirtschaft, auch die Zukunft der gesamten Stahlbranche auf dem Spiel. Der Ausgang könnte aber alternativlos sein. Die Krise könnte bereits zu weit fortgeschritten sein, um eine Lösung ohne massiven Arbeitsplatzverlust zu ermöglichen.

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