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CO2-Rechner

Interessenkonflikt im Umweltbundesamt? Fragwürdige Verflechtungen zu Klimalobbyisten

Der CO2-Rechner des Umweltbundesamts wirft Fragen auf: Bis vor kurzem waren fragwürdige Links zu Klimalobbyisten, die auch Klimaschutz-Produkte verkaufen, auf der Webseite aufgeführt – und wurden erst nach einer Anfrage der CDU entfernt. Das Umweltbundesamt schweigt zu dem Thema.

Erneut steht das Umweltbundesamt in der Kritik: Hat die Behörde mit Klimalobbyisten zusammengearbeitet?

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Nach dem Betrugsskandal rund um gefälschte chinesische Klimaprojekte (Apollo News berichtete) steht das Umweltbundesamt (UBA) erneut in der Kritik: Auf der offiziellen Website der Behörde wird ein CO2-Rechner zur Verfügung gestellt. Doch den betreibt nicht das UBA, sondern eine private Firma, die KlimAktiv gGmbH. Recherchen der Welt zeigen fragwürdige Vernetzungen der Behörde zu Klimalobbyisten – der Vorwurf eines Interessenkonflikts steht im Raum.

Auf den ersten Blick sollen sich Bürger mithilfe des Rechners lediglich den persönlichen CO2-Ausstoß anzeigen lassen. Erst bei genauerem Hinsehen wird ersichtlich, dass keine offizielle Behörde, sondern die KlimAktiv gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung des Klimaschutzes mbH hinter dem Betrieb steht – am Ende der Seite erfährt der Nutzer, dass „der CO2-Rechner von KlimAktiv mit Projektpartner ifeu“ betrieben wird.

Haupteigentümer und Geschäftsführer jener privaten Gesellschaft ist Stephan Schunkert – der zudem auch Haupteigentümer der KlimAktiv Consulting GmbH ist. Die Consulting-Tochter bietet unter anderem den „CO2-Rechner.PRO“ für Unternehmen an, die damit ihre individuelle Klimabilanz erstellen lassen können. Schunkert selbst gab an, dass seine Firma den UBA-Rechner im Auftrag der Behörde technisch betreibe. Daraus ergibt sich auch der Verdacht, über Umwege könnte durch den UBA-Rechner auf das Angebot der Consulting-Firma verwiesen werden – aus welchem Schunkert dann Gewinne schöpfen kann.

Gegenüber Welt wollte Schunkert zwar keine Angaben zu Umsatz und Gewinn des eigenen Unternehmens machen – sein im vergangenen Jahr gestiegenes Eigenkapital sowie sinkende Schulden deuten aber auf die Umsatzstärke der Consulting-Firma hin. Neben seiner Tätigkeit für KlimAktiv ist Schunkert auch in dem Verein „3 fürs Klima“ aktiv – wo zufälligerweise auch Michael Bilharz, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt, als Vorstandssprecher fungiert.

Bilharz ist laut Welt Dreh- und Angelpunkt der Verknüpfungen, denn: „3 fürs Klima e. V.“ ist eng mit KlimAktiv verbunden. Und ein gemeinsames Projekt der beiden Körperschaften mit dem Titel „KliX3“ wurde bis vor kurzem noch auf der Seite des UBA-Rechners aufgeführt. „Sie wollen Ihre CO2-Bilanzen über mehrere Jahre speichern und vergleichen und dabei das Umweltbundesamt bei seiner Forschung unterstützen?“, hieß es da. „Dann füllen Sie den UBA-CO2-Rechner direkt auf der Projektseite KliX3 aus und profitieren Sie von zusätzlichen Informationen, Angeboten und Anregungen.“

KliX3 soll Nutzern dabei helfen, klimaneutraler zu leben. Hier werden etwa persönliche Angaben „als wichtige Informationsbasis für besseren Klimaschutz“ wissenschaftlich ausgewertet und beispielsweise ein persönlicher Klimaplan erstellt. Helfen können beispielsweise Spenden an den Verein „3 fürs Klima“. Dafür bietet KliX3 einen CO2-Rechner an, der einen empfohlenen Spendenbetrag errechnet. „Gleichen Sie Ihre CO2-Emissionen aus“, heißt es dazu.

Brisant: Die Verlinkung auf das gemeinsame Projekt der KlimAktiv gGmbH und von „3 fürs Klima“ wurde kürzlich von der Webseite entfernt – kurz nachdem die fragwürdigen Verbindungen auch im Bundestag thematisiert wurden. Die Unionsfraktion ist auf die Verflechtungen aufmerksam geworden und stellte eine offizielle Anfrage an die Bundesregierung. „Das Umweltbundesamt wird mehr und mehr zur Skandalbehörde. Die Bundesregierung muss beim CO2-Rechner des Umweltbundesamtes dringend für Aufklärung sorgen“, betonte Steffen Bilger, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gegenüber der Welt.

Warum der Link gelöscht wurde, ob das UBA von den Verflechtungen mit KlimAktiv und „3 fürs Klima“ wusste und möglicherweise noch für die Bereitstellung der Webseite zahlte, ob Bilharz als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Behörde eine Freigabe für die Tätigkeit bei „3 fürs Klima“ benötigte und erhielt und wie es möglich ist, dass ein privates Unternehmen eine behördliche Webseite betreibt und damit möglicherweise Werbung für ein gewinnorientiertes Produkt macht – all diese Fragen blieben seitens der UBA gegenüber Welt unbeantwortet.

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Bilharz hält die Vorwürfe eines Interessenkonflikts jedoch für unbegründet. Er betont, dass es bei der Kooperation mit dem Verein „3 fürs Klima“ um reine Aufklärung ginge. Die Verlinkung sei unter Partnern üblich und „das Mindeste, was Kooperationspartner voneinander erwarten dürfen“, erklärte er. „3 fürs Klima“ habe zudem „2023 fast 25.000 Euro an Spendengeldern eingesammelt und weitergegeben. Nur etwa ein Prozent der Summe sei über die KliX-Plattform zustande gekommen“, so Bilharz. Außerdem seien keine Gelder von KlimAktiv an ihn geflossen: „Als zuständiger Mitarbeiter bin ich in Vergabeprozesse zum CO2-Rechner involviert, ohne allerdings Entscheidungsbefugnis zu besitzen“.

Auch auf die Kritik an den geänderten Berechnungsgrundlagen für das Heizen mit Holz ging er ein: Vor kurzem war die Berechnungsgrundlage des UBA-Rechners angepasst worden. Das Heizen mit Holz wird nun nicht mehr als klimaneutral, sondern als klimaschädlich bewertet. Diese Änderung hat heftige Kritik von Fachleuten der Forstwirtschaft ausgelöst. Vermutet wurde auch, dass die daraus entstehende schlechtere CO2-Bilanz die Nutzer dazu drängen soll, höhere Beträge zum Ausgleichen der eigenen Emissionen zu spenden – beispielsweise an „3 fürs Klima“.

Bisher galt Holz, da es als nachwachsender Rohstoff zur Verfügung steht, als klimafreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen. Bilharz erklärt gegenüber der Welt, dass die Methode weiterhin transparent einstellbar sei und der Nutzer selbst entscheiden könne, ob er Holz als klimaneutral einstufen möchte.

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