Werbung:

Werbung:

Kapitulation statt Klarheit: Eine Preisverleihung als Lehrstück liberaler Selbsttäuschung

Die Verleihung des Thomas-Dehler-Preises an Imam Benjamin Idriz zeigt, wie weit der Wille zur Verständigung in Selbsttäuschung umschlagen kann. Zwischen guten Absichten und gefährlicher Naivität öffnet sich ein Abgrund.

Benjamin Idriz, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Penzberg e.V. in der Moschee im oberbayerischen Penzberg (imago images/Friedrich Stark)

Werbung

Es gibt Reden, die Mut bezeugen – und solche, die Mut ersetzen. Die Laudatio von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), ehemalige Bundesjustizministerin und Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, auf Imam Benjamin Idriz gehört zur zweiten Kategorie. Sie klingt nach Aufklärung, doch sie atmet Beschwichtigung. Sie will Brücken bauen – und zementiert den Irrweg.

Der Thomas-Dehler-Preis, verliehen von der FDP-nahen Thomas-Dehler-Stiftung, ehrt Persönlichkeiten, die sich für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und politische Verantwortung einsetzen – also für genau jene Werte, die der liberale Vordenker Thomas Dehler einst verkörperte.

Delivered by AMA

Umso befremdlicher wirkt die Entscheidung, den Preis ausgerechnet an Imam Benjamin Idriz zu verleihen. Seit Jahren inszeniert er sich als Stimme eines „liberalen Islam“ und als Brückenbauer zwischen den Kulturen – doch seine Bilanz steht in eklatantem Widerspruch zu diesem Bild. In den sozialen Medien stellt er Israels Handeln im Gazastreifen auf eine Stufe mit Srebrenica und Auschwitz, er soll Kontakte zur Muslimbruderschaft gepflegt haben, nutzt antisemitische Narrative und forderte jüdische Gemeinden auf, sich von der israelischen Regierung zu distanzieren.

Solche Gleichsetzungen verzerren die Wirklichkeit, verkehren Opfer und Täter und verhöhnen die historische Verantwortung. Sie verwischen moralische Maßstäbe und untergraben die Einzigartigkeit der Shoah. Wer Israel mit Terrororganisationen gleichsetzt, durch geschichtsvergessene Analogien Auschwitz relativiert oder die Singularität des Holocausts infrage stellt, überschreitet eine moralische und zivilisatorische Grenze und gehört auf die Schulbank, nicht auf die Bühne einer Preisverleihung. 

Seine Äußerungen lassen massive Zweifel aufkommen, ob Idriz tatsächlich für den aufgeklärten, freiheitlichen Islam steht, als dessen Symbol er gefeiert wird – oder ob hier ein problematisches Weltbild nur in die Sprache der Liberalität gekleidet wird. Zweifel, ob man auf dieser Grundlage wirklich Brücken bauen kann – oder ob sie nicht vielmehr in die Irre führen.

Lesen Sie auch:

Was als Preisrede für Toleranz gedacht war, gerät zum Lehrstück liberaler Selbsttäuschung. Denn statt Klarheit über das, was freiheitliche Demokratie wirklich verteidigen muss, erleben wir die wohlformulierte Kapitulation vor einem Phänomen, das man nicht benennen will: die Salonfähigkeit des politischen Islams. Leutheusser-Schnarrenberger spricht von Verständigung, von Respekt, von Dialog – doch ihre Worte klingen wie aus einer anderen Zeit. Einer Zeit, in der man noch glaubte, jede Ideologie lasse sich durch Geduld und Gespräch heilen.

Die Rede spiegelt das Bedürfnis wider, in Zeiten der Polarisierung einen positiven muslimischen Gegenentwurf zu stärken – und wirkt doch wie eine Projektion liberaler Wunschvorstellungen auf eine umstrittene Figur. Benjamin Idriz wird darin nicht gewürdigt, sondern verklärt – zum Symbol eines „liberalen Islam“, der so makellos erscheint, dass er in der Realität kaum zu finden ist.

Doch wo ist er, dieser Islam der Aufklärung? Wo ist sie, diese Brücke? Nicht auf den Straßen, auf denen „Tod den Juden“ skandiert wird. Nicht auf den Demonstrationen, auf denen Schilder „Kalifat ist die Lösung“ verkünden. Und sicher nicht in jenen Netzwerken, die den politischen Islam als gesellschaftsfähige Variante tarnen, während sie die Grundlagen des Rechtsstaats untergraben.

