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Im ZDF

Kramer sagt erneut „Spielermaterial“ – und demütigt öffentlich-rechtliche Sprachpolizisten

Weltmeister und Fernseh-Experte Christoph Kramer wurde vom ZDF für das Wort „Spielermaterial“ zurechtgewiesen, das sei angeblich problematisch. Jetzt hat er das Wort demonstrativ erneut verwendet - und stichelt auch an anderer Stelle gegen die merkwürdige Sprachpolitik des Senders.

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Kramer und Mertesacker sind als ständige Experten bei der EM-Berichterstattung des ZDF zu sehen (Screenshot ZDF: Sportstudio)

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Weil das Wort „Spielermaterial“ angeblich kritisch betrachtet werde, war es im ZDF am Donnerstagabend zum Eklat gekommen. Während der Vorberichterstattung zum EM-Spiel der spanischen Fußballnationalmannschaft gegen Italien brachte ZDF-Moderator Jochen Breyer die als Experten geladenen Per Mertesacker und Christoph Kramer dazu, das Wort „Spielermaterial“ nicht erneut zu verwenden, weil das „bei einigen Fans zu Hause kritisch gesehen“ wird.

Mertesacker und Kramer, die 2014 die Weltmeisterschaft in Brasilien gewannen, zeigten sich irritiert. Ein simples „okay“ und ein leichtes Kopfschütteln von Kramer sind die zurückhaltenden Reaktionen der Experten auf den Vorstoß des ZDF-Moderators gewesen.

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Doch offenbar haben die Spieler die Standpauke nicht wirklich eingesehen. Augenscheinlich sehr bewusst verwendete Kramer gleich in der nächsten Sendung den Begriff „Spielermaterial“ nun erneut – am Samstagabend vor der Partie Belgien gegen Rumänien. Kramer sagte da mit leicht ironischem Tonfall: „Jetzt haben die Portugiesen nicht mit Fünfer-, sondern Viererkette gespielt, das ändert alles, von den Winkeln, vom Spielermaterial – es ändert alles, ob du mit fünf oder mit vier spielst.“

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Das ZDF traute sich diesmal nicht, den moralischen Zeigefinger erneut zu heben – Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein schaut leicht irritiert, macht dann aber einfach weiter. Und Kramer will offenbar nachlegen.

Nach der Partie zeigt das ZDF in der Nachberichterstattung einen kurzen „Behind-the-Scenes“-Bericht von der deutschen Mannschaft vor dem Spiel am Sonntag gegen die Schweiz. Dabei bemüht sich der Sender möglichst hip und modern zu wirken und verkrampft sich dabei etwas – mit gewollter YouTuber-Atmosphäre und Check-Hands mit Fans. Die Reporterin des Berichts spricht mehrfach von sich selbst und den Kollegen als „Medienschaffende“.

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Direkt am Anschluss an den Beitrag wird Per Mertesacker gefragt, wie er die Probleme der Rasenqualität in Frankfurt sehe, das Thema wurde im Beitrag angesprochen. Mertesacker gibt die Frage weiter an Kramer, der witzelt erstmal mit der Gegenfrage: „Für uns Medienschaffende?“.

Das ZDF will seine Sprach-Politik offenbar beim Wort „Spielermaterial“ nicht fortsetzen. Der Sender selbst benutzte das Wort Beginn des Live-Tickers des Spiels Österreich gegen Frankreich vom 17. Juni. „Das würde auch durchaus Sinn ergeben, da vom Spielermaterial her die klaren offensiven Außen fehlen“, hieß es da. Was an dem Begriff so problematisch sein soll, erklärte der Sender ohnehin nicht. Man solle in Zukunft lieber vom „Spielerpotenzial“ oder „Kader“ sprechen, hieß es lediglich.

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