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Antrittsrede

„Keine absolute Freiheit“ – Neuer EU-Justizkommissar erklärt Kampf gegen „Desinformation“ zur Priorität

In seiner Antrittsrede erklärte der designierte EU-Justizkommissar, dass der Kampf gegen Desinformationen und die Umsetzung des „Democracy Shields” sein Hauptanliegen seien. Er betonte, dass man keine „hasserfüllte Rede tolerieren” dürfe.

Der designierte EU-Justizkommissar Michael McGrath bekam für seine Absichten Applaus.

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Am Dienstag fand in Brüssel die Anhörung von Michael McGrath statt, der anschließend von drei EU-Ausschüssen als designierter Justizkommissar bestätigt wurde. Sobald das Europäische Parlament alle Kommissare in ihrer Gesamtheit bestätigt, hat McGrath den Posten des Justizkommissars offiziell inne. In seiner Antrittsrede erklärte er, dass die Umsetzung des „Democracy Shields” (Schutzschild für die Demokratie) sein zentraler Ansatzpunkt sei. Mit dieser neuen Behörde wolle er die Demokratie gegen Falschinformationen „verteidigen“.

Der „Democracy Shield” ist eine neu einzurichtende Behörde, die mit nationalen Geheimdiensten zusammenarbeiten soll, um vermeintliche Falschinformationen im Internet zu erkennen (Apollo News berichtete). Kritiker befürchten, dass die EU-Behörde die Deutungshoheit bekommt, was Desinformation ist und was nicht. In diesem Zusammenhang sagte von der Leyen schon im Mai, dass Falschinformationen wie ein „Virus“ seien. Im Umgang mit dem „Virus“ Falschinformationen wäre es viel besser, „zu impfen”, als nachher zu „behandeln”. Mit dem Fortschritt der Technik sei es wichtig, eine „gesellschaftliche Immunität“ gegen Desinformation zu entwickeln (lesen Sie mehr). 

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Auch der designierte Justizkommissar Michael McGrath sprach davon, dass man die Resilienz in der Gesellschaft und die Medienkompetenz stärken müsse, damit die Menschen Falschinformationen besser erkennen können – vor allem junge EU-Bürger. McGrath forderte außerdem, dass die Auszahlung von EU-Geldern stärker damit verknüpft werden soll, dass die Mitgliedstaaten die Empfehlungen der jährlichen Rechtsstaatlichkeitsberichte umsetzen.

In den Berichten, die von der EU-Kommission verfasst werden, sollen die positiven und negativen Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedstaaten aufgezeigt werden. Außerdem werden Empfehlungen gegeben, wie die Rechtsstaatlichkeit verbessert werden kann. Untersucht werden das nationale Justizsystem, die Bekämpfung der Korruption, institutionelle Fragen im Zusammenhang mit der Kontrolle und dem Gleichgewicht sowie Medienpluralismus und -freiheit. Unter diesem Punkt wurden 2023 die Zuständigkeiten mehrerer nationaler Medienregulierungsbehörden ausgeweitet, auch aufgrund des Inkrafttretens des EU-Gesetzes über digitale Dienste – dem Digital Services Act (lesen Sie hier mehr).

In einer Anfrage des Parlamentsmitglieds Fabrice Leggeri von der Fraktion Patrioten für Europa – der die ungarische Fidesz, die österreichische FPÖ, die italienische Lega und der französische Rassemblement National angehören – wurde der designierte Justizkommissar gefragt, wie er gegen islamistischen Einfluss auf die Meinungsfreiheit vorgehen wolle. Daraufhin antwortete McGrath, dass die Meinungsfreiheit ein „fundamentales Recht“ sei, jedoch sei sie „keine absolute Freiheit“. Man dürfe keine „hasserfüllte Rede tolerieren”.

Leggeri sagte anschließend, dass der Europäische Gerichtshof über die nationale Gesetzgebung bestimmen würde und fragte McGrath, was dieser dagegen zu tun gedenke. Der designierte Justizkommissar sagte, dass das EU-Recht Vorrang habe. Wichtig zur Auslegung des EU-Rechts seien zuerst die nationalen Gerichte der Mitgliedstaaten, aber auch der Europäische Gerichtshof. „Wir müssen den Vorrang des EU-Rechts akzeptieren”, sagte der designierte EU-Justizkommissar. Daraufhin applaudierten die anderen Parlamentsmitglieder, die bei der Befragung anwesend waren.

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