Gerade dort müsste er zu hören sein – laut, klar, unmissverständlich. Der liberale Entwurf müsste stärker klingen als die Parolen auf den Straßen, deutlicher als das Schweigen der Institutionen. Das wäre im Sinne Thomas Dehlers: der Mut, Freiheit nicht nur zu bekennen, sondern sie zu verteidigen. Wer das nicht sehen will, verwechselt Hoffnung mit Realitätsflucht. Wer den politischen Islam beschönigt, schwächt nicht den Extremismus, sondern stärkt ihn.

Denn jede Preisvergabe an die Fassade des Liberalismus, hinter der ein totalitäres Weltbild weiterwirkt, ist ein Schlag gegen jene, die wirklich für Freiheit kämpfen. Gerade nach dem 7. Oktober, nach dem Pogrom an Juden, das die Welt in seiner Barbarei verstummen ließ, wäre anstatt Kuschelpathos Klarheit geboten gewesen. Klarheit über Schuld, Verantwortung, Wahrheit. Doch stattdessen hören wir in dieser Laudatio den Satz, der die moralische Mitte der Rede bilden soll – und sie zugleich entkernt:
„Wahre Menschlichkeit zeigt sich darin, das Leid beider Seiten anzuerkennen.“

Ein Satz, der klingen soll wie Empathie – und doch Gleichgültigkeit produziert. Denn wer Täter und Opfer in einem Atemzug nennt, löscht die Kontur der Schuld. Der 7. Oktober war kein „beiderseitiges Leid“. Er war ein gezieltes Massaker an Juden. Ein Tag, an dem Antisemitismus nicht als abstrakte Ideologie, sondern als mörderische Praxis sichtbar wurde. Wer dies moralisch relativiert, ruft nicht zur Versöhnung, sondern zur Vernebelung auf.

Besonders verstörend ist der Begriff, mit dem Leutheusser-Schnarrenberger vermeintlich gegen Hass und Hetze antritt: „Islamophobie“. Ein Wort, das in westlichen Diskursen so unbedarft benutzt wird, dass kaum einer fragt, woher es kommt. Geprägt wurde es von Ayatollah Ruhollah Khomeini, dem Anführer der Islamischen Revolution im Iran und Begründer einer theokratischen Diktatur, und seinen Nachfolgern – als propagandistische Waffe, um jede Kritik am politischen Islam als „krankhafte Angst“ zu brandmarken.

Wer diesen Begriff übernimmt, übernimmt ungewollt auch den geistigen Rahmen seiner Erfinder. Der Begriff „Islamophobie“ ist eine semantische Falle, ein Täuschungsmanöver, das Täter und Opfer vertauscht und jede Kritik an totalitären Religionsmodellen zum moralischen Fehltritt erklärt. Dass Leutheusser-Schnarrenberger ausgerechnet im Namen von Freiheit und Aufklärung diese Begrifflichkeit benutzt, ist bezeichnend: Sie spricht die Sprache derer, die sie eigentlich bekämpfen sollte.

Toleranz gegenüber Intoleranz ist keine Tugend – sie ist Kapitulation. Dieser Satz hätte das Motto ihrer Kritik sein müssen – stattdessen wird er zum Menetekel ihres Versagens. Denn genau das, wovor sie warnt, hat sich hier vollzogen: Die Toleranz wurde zur Schutzformel für Intoleranz, die Liberalität zur Entschuldigung für den Verlust von Haltung.

Dieser Vorgang ist kein Versehen, sondern eine bewusst gesetzte Geste – Ausdruck einer politischen und moralischen Strömung, die das Unangenehme meidet, das Prinzipielle relativiert und die Wahrheit den Gefühlen opfert. Man will Verständigung, um jeden Preis – selbst um den Preis der Selbstaufgabe.

Dabei hätte die Stunde nach dem 7. Oktober eine andere Sprache verlangt: eine Sprache der Klarheit, der Verteidigung, des moralischen Rückgrats. Stattdessen feiert man einen Imam, der in der Vergangenheit mehrfach Formulierungen wählte, die das antisemitische Narrativ der Täter bedienen. Leutheusser-Schnarrenberger war einst eine Frau mit klarem Kompass. Heute wirkt sie wie eine Gefangene ihrer eigenen Humanitätsrhetorik. Sie verwechselt Humanismus mit Harmoniesucht, Toleranz mit Rückzug und Dialog mit Unterwerfung.

