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Haushaltsengpässe

Gewerbesteuereinnahmen brechen ein: Automobilkrise stellt deutsche Kommunen vor finanziellen Ruin

Die Automobilkrise stürzt viele Städte in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Rückläufige Steuereinnahmen führen zu Haushaltsengpässen, deren Folgen letztlich die Bürger tragen müssen – in Form von Leistungskürzungen und steigenden Gebühren.

Auch das ostdeutsche VW-Werk in Zwickau ist durch eine schwache Nachfrage nach E-Autos belastet (Symbolbild)(IMAGO / Sylvio Dittrich).

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Die anhaltende Krise der deutschen Automobilindustrie – insbesondere die Absatzflaute bei den E-Autos – hinterlässt zunehmend auch in den Kommunen sichtbare Spuren. Sinkende Unternehmensgewinne und rückläufige Auftragsvolumen bei großen Autoherstellern und Zulieferern führen dazu, dass diese deutlich weniger Gewerbesteuern entrichten.

Besonders betroffen sind Städte, deren Wirtschaft stark vom Automobilsektor abhängt – darunter Stuttgart (Mercedes-Benz und Porsche), Wolfsburg (Volkswagen), München (BMW), Ingolstadt (Audi) und Friedrichshafen (ZF).

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Am Beispiel Stuttgart lässt sich der Ernst der Lage besonders deutlich erkennen: Im Doppelhaushalt 2026/27 klafft trotz umfangreicher Sparmaßnahmen eine gravierende Finanzierungslücke. Wie stark die Gewerbesteuereinnahmen derzeit einbrechen, ist bemerkenswert: Die bislang vor allem von Porsche und Mercedes-Benz getragenen Zahlungen sollen der Stadt zufolge von rund 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf nur noch etwa 850 Millionen Euro in diesem Jahr zurückgehen. 

Besonders dramatisch ist die Situation in Weissach, wo sich das Porsche-Entwicklungszentrum befindet. Statt der ursprünglich erwarteten 65 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen für 2025 rechnet die Gemeinde nur noch mit rund drei Millionen Euro. Auch Sindelfingen, das wirtschaftlich eng mit Mercedes-Benz verbunden ist, muss erhebliche Einbußen hinnehmen – die Einnahmen sollen um etwa ein Viertel auf 148 Millionen Euro sinken.

Die Stadtverwaltung erklärte dazu: „So wie Stuttgart in wirtschaftlich starken Zeiten insbesondere von der Automobilindustrie und ihren Partnern profitierte, schlagen Rückgänge bei Umsatz und Export sich jetzt direkt auf die städtischen Finanzen nieder.“

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Auch am Volkswagen-Hauptsitz in Wolfsburg hat sich die Lage in den letzten Jahren massiv verschärft. Bereits im Jahr 2024 sanken die Gewerbesteuereinnahmen um 40 Prozent auf 151 Millionen Euro, und auch für 2025 wird mit einem weiteren Rückgang gerechnet.

Einst galt Wolfsburg als schuldenfreie Vorzeigestadt, die in wirtschaftlich guten Zeiten Rücklagen für Krisenphasen bilden konnte – doch diese Reserven sind inzwischen vollständig aufgebraucht. Bis 2029 rechnet die Kommune mit einem Kreditbedarf von rund 455 Millionen Euro.

„Die Gewerbesteuer ist und bleibt die zentrale Einnahmequelle der Stadt, weshalb wirtschaftliche Rückgänge beim Volkswagenkonzern und bei Unternehmen der Zuliefererbranche erhebliche Auswirkungen auf den Haushalt haben“, teilte ein Sprecher der Stadt in einer Stellungnahme mit.

Dass sinkende Steuereinnahmen in großen Automobilstädten gravierende Folgen haben, ist logisch, denn sie gehören mitunter zu den wichtigsten Finanzierungsquellen. Sie sichern zentrale Ausgaben für Infrastruktur, Bildung, Kultur, soziale Einrichtungen und andere öffentliche Aufgaben.

Brechen diese Einnahmen weg, bleibt den Städten kaum Handlungsspielraum: Sie müssen Zuschüsse kürzen, Leistungen einschränken und Gebühren erhöhen – etwa für Kitas, Müllabfuhr oder Schwimmbäder – um so ihre Haushalte zu stabilisieren.

In Schwäbisch Gmünd zeichnet sich genau dies aktuell ab: Der Angestellte Behzat Koras, der bei einem kleinen Automobilzulieferer beschäftigt ist, schilderte im Gespräch mit dem SWR, dass die Kita-Gebühren in den vergangenen Jahren stetig gestiegen seien. Für die Betreuung seines zweijährigen Sohnes in einer städtischen Kindertagesstätte – sieben Stunden täglich – zahlt er aktuell 635 Euro im Monat. Der Höchstsatz für eine Betreuung von zehneinhalb Stunden liege mittlerweile bei über 900 Euro, so Koras.

