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Harris lügt, nur Trump wird korrigiert: Republikaner beklagen unfaire Moderatoren nach TV-Debatte

Harris schlägt sich gut gegen Trump - der muss sich neben der Vizepräsidentin auch gegen zwei Moderatoren verteidigen. Nach der Debatte beklagen die Republikaner eine 3-gegen-1-Situation.

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Der ehemalige US-Präsident Donald Trump geriet am Dienstagabend während seiner Debatte mit der Vizepräsidentin Kamala Harris wiederholt in die Defensive. Die Republikaner regten sich über die wiederholten Faktenchecks gegen den Republikaner auf, während Harris auch Falschdarstellungen unwidersprochen tätigen konnte.

Es war keinesfalls eine Wiederholung der Biden-Trump-Debatte, die Trump dominiert hatte: Harris war vorbereitet, gecoacht, wach und schlagfertig – ganz anders als der alte, amtierende US-Präsident vor rund zwei Monaten. Der 78-jährige Trump musste nicht nur auf Harris‘ wiederholte und gezielte Angriffe auf seinen Stolz und seine Politik reagieren, sondern auch auf zwei Moderatoren, die ihm Paroli boten.

Harris kommt mit vielem durch

Die Moderatoren, David Muir und Lindsey Davis, waren eifrig dabei, jede Äußerung von Trump einem Faktencheck zu unterziehen. Als Trump etwa behauptete, die Kriminalität in den USA steige aufgrund der Migranten, die unter Harris‘ Aufsicht ins Land gelassen wurden, warf Muir ein: „Präsident Trump, wie Sie wissen, sagt das FBI, dass die Gewaltverbrechen insgesamt zurückgehen.“

Die beiden Journalisten griffen etwa auch ein, als er sagte, dass Biden Harris geschickt habe, „um mit Selenskyj und Putin zu verhandeln, und das hat sie getan, und drei Tage später begann der Krieg – das ist die Art von Talent, die wir bei ihr haben“, sagte er über Harris, der im Februar 2022 nach Europa entsandt wurde, um zu versuchen, den Einmarsch des Kremls in Kiew zu verhindern. Moderator Muir fragte Harris direkt: „Vizepräsident Harris, haben Sie jemals Wladimir Putin getroffen?“ – woraufhin die Demokratin dies als eine von Trumps „Lügen“ bezeichnen konnte.

An anderer Stelle griff die Moderatorin von „World News Tonight Sunday“, Linsey Davis, ein: Nachdem Trump sich auf die Äußerungen des ehemaligen demokratischen Gouverneurs von Virginia, Ralph Northam, aus dem Jahr 2019 über die Abtreibung von Babys nach der Geburt bezogen hatte, die Teil eines längeren Kommentars des ehemaligen Präsidenten über seinen Glauben an die Autonomie des Staates und den legalen Zugang zu diesem Verfahren in Fällen von Vergewaltigung, Inzest und der Gesundheit der Mutter waren. „Sie können sich den Gouverneur von West Virginia ansehen, den vorherigen Gouverneur von West Virginia … er sagte, ‚das Baby wird geboren und wir werden entscheiden, was mit dem Baby zu tun ist. Mit anderen Worten, wir werden das Baby hinrichten“, sagte Trump. „Die Demokraten sind darin radikal.“

„Es gibt keinen Staat in diesem Land, in dem es legal ist, ein Baby nach der Geburt zu töten“, sagte Moderatorin Davis, nachdem Trump geendet hatte, und erntete damit den Aufschrei der Konservativen, die zurecht darauf hinwiesen, dass es in sechs Staaten und in Washington D.C. derzeit keine Einschränkungen für dieses Verfahren gibt.

Vizepräsidentin Harris legte unterdessen einen weitaus stärkeren Auftritt hin als der des Präsidenten Biden im Juni, der die Befürchtungen der Demokraten vor einem Erdrutschsieg Trumps schürte. Die ehemalige Staatsanwältin vermied größere Patzer und wich potenziell schädlichen Fragen zu ihrem Werdegang und ihrer Haltung zu einer Reihe wichtiger Themen aus. Die Vizepräsidentin wurde von ihrem Gegner unterstützt, der sich als unfähig erwies, sich zu wehren, als Harris die Trump-Strategie der „Lügen, Beschwerden und Beschimpfungen“ gegen ihn einsetzte, wie sie es nannte.

Ein Beispiel: Nachdem Harris Trump beschuldigt hatte, die Republikaner im Capitol Hill dazu gebracht zu haben, ein Gesetz zur Grenzsicherung zu verhindern – gleichzeitig behauptete sie, dass Trumps Kundgebungen nicht mehr so actionreich und bahnbrechend seien wie früher. Anstatt auf den Angriff in der Sachfrage zu reagieren, verteidigte Trump seine Showeinlagen mit den Worten: „Die Leute gehen nicht zu ihren Kundgebungen. Es gibt keinen Grund, dorthin zu gehen. Und die Leute, die hingehen, werden von ihr eingeschleust und dafür bezahlt, dort zu sein“. „Die Leute gehen nicht [von meinen Kundgebungen] weg“, fuhr der ehemalige Präsident fort. „Wir haben die größten Kundgebungen, die unglaublichsten Kundgebungen in der Geschichte der Politik.“

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Im Vorfeld der Debatte konzentrierten sich die Republikaner auf Harris‘ enge Freundschaft mit Dana Walden, einer leitenden Führungskraft im Disney-Konzern, zu dem auch ABC News gehört – viele stellten die Unparteilichkeit des Senders infrage. Diese Befürchtungen schienen berechtigt zu sein, denn in der Debatte ging es nur kurz um Harris‘ Verfehlungen einschließlich einer Reihe politischer Kehrtwendungen in Bezug auf Positionen aus ihrer Präsidentschaftskandidatur 2019 – wie frühere Versprechen, private Krankenversicherungen abzuschaffen, illegale Grenzübertritte zu entkriminalisieren, Fracking zu verbieten und den Verkauf neuer benzinbetriebener Autos bis 2035 zu verbieten – sowie um ihre Rolle als Präsident Bidens Beauftragte für die Verringerung der illegalen Einwanderung, die dann in den ersten drei Jahren ihrer Rolle als sogenannte „Grenz-Zarin“ auf jährliche Rekordwerte anstieg.

Gegen Ende der Debatte teilte ein Sprecher der Trump-Kampagne einem Reporter der New York Post mit: „drei gegen eins“, was sich auf die Dynamik der Debatte bezog. Trump-Verbündete und republikanische Kommentatoren schäumten vor Wut und stellten schnell eine lange Liste verpasster Gelegenheiten für Muir und Davis zusammen, Harris zurechtzuweisen: Unwahrheiten von Harris, die unwidersprochen blieben, waren zum Beispiel ihre Bemerkung, dass Trump mit einem „Blutbad“ drohe, wenn er die Wahl verliere, obwohl sich der Kontext dieser Bemerkung auf die US-Autoindustrie bezog, oderdie Berufung auf seine Aussage aus dem Jahr 2017, dass es auf beiden Seiten der Unruhen in Charlottesville „sehr gute Menschen“ gegeben habe, obwohl der Ex-Präsident klargestellt hatte, nicht die Neonazis gemeint zu haben.

Diverse weitere Fälle zeigen, wie unausgeglichen die Moderatoren prüften und eingriffen: „David Muir ist außer Kontrolle“, schrieb der konservative Aktivist Tom Fitton – „das sind keine Faktenchecks, das sind Angriffe.“ Auch über ein Urteil des US Supreme Courts, dass Trump angeblich unbegrenzte Immunität im Amt garantierte (lesen Sie hier mehr), sprach Harris irreführend – die Moderatoren griffen nicht ein. „Harris hat gerade über das Supreme-Court-Urteil gelogen – null Faktenchecks von den Moderatoren, die Trump mehrmals gecheckt haben. Schlechter Eindruck von ABC News“, schrieb der konservative Kommentator AG Hamilton.

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