Der Thomas-Dehler-Preis sollte für Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Verantwortung stehen. Diese Verleihung aber ist eine Bankrotterklärung – für den Liberalismus, für die Urteilskraft und für den Mut, das Unangenehme auszusprechen. In Zeiten, in denen Juden in Deutschland wieder Angst haben, sichtbar zu sein, braucht es keine weiteren moralischen Fata Morganen, sondern eine klare Haltung.

Toleranz ist kein Freibrief zur Feigheit. Und wer nach dem 7. Oktober glaubt, Verständigung sei wichtiger als Wahrhaftigkeit, hat den Unterschied zwischen Frieden und Gleichgültigkeit verloren. Viel eher ist es Verrat als Verantwortung.

Hannah Arendt schrieb: „Das Problem war nicht, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten.“ Dieser Satz trifft ins Mark. Denn schlimmer als die Bosheit der Feinde ist die Blindheit der Freunde – jene Blindheit, die glaubt, man könne Frieden stiften, indem man Moral opfert.

Werbung

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Strafbare Inhalte, Beleidigungen oder ähnliches sind verboten (hier unsere Kommentar-Richtlinien). Kommentare sind auf maximal 1.000 Zeichen limitiert.

12 Kommentare

  • Herr Bosbach hat mal in einer Talkshow zu einem neben ihm sitzenden Imam sinngemäß gesagt, dass es ihn interessieren würde, wie sich die Muslime hier in Deutschland verhalten würden, wenn diese an der Macht, bzw. in der Überzahl sein würden.
    Das Grinsen des Imans war für mich Antwort genug.
    Leute wie Leutheusser-Schnarrenberger sind unfassbar blauäugig und führen dieses Land ins Verderben.
    Und am Ende will es wieder keiner gewusst haben oder gewesen sein.

  • In Deutschland wird das Böse unterschätzt – oder man wirft sich ihm an den Hals. Hier passiert wohl gerade beides.

  • Ach kommt, der Islam kommt doch nur in Frieden. Glaubt es endlich.

  • Spätestens seit ihrer Beteiligung an der Ampel und dem Lockdown würde ich die FDP nicht mehr als liberale Partei bezeichnen. Diese Grundhaltung von „Lasst uns mal alle Freunde sein!“ ist einfach nur naiv und weder explizit liberal noch autokratisch.

  • Taqiyya wirkt.

    „In vielen Fällen erweist sich die Aufforderung »Erkenne dich selbst!« als falsch. Besser man durchschaut die anderen.“
    — Menander

  • FDP kann weg. Wen interessiert noch L-S.?

  • “ In Zeiten, in denen Juden in Deutschland wieder Angst haben, sichtbar zu sein, braucht es keine weiteren moralischen Fata Morganen, sondern eine klare Haltung…“

    Haltung erfordert aber Logig beim denken.
    Könnte es sein, das durch die Feminisierung aller wichtigen Entscheidungsstellen dort die Logig großteils verdrängt wurde und Entscheidungen, ab einen bestimmten Punkt der Quote nur noch nach Gefühl getroffen werden und es dann nicht mehr um Logig geht sondern nur noch darum, das es sich „richtig anfühlt“?

    • Nein. Haltung erfordert keine Logik beim Denken.
      Haltung ist das Festhalten an einer Ideologie. Da wird Nachdenken und Logik eher ausgeschaltet.

  • „UnsereDemokratie der Mitte“-Politiker sind dermaßen trunken vom Islam! Die Dummheit und Ignoranz ist kaum noch zu toppen! Der Islam kam nie in Frieden, kommt nicht in Frieden und wird auch niemals in Frieden kommen! Alles ist erlaubt was der Verbreitung des Islsm dienlich ist: Ungläubige dürfen bewußt belogen, betrogen, gequält, gefoltert, versklavt und sogar getötet werden. Auch die Schändung der ungläubigen Mädchen und Frauen ist nicht nur erlaubt, sondern begrüßt dies ausdrücklich! Pluspunkte für das Paradies mit 72 Jungfrauen (oder wie viel auch immer auf diese Helden warten werden).

  • Einen aufgeklärten, freiheitlichen Islam gibt es nicht und wird es auch nie geben, das ist ein Wunschdenken der Politiker. Diese Menschen sind gekommen um Europa zu islamisieren und nicht um sich anzupassen.

  • Der Westen denkt, es sei wie im Kindergarten: Wenn Mia lieb ist, dann ist auch Pia lieb. Das gilt für den Islam nicht: Wenn der Westen lieb ist, ist der Islam noch lange nicht lieb. Vielleicht tut er so, aber er denkt: Mein Gott, ist der Westen dumm. Wir werden für unser Entgegenkommen verachtet, sonst nichts.

Werbung