Stadtkämmerer René Bantel erklärte gegenüber der Tagesschau, dass die ausbleibenden Gewerbesteuereinnahmen der Hauptgrund für diese Entwicklung seien: „Die bringen nur noch rund fünf Prozent der Gewerbesteuereinnahmen aktuell. Früher lag der Anteil bei einem Drittel bis 50 Prozent.“

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61 Kommentare

  • Na, na, na…ich möchte bitte keine Tränen in den Rathäusern sehen. Auch dort sitzen Leute mit den passenden Parteibüchern. Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen…liebe Bürgermeister und Oberbürgermeister von SPD, CDU und Grüne…

    • Entweder war es so gewollt oder es ist aus Dummheit und Verblendung nicht gesehen worden, wohin diese „Transformation“ führen wird.

      • Man sollte von Dummheit und Verblendung abstand nehmen, denn es ist „Vorsatz“!

        5
      • Degrowth und Deindustrialisierung waren und sind erklärte Ziele der Grünen…

        4
    • Exakt….

    • Was glauben sie wer die fehlenden Gelder Aufbringen muss ? Mit Sicherheit niemand in den Rathäusern . Bin mal gespannt wann z.b das letzte Hallenbad in Deutschland schließen wird und wir beheizte Freibäder nur noch aus Geschichten von 1000 und einer Nacht kennen werden !!
      Und das schlimme ist das bei den Altparteien überhaupt kein einsehen dieser Fehlentwicklungen auch nur Ansatzweise zu erkennen ist !!
      Nicht einmal Merz und seine Stadtbild Aussage kommen den wirklichen Problemen auch nur ansatzweise nahe ! Und dafür drehen sie im linken Milieu schon frei !!

    • Pleite?
      Da kommt Freude auf.
      Die rot-grün-schwarze Versiffung zeigt ihre verzweifelte Fratze.

    • Was für ein Unsinn … Leuten die Schuld für Etwas zu geben, an dem sie nicht ansatzweise Schuld sind!!!

      Wie war Das mit dem „Pech beim Denken“?

      -13
  • Die Gewerbesteuer bricht ein – Überraschung nur für jene, die die Leitbranche mit Verbotspolitik, Rekordenergiepreisen und Vorschriftenkaskaden jahrelang abgewürgt haben. Wer den Motor der Volkswirtschaft mit Zucker im Tank sabotiert, darf sich nicht wundern, wenn die Kommunen liegen bleiben. Statt Planungssicherheit gibt’s Förderanträge, statt Industriepolitik Moralpredigten – Haushaltslöcher heißen jetzt „Transformation“. Ideologie rechnet nicht, sie kostet – zuerst die Städte, am Ende jeden Bürger.

    • Habe heute den Manuel Hagel Spitzenkandidat BW bei Welt gehört !!
      In der CDU leiden tatsächlich alle an Realitätsverweigerung . Er hat sich über die AFD ausgelassen als Job Wirtschafts und Wohlstandskiller !!
      Wer hier in Deutschland was killt kann eigentlich Derzeit wohl kaum eine ernstzunehmende Frage sein . War es nicht die Union unter anderem mit dem Atomausstieg der Energiewende mit vulnerabler Stromerzeugung massiven CO2 Abgaben und Verbrenner aus ??? Oder die AFD die bisher noch nicht falsch machen konnte !!

    • Wenn immer noch Milliarden von unserem Steuergeld in die Ukraine, nach Gaza und überhaupt in alle Welt verschenkt wird … kann es so schlimm noch nicht sein.
      Das muss erst noch sehr viel schlimmer kommen, bevor die in der Regierung mal was merken und wenn der Bürger wieder auf die Straße geht.

  • Ach was , hatte es nicht geheißen die Umstellung auf E Autos würde eine Erfolgsstory Gewerkschaften etliche Politiker glauben das ja immer noch

    • Gleiches betreffend die Stahlindustrie.
      Gleiches betreffend die Chemieindustrie. Das einst steinreiche Ludwigshafen z. B. ist zum verwrackten Shithole verkommen.

    • Für eine Kugel Eis

    • Wenn es das Ziel ist Dummland komplett zu ruinieren, ist es tatsächlich eine riesige Erfolgsstory. Das hätte man kaum besser einfädeln können.

  • Nebenbei
    Dabei verdiente der ehemalige WDR-Intendant Tom Buhrow, der Ende 2024 aus seinem Amt ausschied, mit einer Grundvergütung von 427.900 Euro am meisten.
    Im Vergleich zum Vorjahr hat sich sein Einkommen um rund 15.000 Euro erhöht.
    Auf dem zweiten Platz folgt SWR-Intendant Kai Gniffke mit einem Jahresgehalt von 392.530 Euro.
    Norbert Himmler vom ZDF schließt mit einem Verdienst von 382.560 Euro auf dem dritten Platz ab.
    Zusätzlich zu den Grundgehältern erhalten die Führungskräfte Sachbezüge und Aufwandsentschädigungen für Annehmlichkeiten wie etwa Dienstwagen.
    https://www.t-online.de/unterhaltung/tv/id_100964414/ard-und-zdf-veroeffentlicht-gehaelter-sechsstellige-summen-sind-standard.html

    • Hört ja nicht auf. Pension in ähnlicher Höhe bis zum Lebensende. Könnten die nicht ein paar Jahre länger arbeiten? So als Beitrag zum Sparen.

