Werbung

Generaldebatte im Bundestag

Kühnert will Demokratie gegen „Mehrheitsmeinung“ verteidigen

Der SPD-Politiker Kevin Kühnert betonte in seiner letzten Rede im Bundestag, dass etablierte Parteien auch gegen die Mehrheitsmeinung für den „bundesrepublikanischen Grundkonsens“ eintreten müssen.

Werbung

In der Generaldebatte am Dienstag im Bundestag sprach neben Bundeskanzler Scholz, CDU-Chef Friedrich Merz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auch der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Es war sein letzter Auftritt im Parlament; bereits vor Monaten zog sich der 35-Jährige aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück. Doch einen letzten großen Auftritt wollte Kühnert sich wohl nicht nehmen lassen. Wie auch Bundeskanzler Scholz nutzte Kühnert die Gelegenheit, sich am Rednerpult an Merz und der AfD abzuarbeiten.

Der ehemalige Juso-Chef offenbarte in seiner Rede ein fragwürdiges Demokratieverständnis. So erklärte er, dass die etablierten Parteien in Deutschland stets eine doppelte Verantwortung tragen. Zwar müssen die Parteien „das Ohr am Volk haben und dürfen auch dann nicht weghören, wenn das Volk anders denkt und spricht als es in den Versammlungen der Parteien geschieht“, allerdings hätten diese Parteien auch den „bundesrepublikanischen Grundkonsens“ zu verteidigen – auch wenn dies bedeutete, gegen die Mehrheitsmeinung zu argumentieren. Damit richtete er sich direkt an die Union, die seit Wochen in rot-grüne Ungnade gefallen ist, weil sie Anträge mit Stimmen der AfD durchbrachte und durchbringen wollte.

Kühnert richtete sich im Verlauf seiner Rede an Merz. Er erklärte, dass ein Kanzler „wissen muss, was im Volk gesprochen wird, und es muss ihn beschäftigen“. Doch für Kühnert sei ein Kanzler, „dessen Mund bloß wiedergibt, was sein Ohr zuvor gehört hat“, wenig mehr als „eine Echokammer auf zwei Beinen“. Des Weiteren ging Kühnert auch auf den Austritt von Michel Friedman aus der CDU ein.

Kühnert beklagte, dass die CDU „Friedman angestrengt ignoriert“ habe und Merz auf die Frage nach Friedmans Austritt im TV-Duell nicht direkt einging. Stattdessen, so Kühnert, habe Merz den Fokus von der tatsächlichen Frage abgelenkt und sich über die Demonstrationen gegen Rechts beschwert. „Als ginge nicht beides, als wäre nicht beides richtig“, sagte Kühnert mit deutlicher Enttäuschung.

Seine Rede beendete Kühnert mit einem Aufruf an das Plenum: „Schützen wir das, was wir lieben. Schützen wir unsere Demokratie.“ Er forderte die Abgeordneten auf, die Demokratie von innen zu verteidigen, während er selbst seinen Beitrag künftig von außen leisten wolle.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung