Nach ARD-Auftritt
Hallervorden reagiert auf Kritik nach angeblichem Rassismus-Vorfall: „Woke Menschen verstehen keine Satire mehr“
Dieter Hallervorden hat auf die Rassismus-Vorwürfe nach seinem veränderten „Palim Palim“-Sketch reagiert. Er kritisierte die „Wokeness“, der es an Mut mangele, wirkliche Missstände anzugehen.
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Die deutsche Schauspieler-Legende Dieter Hallervorden hat sich zu den Rassismus-Vorwürfen gegen ihn geäußert. Der 89-Jährige hatte in einer ARD-Jubiläumsshow seinen berühmten Sketch „Palim Palim“ aufgeführt und darin die Wörter „Zigeunerschnitzel“ und „Negerkuss“ verwendet. Was folgte, war große und heftige Kritik aus deutschen Medien. So warfen die Zeit und der Stern dem Komiker fehlende Sensibilität vor, die Zeit sprach gar von einem rassistischen Ausfall.
„In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern gerade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt“, sagte Hallervorden der Nachrichtenagentur dpa zu den kritischen Medienberichten über sich. Auf der Social-Media-Plattform Instagram äußerte sich der 89-Jährige dann noch einmal ausführlicher zu den Vorwürfen. Dort schrieb er: „Satire wird nicht mehr verstanden (…) Es herrscht Verwunderung darüber, wieso die ARD diesen Moment unzensiert zuließ. Gut so!“, so Hallervorden. Dazu schrieb er weiter: „1. Ich will auf kein Gleis gestellt werden, 2. Ich möchte nicht zensiert werden. DANKE, ARD“.
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Pressevertretern, die eine Stellungnahme forderten nach dem „Tatvorwurf“, wie Hallervorden die Empörung über seinen Sketch nennt, hätte er Folgendes geantwortet, so Hallervorden: „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt.“
„In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern, gerade nicht in Mode ist“, würde man sich über einen Komiker ereifern, kritisiert Hallervorden. „Uiuiuiui, ich habe dies gesagt und das gesagt und das darf man heute alles nicht mehr tun, das habe ich irgendwie verpeilt und nun sitze ich im Bau“, schreibt Hallervorden, um daraufhin nachdenklich zu werden: „Wer weiß, vielleicht könnte das durchaus bald passieren, weil solche Bestrafung von den wirklichen Verfehlungen unserer Zeitenwende ablenkt“.
Wenn Wokeness „Wachsamkeit für Missstände“ bedeutet, so Hallervorden, „so wäre es wünschenswert, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Realsatire unserer Zeit lenkt, die leider gar nicht satirisch gemeint ist, sondern mit feierlichem Ernst verkündet wird“, schreibt der 89-Jährige.
Als Beispiel hierfür führt er an, dass die Bundesregierung „gerade den Tod von Tausenden von jungen Menschen billigend in Kauf“ nehme und darüber nachdenke, „dass die Streitkraft um 70.000 Soldat:innen erweitert werden müsste, denn die Nato hat letzte Woche ausgerechnet, dass an der „Ostfront“ täglich 5000 Soldat:innen sterben werden“. Eine Satire mit Regierungsbeamten im Knast würde, so Hallervorden, vermutlich auf dem Index stehen und Formulierungen wie „Kanonenfutter an der Ostfront […] im Zuge unseres neuen Demokratie-Verständnisses“ verboten sein, so Hallervorden mutmaßend.
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Wenigsten noch einer der den Irrsinn nicht mitmacht, und sagt, was gesagt werden muss. Vielen Dank, und ich hoffe, er hat genügend Bademäntel zu Hause.
Als ich erfahren habe das wegen sowas die Bevölkerung echauffiert ist, wurde mir erneut klar das mit dieser Gesellschaft kein Staat mehr zu machen ist.
“Das Ziel des Lebens besteht nicht darin, auf der Seite der Mehrheit zu stehen, sondern zu vermeiden, sich in den Reihen der Wahnsinnigen wiederzufinden“
Marcus Aurelius
(121-180 nChr)
Didi krönt seine Karriere.
Jedes mal, wenn man mir sagt, ich sei nicht gesellschaftsfähig, werfe ich ein Blick auf die Gesellschaftund und bin überaus erleichtert.
Hätte Hallervorden einen Angriff auf die AfD geführt, wäre er als kluger Satiriker in einen tollen Sendung gefeiert worden.
„Woke Menschen verstehen keine Satire mehr“
Nein. Die verstehen rein gar nichts mehr. Die haben an der Weggabelung die falsche Richtung genommen. Man kann ihnen aber zu Gute halten: Sie bemühen sich auch nicht, irgendetwas zu verstehen.
Didi,guter Mann
Um Satire zu verstehen, muss man in der Lage sein, „um die Ecke zu denken“. Das erfordert eine gewisse Flexibilität des Denkorgans sowie die Fähigkeit, einen Perspektivwechsel in der Betrachtung vorzunehmen.
Das beinhaltet Fähigkeit zur Selbstkritik ebenso wie die Eigenschaft, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und nicht zu glauben, man sei im Alleinbesitz der Deutungshoheit über alle Begriffe.
Anders gesagt: Man muss einstecken können.
Es ist allerdings zu beobachten, dass der allgemeine Denkvorgang bei vielen Menschen immer mehr in engen Korridoren und unter dem Gebrauch von 2 Schubladen erfolgt. Wer gut und wer böse ist, wird vorher genau definiert, ebenso das Sagbare und nicht Sagbare. Und was nicht mehr gesagt werden darf, wird dann eben gar nicht erst gedacht.
Vielleicht ist das ein Lösungsansatz, warum Satire heutzutage nicht mehr verstanden wird?
Der Mann macht mit seinen 89 Jahren noch allen was vor. Respekt Didi!