  • Ein Unternehmer der immer weniger Einnahmen hat, kürzt bei den Personalkosten. Nun kann man einen OB ja nicht entlassen, aber man könnte die OB Gehälter an die Einnahmen knüpfen…

    • Wie dumm kann man sein?
      Als ob es die Aufgabe eines OB wäre, die städtischen Einnahmen zu „erarbeiten“!

      -20
      • Lol, na du bist ja ne ganz helle Kerze….

        3
  • Zwischen 635 und 900 Euro für Kinderbetreuung, abzüglich vom Nettolohn.
    Da kann sich arbeiten doch überhaupt nicht mehr lohnen.

    • Wie soll sich Arbeit überhaupt noch lohnen, wenn 3/4 des Lohns für Steuern und Abgaben drauf gehen?

  • Kindergartenplätze sollten kostenlos sein.

  • Es ist der perfekte Sturm, dessen Anfang wir gerade spüren.

  • Da gibt es nur eine logische Konsequenz; mehr eAutos bauen, sofortiges Verbrennerverbot und höhere Energiesteuer!

  • Um die Folgen dieser „Proaktiven“ Politik und Politiker abzuschätzen, braucht es keine millionenschwere Studien, die sich gar über Jahre hinwegziehen und auch keiner „schlauen NGOs“ 😉

  • Lautete der Slogan nicht „Deindustralisierung“ ?

  • Wieso die Aufregung, die Leute wählen und wollen es doch so, dafür entstehen doch viele neue Stellen im öffentlichen Dienst und bei Meldestellen. Kein Mitleid!

  • Den Gürtel enger schnallen und Haltung zeigen.

    • Und Wohlstand neu denken, yeah.

  • Wie die Städte dann aussehen kann man an Leverkusen sehen nachdem die Steuerzahlungen eines grossen Chemiekonzerns ausblieben.
    Mehrfach auch schon im Fernsehen und bei yt zu finden

  • Erinnert sich noch jemand an Detroit? Früher (vor ein paar Jahren..) noch „Motor City“ genannt.
    Das ist 1:1 was Deutschland bevorsteht!

    • Ja leider … ;-(

    • Im Vergleich zur VW Pleite war das bei GM ein fröhlicher Sonntagsspaziergang.

  • Das hat ja niemand niemals je nicht kommen sehen. Wo doch Strom aus der Steckdose kommt, und Steuereinahmen von der Regierung!

  • Kommt als nächstes: Grundsteuer kräftig erhöhen. Dem kann keiner ausweichen.

  • Ist doch klar, dass das passiert.

  • Dekadenz im Denken und Handeln muss man sich leisten können.

    Wenn man aber für all den Klima-Gaga auf Einnahmen angewiesen ist, die ANDERE erwirtschaften, sieht es schnell ziemlich finster aus.

    • Lars freut sich doch gerade ein Bein ab, dass sooo viele Steuern reinkommen und er kann sich gar nicht erklären, wie das von statten geht.

  • Waaaas die Gewerbesteuer bricht ein? Konnte ja keiner ahnen 🤭🤭🤭🤭🤭
    Wer mutwillig Industriezweige – egal ob Auto, Chemie usw. zerstört, darf sich nicht wundern, wenn er auf sichere Einnahmen verzichten muß, die Frage wird sein: wie will Deutschland seinen Sozialstaat erhalten, wenn immer weniger eingezahlt und mehr ausgegeben wird.
    Ich befürchte die Konten der Privathaushalte werden bis auf’s letzte geplündert.

    • …in Frankreich reden sie auch davon…sie wollen alle an unser Erspartes. Ein
      “ Vorschlag „aus Brüssel !

  • Ach, Freunde.
    Alles nicht so schlimm.

    Die Gewerbesteuereinnahmen sind doch nicht weg.
    Die hat halt jetzt nur jemand anders.

    Energie- & Weltwetter-Politik obsiegt!
    Grund für Jubel, oder nicht?

    Immer schön so weiter wählen.
    Dann klappt’s auch mit der Wirtschaft.

  • Konnte ja keiner ahnen…

  • Kann nicht sein der Bund rechnet mit Mehreinnahmen. Nachdem Finanzierung der NGOs kann er vielleicht den Kommunen aushelfen.

  • Wenn uns doch bloß jemand gewarnt hätte…

  • Müsst ihr die Ausgaben der Kommunen senken. Ihr wisst ja, wo.

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